DerSchweiger

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    I.S.S. (Sneak Preview)

    Nachdem sich vorige Woche die USA und Russland ein heißes Rennen um den Mond geleistet haben, befinden wir uns nun in der täglichen Routine einer Raumstation in der Erdumlaufbahn.
    Astronautin Kira beginnt ihren ersten Aufenthalt auf der I.S.S. Ihr Kollege Christian hat schon mehr Erfahrung gesammelt.
    Der dritte Amerikaner auf der Station ist Gordon und erwartet seine Lands“männer“.
    Die übrige Besatzung besteht aus drei russischen Kosmonauten, ebenfalls zwei Männer, eine Frau.
    Man freut sich, zeigt Kira rasch die Basis und ihren künftigen Arbeitsplatz und singt abends zu „Wind of change“.
    „Hat man einmal im All die Erde gesehen (in diesem Ausguck), dann versteht man die Menschheit ohne ihre Grenzen“ heißt es sinngemäß. So schlicht schreibt man Völkerverständigung.
    Am nächsten Tag jedoch geschehen merkwürdige Dinge auf der Erde und auf der I.S.S. ist plötzlich alles anders!

    Je detaillierter man den Film nacherzählen möchte, umso plumper erscheint einem die Spiegelung der Nationen. Vernunftbegabt die Eine Seite, barbarisch anmutend die durch Pflichtbewusstsein ausgedrückte „Liebe“ zum eigenen Vaterland auf der anderen Seite.
    Mit dieser flachen Prämisse darf man sich dann auch nicht wundern, wenn die Dinge sich so entwickeln, wie sie es nunmal tun.
    In der Summe aber durchaus eine Geschichte mit Potential.
    Timing und Feinheiten im Miteinander der Figuren hätten durchaus besser sein können.
    Auch die klaustrophobisch anmutende Kulisse der beengten Raumstation wird nie so beklemmend, wie es hätte sein können.
    Andererseits war ich noch nie auf I.S.S. und stelle hier nur Vermutungen an ;)

    Nicht jeder Effekt außerhalb der Station weiß zu begeistern, die Bilder in der I.S.S. wirken dabei aber stets stimmig (wenn auch etwas zu weiträumig). Der Cast spielt in den Engen ihrer Rollen gut.
    Besonders stark fand ich die Bilder der Erde.

    *Spoiler* Die brennenden Länder nach den Raketeneinschlägen sehen beeindruckend aus und bilden die eigentliche Bedrohung hinter dem Geschehen ab. Der Weltraumspaziergang eines Astronauten ist hierduch sehr schön anzusehen.*Spoiler Ende*

    Während dem Schauen hatte ich einen Moment den Gedanken, dass man es sich mit ausschließlich Amerikanisch und Russischen Weltraumfahrern schlicht zu einfach macht. Die Besatzung der I.S.S. hielt ich für internationaler als hier dargestellt.
    Ein kurzer Blick auf Wikipedia aber zeigt die aktuelle Besatzung der Raumstation…. ups, Russisch und Amerikanisch.

    Und trotz aller Wenn und Aber lässt sich der Film gut wegschauen. In Punkto Stimmung unterhält er mich deutlich mehr als die Stimmungsschwankungen Hits „Killer Romance“, „Love lies bleeding“ und „To the Moon“, denen etwas mehr roter Faden in die eine oder andere Emotionsschiene gut gestanden hätte.
    Manchmal sind es also die einfachen Dinge, die zupacken können.
    Sieht man über einige Schwächen hinweg (was mir dieses Mal ganz gut gelungen ist), erhält man gute 90 Minuten lang solide Unterhaltung. Wer sich hinterher etwas mehr Spannung erhofft hätte, mag damit sogar Recht haben…

    6,5+/10

    #243592
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    Das erste Omen (Disney+)

    Beinahe hätte ich den Film im Kino gesehen. Weil meine Begleitung aber im letzten Moment absagte, hatte ich dann keine große Lust mehr und stornierte beide Tickets.
    Als ich hinterher die teils sehr guten Kritiken hörte, schmollte ich eben eine Weile, bis ich ihn nun streamen konnte.

    Das Intro ist saustark! Optisch ein Genuss. Der Versuch, die klassischen Zoomfahrten der 70er zu imtieren misslingt leider ein wenig, aber es sieht immer noch gut genug aus, um sich wohlig im Sessel zurückzulehnen.
    Dabei hat diese Szene auch den „Schockeffekt“ des Films für mich. So gut…

    Dann begegnen wir der Protagonistin und erfahren eine Geschichte, um die man (zugegeben) nicht unbedingt gebettelt hatte.
    Aber halb so wild! Wenn man die Stimmung des Intros so fortsetzen kann, dann wird das wirklich ein Brüller.
    Tja, aber dann machen die Menschen den Mund auf und alles klingt so merkwürdig „blablabla“. Die Dialoge sind teilweise eine Frechheit, die Charakterzeichnung der Figuren im Grunde auch. Viel zu früh wird in diesen „bedeutungsschweren“ Gesprächen zwischen den Zeilen das Finale herbeibeschworen. Überraschend ist die Wendung dabei nicht zwingend (OK, gilt für Filmerfahrene Zuschauer. Für die, die erste Filmerfahrungen sammeln, sieht es natürlich anders aus).

    „Boa! Und dann die Szene! Weißte? Weißte? Wo die Geburt…“ ja, Tatsache. Eklig. Wollte ich das sehen? Eher nicht, andererseits wollte ich Jeff Goldblum auch nicht dabei zusehen, wie er sich als Fliegenmann die Fingernägel ausreißt. Also doch ein genialer Twist?
    Ansichtssache. Mir hätte eine unheilvolle Stimmung besser gefallen, als etliche Jump-Scares und Bodyhorror (wobei mir der Autounfall zugegeben sehr gut gefallen hat).

    Wäre ich ins Kino gegangen, wäre ich nicht so sehr an die Decke gesprungen wie damals, als ich das Remake vom „Friedhof der Kuscheltiere“ schaute – einen Hype um den Film hätte ich allerdings nicht erkennen können.
    So wie nun auch, wobei ich hier etwas entspannter sitze, denn das Geld für die Kinokarte habe ich ja gespart.

    „Das erste Omen“ ist leider nicht so gut, wie ich ihn mir erhofft hatte. Nach einem sehr sehr guten Start flacht das Ding zusehends ab. Schreckliche Dialoge und Charaktäre, die flacher sind, als mancher Mensch die Erde vermutet.
    Optische Leckerbissen gelingen wenige, auch wenn das Setting zuweilen sehr schön in Szene gesetzt ist.
    Spannend ist irgendwann leider nur noch die Frage, wie lange man noch hinsehen muss…

    Würde ich meiner Enttäuschung Punkte verleihen, würde der Film schlecht abschneiden. Objektiv ist er dann noch ok, auch gemessen an dem Horroreinheitsbrei, der zuweilen serviert wird.
    Fazit: „Das Omen“ gucken und alle anderen Filme danach vernachlässigen.

