Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2018)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Das Leben ist ein Fest

Die französische Welle in der Sneak setzt sich fort – was nicht jedem Zuschauer zu gefallen mag.

Max ist seit vielen Jahren Hochzeitsplaner und geht nun langsam auf die berufliche Zielgeraden ein.
Er ist bemüht, die Wünsche seiner Kunden exakt und mit viel Liebe zum Detail auszuführen. Die Hochzeit, zu der wir ihn in diesem Film begleiten dürfen, wird jedoch überschattet von den vielen Stolperfallen, die auf dem Weg zur Perfektion auftauchen können.
Diese führen über eine cholerische Assistentin, eine zu platzen drohende Affäre, schwarz arbeitenden Aushilfen, dem talentfreien Ersatz der gebuchten Band und ein Fotograf, der vordergründig als Raubein auffallen mag, zu einem Bräutigam, dem das Arrangement sichtlich missfällt und keinen Zweifel daran lässt, dass nicht die Hochzeit sondern er der Star des Abends ist.
Lässt sich das drohende Fiasko abwenden?

Wir werfen hier einen Blick hinter die Kulissen einer teuren und aufwändigen Hochzeitsfeier, erleben ein wenig die Hektik und die ständige Arbeit, die geleistet werden muss und erfahren, dass hier auch nur Menschen mit ihren Sorgen, Problemen und eigenen Arten des Humors stehen.
Ein Film, der beinahe ohne einen einzigen richtigen Höhepunkt ins Ziel gefahren wird und der keine große Wahl darin lassen wird, ob man ihn mag oder nicht.
Der eingestreute Humor ist manchmal arg plump, funktioniert hin und wieder jedoch ganz gut – allerdings nicht wirklich, wenn die notorisch arbeitslose Aushilfe die Champagnerflöten bringen soll…

Jean-Pierre Bacri trägt den Film so souverän und herzensgut, wie seine Figur im Film. Es ist ein Genuss ihm dabei zuzusehen, wie er die Feier wie ein Dirigent zu führen weiß und in vielen aussichtslosen Momenten ein Hintertürchen findet.
Jean-Paul Rouve gefällt als sich selbst überschätzender Fotograf, dem leider eine Storyline aufgezwungen wird, die doch etwas deplaziert wirkt.
Beinahe alle anderen Darsteller wissen in ihren Rollen zu gefallen, auch wenn sie mit Ausnahme von Eye Haidara keine sehr große Bedeutung für den Film haben. Hier sehe ich die größte darstellerische Schwäche des Films. Weder Charakter noch Darstellung der Figur können mir gefallen.

„Das Leben ist ein Fest“ sind viele Szenen, die häufig als ohne roten Faden aneinandergereiht empfunden werden können – doch finden sie alle gegen Ende zu einem Knoten zusammen, der sowohl peinlich wie auch wundervoll in Szene gesetzt wird. Ein Jammer, dass der Trailer diese Szene vorweg nimmt.

Unter dem Strich bleibt hängen, dass es für eine Komödie recht wenig zu lachen gibt, aber auch wenn die Schenkelklopfer fehlen, weiß Jean-Pierre Bacri den Zuschauer einzufangen und ihn mit auf die Reise zu nehmen.
Nicht alles erscheint logisch, und das Ende mag dabei vielleicht auch nicht so ganz ins Bild passen.
Ein Film, der womöglich nicht viele Freunde haben wird, was möglicherweise mit dem Schlingerkurs der Heiterkeit zu tun haben mag. Hätte die Komödie den Weg in die Tragödie gefunden, wäre sie vielleicht etwas intensiver hängen geblieben, so jedoch erinnert man sich an einige schöne Szenen, den ein oder anderen netten Menschen und verabschiedet sich mit der Höflichkeitsfloskel „War nett bei euch, vielleicht sehen wir uns wieder“

Objektiv eine 5, wenn nicht gar etwas darunter – persönlich aber, weil mir die Rolle des Max sehr gefiel und mir einige Zwischentöne des Films sehr zugesagt haben:
6,5/10