DerSchweiger
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14. Juli 2025 um 22:51 #252404
Homestead [Sneak Preview]
Zwei Terroristen auf einem kleinen Kutter zünden vor der Küste Amerikas eine Atombombe.
Hui, ab hier sicher die üblichen „The day after“ Zitate… man darf gespannt sein.Tatsächlich hat man bei diesem Szenario sofort zerstörte Häuser und Landstriche vor Augen. Menschen fliehen schreiend und bleiben im Chaos auf den Highways stecken. Plünderer ziehen durch das Land, jeder ist sich selbst der Nächste.
Von all dem sehen wir hier so gut nichts.Nachdem Jeff in den Nachrichten vom Knall der Atombombe erfährt, fährt er mit seiner Patchwork Familie rasch zum riesigen Anwesen von Ian. Der reiche Mann hat für den Fall der Fälle vorgesorgt und auf seinem Grundstück eine autarke Infrastruktur aus Solarenergie, Getreidesilos und Plantagen angelegt.
Um sie in unsicheren Zeiten gesichert zu wissen, benötigt er die Hilfe von Jeff und seinem Söldnerkommando.
Neben Jeff und Familie findet noch Ians Schwester samt Anhang Zuflucht.
Nun gilt es, die Tage des Aufruhrs zu überstehen.Während die Männer auf dem Stützpunkt die Rationen der Vorräte im Auge behalten und die Grenzen zum Grundstück sichern, fühlen sich die Frauen unwohl. „Wenn wir so viele Vorräte haben, warum holen wir dann nicht die Überlebenden zu uns herein?“
Ja gut, da ahnt man rasch die Thematik des Films.Fortan erleben wir die Damen und Herren häufiger in Dialogen über „Wir müssen uns schützen“ vs. „Wir müssen die Welt zu uns hereinlassen“. Das ermüdet, denn es passiert drumherum irgendwie gar nichts.
Die Menschen, die vor dem Chaos im Land fliehen und Zuflucht in der „Arche“ Ians suchen, campen vor dessen Grundstück und warten still und höflich, bis sie dann vielleicht doch eingeladen werden. Falls nicht, tja… wer weiß.
Die Stimmung ist absolut friedlich, da brennen auf dem Campingplatz bei Wacken mehr Lagerfeuer.Die einzige Bedrohung geht von eimem Politiker der Stadt aus, der zunächst einen Strafzettel für zu wenig aufgestellte Dixie-Klos ausstellt, um später mit einem SWAT-Team Lebensmittel für die Stadt zu verlangen – diese abzugeben sei schließlich Ians Pflicht.
Dazu gibt es eine harmlose Teenie-Romanze und im letzten Drittel gibt es dann ein Treffen mit Gott.
Letzteres war nur eine Frage der Zeit, schließlich wurde der Film von den Angel Studios produziert. Das alles erklärt dann auch die deutlich spürbar angezogene Handbremse. Außer zwei Menschen, die sich unmittelbar nach der Atombombe vor einem Kaufhaus um Toilettenpapier streiten, gibt es im Grunde keine Handgreiflichkeiten.
Das Einkaufszentrum wird aus Gründen der Apokalypse geschlossen, die davor wartenden Menschen zucken mit den Schultern und fahren dann eben wieder nach Hause.Und so werden im Zeichen des Terrors beinahe alle Menschen als vernunftbegabt geschildert – außer eben Jeff, der mit seinen Waffen „das Böse zu uns brachte“ – wie Ians Frau aus dem Off schildert.
Die Auflösung des Films ist dann so christlich wie naiv. Immerhin wissen wir dann, dass mit der Aufnahme von Flüchtlingen das Problem des Fachkräftemangels schwuppdiwupp gelöst wird.
Und die Menschen halten sich an den Händen und teilen ihr Brot.Gut, in diesem kleinen Mikrokosmos eines großen Grundstücks in Amerika mag das noch so passen. Das offensichtliche Bildnis der politischen Lage weltweit wird in dieser Form wohl eher nicht befriedet werden.
Aber möglicherweise interpretiere ich da zu viel herein und „Homestead“ richtet sich ausschließlich an die amerikanische Bürgerschaft.Ach: Ich vergaß zu erwähnen, dass zu Beginn des Films Jeffs Pflegetochter mit einer Zeichnung den Wurf der Atombombe vorausgesehen hat. 110 Minuten lang ist dieses Kind höhchstens im Hintergrund zu sehen – ihre offensichtlich angedeutete Gabe wird nicht in einem Satz erwähnt. Dann macht uns der Film im Abspann auf die Serie „Homestead“ aufmerksam, in der das Kind dann doch der inhaltliche Mittelpunkt wird.
Puh…Dass es sich hier um den Pilotfilm einer Serie handelt, kann ich gut verschmerzen. Die Geschichte ist im Grunde zu Ende erzählt – was die Serie hier noch für Fässer aufmachen möchte, weiß ich nicht. Vielleicht doch eine Bedrohung von außerhalb der Grenzen???
„Homestead“ ist ein Katastrophenfilm in Ultralight Variante. Das ist einerseits erfrischend, wenn zum Beispiel verschiedene Ansichten über das Verhalten im Ernstfall aufeinanderprallen, dann aber wieder ermüdend, wenn diese Dialoge allesamt ins Leere laufen und es letztlich Gott ist, der mit einem freundlichen Wink alle Diskussionen zu beenden weiß.
Zuletzt haben wir einen Film, der solide produziert und gefilmt ist. Darstellerisch agieren alle Figuren limitiert. Das Drehbuch ist naiv und schönredend geschrieben. Die Dialoge sind häufig dämlich, die Situationen, in die die Figuren geraten sind teils sehr blöd.
Beispiel: Eine Familie fährt getrennt vom Vater zu Ian. Dieser erreicht das Grundstück ein paar Tage später. Vorwurfsvoll fragt seine Frau: „Wo warst du die ganze Zeit gewesen?“ Er: „Sorry, ich war noch kurz in Las Vegas“… ja, gut!
Solche Dinge geschehen am laufenden Band.In Summe haben wir einen Film, der sich zwar auf eine interessante Prämisse stützt, diese aber auf sehr wackelingen Beinen steht. Je nachdem, wie wenig empfänglich man für die Sprache Gottes ist, stürzt das Konstrukt dann auch eher früher als später zusammen.
Und doch lässt sich das Ding irgendwie zu Ende schauen. Häufig fragt man sich, wie der Film funktioniert hätte, wäre eine Bedrohung (egal ob innerhalb oder außerhalb des Grundstücks) existent gewesen.
So geht man nach gut zwei Stunden aus dem Saal heraus und hat irgendwie keine Lust auf die hier anknüpfende Serie.4,5/10
2. Juli 2025 um 21:41 #252159Der Salzpfad
„Das Leben ist ein Weg“ oder „Der Weg ist das Ziel“… hat man sicher ein- oder zweimal gehört.
Je nach Lebenssituation greift man auch selbst zu solchen Floskeln… was aber, wenn es ernst wird?Moth und Raynor haben alles verloren. Durch eine Fehlinvestition verlieren sie ihr Haus und ihr Eigentum. Für das Studium der Kinder wurde zum Glück bereits gesorgt – sie entkommen somit dem größten Schlamassel.
