Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2017)
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Du neben mir
Großer Andrang in der Sneak, tolle Trailer vor dem Film und letztlich ein Teenie-Drama der bittersüßesten Sorte.
Als ich den Titel las, dachte ich zunächst an Nicolas Sparks; hinterher wünschte ich mir, es wäre so gewesen.
Die 18jährige Maddie lebt von der Außenwelt isoliert (dafür in einem Haus mit großen Fenstern). Der Grund dafür ist eine sehr seltene und komplizierte Form eines Immundefekts (SCID). Schon die kleinste Bakterie könnte ihren Tot bedeuten.
So exisitiert die Welt um sie herum in Form von Internet, Fernsehen, Büchern und den einzigen Menschen Mama (und Ärztin), Krankenschwester, sowie Tochter der Krankenschwester.
Jede von ihnen betritt das Haus durch eine Desinfektionsschleuße…
Eines Tages zieht nebenan eine neue Familie ein und Maddie fällt dabei sofort der etwa gleichaltrige Olly auf. Als sich ihre Blicke durch das große Fenster treffen, wird dem Zuschauer Angst und Bange, bei der Gewissheit, wohin der Film sich bewegen wird.
Tatsächlich aber sind die ersten etwa 30 Minuten des Films die Stärksten an ihm (sofern wir „stärkste“ nicht als stark verstehen). Das erste Kennenlernen via Whatsapp (oder Whatsever) ist nicht ungewöhnlich. Der erste versuchte Besuch Olly´s wird kurzerhand von der Mutter an der Schleuße niedergeschmettert (auch hier ahnt man, was sich wie entwickeln könnte), also funktioniert der Kontakt zueinander bloß via Handy oder Internet. Eine Slapstick-Einlage von Kinderzimmerfenster zu Kinderzimmerfenster darf hier auch nicht fehlen. Schnell merkt man, dass sich beide Hauptdarsteller nicht zu schade sind, sich zum Affen zu machen.
Nachdem für beide der Kontakt via sozialem Netzwerk eindeutig zu wenig ist, wendet sich das Stimmungsbild des Films.
Bis hierhin hat man ein Thema mit Potential, das in seiner Erzählform jedoch massive Patzer aufweißt (Zeitsprünge von einigen Tagen oder Wochen kann der Zuschauer nur erahnen, wenn Maddie zwischendurch ihre kurzen Gedanken in ihrem Blog wiedergibt).
Für die Liebe und den einzigen perfekten Tag ist Maddie bereit, alles zu opfern… ja, und ab hier braucht man Nerven wie Stahlseile.
Szenen zum Fremdschämen reihen sich aneinander, die Dialoge sind derart übel und unsinnig, dass man glaubt die Theater AG der 9-Klasse hätte sie geschrieben (ok, wäre es so, würde ich sie andersherum dafür loben -> bitte nicht falsch verstehen).
Das ohnehin schon hohe und Zeitleugnende Erzähltempo wird nochmals erhöht, für die 18 jährige Maddie, die in ihrem Leben noch keinen Fuß vor die Tür gesetzt hat sind Dinge wie Flugzeug und Urlaub Buchen, Check-In, Check-out, usw. usf. das Normalste der Welt. Allein in diesen Momenten (endlich die Welt außerhalb des Fensters erLEBEN zu können) hätte man etwas Großes schaffen können. Präsentiert wird es (ihr ahnt es schon) im 2 Minuten HuschHusch Tempo, wichtig sind ja andere Dinge… ja, wenn sie dem Zuschauer auch nur halb so wichtig wären wie den 18 jährigen Verliebten.
Klar, für die zwei sind diese Stunden das Größte der Welt. Aber mal ehrlich: Wer von uns würde die erste große Liebe seiner Tochter / seines Sohnes filmen und dann ins Kino bringen? Hierfür fehlt es eindeutig an zu Vielem – zuallerst und am schmerzlichsten an einer gesunden Erzählstruktur und dem Setzen eines Themenschwerpunktes.
Ob dem Zuschauer nun tatsächlich der Mächtige und unausweichliche „Oh nein! Das darf nicht sein!“ Moment erwartet, sei mal dahingestellt. Der aufmerksame Zuschauer, der innerlich darum fleht, etwas mehr Hintergrund in die Geschichte zu bekommen, errät recht schnell, wohin die Reise gehen wird.
Schockierend? Hätte so sein können, wird es aber nicht. Warum? Erzähltempo, fehlende Tiefe der Figuren / Handlung / Hintergründe, fehlendes Festlegen auf einen Plot (Krankheit – Leben mit der Krankheit – Sehnsucht nach dem Leben ohne Krankheit… etc. -> es wäre doch so Vieles möglich gewesen)
Was bleibt ist ein Teeniedrama, das sich vermutlich so wichtig nimmt, wie es einst „Love Story“ mal war, bis auf zwei oder drei sehr gelungene Szenen ist es aber nur ein dahingerotztes „Hab mal was von SCID gehört, aber darum soll´s ja nicht gehen“-Filmchen. Viele mögliche Höhepunkte werden qualvoll banal dargestellt, ein WOW-Effekt, der den ersten WOW-Effekt noch toppen soll und am Ende doch keiner ist.
Im Grunde steht es über allem: Ein Film, der ein Guter sein will und es doch nicht ist.
Wie anfangs erwähnt: Hätte Herr Sparks seine Hände im Spiel gehabt, ich wäre hinterher ein Glücklicher Zuschauer gewesen (vermutlich…
)
Nicht ganz sooo langweilig wie „Loving“, im Verhunzen von Potential in diesem Jahr jedoch unerreicht!
2/10 (OK, der Badeanzug hebt den Film auf 3/10)