Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2017)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Baby Driver

Großer Szenenapplaus in der Sneak, als Ensol Elgort in der Rolle als Baby mit laufendem Motor vor einer Bank stoppt.
Nachdem ich den Trailer gesehen hatte, befürchtete ich einen Teenie Abklatsch der Fast-Furious Reihe und musste an mich halten, um vor Frust meine Nachos nicht gen Leinwand zu werfen ;)

Im Laufe der folgenden 113 Minuten verliert sich jedoch der äußerst nervige Geschmack des Intros (ja ja, immer wieder diese dummdämmlichen Autorasereien – ich werde nie ein Freund von dem Kram) in Wohlgefallen.

Baby, rasantester und bester Fluchtwagenfahrer in Atlantas Gangsterwelt, steht bei seinem Boss Doc in der Bringschuld und muss noch einen Deal fahren, ehe er mit ihm Quitt ist.
Die Laune könnte daher nicht besser sein, schließlich erlangt er neben einem netten Handgeld für seine Dienste auch ein schlechtes Gewissen in Form seines im Rollstuhl sitzenden und gehörlosem Pflegevaters, der sich große Sorgen ob der Sicherheit seines Schützlings macht.
Am Abend vor seiner letzten Fahrt lernt Baby die Kellnerin Deborah kennen und im Rausch der Gefühle, träumen sie fortan den gemeinsamen Traum, in ein Auto zu steigen und die ganze Nacht durch zu fahren.. Ziel unbekannt.

Tatsächlich aber gestaltet sich die letzte Flucht als nicht so routiniert wie gewohnt, was zu Missstimmungen mit den ausführenden Gangstern (u.a. Jamie Foxx) führt.
Auch Boss Doc scheint die eine oder andere Überraschung im Köcher zu haben…

Baby Driver suggeriert womöglich, ein rasanter Rennwagenspaß zu sein, ist es jedoch glücklicherweise nicht in Gänze.
Zwar wird das ganze Könnens des Protagonisten während der überdimensionierten Fluchtfahren ausführlich und glorifizierend (natürlich auch mit jeder Menge Humor – Haha) dargestellt, doch bietet der Film neben einer eher gewöhnlichen Gangster-Ausstiegs-Story einen besonderen Clou.
Da Baby seit Kindertagen an einem Tinitus leidet, trägt er immerzu Kopfhöhrer im Ohr, um das Piepsen mit musikalischer Beschallung zu unterdrücken.
Hier werden Musicalähnliche Elemtente eingestreut, etwa zu Beginn, als Baby für seine Kollegen einen Kaffee besorgen geht und die Umwelt seiner Musik Untertan macht.
Das Element funktioniert dank des sehr coolen Soundtracks in den meisten Szenen sehr gut. Auch wird hier die zunächst heitere Stimmung Babys spürbar, welche im Laufe des Films drückender wird.

Die Gewalt kommt in diesem Film nicht zu kurz, wird aber auch nicht unnötig zelebriert (Die Sicht auf z.B. einen Kopfschuss wird durch den Schützen genommen, der just in dieser Sekunde vor die Kamera tritt). Das gefiel mir als Zuschauer sehr, auch das Zusammenspiel zwischen Kevin Spacey, Jamie Foxx, und Ensol Elgort (und in Abstrichen auch Jon Hamm) funktioniert wunderbar. Die Dialoge sind spritzig, böse und nicht auf Coolness gezwungen.

Schade, dass der im Film angedeutete konsequente Kurs gegen Ende dem beinahe üblichen Weichspülkino-Gesetz folgt.

leichter SPOILER
Ob dabei das Happy End tatsächlich ein Happy End ist, mag der Zuschauer entscheiden.
Hier hätte dann doch entweder Jon Hamm oder dann doch zumindest der Arm des Gesetzes „härter“ zuschlagen müssen
SPOILER Ende

Eine Top 3 Plazierung der diesjährigen Sneaks hat „Baby Driver“ wohl inne. Der Konsument zum Vollpreis wird hier aber auch seine große Freude haben können.

8/10