Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2020)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile

Gezeigt wird hier der Werdegang Ted Bundy´s ab seiner ersten Verhaftung im Jahr 1975. Was als Ordnungswiedrigkeit wegen zu schnellem Fahren und Überfahren mehrerer Stop Schilder beginnt, endet als Prozess um einen der größten Serienmörder der USA.
Zum Ende konnten ihm 30 Morde nachgewiesen werden, die befürchtete Dunkelziffer macht aber eine Summe von 60 bis 100 aus. Einige seiner Opfer konnten (teilweise schwer verletzt) entkommen.

Bundy indes bekennt sich ab Tag 1 vor Gericht als Nicht-Schuldig. Nachdem er sich mit seinem Anwalt überwirft, besteht er darauf, sich selbst zu verteidigen. Die hierdurch gewonnenen körperlichen Freiheiten (Frei von Fesselpflicht, freier Zugang zur Gerichtsbibliothek) ermöglicht ihm die Flucht.
Kurz darauf wird er dennoch aufgegriffen, entkommt aber ein zweites Mals aus dem Gefängnis.
In Folge ermordet er drei weitere Frauen, ehe er letztmals aufgegriffen und zum Tode verurteilt wird.

In diesem Film geht es jedoch weniger um die Morde an sich, sondern um die Selbstinszenierung Bundys vor Gericht und vor der Presse. Nebenher erfahren wir, wie sich Bundys Lebensgefährtin fühlt, nachdem sie gegenüber der Polizeit die Vermutung äußerte, den gesuchten Frauenmörder zu kennen und möglicherweise hierdurch einen unschuldigen Menschen in die Todeszelle schickte.

Hier hat man den Ansatz gewählt, die Morde nicht darzustellen (mit Ausnahme einer Rückblende zum Ende des Films) und stattdessen ein halbes „Gerichtsdrama“ um seine Person zu inszenieren.
Im Grunde ein positiver Ansatz, hat das öffentliche Tammtamm Bundys in den Medien tatsächlich die Gemüter bewegt. Aber irgendwie ist es doch zu seelenlos, zu plotarm und frei von jeglicher Emotion gedreht.
Zac Afron als Ted Bundy ist optisch die nahezu perfekte Wahl! Insbesondere in den 1:1 nachgestellten Szenen vor Gericht macht man hier einen tollen Eindruck.
Drumherum aber plätschert zu viel den Bach herunter. Warum Bundy zu jener Zeit trotz erdrückender Beweise dennoch massenhaft junge Frauen vor dem Gerichtsgebäude in Wonne schreien lassen konnte, wird durch die dann doch eher eindimensionalen Darstellung nicht wirklich greifbar.

Die Idee, dem Serienmörder mit expliziter Darstellung seiner Morde keine weitere Bühne zu bereiten, finde ich grundsätzlich ok. Die Szenerien vor Gericht hatten auch sicher Potential, sich mit Bundys Verführungskünsten und Blendereien auseinanderzusetzen, aber dafür wird zu oft die „Der sieht doch aus wie Bundy, das muss genügen“-Karte ausgespielt.
Sehr schade.

P.S. Metallica Frontman James Hetfield bietet hier als Officer Bob sein Schauspieldebut. Nette Randnotiz, was den Film in keinster Weise zu einem Must-See macht.

4/10