Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2019)

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DerSchweiger
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@derschweiger

The Kitchen: Queens of Crime

(Ups, hier spoilert es!)
Kathy, Ruby und Claire sind allesamt Ehefrauen dreier irischer Einwanderer im Hell´s Kitchen der 70er Jahre. Bandenkriminalität prägt die Stimmung des Viertels und so verwundert es nicht, dass alsbald alle drei Herren nach einem missglückten Ladendiebstahl für drei Jahre hinter Gittern kommen.
Der nun aufgestiegene Kleinbandenboss möchte für seine „Familie“ Unterstützung leisten, doch seine Mutter (die hinter den Kulissen die Fäden der Bande zieht) hasst ihre Stieftochter Ruby aufgrund ihrer Hautfarbe. Zudem läuft das Geschäft mit den Schutzgeldern schlecht – immer mehr Ladenbesitzer verweigern die Zahlung.
Für die 3 Damen wird schnell klar: Hier muss gehandelt werden!
Mit Schwung, weiblicher Leichtigkeit und Heiterkeit und natürlich dem richtigen Näschen für die richtigen Sprüche fließt auch schon bald das Schutzgeld und einer finanziel gesicherten Zukunft sollte nichts im Wege stehen… wären da nicht die Juden und ein italienischer Mafiosi aus Brooklyn…

Als ich Melissa McCarthy auftreten sah, befürchtete ich schon einen „Furz-Pups-Kacka“ Klamauk, zumal Unterstützung in Form von Tiffany Haddish angedroht wird.
Das Gute vorweg: Eine Komödie ist es nicht.
Ein guter Film leider auch nicht.
Die Prämisse, dass drei Gattinnen von Kleinkriminellen (zu faul, für das Schutzgeld zu schützen, zu blöd, um Schnaps zu klauen) im Bandenmillieu aufsteigen und schon bald einen Paten in die Tasche stecken wollen, ist zugegeben gewöhnungsbedürftig. Allerdings gibt es ja auch Perlen der Filmkunst wie etwa „Once upon a time in America“, „Good Fellas“ oder „Casino“ die ähnliche Aufstiege möglich machen.
Was läuft hier also schief?
Frauen, die in einer Männerdominierten Kriminellenwirtschaft auch mal die Zügel in die Hand nehmen, können durchaus interessant dargestellt werden – hier setzt man aber auf die Nummer unbedarft und zuckersüß.
Sorry, aber erpresste Ladenbesitzer geben ihren „Dienstleistern“ freudig ein High-Five? Dazu natürlich der imposante Aufstieg der Damen umrahmt von einem zeitnahen stylishem Song innerhalb von 2 Minuten.

Zwar hat der Film auch tolle Momente (Schmuck in Form von Schutzgeld), aber im Grunde ärgert man sich über blöde Charakterzeichnungen und einem Plot, der wirklich keinerlei Kreativität erkennen lässt.
Dazu kommt Nicht-Schauspielerin Haddish, die zwar keine „Pffff“-Grimassen äffen muss/darf, aber das sie in diesem Bereich arg limitiert agiert, kann sie nicht verbergen. Sehr ärgerlich, dass sie ab der Hälfte des Films aus „Twistgründen“ mehr und mehr alleinige Screentime bekommt.
McCarthy, die mir bisher nur in „St. Vincent“ positiv auffallen konnte, macht hier tatsächlich einen soliden Eindruck. Als Hauptfigur ist sie aber überfordert – was zugegeben auch am schlechten Drehbuch und der noch schlechteren Charakterzeichnung ihrer Figur liegt.

Dritte Dame im Bunde ist Elizabeth Moss, die in der ersten halben Stunde mit exakt zwei Gesichtsausdrücken auffällt. Hinten raus darf sie dann aber tatsächlich die womöglich interessante Rolle der Drei spielen, bekommt hierfür allerdings auch die wenigste Zeit zur Verfügung.

Die Optik des Films ist gut, das Flair der 70er Jahre ist gut eingefangen – Dialoge und Slang womöglich nicht ganz.
(Kann ich aber zugegeben nur schwer beurteilen ;) )
Die Inszenierung der Kills ist branchenüblich, der unvermeidliche Headshot auf der Toilette darf hier natürlich nicht fehlen.
Die Erzeugte Spannung wirkt in jeder Minute geküstelt, die Auflösung ist dann auch tatsächlich arg blöde und endet dann tatsächlich im weiblichen Friede,Freude,Eierkuchen.

Dass sich der Film dann doch recht schmerzfrei zu Ende schauen lässt, macht ihn zugegeben weniger schlimm als möglicherweise geschildert, aber wagt man den Vergleich mit den großen Herrenrunden des Genres, dann hilft auch der Frauenbonus nicht mehr viel.

Fazit: Idee gut, plot arg ausbaufähig. Dazu mit Haddish eine „Schauspielerin“, die Keine ist aber eine McCarthy in seriöser Form, was ihr wahrlich besser steht als ihre Knuddel-Comedy Rollen.
Einige Clous in den Nebensträngen (aber leider auch Momente, die wirklich „wehtun“), eine gute Optik, solider Soundtrack – streamen für lau sollte drin sein.

4/10