Um das Erlebnis abzurunden, wird bei Moth eine seltene Krankheit festgestellt, die ihn in bis zu fünf Jahren dahinraffen lässt.
Der Staat ist hier keine Hilfe: Das Paar hätte eine Notunterkunft bekommen können, wäre die Lebenserwartung des Gatten nicht länger als ein Jahr. Pecht gehabt… oder so.
Eine Schnapsidee, die aber zugleich das einzige Licht am Horizont verspricht:
Eine Wanderung am englischen Küstenwanderweg entlang soll den Kopf frei machen und Lösungsideen für die Zukunft versprechen.
Gut 1000 Kilometer warten nun darauf, bewandert zu werden.Filme über das Wandern zur Selbstfindung gibt es bereits einige. Nachhaltig in Erinnerung blieb mir „Into the wild“, der allerdings in eine andere Kärbe schlägt. „Wild“ ähnelt dem Ganzen schon eher.
Und wer solche Filme kennt, der weiß, dass es nicht holtertipolter von einem Gekloppe zum Nächsten geht. Kein Schnittgewitter, keine Action, die den Zuschauer in den Sessel presst.
Für gewöhnlich lässt man die Landschaft in wunderschönsten Bildern einfangen, dazu der eine oder andere Kalenderspruch und fertig ist der heilende Film.Moth und Raynor erfahren zunächst keine Heilung. Sie leben von der Hand in den Mund, schmerzende Blasen an den Füßen, verständnislose Blicke anderer Menschen, wenn sie ein Dorf betreten.
Das Wetter schlägt um. Mal bitterkalt, dann stürmisch und nass. In der Hitze ist jeder Tropfen Wasser kostbar – es zu kaufen verschlingt die letzten Gelder, die sie bei sich tragen.Der Zuschauer ist begleiter beider Figuren. Kurze Episoden mit Menschen, die ihnen auf ihrem Weg begegnen, enden auch mal abrupt. Warum? Weil es im Leben so ist.
Hatte ich bei den vergangenen Filmen in der Sneak die unnötige Länge bemängelt, kommt man hier kurzzeitig an den Punkt, wo man schnell den Finger heben möchte.
Die dann aufgetane Episode schließt aber auf unaufgeregte Weise den begonnenen Kreis und macht sie somit wertvoller als zunächst empfunden.Es bleibt nicht aus, darauf hinzuweisen, dass der Film auf wahre Begebenheiten beruht. Das Paar ist echt, die Frau hat bei der Wanderung Notizen geschrieben und diese später als Buch veröffentlichen lassen.
Bestseller – klar!Im Abspann dann die Namen der Darsteller. Gillian Anderson!
Ui – seit dem Akte-X der Neuzeit habe ich sie in keiner tragenden Rolle gesehen (zumindest nicht wissentlich).
Meine Überraschung war groß – uneitel und bockstark wie sie Raymor verkörpert.
John Isaacs als Moth steht in nichts nach. Die Chemie beider Darsteller miteinander ist glaubhaft und stets greifbar.Die Landschaftsbilder sind nicht übertrieben beschönigt, aber dennoch ein Blickfang. Die Lust, auf diesen Wegen zu laufen, ist schnell geweckt.
Die Lösung auf die bedeutensten Fragen der Welt wird während dieser Wanderung nicht versprochen, was vielleicht der größte Gewinn des Films ist. Am Ende ist man seines Glückes Schmied… ob man vorher gewandert ist, oder nicht.
Wenn man empfänglich für das Thema „Selbstfindung auf fremden Wegen“ ist, sollte man hier unbedingt einen Blick riskieren.
Inhaltlich und spannungstechnisch ist es, wie erwähnt, kein Brüller – dafür ist es gefühlt aus dem Leben gegriffen und ergreifend gespielt.Für mich bisher der beste Sneak-Film 2025. Ruhig, einfühlsam. Zwar mit etlichen Rückblenden (die ich bekanntermaßen nicht mag), die die Stimmung des Films aber nicht zerstören.
Manch einer mag sich daran stören, dass angefangene Begegnungen und/oder Themen nicht final zu Ende gebracht werden… aber ich halte den Fokus richtig gesetzt.
Schwer zu beschreiben, warum der Film packt – aber er packt mich.9/10
29. Juni 2025 um 20:59 #252116Kung Fu in Rome [Sneak Preview]
1979 führte China die Ein-Kind-Politik ein, um der Überbevölkerung im eigenen Land zuvor zu kommen. Sagt man so, tatsächlich gab es in China weiterhin Familien mit zwei oder mehr Kindern – eben auch weil im Falle der Altenpflege die Kinder der zu pflegenden Person einspringen müssen.
„Kung Fu in Rome“ beginnt dann auch reißerisch mit diesem Thema. Eine Familie auf dem Land hat tatsächlich zwei Töchter, von denen eine im Schrank versteckt wird, wenn Besuch naht.Schnitt: Scheinbar ist eine der Schwestern erwachsen geworden. (Indes gibt es auch die Ein Kind Politik nicht mehr).
Sie lässt sich über die Grenze schleußen und wird in einem Undergrund Bordell begutachtet.
Es stellt sich heraus: Mei sucht ihre Schwester Yun, die hierher verschleppt wurde und fortan als Prostituierte arbeitete.
Yun ist aber nicht da, also rappelt es im Karton. Mei ist nämlich Kung Fu Superstar!
Warum? Vielleicht weil sie das Kind im Schrank war? Wer weiß das schon…Während ihrer Keilerei verprügelt sie dann auch Marcello, der eigentlich nur das Essen in seinem Restaurant kochen möchte.
Witziger Zufall: Sein Vater hat seine Mutter wegen einer chinesischen Prostituierten sitzen lassen und ist abgehauen.
Man muss nicht sehr pfiffig sein um zu erahnen, dass die zwei sich nach diesem unschönen Erstkontakt nochmal begegnen werden…Die Story ist Humbug, aber das will sie wohl auch sein. Kloppen und Trash passen eben gut zusammen, das schont das Hirn beim Biertrinken (irgendwie will man sich den Film ja schön schauen).
Woran man das merkt? Die Story will sooo vielschichtig sein, vergisst dabei aber, die Figuren zu entwickeln. Alle sind eindimensional, vergessen Trauer und Wut bei der kleinsten Ablenkung und kehren auch nicht wieder dahin zurück.
Stellt euch einfach mal vor, ihr buddelt ein Loch und findet darin die Leiche eures Vaters. Schreck und Trauer… bis eine Stunde später der Freund des Papas um die Ecke schlendert und Kalendersprüche raushaut. „Ach, nimm es nicht so schwer!“… ja gut, dann geht ihr eben nach Hause und sagt Mama, wie wunderschön sie sei. (OK, Sabrina Ferilli als verlassene Mama ist ein Hingucker!!)
Im weiteren Verlauf des Films gibt es dann noch einige Menschen zu rächen und Tode zu sterben.