    5/10

    #243588
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    To the Moon (Sneak Preview)

    Cole hat alle Hände voll zu tun. Ihm und seinem Team obliegt es, den ersten Menschen auf den Mond und zurück zu schicken. Ein heißes Wettrennen mit den Russen erlaubt dabei keine Fehler.
    Zu dumm, dass unter seiner Regie drei Astronauten während einer Simulation in ihrer Kapsel verbrennen.
    Der gute Ruf der NASA ist dahin, dazu ist der Vietnamkrieg in den Köpfen der Amerikaner präsenter.
    Ein gutes Image muss her, und das soll die Marketing-Expertin Kelly herbeizaubern. Und sie erkennt schnell: Es sollten nicht nur Astronauten, sondern auch Marken ins All geschossen werden…

    Den Trailer zum Film konnte ich auf einigen Online-Plattformen erfolgreich skippen. So wusste ich im Grunde nicht sehr viel über den Film, außer, dass die Amis eben zum Mond wollten.
    Ob es ihnen am Ende gelingt oder nicht, dürfte dabei kein Spannungselement sein. Außerdem gab es in den letzten Jahren einige andere Filme, die den Flug zum Mond aus verschiedenen Perspektiven ins rechte Licht rückten.

    Und wie will man hier die Leute ködern? Vor dem Film freute ich mich auf Scarlett Johansson, die Besetzung von Channing Tatum nahm ich mit Skespis wahr. Dabei macht Tatum die Dinge recht gut, wohl auch, weil er seine Rolle – bis auf in wenigen Ausnahmen – stoisch spielen soll. Trotz (oder wegen?) seiner Reserviertheit machte er einen guten Eindruck auf mich.
    Johansson dagegen spielt einen Charakter, der mich zur Weißglut bringen würde, würde ich ihr begegnen – letztlich spricht das wohl für ihr Talent.
    Sie beide sind es dann auch, die den Film tragen müssen. Das klappt, solange sie sich kappeln und Kelly eine unsinnig anmutende Aktion an die andere reiht. (Hoffentlich soll hier keine Romanze entstehen…. da würde die Stimmung wirklich abkippen).

    In den Nebenrollen sind Ray Romano (toll) und Woody Harrelson (die übliche „ich nehme dann mal das Geld!“ Darbietung). Andere, kleinere Nebenrollen, funktionieren gut bis nicht ganz so gut.

    Optisch macht man hier nicht viel verkehrt, die späten 60er springen dann allerdings nicht so offensiv in die Kamera wie in manch anderen Filmen, die diese Zeit wiedergeben.
    Kein Gag wird zum Brüller, aber den einen oder anderen Schmunzler gibt es dann doch.
    Der Soundtrack ist gut gewählt, das Make-up schrecklich!
    Möglicherweise gewollt, aber Johansson sieht aus wie eine 50jährige, die auf 30 geschminkt wurde. Auch Tatums Make-up springt in manchen Szenen arg unangenehm in den Fokus.
    Übertrieben wurde auch der kurvige Look Kellys – davon ausgehend, dass sie ebem genannte 50jährige auf 30 getrimmt sei. Oder ich übersehe da einfach eine Metapher, auch möglich.

    Mit 131 Minuten ist „To the Moon“ eindeutig zu lang. Dazu ist der Film auch merkwürdig gewichtet, die einzigen Spannungselemten sind die, als Armstrong bekannt gibt, noch ein paar Sekunden länger landen zu müssen… oh Schreck!! Hoffentlich wird das was!

    Insgesamt ein Film, der sicher einen interessanten Fokus setzt, diesen aber emotionsarm runterspult. Zu lang und damit irgendwann auch langweilig, auch wenn man einige Figuren noch ein klein wenig weiter verfolgen möchte.
    Irgendwie nix Ganzes, aber auch nix Halbes. Hätte ich mit Johansson „connecten“ können, wäre für mich sicher mehr drin gewesen.
    So sind es immerhin noch

    6/10

    #243536
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    Love lies bleeding (Sneak Preview)

    Der nächtliche Sternenhimmel liegt tief über einer Stadt in New Mexico Spärische Klänge lassen vermuten, dass hier irgendetwas nicht stimmt, oder bald nicht mehr stimmen könnte…

    Lou „arbeitet“ in einem Fitnessstudio und vertickt heimlich Anabolika um sich das Gehalt etwas aufzubessern.
    Ihre Schwester Beth wird von ihrem Mann regelmäßig verprügelt – wahre Liebe hält die beiden aber aneinander.
    Dann kommt Jackie, eine obdachlose Bodybuilderin, in die Stadt. Sie möchte zur Ms. Universe nach Las Vegas und will sich im kleinen Kaff ein paar Dollar verdienen. Und nebenbei noch die Musekln stählen, schließlich will man in Vegas gut aussehen.
    Zwischen ihr und Lou funkt es bald, Dinge geschehen und dann geschieht noch mehr…

    Der Film bietet ein großartiges Setting und wunderbare Kameraeinstellungen. Der Nachhimmel über der Wüste, Polizeiautos die zu einer Schlucht fahren, ein Zwiegespräch am Cola-Automaten…wow! Das sieht richtig gut aus.
    Schauspielerisch bewegen sich alle auf einem guten Niveau. Ed Harris sticht hier nicht nur optisch heraus, Kirsten Steward rockt als verrotzte Göre, Anna Baryshnikov bleibt in einer Nebenrolle lange in Erinnerung… dazu Katy O´Brian als sexuell offene She-Hulk in nicht-grün.

    Spielt man den Film ohne große Schnörkel runter, hat man einen Bockstarken Film, der einem stellenweise die Kinnlade offen stehen lässt. Leider (und vermutlich stehe ich mit meiner Meinung alleine da) überspitzt man die Dinge in unnötiger Weise. Die bemerkten spärischen Klänge und verspielten Synthie-Sounds lassen das Herz von Sci-Fi Liebhabern frohlocken, und lange wird auch mit der Kraft des Ungewöhnlichen koketiert.
    Wenn dann aber im letzten Drittel die Dinge zunehmend eskalieren, wird der Film aber völlig gaga. Übermenschliche Phänomene werden zelebriert, um sie dann lapidar mit einem ausgestreckten Mittelfinger fallen zu lassen.
    Das mag zwar an einigen Stellen visuell beeindrucken, bietet der Regisseurin im Nachgang aber immer die Möglichkeit zu sagen, es sei ja alles nicht ernst gemeint. So schade!

