Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2020)

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Reparud Rudrepa
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@reparud_rudrepa

Hereditary – Das Vermächtnis (USA 2018)

Gut, nun habe ich es auch endlich gesehen, dieses meisterhafte Meisterwerk, das seinesgleichen sucht, oder so ähnlich. Im Vorfeld habe ich ganz bewusst nicht viel mitgenommen, wohl aber mitbekommen, dass die Meinungen dazu auseinander gehen und der Film stark polarisiert.
Und ich kann das verstehen; das hängt sicherlich auch von der Erwartungshaltung des Zuschauers ab, die mitunter durch Trailer und Ankündigungen (Horrorfilm) geschürt und dann eben nicht erfüllt werden (kann). Während die ersten zwei Drittel an sich ein reines Familien-Drama sind, das mir so gesehen auch zu gefallen wusste, wenn ich mal von verschiedenen Logiklücken und fraglichen Charakter(fehl)zeichnungen absehe, so entgleitet der Film dann im letzten Stück zu einem Horror-Wischiwaschi ohne Passform zum Beginn.
Das Problem ist, dass der Film dem Zuschauer viel zu wenig Informationen gibt, wenn man nicht gerade in der entsprechenden Satanismusecke verwurzelt ist – sorry, aber es ist ein Zeichen von mangelndem Respekt dem Zuschauer gegenüber, einfach nur ein paar Wörter an die Wand zu kritzeln und sie kurz zu zeigen, als dass man erwarten dürfte, dass jeder darin einen Sinn erkennt und ein großes Ganzes erkennen mag.

Immerhin die Miniaturen sind trefflich und die entsprechenden Kameraschwenks gelungen, aber ganz ehrlich, das ist das Handwerkzeug, das ich von einem Filmemacher ohnehin erwarte. Und auch das Schauspiel ist gelungen, zumal ich sowohl Toni Collette – am Rande bemerkt, wo bleibt eigentlich eine vernünftige Veröffentlichung von „Muriels Hochzeit“? – als auch Gabriel Byrne gerne sehe; Collette tendiert zwar ein bisschen zum Overacting, aber durch Byrnes Gegenpol fällt das noch schlimmer aus.

Was dann aber gar nicht bei „Hereditary“ stimmt und passt, sondern mich im Gegenteil körperlich verletzt und in den Wahnsinn treibt, das ist die Soundkulisse: Etliche Male kommt es vor, dass im Hintergrund dumpfe Bässe grollen, immer schön im gleichen Rhythmus, gerade so als ob jemand in der Nachbarwohnung die Musik zu laut aufgedreht hätte. Wäre dieses Stilmittel eine Verstärkung der gezeigten Szenen, wäre es hinnehmbar, aber wer einmal darauf achtet, der stellt dann doch fest, dass die Bässe willkürlich eingesetzt werden, es gibt keinerlei roten Faden, der den Einsatz rechtfertigt. So gesehen bzw. gehört ist der Film für mich eine glasklare Beleidigung!

Bleibt unter dem Strich ein Drama, das den Absturz ins Horrorgenre mehr schlecht als recht erlebt; ein Meisterwerk ist das hier sicherlich nicht, ein Werk, ja, sicher, aber das ist das, was ich als Zuschauer eben auch von einem Filmemacher erwarte, er soll sein Handwerkszeug kennen und können, aber damit allein hebt er sich nun wirklich nicht aus der Masse hervor. Offensichtlich sehen das andere anders, aber so soll es sein.

Für mich eine totale und unverhältnismäßig gehypte Überschätzung des gezeigten Films.

4/10 Miniaturen