Alles vor der schönen Kulisse Roms? Na ja…. hier gibt es eine einminütige Erwachen-der-Liebe-Sequenz, der Rest spielt in Restaurants und Wohnungen.Sozialkritik, Kritik am Umgang mit Migration, das Herz des kleinen Menschen und der Hass des Reichen Mannes… ach, war ein Film jemals romantischer?
OK, das sind Punkte für die B-Wertung.
Ein Kung Fu Film will ja mit Gehaue glänzen. Das bekommen wir zwei, dreimal zu sehen.
Der Rest ist eine Achterbahn der Gefühle… nur ohne Emotionen.
130 Minuten lang gibt man dem Film Zeit.
Entfalten tut sich nichts, der zur Aufmerksamkeit willige Zuschauer wird nicht belohnt. (natürlich höchst subjektiv. FILMSTARTS haut hier 4 von 5 Punkten raus – also nahe Meisterwerk)Schauspielerisch ist man hier höher motiviert als die Kollegen bei Wilhelm Tell, eine Chemie zwischen den Figuren ist aber jeweils dialogbedingt erklärbar. Spürbar ist nichts.
Alles ok, wenn man den Film um einen Punkt herumspinnen würde. Dann wäre nach 90 Minuten Schluss und gut – so fragt man sich, warum man zum Schluss nochmal 30+ Minuten draufpacken will.
Ja klar, der Twist vor dem Twist und so….OK zu schauen, aber viel zu lang! Einmal eingenickt, nichts verpasst – ist immerhin auch etwas wert.
5/10
29. Juni 2025 um 20:24 #252114Wilhelm Tell [Sneak Preview]
Nachdem das Kinojahr sehr solide anlief, ging den Sneaks in den vergangenen Wochen scheinbar ein wenig die Luft aus.
Zeit also für strahlende Folklore vor malerischer Kulisse… Hach!Wilhelm Tell ist mit seinem Stiefsohn in den Bergen der Schweiz auf Jagd, als ihnen ein Bauer auf der Flucht begegnet. Er hat den Steuereintreiber des König von Habsburg getötet, weil dieser widerum des Bauers Frau des Lebens erleichterte.
Tell verhilft zur Flucht, was dem König missfällt. Dieser will nun mit angemessener Härte den Fall des flüchtigen Bauern klären und schickt seinen härtesten Lakeien in das Nachbarland. Seine Nichte soll ihm dann als Belohnung dienen – bloß dumm, dass sie einen eigenen Kopf hat und einen schweizer Freiheitskämpfer toll findet.
Es passiert, was passieren muss – alles kreuzt und quert sich. Man weiß, dass Tell der Antreiber einer Revolution sein könnte und will ihn ausschalten, was man aber nicht machen möchte, weil es dann eine Revolution auslösen könnte.
Also soll er einen Apfel vom Kopf seines Stiefsohnes schießen.
Hilft aber nichts, es wird danach munter weiter verhaftet, geflüchtet, gekloppt, Fallen gestellt, Fallen entflohen, Hinterhalte gelegt und so weiter und so fort.135 Minuten lang ist dieser Murks!
Dabei ist der Film bis knapp zur Hälfte ordentlich anzuschauen. Die Kamera fängt teils wunderschöne Bilder ein, das CGI bei allen Wasserszenen ist unterdurchschnittlich.
Kostüme und Settings sind ok, man merkt aber deutlich, dass man den Euro für den Nachtisch am Set bei den Komparsen gespart hat. Klar, zu jener Zeit gab es die 9 Milliarden Menschen noch nicht, aber etwas mehr als 20 Leute für eine Stadt hätte man sicher aufgabeln können.
Die obligatorisch geplünderten Dörfer kommen dann mit gut 10 daherfallenden Menschen aus, gut 30 Menschen ziehen dann aus um des Königs Truppen den Zahn zu ziehen….
Ja, muss man eben mögen.Ging es bis zum Goldenen Schuss noch ein bisschen um Erklärbären, wer gehört zu wem und was will man denn überhaupt, geht die wilde Superhelden Action im zweiten Teil dann mal richtig los.
Das Hin und Her in dieser Stunde ist dabei aber zu viel des Guten. Das Ende verspricht dann mit einem Mini Cliffhanger eine Fortsetzung (um Himmels Willen!)… na ja.Wilhelm Tell ist kein völliger Griff ins Klo, aufgrund der teils schön eingefangenen Bilder immerhin in den Durchschnitt zu heben. Spar- und Regiezwänge ergeben Szenen, die vor Verwunderung die Augenbrauen hüpfen lassen.
Schauspielerisch ok, im Gedächtnis bleiben aber weder Schauspieler noch Rollen.
Selbst Tell an sich ist absolut blass… ok, Biopic eben.5/10
22. Juni 2025 um 19:14 #251961Dirty Harry (Disc)
Auf jeden Fall ein Klassiker. Nirgendwo alt. Einer, den man häufig schaut.
9 / 10 StoikerSchön, dass Du zu dieser Filmreihe gefunden hast! Viel Spaß mit den Folgeteilen – Teil 2 wird teilweise besser bewertet als der Erste. Und bei einer Szene im dritten Teil bekomme ich heute noch Gänsehaut…
16. Juni 2025 um 00:12 #251860The Ugly Stepsister [Sneak Preview]
Habe ich mich doch hin und wieder darüber beklagt, dass einige Filme wenig Herz haben, flimmerte vorige Woche ein Märchenfilm über die Leinwand. Ja, was kann da noch schief gehen?
Aschenputtel, vermutlich eines der Big Four Märchen der Gebrüder Grimm, bekommt nun also einen neuen Anstrich.
Der Clou: Man möchte sich nicht mit dem hübschen Ding auseinandersetzen – wichtiger ist es doch, dem „Bösen“ eine verständnisvolle Tiefe zu schenken.Elvira und ihre Schwester Alma sind in heller Aufregung: Ihre Mama heiratet. Ein stattlicher, älterer „Von und zu…“ soll es sein. Elvira aber interessiert sich mehr für die Lyrik des Königsohns – so ein romantischer Mensch. Sie weiß genau: Sie wird seine Prinzessin sein!
Zunächst aber stirbt Stiefpapa beim Hochzeitsessen. Irgendwie blöd, besonders als Mama herausfindet, dass der Mann nicht das erhoffte Geld im Keller liegen hat. Da liegt jetzt aber der tote Mann und wartet auf seine Bestattung.
Nun ist also guter Rat teuer, denn so ein Schlösslein mitsamt Personal will bezahlt sein.
Da Alma noch nicht im sexfähigen Alter scheint, liegt die Hoffnung allein auf Elvira… doch sie ist einfach zu hässlich.Wie es der Zufall will, bittet alsbald der Prinz alle Jungfrauen des Landes zum großen Ball. Dort möchte er seine Braut wählen. Die Aufregung ist groß, die Konkurrenz scheinbar übermächtig. Fast alle Damen sind schlank und schön, beides will nicht so richtig auf Elvira passen. Kosmetische Chirugie muss her! Und die verspricht tatsächlich Wunder.