    Kritiker schwärmen vom Romantikfaktor des Films und sehen hier, dass die Kraft der Liebe zu allem fähig macht. Das ist aber eine sehr eingeschränkte Sichtweise, und ohne zu viel verraten zu wollen: Im Grunde zeigt der Film, dass Liebe eher im Weg steht, als dass sie förderliche Dienste leiste.
    Niemand in diesem Film tut etwas Gutes, was ihn zuweilen auch etwas unangenehm zu schauen macht. Doch ähnlich wie bei „A Killers Romance“ will man menschliche Abgründe mit oberflächlichem, plattem Humor begegnen.
    Das mag hier tatsächlich in der einen oder anderen Szene als schwarzhumorig anmuten, will dabei aber das Motiv der Guten Tat zelebrieren. „Three Bilboards…“ hat einmal aufgezeigt, wie sich ein schweres Thema mit fluffigem Humor auflockern lässt, ohne dabei zu vergessen, wie ernst die Dinge sind.
    Bei „Love lies bleeding“ scheint mir der Versuch erst gar nicht unternommen worden zu sein.

    Wer nach prominenter Kritik hier einen Romantik-Thriller erwartet, in dem Liebe im Zentrum der Geschichte steht… blablabla, das wird eine große Enttäsuchung.
    „Love lies bleeding“ ist für jene, die keine Erwartungen haben und offen für schräge Filmkunst sind.
    Vielleicht ärgert mich hier auch die unreflektierte Sicht auf Drogen und ihrer Auswirkungen – Spritz dir, was du willst: solange du liebst, ist doch alles gut… oder wie?

    Auch wenn es sich hier anders lesen mag, halte ich „Love lies bleeding“ für einen, in sehr vielen Momenten, starken Film. Das „Ätschi Bätschi“ zum Ende hätte man sich verkneifen können, das war unnötig. Allerdings hängt es möglicherweise auch damit zusammen, dass ich Drogenwitze in keinen Film witzig finde – auch wenn man hier besonders skuril damit winken möchte, mich lockt es nicht.

    Dadurch werden aus starken 8/10 leider (immer noch gute) 7/10

    #243458
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    A Killer Romance (aka: Hit Man)

    Gary unterrichtet Philosphie und Psychologie an einer Uni. Dabei ist er stets wohlwollend, um die richtigen Worte bemüht, etwas schusselig, wenig impulsiv und weiß sich nur schwer durchzusetzen. Leicht an der Einführung zu erkennen, in der der halb gefüllte Hörsaal gelangweilt in die Hefte krickelt.
    Geschieden ist er auch – im Guten natürlich.
    Er lebt alleine mit zwei Katzen und arbeitet nebenher bei einer Undercover-Unit der Polizei als Tontechniker.

    Eines Tages wird der feste Undercover-Cop Jasper suspendiert und Gary soll als Fake-Hitman einspringen.
    Selbstverständlich gelingt das super, und so wird er fortan in den nächsten Dutzend Fällen eingesetzt.
    Als er dann als Killer Ron Madison gegenüber sitzt, die ihren Mann getötet wissen möchte, weicht Gary von seinem Erfolgskurs ab.
    Eine „heiße“ Affäre zwischen Ron und Madison ist die Folge… bis sich die Dinge merkwürdig verändern.

    Glen Powell als Gary/Ron scheint viel Lob zu bekommen. Das verwundert mich arg, denn mehr als eine Hülle ist im gesamten Film kaum zu erkennen. In seiner Kunst hätte ich ihn lieber in 80er Jahre Serien ala „A-Team“ gesehen [man denke da an Dirk Benedict].
    Die in die Story reingedichtete Vielschichtigkeit ist – auch aufgrund (noch) fehlender schauspielerischer Finesse, zu erahnen, aber nicht wirklich zu spüren.
    Wer den Trailer kennt, weiß ohnehin, wohin die Reise geht. Wer ihn nicht gesehen hat, wird sich nach spätestens 30 Minuten (von insgesamt 115) im Klaren darüber sein, was da eigentlich los sein wird.

    Schauspielerisch ist der Cast hier ungefähr so unstet wie der Regisseur, der nicht so richig weiß, ob er eine Komödie oder einen Krimi gedreht haben möchte. Beides zusammen? Na ja, dafür fehlt der nötige, spitze Humor (er muss ja nicht zwingend schwarz sein). Zu erwähnen ist vielleicht noch Austin Amelio (Der Bügeleisenmann aus „Walking Dead“ und „Fear the…“). Nebst der, meist, übertrieben spielenden Adria Arjona erahnen wir hier am ehesten, dass da ein Mensch mit Gedanken und Emotionen vor einem steht.
    Es wird viel gesprochen, was ich eigentlich loben möchte. Allerdings sind die Dialoge oftmals arg bemüht.

    Das Kostümtheater von Gary ist häufig peinlich (knapp an lustig vorbei), die Pointen sitzen dennoch manchmal. Allerdings sind sie in der Handlung häufig deplaziert. Knisternde Erotik mit einer Femme Fatale? Na ja, Ansichtssache.
    Und dann noch das Ding mit dem doppeltem und dreifachen Boden… man will es eben mit dunklerem Humor um die Ecke bringen. Überraschend bleibt dann höchstens das muntere Fazit am Ende des Ganzen – übrigens basierend auf einer real existierenden Person (jaja).

    „A killers romance“ ist als romantischer Krimi viel zu zahm. Schauspieler in ständiger Komfortzone und darum bemüht, für TikTok-Clips richtig toll in Pose zu stehen. Romantik spürt man in keiner Sekunde (ok, vielleicht bin ich da auch zu altmodisch, und „Romantik“ ist dann eben die Flugbegleitung ohne Höschen). Spannung wird rar gesät, denn tatsächlich ist der Plot um eskalierende Gefühle so sehr in den Hintergrund gedrängt, dass man überrascht ist, wenn das Fass aufgemacht wird.

    Somit bekommt man einen „OK“ Film. Tut nicht weh (es sei denn, man erwartet den vielfach hoch gelobten Film), reißt aber auch nicht aus dem Hocker.

    5/10

    #243274
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    Sting (Sneak Preview)

    Uh, ein Horrorfilm in der Sneak – dazu mit einer Spinne als Gruselmonster! Für gewöhnlich sind unter diesen Voraussetzungen nach 15 Minute die Hälfte der Plätze leer… Die Saalflucht hielt sich dieses Mal aber in Grenzen.
    War der Film tatsächlich so gut?

