Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2020)

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DerSchweiger
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@derschweiger

The Outsider

Fans von Stephen King, die ihr Kopfkino gerne im Kino oder TV verwirklicht sehen wollen, haben es zuweilen wirklich schwer. Von „richtig toll“ („Der Anschlag“, „ES 1“) bis „Auweia“ („Das Spiel“, „ES 2“) ist tatsächlich alles dabei, auch zwischendrin findet man Serien und Filme, die zumindest als nicht schlecht eingestuft werden können.

Von seinen jüngeren Werken hatte es zuletzt „Mr. Mercedes“ ins TV gebracht, was zwei sehr ansehnliche Staffeln zum Ergebnis hatte (Staffel 2 [eigentlich der Abschluss der Romantrilogie] ist dabei sowohl filmisch wie schriftlich eher Quark). Hier lernen wir übrigens auch Holly Gibney kennen, die auch im Outsider auftauchen wird, aber…

Im Wald wird die schrecklich zugerichtete Leiche des Jungen Frank gefunden. Augenzeugen und die übrige Beweiskette (Überwachungsbänder, Fingerabdrücke, DNA) führen zweifelsfrei zum Mörder: Dem allseitsbeliebten und unbescholtenen Lehrer und Trainer der Jugendbaseballmanschaft Terry Maitland. Aufgrund der vorliegenden Beweise werden auch schnell Protokoll und Vorgehensweise zur Verhaftung ungeachtet gelassen. Ermittler Ralph Anderson und Staatsanwalt Bill Samuels sind sich der Sache zu sicher.
Was sie zu diesem Zeitpunkt aber nicht wissen: Terry Maitland war zur Tatzeit etliche hundert Meilen entfernt auf einem Lehrerkongress (mitsamt Beweiskette von Augenzeugen und TV Ausstrahlung der Podiumsdiskussion).
Irgendwie dumm gelaufen, doch wie kann man jemanden unschuldig sprechen, wenn die Beweise doch augenscheinlich seine Schuld belegen?

Zu viel möchte ich hier nicht preisgeben, Terry´s Werdegang im Roman war für mich sehr überraschend. Insgesamt möchte ich sagen, dass mir die erste Hälfte des Romans recht gut gefallen hat. Das Böse wird erahnt, ist aber nie greifbar – die vermeintliche Schuld an Frank´s Tot dagegen umso mehr.
Im weiteren Verlauf treten noch einige weitere Figuren auf, die mehr und mehr Licht ins Dunkle bringen und das Ende eben zu einem Ende machen. (Leider ein grottig Schlechtes – sowohl im Buch als auch im TV)
Dabei sind die ersten Folgen noch recht gut anzusehen.

Dann aber krankt die Serie gehörig an den Schwächen der Vorlage. Für einen Krimi gibt es zu wenig zu rätseln, für Mystery passiert hier Vieles einfach zu Spannungsarm, für Horror fehlt die Angst/Bedrohung.
Für Freunde der „Mr.Mercedes“ Reihe dann aber doch eine „nette“ Überraschung: Holly Gibney ist nun nicht mehr Holly Gibney. Nicht nur, dass man sich äußerlich an der neuen Ariel orientieren wollte, sondern auch in Schilderung ihrer Zwänge/Neurosen ist sie jemand anderes.
Kann man machen, ist ja schließlich eine Nebenfigur, störte mich anfangs aber zugegeben sehr. Wenn dann auch der Regisseur schon sagt, dass ihm die literarische Vorlage der Figur wenig interessiere, dann versteht man in Folge doch ein wenig mehr.

Aber auch fern dieses (persönlichen) „Aufregers“ war ich nach Folge 3 in Versuchung, die Serie aufzugeben. Kurz: Damit hätte ich aber auch herzlich wenig verpasst.
Spannende Momente des Romans plätschern hier einfach daher, Aha-Effekte beim Herausarbeiten der Umstände, die zur Tat im Wald führten werden hier dann mal achselzuckend hingenommen. Leichte Gruselfaktoren („Der Mann sah aus wie Papa, hatte aber Strohhalme in den Augen“) kommen hier gar nicht vor.

Für King Hardliner sicher eine Pflichtaufgabe. Ich bezweifle aber, dass sie damit glücklicher werden als mit der Neuverfilmung des Friedhofs der Kuscheltiere. Für Nicht-King-Fans gibt es gehaltvollere Serien, die einen Blick wert sind.

(Vielleicht noch zu den Darstellern: Die meisten machen ihre Sache gut, aber fehlender Inhalt darf dann nicht zu sehr gelobt werden)
4/10