Um zur Schönheit zu reifen, muss Elvira aber Einiges über sich ertragen…. wird ihr der Königsohn dann als Lohn gereicht?Man munkelt ja seit Jahr und Tag, dass Märchen durchaus voller Gewalt und Gräuel seien. Tatsächlich werden Kinder vom Vater im dunklen Wald ausgesetzt, eine böse Hexe trachtet nach dem Leben eines Babys und ein hässliches Mädchen verstümmelt sich die Füße, um in einen Schuh zu schlüpfen, der ihr ewiges Glück verspricht.
Man stelle sich mal vor, man würde verfilmen wie die böse Hexe im Ofen verbrennt, wie sich Rumpelstilzchen entzwei reißt… und ja, da gab es doch schon Filme zum Thema? In Erinnerung geblieben ist mir „Gretel und Hänsel“. Bildgewaltig, blutig und gruselig. Aber auch mit erzählerischen Schwächen.
In eine ähnliche Schiene möchte man mit „The ugly Stepsister“ auch. Gesellschaftskritik (eigentlich Männerkritik, aber das ist ja das selbe) und der feminine Blick stehen hier im Vordergrund. Die Wahl, die Geschichte aus Perspektive der bösen Stiefschwester zu schildern, ist dabei ein gängiges Mittel.
Erzählt sie dabei etwas neu? Schafft sie neue Perspektiven?
Nein und ja…. jedenfalls dann, wenn man die Vorlage genügend beugt. In meiner Erinnerung hat es Aschenputtel mit der bösen Stiefmutter und ihren bösen Stiefschwestern zu tun. Hier genügt man sich damit, dass eine von Beiden „ein hoffnungsloser Fall“ in Schönheit sei. (Liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber wirklich mutig ist man bei der Besetzung nicht gewesen)
Die Mittel, die Elvira in die schönste Jungfrau des Landes verzaubern sollen, sind schmerzhaft, entwürdigend, blutig und ekelhaft.
Hier hält die Kamera mit Genuss drauf. Sogar Chirug und Mama können sich ein Lachen nicht verkneifen, wenn Elvira sich vor Schmerz windet. „Wer schön sein will, muss leiden“… ach könnte man diese Volksweisheit doch in Bilder umsetzen können
Böse indes ist Elvira nicht. Alma auch nicht.
Da wird Agnes durchaus etwas zickiger gezeichnet. Wie wir aber wissen, ist ihr Vater gestorben und die Stiefmutter verbietet ihr den Sex mit dem Stallburschen – da kann die Stimmung eben schnell kippen.Und so erzählt sich Aschenputtel eben wie Aschenputtel (mitsamt Kürbis…. Junge, wer hatte denn die Idee?), nur steht man hier in einer anderen Ecke des Raums. Überraschungen gibt es keine. Neue erzählerische Perspektiven sind gelöst vom eigentlichen Thema und im Kern zu vernachlässigen (was nicht verhindern wird, dass über diese Ereignisse philosophiert werden darf).
Schauspielerisch bekommen wir viel Gutes präsentiert. Lea Myren, Flo Fagerli und Thea Sofie Loch Naess sind als holde Damen mehr als sehenswert. Auch Anne Dahl Torp als böse Stiefmutter feiert ihre Rolle mit großer Spielfreude.
Alle anderen fallen dabei kaum auf. Macht aber nix, die sind eh nur Beiwerk.
Die Bilder sind vielfältig. Meist dunkel und bedrohlich im Schloss, hell und satt in der Natur, bunt und schrill in Elviras Fantasie. Eingespielte TikTok Szenen weißen deutlichst darauf hin, was eigentlich kritisiert werden will – mich aber störten sie sehr im Film. (Anders im Trailer, da wirken die Szenen durchaus nutzbar)
Der Soundtrack ist für einen Märchenfilm teils gewöhnungsbedürftig. Techno/Dance/Ambiente… weiß nicht, wie das heißt.
Fügt sich gut in den Ton, den man der Geschichte verleihen möchte… auch hier scheue ich mich nicht zu sagen, dass es mich immer wieder aus dem Film herausgenommen hat.Im Gedächtnis bleiben wird er wegen dieser Punkte allerdings weniger. Mit expliziten und schonungslosen Szenen werden Nasenoperationen, das Installieren von „Permanent Makeup“ und das Befreien von überflüssigen Körperpartien sichtbar gemacht.
Als Horrorfreund bin ich da einiges gewohnt, wenn es an die Augen geht, bin ich aber leicht angreifbar. Die hier gezeigte und genüsslich ausgereizte Szene war dann auch eine Herausforderung für mich.
Andere Szenen sind auch nicht ohne.
Und am Ende siegt dann halt nicht die Liebe.. oder doch, oder was?
Anders als das Märchen verabschiedet man sich verwöhnlich von Stiefmutter und ihren Töchtern.
Nachdem die Mutter klagte, mit ihren „schlaffen T***en“ keinen Mann mehr abzubekommen, rumpelt es ordentlich im Schlafzimmer. Elvira verliert nicht nur ihre neugewonnene „Schönheit“, bekommt aber die Liebe eines Pferdes.
Und Alma verabschiedet sich als die einzige Vernunftbegabte im Ensemble… ja, Rollen zeichnen kann manchmal so einfach seinKurzum: Die gewählte Perspektive des Märchens macht Spaß, verliert aber an Schärfe, indem man einige Prämissen (leicht) verändert.
Der plazierte Humor (huch, wurde zuvor gar nicht thematisiert) weicht das Seherlebnis auf. Hätte man allein auf den dunkeln und blutigen Aspekt der Geschichte gesetzt, wäre ein durchaus harter Streifen rausgekommen. So setzt man auf das gewohnte Spiel von Lachen/Schocken/Lachen. Tatsächlich laden einige Szenen zum Schmunzeln ein, besonders schwarzhumorig in der finalen Pointe, die mir in Summe dann aber doch zu schwer aufträgt.
Warum der Fim aber so „Hinternfixiert“ ist, kann ich schwer deuten. Klar, eine Frage des Einsatzes: Elvira sitzt nur drauf, während Agnes andere Dinge damit vollführen kann. Inhaltlicher Mehrwert? Wir lachen über Penise und Ergüsse… ja, Lachen/Schocken/Lachen.„The Ugly Stepsister“ ist durchaus erwähnenswert und wird in einigen Jahresrückblicken als Top10 Kinoerlebnis genannt werden.
Mir fehlt da ein wenig um es wirklich stimmig zu machen. Aber: Den Schockeffekt hat man sich redlich verdient. Die Message ist simpel und klar. In vielen Teilen schön gefilmt, in anderen Szenen treibt man aber zu viel Schindluder.
Schauspielerisch schenkt man uns durchaus beeindruckende Momente, lässt das Potential in einigen Szenen aber leichtfertig fallen (gemäß dem Motto: „Guck mal doof… ach, reicht schon“)
Dass ich mich mit eins, zwei Worten mehr diesem Film widme, zeigt, dass er einige Punkte richtig setzt.