    Die 12jährige Charlotte langweilt sich zu Hause. Ihr Vater ist früh aus ihrem Leben ausgeschieden, dem Stiefpapa begegnet sie erwartungsgemäß patzig. Mama hat mit ihm ein Baby… beide wollen (müsssen) arbeiten, regelmäßiger Zoff über die Zuständigkeit des Babysittens stehen an der Tagesordnung.
    Zum Glück wohnen sie in einem Mietshaus mit großen Lüftungsschächten. Durch die schleicht sich Charlotte in fremde Zimmer und entwendet Gegenstände.
    So gerät sie auch eines Tages an eine Spinne (aus dem Weltall!), die sie fortan als Haustier im Glas hält.
    Der stetige Hunger des Tieres und der einhergehende Wachstum der Spinne machen ihr keine Sorgen.
    Eines Nachts aber kann sich „Sting“ befreien und sucht im Haus nach Opfern, um ihren Hunger zu stillen….

    Klingt nun nicht nach dem großen Wow-Faktor. Tatsächlich ist die Story Banane.
    Im Grunde gefällt mir der behäbige Start, in der die Situation um Charlotte und ihrer Familie beleuchtet wird. Ermüdend wirkt es aber dann, wenn sich die jeweiligen Situationen immer wieder wiederholen.
    Die Backstories der anderen Hausbewohner sind skuril und sollen in der einen oder anderen Szene die Stimmung auflockern.
    Das gelingt hier und da, die Szenen mit dem chinesischem Mieter z.B. haben mir gefallen.

    Die Kills sind teils blutig und gut in Szene gesetzt. Mit Beginn des letzten Drittels war ich überrascht, ob der Entscheidung die der Film trifft… um mich dann ein paar Minuten später mit leisem „Ach so“ wieder zurückzulehnen.
    Optisch ist die Spinne gut gelungen, die Kills wirken handgemacht, was im Grunde immer positiv auf das Seherlebnis wirkt.
    Die Szenenbilder wiederholen sich leider zu oft, einige Übergänge aber sind gelungen.
    Insgesamt war der Film aber zu dunkel. Natürlich will man damit in vielen Szenen einige Effekte platzieren, aber das war mir in Summe zu viel (möglicherweise auch ein Fehler des Vorführers… falls so etwas heutzutage noch möglich ist?)

    Die Schauspieler sind OK. Einige Szenen wollen ja dem „Ernst“ der Lage mit blutigem Humor kontern… da hilft es, wenn die Mimik der Agierenden nicht auf dem Punkt sitzt.
    Zum Ende stand „Alien“ Pate für viele Szenen. Das lädt zum Schmunzeln ein und die Erinnerung an einen Klassiker des Kinos lässt den Schwurbel des hier Gesehenen leichter ertragen. Insofern ist die Flucht nach vorne möglicherweise die richtige Wahl gewesen.
    Von der Tonalität hat mich „Sting“ oftmals an „Critters“ erinnert (kennt die hier jemand?). Eine putzige Schauergeschichte mit Gags und Kills am laufendem Band. Hier allerdings nicht so, denn die Familiengeschichte um Charlotte will ja möglichst ernst erzählt werden. Das gelingt, wie gesagt, nur mäßig.

    Letztlich stellt sich die Frage, ob Charlotte nervt oder gut in die Story integriert ist. Tatsächlich hatte ich Anfangs meine Probleme mit ihr, um nach einer fragwürdigen Entscheidung ihres Stiefvaters ihre Rolle mehr zu akzeptieren. Leider tut sie dann im letzten Drittel ebenso „weh“ wie alle anderen.

    Kurz: „Sting“ ist wahrlich nicht so schlimm, wie ich ihn nach dem Trailer vermutet hatte. In einigen Momenten macht der Film Spaß, mitfiebern ist durch das flapsige Drehbuch leider nicht möglich.
    Etwas zu dunkel abgedreht, dafür aber einige nette Effekte und Szenenbilder. Manchmal sitzt der Humor, manchmal stößt er mir sauer auf.
    Insgesamt ganz ok, und das ist für Filme dieser Art schon fast ein Ritterschlag ;)

    5,5/10

    #242920
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    Morgen irgendwo am Meer (Sneak Preview)

    Letzter Schultag, das Abi in der Tasche… wer sich hier nicht freut, muss irgendwas falsch gemacht haben.
    So scheint es bei Konrad, der ein Auge auf Romy geworfen zu haben scheint, oder auch nicht?
    Nun fragt er sie, ob sie mit ihm einen Roadtrip nach Lissabon machen möchte. Romys Freund Julian traut da seinen Ohren kaum. Noch weniger, als Romy ihm erklärt, dass dies eine OK-Idee sei.
    So machen sich nun diese drei jungen Erwachsenen auf den Weg in den Süden – der schmollende und schweigende Konrad, die lebendig wirkende Romy und Julian, der sich in einem falschen Film wähnt.
    Um das Dilemma auszugleichen hat Julian schließlich noch Nele bei einer Mitfahragentur eingeladen.
    „Wie kannst Du jemanden mitnehmen, den wir nicht kennen“ poltert Romy los ehe Julian erwidert, den Kerl auf der Rückbank doch auch nicht zu kennen.
    Und so sitzt man mit der hippen, nicht auf den Mund gefallenen Nele zu viert im Wagen.

    Puh, so holprig es klingt stolpert der Film tatsächlich in diese Prämisse hinein. Und während man noch darüber nachdenkt, wie so ein Quatsch denn funktionnieren soll, macht man in Frankreich halt.
    Die Dinge entwickeln sich in teils vorhersehbare Ereignisse. Gut für den Einen, dumm für den Anderen.
    Das ist nicht immer nachvollziehbar, einige Episoden des Films scheinen tatsächlich eher eine Jungs-Fantasie zu sein.
    Dabei stützt man sich auf einen Jugendroman von Adriana Popescu. Wie der sich liest, weiß ich nicht.
    Es scheint aber beinahe so zu sein, dass man den Film nach Kaptiln zu drehen versucht. Das funktioniert in dieser Form nicht wirklich. Einiges wirkt zu holprig und unrund.

    Selbstverständlich tragen die vier jungen Menschen bereits einen Rucksack mit belastenden Gedanken mit sich herum. Kennt man, wer von uns war nicht auch einmal jung. Dabei wiegen die unausgesprochenen Konflikte schwerer als die, die man sich gegenseitig auszusprechen wagt. (Wenn Romy andauernd von ihrer Helikopter-Mama jammert, weil sie es wagt, ihre Tochter anzurufen und zu fragen, ob der Trip OK sei…. uiuiui!)

