Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2020)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Just mercy

Walter staunt nicht schlecht, als er 1987 auf dem Heimwweg von der Arbeit von der Polizei angehalten wird.
Ein prüfender Blick des Cops auf den Schwarzen und der Fall ist geklärt: Walter hat in einer Tankstelle ein 18jähriges Mädchen brutal ermordet.

1989 fühlt sich der schwarze Harvard Absolvent Bryan Stevenson dazu berufen, zum Tode verurteilte Inhaftierte die Möglichkeit von juristischer Gerechtigkeit zukommen zu lassen, denn nicht jeder Insasse der Todeszelle ist tatsächlich eines Verbrechens schuldig.
Nun befinden wir uns im amerikanischen Alabama, wo die Uhren auch zum Übergang in ein neues Jahrzehnt (dem letzten des vergangenen Jahrtausends – das darf man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!) vor dem Bürgerkrieg stehengeblieben zu sein scheinen.

Während Stevenson sich die Akten der Todeskandidaten anschaut, stößt er auf mehr und mehr unsaubere Ermittlungsmethoden, bis hin zum Verurteilen ohne jedweden Beweis (bzw. dem Ignorieren handfester Beweise der Unschuld).

137 Minuten lang nimmt uns der Film mit in eine Welt(anschauung), die nichts Neues, aber doch immer wieder Unglaubliches offenbart.
In den Kritiken ist oft zu lesen, das Jamie Foxx fehlbesetzt sei – das sehe ich allerdings anders. Gut, einen Oscar hätte er wahrlich nicht erwarten dürfen, doch die Balance zwischen Kampfeslust und Ohnmacht bringt er oft gut auf den Punkt. Dagegen fiel mir Michael B. Jordan als Bryan Stevenson doch ein wenig Blutleer auf. Sicher, ein Neuling auf seinem Gebiet, der keine Angst hat, sich die Finger zu verbrennen – aber bei all den Hoch und Tiefs, die Stevenson in diesem Fall durchleben muss, hätte die eine oder andere Entgleisung seiner Standartmimik gut getan.
Beiden Darstellern wird aber von jeweils zwei Nebendarstellern ordentlich die Show gestohlen:
Rob Morgan als zum Tode verurteilter Ex-Veteran (Ehrenhaft entlassen), der sich eines Bombenanschlags mit Todesfolge zu verantworten hat und Tim Blake Nelson als Ralph Myers, der nicht unwesentlichen Anteil an Walter´s Inhaftierung hat, spielen großartig.

Der Film selbst folgt routiniert seinen Vorbildern, um dann noch eine weitere Schleife zu drehen. Diese mag einigen Zuschauern etwas sauer aufgestoßen sein, doch so ist nunmal das Leben und mir hat diese Wendung durchaus gefallen.
Der Ausgang der Story ist dann auch nicht ausgedacht sondern folgt wahren Begebenheiten.
„Just Mercy“ folgt vielen Standards und muss daher über die Schauspieler und das Drehbuch mit guter Leistung aufwarten, um positiv in Erinnerung zu bleiben. Tatsächlich gelingen viele, beinahe beiläufige, Szenen sehr gut. In anderen Momenten wirkt der Film dann doch etwas zu kühl und rasch.
Die Darsteller bewegen sich auf einem guten Niveau (genannte Ausnahmen fallen positiv auf) und lassen den Film dann auch etwas länger nachwirken als manch anderer Südstaaten-Rassen-Krimi.

7/10