Vom oft genannten Meisterwerk ist er zwar ein gutes Stück entfernt, als Beitrag des modernen Gruselkabinett aber sehr sehenswert.7,5/10
2. Juni 2025 um 18:48 #251650Zuletzt und zwischendurch auf Prime Video gestreamt:
G20
Die Präsidentin der USA ist bei diesem G20 Gipfel in Südafrika nicht zu bändigen!Actiontrash, für den man in der richtigen Stimmung sein muss. War ich nicht, gefiel mir nicht sehr. 4/10
Arcadian – Sie kommen in der Nacht
Ein Mann und seine zwei Söhne versuchen in einer Post-Apokalypse zu überleben.Der übliche Monster-überfallen-Erde Klischeefilm. Kreativ in der Wahl der Monster, Story lahm, dafür eine handvoll schöner Aufnahmen. 4,5/10
A Working Man
Blau auf dem Bau war gestern, hier nimmt es ein Bauarbeiter mit einer Red-Room-Lobby auf.Der Film hat mich stellenweise positiv überrascht. Kein Glanzstück, aber immerhin ein Hauch von Handlung und die eine oder andere schöne Drehbuchentscheidung. Solide inszeniert, von den Figuren verdient niemand einen Beliebtheitspreis. 5,5/10
Over the Top
Ein Trucker begegnet seinem entfrendetem Sohn und erklärt ihm auf dem Highway das Leben.Den Film mochte ich als Teenie sehr. Kein Wunder: Starker Soundtrack, coole Sprüche, und geiler Armdrücksport zum Nachmachen in der Schule. Heute muss ich zugeben, dass der Film außerdem recht doof ist, aber hey… starker Soundtrack, coole Sprüche…
7/10
Zeugin der Anklage
Ein Mann steht im Verdacht, eine wohlhabende Dame ermordet zu haben. Vor Gericht hofft er auf das Alibi seiner Frau, was aber ausbleibt.Ein Film, der Geduld fordert. Dazu in schwarz/weiß. Charaktäre, die mit einem Augenzwinkern gezeichnet sind und eine bitterböse Geschichte. Schaue ich gerne noch einmal. 8/10
2. Juni 2025 um 13:52 #251645Ich musste das einfach erwähnen, weil der Vormittag um längen spannender und kurzweiliger war, als der Film am Abend
Hoffentlich liest Hollywood nicht mit, sonst kommt bald der „Wasp-Man“29. Mai 2025 um 13:46 #251603On swift horses [Sneak Preview]
Vor ein paar Wochen hatte ich neue Wellplatten auf unseren Sommergarten verlegt. Als es Montag regnete, stellte ich fest, dass ich an einer Stelle unschön verlegt hatte. Es tropte rein.
Im Frühjahr haben Feldwespen ein Nest in einem der Regale im Sommergarten gebaut. „Halb so wild“, sagte meine Frau. Die tun nichts.
Tatsächlich werkte ich beim Verlegen der Platten sehr nah am Wespennest, ohne von den Tieren behelligt zu werden.
„Freund?“
„Freund!“
Nachdem ich nun also die neu zu verlegende Platte abgenommen hatte und zur Seite stellte, rutschte sie ab und stieß leicht gegen das Regal, in dem Wespen hausen.
Aufgeregtes Schwirren, ich hob entschuldigend die Hand, aber sie hatten wohl einen schlechten Tag erwischt. Fünf zogen direkt auf mich los, setzten sich mir in den Nacken und auf den Hinterkopf.
Mit sanftem Wischen konnte ich sie von mir lösen und sie griffen auch nicht weiter an, aber dennoch hatte ich einige Stiche abbekommen, die nun schmerzhaft pochten.Nachdem die Stellen ein paar Minuten lang gekühlt wurden, ging es wieder besser. Etwas später ging ich noch Joggen, später am Tag setzte ich mich für eine schnelle Runde auf das Fahrrad. (Stadt- und Schulradeln)
Am Abend dann der gewohnte Weg ins Kino.Und an dieser Stelle sei erwähnt, dass mein Rendez-vous mit den Wespen mehr Dramatik und erzählerische Spannung enthalten, als der zu schauende Film.
USA zu Zeiten des Koreakriegs. Lee will Muriel heiraten. Sie zögert. Dann kommt Lees Bruder Julius verwundet aus dem Krieg zurück. Schnell wird klar: Muriel will Julius! Und Julius will Muriel!!
Sie nimmt nun einen weiteren Hochzeitsantrag von Lee an und stellt in Aussicht, dass sie nach dem Krieg mit Lee und Julius ein gemeinsames Haus im Süden bewohnen will. Ja…. wer kennt das nicht.Doch es kommt anders. Lee und Muriel sparen sich vom hart erarbeiteten Lohn das Geld für ein eigenes Haus zusammen, Julius landet als Glücksspieler in Las Vegas. Dort will er für ein Casino Falschspieler aufdecken, die hauseigenen Schläger sind für Unterstützung dankbar.
Muriel indes geht heimlich zur Pferdebahn und wettet auf die Rennen. Dabei erwirtschaftet sie ein größeres Vermögen, dass sie vor ihrem Mann versteckt – in Briefen an Julius aber offenbart.
Dieser lernt bei der Arbeit Henry kennen. Sie verlieben sich.
Im Amerika der 50er Jahre natürlich hochgefährlich – aber als Glücksspieler hat er scheinbar den Mut zum Risiko.Muriel, ebenfalls vom Glücksspiel begeistert, wird fortan spitz, wenn sie andere Frauen sieht. Zunächst die ländlich wohnende Carla, dann eine geheimnisvolle Frau auf der Rennbahn. Mit der einen möchte sie, mit der anderen hat sie dann eine Affäre.
Man schaut den Film an und fragt sich, an welcher Stelle das nun relevant werden könne? Wo führt das hin, wenn sie trotz allem vom Sex mit Julius träumt, während ihr Mann schlafend neben ihnen liegt?
Sicher, man kann sich im historischen Kontext einige Dinge zusammenreimen. Die Konsequenzen, in einer homosexuellen Beziehung erwischt zu werden, war ähnlich gravierend wie die, beim Glücksspiel zu mogeln.
Aus einer Dreiecksgeschichte entspinnt sich ein Kreuz und Quer an Gefühlen. Das Entdecken der eigenen Homosexualität ist mit zahlreichen Sexszenen belegt. Die Bilder, die davor und danach entstehen sind teilweise spannend.
Was aber treibt die Figuren an? Was hält sie zusammen und der Verlust dieser Liebschaften ist dann auch nur in Worten als schmerzhaft spürbar. Schauspielerisch weiß hier außer Will Poulter als gehörnter Ehemann und Bruder keine Lösung anzubieten.Ein Film, der viel Drama und Leidenschaft erzählen will und sie darstellerisch mit ständig angezogener Handbremse vollführt.
Erinnerte mich ein wenig an „Loving“, wo die Bindung und Tiefe (für mich) nur aus dem erzählerischen Kontext heraus greifbar war.