    Insgesamt steht die Geschichte auf einem wackeligen, sehr konstruierten und beinahe lächerlich anmutenden Konstrukt.
    Dass das Kartenhaus nicht zusammenfällt, verdankt der Film den authentisch (nicht gut) agierenden Schauspielern. Sie tragen das Dilemma der Situation mit einiger Ironie und unbekümmerten Spiel. Das ist in Summe schön anzuschauen.
    Was auch gefällt ist der Look des Films, der wohl eher aus Kostengründen nicht allzusehr gefiltert wirkt. Einige Szenen (und Drehorte) wirken wie aus den 80ern entnommen, dann laufen aber alle mit Smartphones um die Ecke – zerstört ist die Illusion ;)

    Nach dankbar kurzen 84 Minuten ist auch Schluss. Eine gute Entscheidung, auch wenn das Ende – so wie der Beginn – nicht unbedingt erwachsen schlüssig daherkommt.
    Falls hier ein Frühaufsteher unterwegs ist – es folgen im und nach dem Abspann jeweils eine weitere Szene. Zur Beruhigung: Man braucht sie nicht zwingend. Sie runden die Geschichte aber mit einem Ergebnis ab.

    „Morgen irgendwo am Meer“ erinnert mich an Romane, die ich während meiner Abizeit lesen durfte. „Die Sache mit Christoph“ kommt mir da spontan in den Sinn.
    Hier liegt der Fokus aber mehr auf Feel-Good, bzw. auf der Suche nach diesem Gefühl.
    Anders als in „Absolute Giganten“, der das ähnliche Thema von Freundschaft und Abschied auf melancholische Art erzählt (und auch konsequenter zu Ende spielt), sollen die Figuren nicht zu sehr leiden.

    Das Unausgesprochene spricht dann nebenbei Julians Vater aus, als er zu ihm sagt „Du hast dein Leben, wir (die Eltern) haben unseres. Manchmal geht ein Plan nicht auf, das ist OK“
    Mehr als der Rucksack der Vergangenheit, wiegt der Rucksack des Ungewissen auf ihnen. Was passiert nach dem Sommer? In welches Leben wird man „gehen“?
    Dass diese Fragen, die sich viele junge Menschen in dieser Phase des Lebens stellen, nicht allzulaut ausgesprochen werden, ist dann tatsächlich eine Stärke des Films.

    „Morgen irgendwo am Meer“ hat einige inhaltliche und handwerkliche Patzer, dafür aber das Herz am rechten Fleck. Das möchte ich wohlwollend honorieren:

    6/10

    #242891
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    Eric (Netflix)

    Vincent ist Erfinder und Puppenspieler der Kinderserie „Good Morning Sunshine“. Gezeichnet von Alkohol, Drogen und einer kaputten Ehe ist sein Sohn Eric beinahe ein Anhängsel. Zu allem Überfluss soll die Serie mehr Quote erreichen und eine neue Figur integrieren – das stößt Vincent mehr als sauer auf.
    Als Vincent eines Morgens seinen Sohn zur Schule bringen soll, empfindet er das tendenziel störend und schickt Eric alleine auf den Weg.
    Nach der Meldung, dass Eric nie in der Schule angekommen ist, bricht für Vincent eine Welt zusammen und öffnet eine Tür zu seinem inneren „Monster“….

    Ich mochte Cumberwbatch in dieser Serie als kranken Mann recht gerne. Meist spielt er intensiv, aber unaufdringlich. Der Cast um ihn herum ist auf dem Niveau einer OK-Serie. Nicht schlecht, nicht hervorragend.
    Zwei Folgen lang ist die Serie sehr stark, dann werden Entscheidungen getroffen, die ich nicht immer gut finde.
    Recht früh erfahren wir, was mit Eric wirklich geschehen ist. Das nimmt für mich als Zuschauer eine Menge Emotionen, man fiebert mit den Eltern nicht im selben Maß mit, wie noch zu Beginn der Serie.
    Dazu kommen eine Menge Nebenplots – Pädaphilie, Rassismus, Korruption in der Polizei, skrupellose Politiker… und und und.
    Das nimmt ab Folge drei ziemlich den Fokus um die Suche nach Eric und lässt uns rätseln, was wohl mit einem schwarzen Jungen ein knappes Jahr zuvor geschehen war.
    Nun ist es kein sehr seltenes Thema, der Faktor Spannung und die Frage „Wer war es, und warum?“ lässt sich rasch erahnen und lässt mich Folge vier und fünf beinahe nur noch mit einem Auge verfolgen.
    Dabei will man in der ein oder anderen Szene mutig erscheinen – Vincents Kampf mit sich selbst ist dabei schön gewählt. Nur nutzt man dieses Potential zu wenig, und wenn, dann zu sehr mit dem Hammer auf dem Kopf.
    Das Ende der Serie, welches tatsächlich einige „Das Ende von Eric erklärt“ Seiten im Internet aufweißt, ist dann völlig unspektakulär und – wie ich finde – erschreckend emotionsarm.

    Mit „Eric“ findet man auf Netflix eine nette Serie für zwischendurch. Sie lässt sich bequem an einem Wochenende wegschauen, bietet die eine oder andere schöne Szene und tut in Summe nicht weh (obwohl oben genannte Themen stets präsent sind).
    Starker Start, dann rasch bergab und mit OK ins Ziel.

    6/10

    #242664
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    Late Night with the Devil

    Jack Delroy hat es binnen kurzer Zeit geschafft, die Nr.2 im Late Night Bussiness zu werden. Doch das vergangene Jahr lief nicht besonders gut für ihn. Die Frau stirbt, die Quoten sinken – eine frische Idee muss her.
    Passend zur Quotenwoche an Halloween will Delroy mit einer übernatürlichen Show das Ruder umwerfen.

    Mir ist der Titel im Vorfeld oftmals über den Weg gelaufen, aber ich hatte nicht besonders intensiv zugehört. War der Film gehyped, gilt er als große Enttäuschung?
    Am Ende gilt aber wie immer: egal, was Profikritiker sagen – selber schauen und eigene Meinung haben gilt!

