Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2018)

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DerSchweiger
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@derschweiger

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Leonardo Montenegro ist der Sohn eines Multimillionärs, der sein Geld mit Zement verdient. Doch anstatt sich als zukünftiger Geschäftserbe auf das Geschäftliche zu konzentrieren, verbringt er seine Zeit bevorzugt mit Alkohol, Sex und Mangos.
Von all dem kann die alleinerziehende Mutter von drei Töchtern Kate nur träumen. Sie muss hart schuften, um das Geld für den Alltag aufzubringen und benötigt außerdem noch Zeit, um für ihre Abschlussprüfung zur Krankenschwester zu lernen.
Als sie nach einer ausschweifenden Party auf Leonardos Yacht sauber machen soll, rasseln beide Charaktere derart zusammen, dass Kate mitsamt teurem Staubsauger über Bord geworfen wird. Zu allem Überdruss möchte ihr Arbeitgeber natürlich noch das Geld für den kaputten Sauger haben – und als wäre es nicht genug: Eine Räumungsklage steht ihr auch ins Haus.

Wie gut, dass Leonardo kurz darauf volltrunken einen Unfall auf seiner Yacht erleidet, über Bord stürtzt und ohne Gedächtnis am Strand angespült wird. Nun wittert Kate die Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen.
Sie gibt sich als dessen Ehefrau aus und nimmt ihn mit nach Hause, wo er eine Stelle bei einem ihrer Freunde als Bauarbeiter annimmt. Mit dessen Geld erhofft sich Kate mehr Zeit, um sich auf ihre Prüfung vorbereiten zu können. Die Wahrheit kann noch ein bisschen warten….

Ein Film voller unverhoffter und unerwarteter Wendungen. Köstlich, wie der SuperMacho Leonard zunächst mit Ekel und Unwissenheit seinen Aufgaben im Haushalt und Beruf begegnet. Sowas gab es sicher noch nie zu sehen.
Die stets allgegenwärtige Heiterkeit der finanzarmen Arbeiter ist bewundernswert und derart aus dem Leben gegriffen, dass man glaubt, den betrunkenen Nachbarn beim Freitagabend Grillen zuzuschauen.
Hier greift wahrlich ein Rädchen ins andere und wer würde zu Beginn erwarten, dass mit zunehmender Dauer des Films Gefühle zwischen Kate und Leonardo aufkeimen, die zu einer nie zu erwartenden Entscheidung führen werden.

Na, mal ernsthaft: Anna Faris war schon zu „Scary Movie“ Zeiten alles andere als witzig – ihr Können setzt sie hier unbeirrt fort. Der Wandel vom Macho zum Superpapa macht den 56jährigen(!!) Eugenio Derbez zwar sympathisch, dennoch offenbart sich hier in keiner Sekunde, welche Triebfeder außer Sex ihn näher an Kate bringen würde (zumal sie ihn aufgrund seiner „Alkoholsucht“ in den Schuppen ausquartiert).
Die Gags zünden nie. Nicht einer!! Und wenn Leonardo mit seiner vollbeladenen Schubkarre zum Container fahren soll… ja, was wird ihm da wohl geschehen? Klar, die Gruppe Bauarbeiter darf sich minutenlang und in Großaufnahme kaputtt lachen, der Zuschauer fragt derweil höflich nach der Uhrzeit und wie lange die auf der Leinwand wohl noch brauchen mögen.
Pluspunkte erlangt der Film durch die drei Töchter Kates. Die Szenen, in denen ihre Träume nach einem Familienleben mit einem Papa aufkeimen sind meist schön. Dass die prägendste Szene ein kleines Mädchen auf dem Fahrrad zeigt, ist bei all dem Klamauk ja schon bezeichnend.

Wer das Original von 1987 mit Kurt Russell und Goldie Hawn kennt und sich fragt, ob der Charme und Witz der 80er (der zu seiner Zeit großartig funktioniert hat) in das Hier und Jetzt übertragen werden kann, dem nehme ich die Antwort gerne ab: Nein!
Solche Beziehungskomödien funktionieren nicht, weil das Drehbuch großartig ist und unerwartete Wendungen einführt, sondern weil die Chemie zwischen den Hauptdarstellern passt. Gerne auch mal ein Augenblick der Ernsthaftigkeit, und schon hat man einen schönen Film, dem man etwaige Hirnlosigkeiten verzeiht.
Hier hat man an jedweder Chemie gespart, selbst die Nebendarsteller spielen auf, als wären es bloß Proben für mögliche Outtakes. Witz und Charme sucht man nahezu vergebens, bloß dank dreier (nun ja, vielleicht auch bloß zwei ;) ) zauberhafter Töchter gibt es dann noch einen oder zwei Momente zum Schmunzeln.

3,5/10