Das permanente Hin und Her zwischen den Figuren tut dem Film nicht gut und lässt die erzählerische Tiefe und die Bedeutung ihrer Erfahrungen vermissen.Als nach drei oder vier Stunden dann endlich eine Szene kam, in der zwei Figuren aufrichtig miteinander umgingen und die zerrütete Gefühlslage spürbar wurde, verpufft dieser Effekt in der Moral, dass…. ach je.
(Hoppla, dabei hat der Film eine Laufzeit von 120 Minuten…)Im Gegensatz zu einigen anderen Kinobesuchern habe ich kein Problem mit den vielen Sexszenen zweier Männer miteinander. Frau mit Frau ist im Film ja schon längst Gewohnheit und regt zu keinen Zwischenrufen an.
Der Film glänzt mehr mit vielen tollen Einstellungen. Einige Bilder sind schön eingefangen, das Ablichten von zwischenmenschlichen Begegnungen will dabei aber nur in Ausnahmen gelingen.
Ich vermute, dass der Regisseur seine Darsteller zur starken Zurückhaltung aufgerufen hat. Der Zuschauer soll sich vielleicht selbst erfahren und nicht von den Figuren leiten lassen.
Kann sein, aber dann kann die Story auch als Sprachmemo aufzeichnen und veröffentlichen.
Oder es ist schlicht Kunst, die man mir erklären könnte, die ich aber nicht sehen würde.Lee, inszenatorisch als Depp vom Dienst dargestellt, ist das „Opfer“ in dieser Geschichte, der die Fassade des Bürgelichen (man beachte nochmals den zeitlichen Kontext) aufrecht erhält, bis sie gewaltsam eingerissen wird.
Sein Verständnis für die Figuren und deren Zwänge, in denen sie sich befinden, ist die Meisterleistung der Geschichte.
Tatsächlich aber findet sie nicht statt.„On swift horses“ will Wichtiges und eigentlich Selbstverständliches vereinen, zu einer Zeit, in der das Abweichen des bürgerlichen Korsetts starke, persönliche Nachteile mit sich führte.
Doch leider ist davon nichts zu spüren und wenig zu sehen. Erzählt wird von Liebe, spürbar gemacht wird nichts.
„Show, don´t tell!“…3/10
29. Mai 2025 um 12:48 #251601From Dusk til dawn [Kino]
Vorige Woche lief „Irgendwann in Mexiko“ in der Rodriguez Reihe. Gesehen hatte ich ihn damals, war aber etwas enttäuscht über das Gesehene. Seither hatte ich auch keine große Lust auf ein Wiedersehen, so musste ich also eine Woche warten, ehe einer der wichtigsten Klassiker des „modernen“ Kinos erneut im Kino lief.
Seth und Richard haben eine Bank überfallen und schlagen sich einen blutigen Weg in Richtung der mexikanischen Grenze frei.
Doch wie sollen sie unentdeckt nach Mexiko kommen, wenn sie öffentlich verfolgt werden?
Glücklicherweise begegnet ihnen Jacob. Der Priester, der nach dem Tod seiner Frau den Glauben an Gott verloren hat, will mit seinen Kindern durch das Land reisen um den Kopf frei zu bekommen.
Der Adoptivsohn Scott scheint daran Gefallen zu haben, Kate hingegen vermisst den für sie notwendig erscheinenden Komfort.Seths Plan ist es nun, mit Hilfe der Familie unentdeckt über die Grenze zu kommen und eine Nacht in einer Wüstenbar zu verbringen, ehe sie mit Hilfe von Carlos einen Unterschlupf finden können.
Das Blut, das ihnen an den Fingern klebt, wird ihnen aber möglicherweise zum Verhängnis werden…Zwei Rebellen des 90er Kinos, die mächtig Staub aufwirbelten und die (meist) junge Zuschauerschaft auf ihrer Seite gewinnen konnten, arbeiteten hier an einem Film, der gekonnt falsche Fährten legt und Absurditäten des B-Movies im aufreizenden Gewand verkaufen konnten.
Damals hatte ich ihn schon im Kino sehen können. Eine gute Zeit für Filme mit Twists, denn ohne Internet gab es nicht sehr viele Möglichkeiten, unnötig gespoilert zu werden. Seinerzeit buchte man sogar das Ticket für einen Film, nur um den Trailer zum neuen Star Wars sehen zu können (ich nicht, aber mir sind Menschen bekannt, die es taten).
So saß ich damals da und freute mich über das Road-Movie, das schonungslos und brutal um die Ecke kam. Der schwarzhumorige Ton von Rodrguez und Tarantino stets greifbar, erwartete man den großen Knall.Tja, und der wartet dann mit räudiger Rockmusik, Wüstenstaub unter den Schuhsohlen und leichten Bikerfrauen vor einer grell beleuchteten und heruntergekommenen Bar. Der Marktschreier verkündet, an jeder Ecke warten P***ies in jeder beliebigen Farbe, Duft- und Geschmacksrichtungen. Welchen jungen Kerl kann man damit nicht locken?
Ab hier steppt der Bär. Wieder Salma Hayek, die die Messlatte für sämtliche Stripclubs so hoch legt, dass diese im Grunde vor Enttäuschung der Kundschaft geschlossen werden müssten.
Das Blut spritzt, Körper fallen zusammen und schmelzen. Und… hä? Der sirbt jetzt schon? Und er auch?
Das hier gezeigte ist ein freudiges Austoben an Klischees und dem munteren Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer.
Kurze Gewaltpausen werden mit gelungenen und schwungvoll geschriebenen Dialogen gefüllt. Meta at its best!
Es werden die üblichen Lösungsvorschläge aus Gruselklassikern zusammengetragen, die selbstredend ihre volle Wirkung entfallten. Das Blut spritzt weiter, Körperteile fliegen durch die Luft, die Helden bäumen sich zum letzten Gegenschlag auf.Tja, und dann ist Schluss. Carlos kommt um die Ecke, einer der Bankräuber verhandelt um die Kosten für die Zuflucht. Eine weitere Überlebende Person wird einsam zurück gelassen.
Abspann.Damals im Kino: „Was war das? Den müssen wir nochmal sehen!“
Montag im Kino: „Geiler Sch**ß!“
Tatsächlich waren unter den Zuschauern im Kino welche, die den Film noch nicht gesehen hatten und nur vom Hörensagen wussten, dass der „abgeht“. Und man kann festhalten, dass der Film heute noch genauso wirkt wie damals.
Zu grell die Klischees, zu gekonnt gewürzt mit Alltagssatire, als dass der Film verstauben könnte.In der Machart ähnlich wie „Desperado“ kommt Dusk mit viel Schmutz und Blut daher. Die Dialoge, von Tarantino verfasst, machen einen guten Film zu einem sehr guten. Alleine die Sätze, die Seth während des Films sagen darf, sind teilweise Kinogold.
(An dieser Stelle der Einschub, dass ich kein Tarantino Fan bin und im Grunde nur drei seiner Filme mit Genuss schauen kann)
Inszenatorisch arbeitet man auf einem sehr hohen Level, die Kamera sehr klassisch aber punktgenau gehalten.