    Ich durfte den Film in der vergangenen Sneak schauen und war durch den optischen Kniff schnell an Bord. Ein kurzer Rückblick über die Krisen der 70er Jahre in den USA, gepaart mit dem kurzen Werdegang des Moderators Delroy… sehr schön!
    Leider etwas unpassend (und ich fürchte, darauf werden sich einige wie die Geier stürzen) dann der Hinweis, man habe nun das Band der letzten Late Night Show mit Delroy gefunden, inklusive unveröffentlichtem Backstage-Footage.
    Das hätte es nicht gebraucht, was in Summe aber auch so ziemlich mein einziger Kritikpunkt ist.
    Optisch geht es grandios weiter (sofern man der Optik der 70er etwas abgewinnen kann). Viele liebevolle Details verstecken sich in einer Kulisse, die damals tatsächlich so hätte aufgebaut werden können. Da blitzt ab und an ein Mikrofon von der Decke ins Bild, die Kulisse wackelt wenn jemand daran streift.
    An den Personen und Inhalten der Show orientiert man sich an „Legenden“ der damaligen Zeit, und das passt sehr gut. Dass man den Film nicht auf seine „Ach, das kenne ich!“ Momente reduzieren kann, liegt vor allem an den tollen Darstellern.

    Schauspielerisch passt alles perfekt in den Rahmen. (Ja, aber das Mädchen…) nein, auch sie!
    Gestik, Mimik, Körperhaltung – hier wollen wir auch Sidekick Gus hervorheben – auf den Punkt. Doch was ist mit dem ersten Gast Christou? Man hat sich ja etwas gedacht, mit ihm einzusteigen. WTF meets „Ach ja“, ich mag es.

    Was möglicherweise die Zuschauerschaft spalten könnte, ist der leicht schwingende, kritische Humor in der ersten Hälfte des Films. Hier fühlte ich mich an die alte „Larry Sanders Show“ erinnert. Der Horror in der zweiten Hälfte trifft dann zugegeben nicht wie ein Hammer, aber es fügt sich alles in ein Gesamtbild, das ich so flüssig und schlüssig schon lange nicht mehr gesehen habe.

    Verglichen mit anderen Horrorfilmen, die zuletzt durch die Decke gelobt wurden, kommt man hier mit einem durchaus mutigem Konzept um die Ecke. Geht der Plan auf? Ich glaube, der Film wird kein großer Hit.
    Es fehlt das Blut, das Geschrei und wo ist die Ernsthaftigkeit… warum kommt er nicht zur Sache? So ähnlich wie „Midsommar“ als das ungeliebte Geschwisterchen von „Hereditary“ gilt, könnte man „Late Night with the Devil“ als Kuckucksei im Nest des Horrorfilm betrachten.
    Schaut man sich die „Bestenliste“ des Horrors 2023 an, würde er für mich an der Spitze stehen. (Ist „Beau is afraid“ Horror? Den habe ich nicht gesehen)

    Eine düstere Fabel auf den Irrglauben, Ruhm führe zur Unsterblichkeit in toller Optik, einer gesunden Portion Humor und Augenzwinkern. Ein Patzer zu Beginn, der dem Film an sich aber nicht schaden dürfte.
    Mir gefällt es sehr!

    8,5/10

    #242586
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    @markusvogel

    Das war hier tatsächlich lange Zeit so üblich – ich selbst habe da aber zuletzt nicht sehr viel Sorgfalt walten lassen.
    Deinen Hinweis halte ich für berechtigt und werde da in Zukunft wieder mehr darauf achten :)

    #242534
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    Das Appartement

    Die letzten Tage meines kostengünstigen MGM-Channel Abos sind angebrochen, da bin ich wieder auf diese Perle von Film gestoßen.
    Vor ein paar Jahren habe ich ausführlicher von meinem Sehgenuss erzählt und manchmal sieht man einen Film bei wiederholter Betrachtung ein wenig anders.
    So nicht hier – die Geschichte handelt vom Sachbearbeiters C.C.Baxter (genial: Jack Lemmon),der sein Appartement einigen seiner Vorgesetzten für Schäferstündchen zur Vergügung stellt. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn irgendwann wird die erhoffte Beförderung folgen…
    Als er eines Tages seine heimliche Liebe, die Fahrstuhlführerin Fran (trauhaft: Shirley MacLaine) mit einer Überdosis Tabletten in seiner Wohnung vorfindet, bekommt er Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns.

    Kurz: Ein Meisterwerk. Wer keine Angst vor Schwarz-weiß Filmen hat, muss hier reinschauen. Wortwitz, Situationskomik, Figuren mit Liebe zum Detail ausgestattet und alles so pointiert auf dem Punkt, dass man nicht umhin kommt, die Bestnote zu vergeben.

    10/10

    #242532
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    The End we start from

    London, in nicht weit entfernter Zukunft: Nach Monaten der Dürre plagen unaufhaltsame Regenfälle das Land und führen zu Hochwassern und unbewohnbaren Städten.
    Als die ersten Tropfen fallen ringt eine namenlose Frau zu Hause mit der Geburt ihres Babys. Die Notrufnummern sind überlastet und das Wasser dringt bereits in ihre Wohnung ein.
    Schließlich gebährt sie dann doch im Krankenhaus, ihr Freund und sie sind tiefenentspannt, während um sie herum die Sintflut auszubrechen scheint.
    Jedoch erkennt man schnell die Zeichen der Zeit und flüchtet in die „Berge“ zu seinen Eltern.
    Aus Tagen werden Monate und es beginnt ein Kampf ums Überleben.

    „The end we start from“ fordert den Zuschauer stellenweise arg heraus. Wer einen klassischen Katastrophenfilm ala Emmerich erwartet, der dürfte recht schnell enttäuscht werden.
    Der Fokus liegt ununterbrochen auf der namenlosen Frau, was soweit auch in Ordnung ist, da Jodie Comer ihre Sache sehr ordentlich macht. Begleitet wird sie von vielen Weggefährten / Wegbekanntschaften, die aber allesamt keinerlei Charakter entwickeln dürfen. Besonders schlimm anzusehen bei Joel Fry als ihr Freund R.
    (Während des Films fiel es mir nicht auf, aber hier gibt es im Grunde keine Namen: R, O, F, G, N, OB… da wurden für das Drehbuch keine unnötigen Buchstaben verschleudert)
    Einzig Katherine Waterston als O darf Facetten zeigen und sich in einigen Szenen auf Augenhöhe der Hauptfigur präsentieren.

    Das Budget für den Film war augenscheinlich nicht üppig, nahezu alles spielt sich auf oder neben Landstraßen im weit unbesiedelten Landschaften der Insel ab. Hier gelingen die üblich verdächtigen Landschaftsaufnahmen des rauhen, verregneten England – allerdings lässt man auch das Katastrophenfeeling vermissen, dass die Zivilisation bedroht.
    Auch das ist zu verschmerzen, denn letztlich zeigen wir den Kampf einer „alleinerziehenden“ Frau in einer Welt, in der sie nahezu immer bedroht wird.
    Einige dieser Szenen gelingen gut, andere werden durch Flashbacks der Liebe unterbrochen. Unabhängig davon, dass ich mit ständigen Flashbacks in Film und Serie nicht viel anfangen kann, sind es hier die Schwachstellen des Films.
    Klar, sie vermisst ihren Freund… die Penetranz, mit der uns das hier um die Ohren gehauen wird, ist dann aber doch zu viel.

