Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2019)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Im Netz der Versuchung

Achtung: Zuweilen mit unkonkreten Spoilern!

Barker ist ein Bootskapitän auf der Insel Plymouth und fährt zahlende Touristen zu Thunfischgebieten, wo diese den großen Fang versuchen. Er selbst ist angetrieben, DEN Thunfisch zu fangen – ein Riese, Bootsgroß und stark wie ein Hai. Seine Bessesenheit von dem Fisch ist so groß, dass er damit sogar zahlungskräftige Gäste verprellt und lieber ohne Cash in der Tasche zurückfährt. Ist aber auch scheinbar nicht schlimm, denn sein Kabuff (Container mit Meerblick) dürfte nicht viel Miete veranschlagen und falls er dann doch die eine oder andere Rechnung in der Bar begleichen muss, steht er der wohlhabenden, attraktiven und ihm zugewandten Constance seinen Mann und verdient sich dadurch das entgangene Gehalt.
Jeder Tag bietet die selbe Routine, bis plötzlich Barkers Ex-Frau Karen am Pier steht und ein unmoralisches Angebot macht. Ab hier ist nichts mehr, wie es einmal war.

Ei der Daus! Matthew McConaughey als vermeintliches Raubein, das dem Alkohol mehr zugewandt scheint als sich selbst. Aber keine Sorge – so arg wie im „Beach Bunch“ ist es glücklicherweise nicht.
Dazu Anne Hathaway, Diane Lane, und Jason Clark… eigentlich kann in diesem Affairen-thriller nicht viel schief gehen, oder?
Da erscheint jedoch ein nicht unerhebliches Problem. Ein Thriller (ob Ehe, Affaire oder sonstwas) ist es nicht wirklich. Irgendwie erscheint der Plot vielmehr einer Idee aus der Twilight Zone entsprungen zu sein.
Freunde der übernatürlichen Unterhaltung dürften aufgrund des enthüllten Plots („Oha“) nicht zwingend überrascht sein. Wer jedoch einen modernen Thriller mit komödiantischer Note erwartet, der dürfte nach etwa der Hälfte des Films seine Sieben Sachen Packen und gehen.

Zwar möchte man Steven Knight als Regisseur loben, einen nicht alltäglichen Plot ins Kino gebracht zu haben, aber leider fehlt hier Vieles um die eingebauten Twists als wirkungsvoll empfinden zu können.
In Sachen Cast ist das schon durchaus ok, ob dieses Overacting (insbesondere Hathaway!!), karikatierte Figurenzeichnungen (Vertreter für Angelbedarf, Barmann, Fischer in Bar, etc.) dabei aber behilflich sein sollte, einen „anderen“ Film zu drehen?
Es ist schade, dass der Film schon in den ersten Minuten offensichtlich macht, dass wahlweise hier nicht zu ernst herangegangen werden sollte oder eben dass die Dinge nicht ganz so natürlich sind, wie sie sein könnten.

Ungeachtet dieser Baustelle gibt es zahlreiche Ungereimtheiten und Fragestellungen für die Figuren, die nicht oder nur unzureichend behandelt werden. Ist der Zuschauer also zeitgleich mit Barker mit der großen Wahrheit konfrontiert… ach, schade.

Das Finale ist folgerichtig und dennoch irgendwie falsch.
Man möchte die Macher für eine mutige Idee loben, aber wird dann doch enttäuscht zurückziehen, nachdem man das Ergebnis gesehen hat.
Beinahe jede Folge der Twilight Zone macht es besser! Und das schon vor 60 Jahren. (By the way: der Reboot auf Netflix macht mich neugierig. Hoffentlich werden die alten Motive nicht bloß ins Moderne übertragen… und hoffentlich begibt man sich nicht auf „Black Mirror“ Niveau.)

„Im Netz der Versuchung“ ist zwar keine große Niete und weiß zuweilen zu unterhalten, aber wenn sich McConaughey und Hathaway über das (fehlende) Marketing zum Film beschweren, sollten sie zuallererst ihre Rollenwahl hinterfragen.

5/10