Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2019)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Hereditary

Wieder ein moderner Grusler, der die Gemüter spaltet (war das seinerzeit bei „Shining“, „Exorzist“, „Omen“ auch so?)
Damit reiht er sich immerhin prima in jüngere Genre“Hits“ wie „The Witch“, „Get out“, „A quiet place“, „It comes at night“ u.a. ein – liest man sich vor dem Ansehen die Kritiken durch, ist man keinen Deut schlauer.
Da man auf Sky nicht zögert, den Film als (visuel) beeindruckensten Horrorfilm seit „Shining“ zu bezeichnen, steht dem Streaming ja nichts im Weg – andererseits: Gab es nach Shining keine lobenswerten Horrorfilme mehr??

Eins muss man dem Film lassen: Er erfordert Sitzfleisch! Dazu hat man ständig das Gefühl, nichts verpassen zu dürfen um stets auf dem Laufenden zu bleiben. Es wird hier ein Puzzleteil fallengelassen, dann dort ein anderes präsentiert. Man erkennt an fortgeschrittener Stelle einen Hinweis, der zu Beginn des Films fallen gelassen wurde und plötzlich von großer Bedeutung scheint… und dann naht das Ende.

Ich kann verstehen, dass Menschen von diesem Film schwärmen. Atmosphäre, Bild, Ton, Szenenaufbau sind Top! Auch wird bald deutlich, dass man viel Zeit investiert hat, um das Drehbuch derart in Form zu bringen. Augenscheinlich passt hier eins auf das andere.
Allerdings wird auch viel Verwirrung gestiftet, das bewusste Kokettieren mit klassischen Bildern der Horrorgeschichte kommt gelegentlich als Mittel zum Zweck vor.
„Hereditary“ macht viel richtig, aber ähnlich wie bei „Badabook“ verstrich bei mir das Gefühl von angenehmer Erzählweise zur Langeweile. Sicher erscheint hier viel Drama, aber ich wurde leider nie mit in den Strudel der Verwirrungen und Emotionen mitgenommen. Das hat bei „The Witch“ sehr gut geklappt, bei den jüngeren Vertretern des „stillen“ Gruselns war mir das Zuschauen irgendwann zu anstrengend.
Sicher ist er kein Film für Zwischendurch oder für Horrorfans, die das Blut spritzen sehen wollen. Er ist gut, vielleicht empfinde ich ihn in zwei/drei Jahren auch als sehr gut, aber das Größte im Modernen Horror sehe ich darin nicht (wobei ich auch zugeben muss, vom „Modernen Horror“ generell nicht allzu begeistert zu sein).

Etwas irritiert bin ich hinterher von den in Kritiken geforderten Oscars. Die Schauspielleistungen reichen von gut bis beeindruckend, aber letztlich blieb mir als Zuschauer stets das Gefühl, dass es Rollen sind, die dort präsentiert werden (und im Zusammenhang mit dem Paymon-Plot ist es auch nicht mehr). Wie gesagt, alles höchst subjektiv, da ich dem Thema/Genre heutzutage nicht mehr so viel abgewinnen kann, wie noch in jüngeren Jahren.

Der erste Schock zum Finale ebbt ab, wenn man den Film als die Geschichte um den Dämon Paymon betrachtet – dadurch werden die Zusammenhänge klar und wirkt in der Summe auch schlüssig. Allerdings sind dann einige Hinweise (Paymon-Symbol am Laternenpfosten) doch zu viel des Guten und verwässern das klare Bild ein wenig.

Sei es, wie es ist: Ein guter Film, der nach dem „Aha-Effekt“ am Ende vielleicht nochmal zum Anschauen einlädt. Die sehr vielen sehr guten Kritiken lassen ihn aber vielleicht etwas weniger positiv auf mich wirken, als er wirklich ist. Beeindruckenster Horrorfilm seit „Shining“? -> Ich muss mal schauen, was nach 1980 noch so alles auf den Markt kam ;)

7,5/10