    Als Katastrophenfilm an sich taugt der Film nicht viel.
    Betrachten wir aber die Auseinandersetzung der Frau mit ihrer neuen Umwelt, erhalten wir einen Film mit schwermütigen Momenten.
    Manchmal passiert es mir bei Serien, dass ich sie mir um einige Folgen kürzer wünsche. Hier passiert etwas Gegenteiliges: Das Thema des Films auf eine Miniserie erstreckt – etwa 4 Episoden – und wir würden tiefer und glaubhafter mit der Frau verbunden sein.
    So bleibt vieles angedeutet (an sich prima), allerdings hier und da etwas missglückt in Szene gesetzt.

    Aber gut, der Ton des Films ist in Summe unspektakulär und somit auch die „dramatischen“ Szenen des Films. Insofern ist alles stimmig… auch wenn es mich nicht in Gänze greifen kann.
    Das Ende ist dann wiederum ein Ende, das ich mir für solche Filme wünsche. Kein großer Schnickschnack und aus.
    Und damit werde ich plötzlich so sehr versöhnt, dass ich dem Gesamtkonzept des Films wohlwollender entgegenstehe als noch Minuten zuvor.

    Ein Klimadrama der nachvollziehbaren Sorte, eine gute Schauspielerin und eine Regisseurin, die leider den wenigsten Figuren eine Möglichkeit zur Entfaltung erlaubt. Insbesondere R erfährt hierdurch eine schlimme „Entwertung“.

    6,5/10

    #242159
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    Der Exorzist: Bekenntnis

    Hui, der Film hat voriges Jahr aber ganz schön auf die Mütze bekommen. Aber was erwartet man, wenn man den womöglich besten Horrorfilm aller Zeiten „fortsetzen“ möchte?

    Victor verliert bei einem Erdbeben in Haiti seine Frau. Vom Verlust gezeichnet erzieht er die in Haiti gerettete Tochter mit großer Sorge und Vorsicht. Doch mit 12 Jahren ist man doch eigentlich alt genug, sich ein wenig abzukapseln?
    Ja gut, also darf sie heute ausnahmsweise nach der Schule ihre Freundin besuchen.
    Nach einem Streifgang durch den Wald kehren sie erst nach drei Tagen wieder zurück. Für die Mädchen scheint die Zeit jedoch still gestanden zu haben – ihr Fehlen empfanden sie als wenig Stunden.

    Was geschah im Wald? Der Frage will intensiv auf die Schliche gekommen sein. Man möchte Verknüpfungen zum Original ziehen, bedient sich auch einiger seiner Stilmittel und steht am Ende doch achselzuckend im Flur.

    Dabei ist „Bekenntnis“ nicht grundsätzlich schlecht. Bei allem Kopierzwang vom Exorzisten aus 1973 verliert man aber mitunter einen grundlegenden Pfeiler aus den Augen: Die glaubhafte Bindung zwischen Mutter und Tochter, die hier mit einer „erzählten“ Tiefe in ihrer Beziehung zwischen Vater und Tochter abgespeißt wird.
    Das scheint nötig, denn das Mädchen ist nun nicht alleine, auch dem zweiten Mädchen will Raum geboten werden.
    Und dessen Eltern spielen nunmal eine Nebenrolle…basta. Wirkt dann die freundschaftliche Bindung der Mädchen prägend auf den Film? Auch nicht.

    Was tatsächlich gelingt, ist der Untersuchungsmarathon nach der Rückkehr der Mädchen. Aber auch hier stinkt man gegenüber der schwer zu ertragenden „Tortur“ der besessenen Lina ab.
    Möglicherweise nerven ständige Vergleiche beider Filme, aber man schreit ja förmlich danach. Nicht, dass man sich dem Titels bedient, macht es zum Problemchen (schließlich schmücken sich ja auch andere Genrefilme mit dieser Berufssparte), vielmehr das häufige zitieren und kopieren liegt schwer auf den Schultern.

    Möglicherweise sieht es das junge Publikum anders, das möchte ich niemanden nehmen.
    Die Ideen zur Erneuerung und Erweiterung des Themas sind teils gelungen, teils misslungen.
    Allzuschnell greift man zum religiösen Beistand (schließlich gab es da doch mal eine Frau, die Ähnliches erfahren musste), dabei scheint die westliche Gesellschaft heutzutage weiter von Gott entfernt als noch in den 70er Jahren.
    Hätte man sich aber intensiver am Zweifel der Religiösität des Problems ausgesprochen, wäre man mmöglicherweise doch zu nahe an das Original getreten.

    Tja, also wie soll man es machen?
    Was hier passiert ist ok. Es ist nicht der Abgesang des Horrors (da gab es auch aus dem Hause Blumhouse merklich Schlechteres), allerdings sind wir hier weit davon entfernt, ein modernes Ausrufezeichen zu setzen.
    Sprechen wir vom „Exorzist“, dann meinen wir den „Exorzist“ von vor gefühlt 100 Jahren.
    Und dazu der Gedanke, dass man einen Fim fortsetzen möchte, der eigentlich nicht fortzusetzen ist (Teil 2+3 hätten Warnung genug sein können).
    Moderner Look hin oder her – auch die stilistische Tiefe wird mit jedwedem technischem Protz nicht erreicht.
    Nun gut, auf jede gute neue Idee im Horror kommen eben 20 Schlechte und 100 Fortsetzungen und Reboots, damit sollte ich endlich einmal meinen Frieden schließen ;)

    4/10

    #242157
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    Past lives – in einem anderen Leben

    Die 12jährigen Na Young und Hae Sung sind sehr eng befreundet. Vielleicht auch etwas mehr.
    Als Na´s Familie nach Kanada auszieht, liegt die Welt beider Kinder ersteinmal in Scherben.

    12 Jahre später erfährt die Studentin Nora (einst Na Young), dass Hae Sung im Internet nach ihr sucht. Da war doch mal was… und sie wagt den Schritt nach vorne. Trotz unterschiedlicher Zeitzonen gelingt es ihnen zunächst, regelmäßig per Videocalls in Verbindung zu treten.

    Weitere 12 Jahre später ist Nora mit Arthur verheiratet. Hae Sung indes findet die Gelegenheit, sie in New York zu besuchen.
    Wird dies Gefühle aus der Kindheit wecken?