Darstellerisch bewegen wir uns nunmal in den 90ern. Mit Harvey Keitel und George Clooney hat man aber zwei Schauspieler, die dan Dampfer am Laufen halten. Großartig, wie sie ihre Figuren spürbar machen.
Tarantino als Psychokiller hat mir früher besser gefallen. Sein Auftritt hier ist zwar um Welten besser als in „Desperado“, aber man spürt leider schnell die Grenzen, an die er stößt. Zum Glück war er sich dieser bewusst und hat die Figur so geschrieben, wie er es füllen konnte.
Juliette Lewis stach damals schon aus der Riege der neuen Jugend (u.a. Ryder, Ricci) heraus. Trotz ihrer Jugend verkörperte sie stets verruchten Sex, wirkte rotzig und roh hinter der Fassade eines „süßlichen“ Gesichts. Dazu ist es Die aus „Natural born Killers“.
Sie spielt zwar deutlich besser als Ernest Liu ihren Stiefbruder verkörpert, stößt aber auch an Grenzen. In einigen Szenen scheint sie, für einen Augenblick ihre Rolle verloren zu haben.
Das ist natürlich kein KO-Kriterium, in Close-ups dann aber doch leider sehbar.
Der Rest vom Cast ist da, funktioniert in diesem lauten und grellen Rahmen aber wie die Faus aufs Auge.Und doch: Bei B-Movies spricht man nicht über den herausragenden Cast, das Oscar würdige Schauspiel, sondern über die schrägen Ideen fernab des Mainstream, die Anarchie und das Ausgrenzen des gesetzten Mainstream.
Hier hat man die Grenzen des B-Movie gewaltsam gesprengt und einen siegreichen Einzug in das junge Kino geschaffen. Filme davor und danach sprengten ebenfalls ihre Ketten, bis diese Art Film dann doch irgendwann zu Tode genudelt wurde.
„From Dusk til dawn“ ist hier für mich die Speerspitze des 90er Krawallkinos. Der ebenso wichtige „Natural born Killers“ steht mit leichtem Abstand dahinter.Tja, wer kann es erraten?
10/10 (auch wenn mir einige Schwächen des Films bewusst sind)28. Mai 2025 um 22:35 #251592@derschweiger Ich hatte dich ja vorgewarnt, aber das hilft ja bei einer Sneak nicht. 😂
Genau, das Risiko ist stets Beifaher
Über das Sneak-Jahr bisher kann ich mich trotzdem nicht beschweren… auch wenn der gestrige Film noch kommentiert werden will :/
28. Mai 2025 um 21:47 #251587Clown in a Cornfield [Sneak Priview]
Manchmal schaut man Filme und denkt sich: Man ist der „dünn“. Dann erfährt man, dass da aber ganz viele wichtige und politische Botschaften drin stecken, Sozialkritik und Tralala… Prädikat: Musst du gucken!
Ähnliches (wenn auch abgeschwächt) ist mir dann auch über diese Clownsnummer über den Weg gelaufen.Quinn und ihr Vater ziehen aus der Stadt in ein kleines Nest auf dem Land, mitsamt gekaufter Bruchbude, die zuvor freilich nicht besichtigt wurde. Grund hierfür ist der Tod der Mutter.
Schnell wird klar: Papa ist der zu erziehende Mensch, der vor Ängsten und Prüfungen des Lebens davon läuft. Töchterchen ist tough bis zum Ende und sagt ihm bereits bei der Ankunft im neuen Heim, wie er sich bitte zu verhalten habe.
Rasch findet Quinn Anschluss in der Schule, wird dabei aber mit Nachsitzen belohnt.Tatsächlich scheint ein Fluch über dem Örtchen zu schweben, denn egal was unsere „Freunde“ so unternehmen, es wird ihnen stets zum Nachteil gereichen.
Einerseits weltlich, mit Nachsitzen, Hausarrest und Gefängnis.
Andererseits mit Tod. Denn das ehemalige Maskottchen der pleitegegangenen Fabrik, ein Clown, stellt den Jugendlichen nach und tötet sie nach und nach.Das klingt nach dem üblichen Slasher. Ja, was will man da reindichten? Sex kills? Hat hier nur keiner – also was anderes?
Wer hier eine kluge Auflösung wünscht, wird bitter enttäuscht.
Doch bis dahin wird jede Etappe jedes handelsüblichen Slashers abgespeißt. Die ersten Minuten war ich davon schrecklich gelangweilt, denn es wird nicht einmal eine Sekunde darauf verschwendet, eine der hier gezeigten Figuren auch nur im entferntesten Sympathisch oder nahbar zu zeichnen.
Es sterben Menschen, teils „kreativ“, so what!Dann irgendwann will der Film Meta werden. Scream und Scary Movie lassen grüßen. Innerhalb und auch mit einigen Kills verwebt, wird dann mitunter Slapstik-Humor eingebaut. Die Idee, zuvor eine falsche Fährte im Ton des Films zu legen will ich wertschätzen, ist aber ungenügend umgesetzt.
Der Sprung in den herzhaften Humor, wo fast noch der sterbende selbst mit den Schultern zuckt, wenn es zum blutigen Ende kommt, reißt dabei keine Mauer ein.Hier möchte ich nicht unnötig ungerecht sein, denn einige Szenen und Reaktionen fand ich gut pointiert. Vieles drumherum aber bemüht und geklaut.
Der Twist, wenn enthüllt wird, wer oder was der böse Clown dann ist… tja, der überrascht dann irgendwie schon und wirft dabei einige Fragen auf. Deren Auflösung will dann das politische Spiegelbild unserer (westlichen) Gesellschaft sein. Raubbau der Gegenwart und Auslöschen der Zukunft unserer Kinder (Hier natürlich in Form von Kills interpretiert). Und doch einfach eine übliche „Blablabla“ hingerotzte Auflösung, bei der man genervt den Vogel zeigt.Während eine Woche zuvor „Guns up“ eine Herausforderung darin stellte, wach zu bleiben, will „Clown in a Cornfield“ dem in nichts hintenanstehen. Aus dem Alter bin ich einfach raus – kann man so sagen, denn in jüngeren Jahren schaute ich gerne Dinge wie „Final Destination“ und Co und freute mich, wenn es blutig daher kam.
Der Film passt da schön in diese Riege, für mich natürlich einige Jahre zu spät.
Gepackt hat mich nichts, drei – vier Gags laden zum lauten Schmunzeln ein… und wenn dann der Kinosaal RambaZamba feiert, ist es mir auch fast egal gewesen.Der Film wird sicher seine Zielgruppe haben und möglicherweise als Insider-Tipp gelistet werden (in manchen Horror-Foren wird ja auch „Scary Tales to tell in the dark“ als Referenz moderner Slasher geführt). Insofern sei jedem sein Spaß mit dem Film gegönnt.
Ich finde ihn von vorne bis hinten Gaga. Anfangs, weil scheußlich geschrieben – hintenraus, weil der Humor nicht, bzw. viel zu selten fruchten kann.Im Stream tut er nicht weh und wirkt dann vielleicht weniger abschreckend als im Kino mit grölendem Publikum.