    Ein Film, der so still und unscheinbar daherkommt, dass er den Zuschauer schnell langweilen könnte. Sollte sich jemand dabei ertappen, „Past lives“ nicht zu mögen, dem ist unvoreingenommen verziehen.
    Wer aber rasch einen Zugang zu dieser Geschichte und ihren Figuren findet, der wird reich belohnt.
    Beim ersten Wiedersehen per Internet erwartet man beinahe, dass das Kinderpaar wieder zueinander findet… und somit einen Konflikt der Liebe über verschiedene Kontinente auslöst.
    Stattdessen zieht Nora hier die Handbremse. Das Einrichten gemeinsamer Onlinezeiten mit Beruf und Studium in Einklang zu bringen, ist zu schwer und belastend.
    Uff!

    Doch dann taucht Hae Sung in New York auf. Das muss doch ganz offensichtlich knistern und dieser amerikanische Ehemann könnte doch sicher humoristisch die Hose runtergezogen bekommen?
    Auch das passiert nicht.
    Vieles steckt in kleinen Gesten, Blicken und ganz vielen Worten. Kein Blabla, sondern intensive und (wie ich finde) intime Gespräche über die Liebe.
    Das alles spielt sich nicht alleine zwischen den zwei Hauptdarstellern ab, auch Arthur wird hier sehr stark eingebettet. Beinahe ihm gehört der stärkste Moment des Films (womöglich auch eine Frage der Sichtweise). Auch das erste Aufeinandertreffen der drei ist so wuchtig wie unaufdringlich.

    Dazu, und das beinahe nebenbei, zeigt der Film wunderschöne Bilder und Szenenschnitte. Das Schauspiel ist auf dem Punkt, und das Spiegeln der Kulturen gelingt in der ersten Hälfte des Films traumhaft gut.
    Wenn Romantik Realität umarmt – ist das großartig!

    9/10

    #242155
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    Nightwatch 2 – Demons are forever

    Vor 30 Jahren legte Ole Bornedal ein Knallerdebut mit „Nightwatch“ hin. Wie stark der Thriller tatsächlich war, konnte man am vermurksten US Remake bestätigt sehen.
    Nun will Bornedal noch einmal in die Leichenhalle zurück. Welche Geschichten wissen die Toten dieses Mal zu erzählen?

    Viele Figuren von damals sind weiterhin an Bord und werden von ihren damaligen Darstellern gespielt. Kalinka jedoch hat vor Jahren Selbstmord begangen. Zu schwer litt sie an den Geistern, die nach den Geschehnissen an ihr nagten.
    Martin ist entsprechend traumatisiert und kann sich bis heute nicht von diesem Schicksalsschlag erholen. Dadurch ist die gemeinsame Tochter Emma entsprechend gezeichnet – wie soll man sich „gesund“ entwickeln, wenn der Vater schwer depressiv zu Hause hockt?
    Als sie erfährt, dass der totgeglaubte Killer von damals in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht ist, will sie ihren Vater von seinem Trauma befreien…

    Hätte ich geahnt, dass die Nummer läuft, hätte ich mir nochmal das Original angeschaut. Viele Jahre ist es her und so konnte ich nicht mehr alles so zusammenführen, wie es sich für diese Fortsetzung möglicherweise begünstigt angefühlt hätte.
    Der „Clou“ einige Darsteller von damals in tiefe Depressionen getaucht zurückzubringen hätte gelingen können. Das Erbe Emmas wiegt schwer und die Suche nach Befreiung für sich und ihrem Vater hat großes Potential.
    Was hier aber daraus gemacht wird, ist stellenweise schwer zu ertragen.

    Gut möglich, dass man sich beim Drehbuch für die Synchronisation nicht sehr viel Mühe gegeben hat. Das, was man hier (leider) oftmals um die Ohren gehauen bekommt, ist schon wirklich übel anzuhören.
    Andererseits mag es auch die „moderne“ Erzählweise skandinavischer Thriller sein. Zumindest erkannte ich bei den teils schlechten Expositionen, mit Worten künstlich erzeugter Spannung und merkwürdigen Comic relief Parallelen zu einigen Krimis, die ich vor einigen Jahren angefangen und nie beendet hatte.
    Der Plot um Emma ist nachvollziehbar, aber die Wege dahin sind teils zum Kopfschütteln… es sei denn, man legt in Dänemark tatsächlich keinerlei Wert auf Sicherheit. (Wozu gibt es denn einen(!!) Wachmann in der Psychiatrie, wenn man doch überall hingehen kann, wohin man will?)
    Einige Callbacks aus dem Erstling dürfen natürlich auch nicht fehlen – die Rückkehr in die Nachtwache einer Leichenhalle wirkt dabei aber leider eher bemüht als erzählerisch clever gelöst.

    Im weitern Verlauf erhält man merkwürdig offensive Anleihen an (Horror)Klassiker der 80/90er. Das gelingt mal hier, fällt aber an anderer Stelle merkwürdig stilfremd auf.
    Allerdings sind die Morde sehr blutig inszeniert und „gut“ anzuschauen. Hier hat der Film tatsächlich seine Stärken, auch wenn aus diesen Momenten im nächsten Augenblick oftmals denkwürdig dumme Szene folgen. Schade.

    Am Ende spürt man, wohin Bornedal gehen wollte. Die finale Szene ist interessant gewählt, aber der Weg dahin ist mit allerlei Merkwürdigkeiten gespickt.
    Wer den Film ohne Wissen um den Vorgänger (verständlich, bei 30 Jahren Abstand) anschaut, der wird sich bei einigen Gesprächen überrascht fragen, was das denn bitte soll.
    Auch die teils unpassenden Momente, in denen Klamauk inmitten eines spannenden Umfelds eingesetzt werden, schmälern bei mir den Sehgenuss.
    Schauspielerisch bietet man Fanny Leander Bornedal (Tochter des Regisseurs) als Emma die Bühne. Alle anderen agieren irgendwo dahinter. Teils, weil das Drehbuch nichts anderes wünscht (Martin, Jens, Kommissarin), andere scheitern an der diktierten Ambivalenz ihrer Figuren. Einzig der Mörder aus Teil 1 hat hier noch seine Momente… solange bis er erzählt, was er da eigentlich machen will…. eieiei

    Manchmal ist weniger mehr. Lass die Leute hier weniger erzählen, nimm den einen oder anderen Nebenstrang raus (die in Summe ohnehin nur Stichwortgebermomente sind) und schwuppdiwupp liegt der Fokus direkt auf Martin und Emma, die dann den Film und die Geschichte sicher hätten tragen können.
    So bleibt das verschleuderte Potential ein Ärgernis, denn das Resultat ist in Summe unstimmig und schwach erzählt.
    Da waren die vergangenen zwei Wochen in der Champions League deutlich spannender.

    3,5… 4/10

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