Gesehen habe ich ihn nun trotzdem, deshalb3,5/10 (wohl wissend, dass er nicht für mich gemacht ist)
28. Mai 2025 um 21:07 #251585Desperado [Kino]
Nach den Kubrick-Wochen im Kino, ging es dann mit Robert Rodriguez weiter. Mir fiel dabei auf, dass ich seinerzeit seine Filme gerne öfter angeschaut hatte, aus den nun sechs angebotenen Vorstellungen aber nur zwei besuchen möchte.
El Mariachi ist back in town. Nachdem seine Frau eines gewaltsamen Todes starb, sinnt er auf Rache. Auf seinem Feldzug mäht er alle Verbündeten des Banditen Bucho um. Als er seinem Feind endlich greifbar nahe ist, ist er seines Lebens nicht mehr sicher…
So viel zum Plot, und das ist auch OK so. Überschreiben könnte man den Film noch als klassischen „Männerfilm“.
Tatsächlich war der Kinosaal mit gut 90% männlich gelesenen Menschen besetzt.
Auch das ist halb so wild, hier zähle ich mich als männlich gefühlter Mann zur Zielgruppe.„Desperado“ schaut sich schnell weg, ist kurzweilig und gewürzt mit scharzhumorigen Kills und Dialogen. Mitte der 90er an jeder Ecke zu schauen, und trotzdem ragt der Film aus der großen Masse heraus.
Warum? Weil er schön dreckig gefilmt ist. Es spritzt Blut, wo es spritzen soll. Der Held wird angeschossen und trägt Wunden davon. Und gestorben wird häufig mit einem Augenzwinkern.
Mit Antonio Banderas hat man hier auch den perfekten Darsteller gefunden. Stoisch und mit einer spürbaren Portion Selbstironie verkörpert er den innerlich zerrissenen Antihelden.
Zur Seite steht ihm Steve Buscemi. Beide harmonieren gut in ihren wenigen gemeinsamen Szenen, der emotionale Impact bei einer Sterbeszene ist dennoch minimal.
Danny Trejo, Cheech Marin und Tarantino laufen auch durch das Bild.
Will aber keiner wissen, denn da fehlt ja noch Salma Hayek.
Dabei ist sie nicht alleine das Sex-Interest des Mariachi, sondern funktioniert in nahezu allen Szenen wunderbar. Angefangen bei der Operation im Buchladen, über die ersten Gespräche und der Szene mit dem Schurken Bucho. Auch wenn sehnlichst erwartet, wirkt die erotische Zusammenkunft Banderas und Hayeks zu gewollt eingefügt. OK, andererseits wäre das Auslassen auch eine Verschwendung an Talent….
Der Twist am Ende ist dann so aufregend wie der Plot an sich – egal, es wird geballert und getötet.
Fertig, aus.Inszenatorisch macht der Film tatsächlich weiterhin Freude. Der Cast der drei Protagonisten funktioniert sehr gut für das, was gespielt werden soll. Ab Bucho fällt dann die „Tiefe“ der Figuren spürbar ab, der Rest ist Kanonenfutter.
Zugegeben: Mehr wollte ich damals nicht. Und auch heute steht „Desperado“ die große Leinwand gut zu Gesicht.Selbstredend hat der Film seine Schwächen, aber wenn man plötzlich Zielgruppe ist, kann man gönnerhaft darüber hinweg sehen
8/10
20. Mai 2025 um 19:25 #251381Guns up [Sneak Preview]
Der King of Queens in einer Gangsterkomödie. Nachdem er ja zwischendurch als Nazi und Mädchenverklopper aufgefallen war, ist es nun ein Back to the roots?
Ray arbeitet als Cop, kommt finanziell aber nicht sehr weit. Jedenfalls nicht so weit, wie es seine Ansprüche sich und seiner Familie gegenüber fordern. Seinen Kindern möchte er die bestmöglichste Ausbildung bieten, seiner Frau das lang ersehnte eigene Diner. Kostet bloß ein bisschen… also woher mit dem Geld?
Gut, dass in der Stadt eine kriminelle Bande ihre Arbeit verrichtet. Die benötigen einen Geldeintreiber und bezahlen gut.
Als dann eines Tages der Bandenboss stirbt, will Ray aussteigen. Der Gangsterkodex und neue Bandenchef widersprechen aber seinem Vorhaben.
Wie kann er sich nun aus dieser Lage befreien?…Im ersten Drittel des Films war noch gar nicht so offensichtlich, dass es hier eine Gaunerkomödie geben würde. Klar, Kevin James ist am Start, aber scheinbar gibt er sich Mühe, zu Beginn seriös aufzutreten.
Das tun die übrigen Figuren auch… irgendwie. Allerdings sind sie so sehr in Klischees eingetütet, dass es schon aus der Zeit gefallen wirkt.
Dann wird hier ständig von einem Codex gesprochen (denn gute Gangster haben Ehre und so), wenn er das nötige Geld habe und dann aussteigen wolle, wäre das irgendwie ok.
Die Dialoge sind dumm, das Storytelling schwankt zwischen konventionell und wirr.
Immerhin wurde in die Kamera und Blut investiert. Die zwischenzeitliche Härte kommt dann doch beinahe unverhofft und wirkt dabei sogar ernst.Ab der Hälfte des Films wird dann mehr und mehr offensichtlich, dass Doug Heffernan mit dabei ist. Zwar dezent, aber immer wieder zu erkennen.
Die Stimmung des Films kippt dann auch sehr ins Absurde. Zwar wird der Action- und Härtegrad nach oben gedreht, sind dabei aber in aberwitzige Momente eingebettet.
Solche Actionkomödien können durchaus Spaß machen, hier trifft man aber zielsicher (an meinem) Humor vorbei. Im Geballer der letzten 15 Minuten war ich dann tatsächlich kurz eingenickt. Das Ende ist dann aber ohnehin wie zu erwarten.Neben Kevin James gibt sich Christina Ricci die Ehre. Gemeinsam haben sie keine sonderliche Chemie, die gemeinsamen Gags insbesondere zum Ende, können so bei mir nicht zünden.
Das anfängliche Schwanken von Ernsthaftigkeit (mit schrecklich dummen Dialogen) und komödiantischen Einlagen (Hihi, der Kill war witzig) gelingt im OK-Bereich.
Auch der besondere Witz, wie der Killer Ray seine Kinder erzieht, ist zu aufgesetzt und eher schräg als komisch.
Mit Wohlwollen ist es ein Film, den man Freitag Abends im Stream anschaut, wenn der Tag stressig war und man mit einer gewissen Müdigkeit etwas leichtes zum Abschalten braucht.
Wer dem hier gezeigten Humor offen gegenübersteht, wird sicherlich mehr Saß haben als ich.4/10
16. Mai 2025 um 18:55 #251263Late Night with the Devil (Prime)
8,5 / 10 Jingles
Mein erster Reflex: Uh, den habe ich voriges Jahr besser bewertet
Nochmal nachgeschaut und dem war nicht so. 8,5 hochverdiente Punkte, die mir rückblickend einen halben Punkt zu wenig erscheint. Werde ich die Tage aber unbedingt nochmal schauen! -
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