Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2021)

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DerSchweiger
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@derschweiger

Cruel Summer

Sieh mal ein, eine (Teenie)Serie, die mir weitgehend gefallen konnte.
Nachdem ich mit einigen Veröffentlichungen (zuletzt „Panic“) keine Freude hatte, nahm ich mir vor, zumindest Folge 1 anzuschauen, um dann getrost abzuschalten.
Der Haken: Folge 1 war gut.

Kate ist 1993 der Superstar der Schule. Hübsch, reich, soziale Verpflichtungen… so stellt man sich das vor. Jeanette hingegen ist das ziemliche Gegenteil: nerdig, Zahnspange, schüchtern und fern von jeder Coolness.
Dann allerdings geschehen zwei Dinge: Jeanettes beste Freundin Mallory erfindet eine zweifelhafte Ferienliste, die die Freundinnen zu einigen „Mutproben“ auffordert – beinahe zeitgleich verschwindet Kate und taucht erst 1994 wieder auf der Bildfläche auf.
1995 stehen sich Kate und Jeanette dann vor Gericht gegenüber, denn Jeanette scheint nicht unmasgeblich an Kates Verschwinden verantwortlich zu sein.

Das Gute vorweg: Die ersten 5 Minuten wussten gut zu gefallen. Der selbe Tag in den Jahren 1993, 1994 und 1995 eingefangen zeigt eine dramatische Entwicklung, die auf mein Interesse stieß.
Tatsächlich findet jedes Jahr wenn nicht spannende, dann zumindest unterhaltsame, Geschichten zu erzählen. Die Entwicklung Jeanettes von Daddy´s Liebling zum abgewrackten Generation X Abklatsch ist nicht sympathisch und für mein Empfinden auch eine Spur überzogen, aber dadurch bleiben zumindest keine Fragen über eine mögliche Rollenverteilung offen.
Konträr zu Jeanettes Entwicklung verändert sich auch Kate – vom Vorzeigemädchen und Mammi´s Püppchen zu einer ähnlich verwundeten Person wie Jeanette es wurde.

Dies wird schon früh präsentiert und ist – wenn überhaupt – nur ein kleiner Spoiler. Der Weg dahin ist mit einigen Hürden, Wendungen, Lügen und Verleumdungen geebnet. Dabei spielen natürlich auch der jeweilige Freundeskreis der beiden Protagonisten eine nicht unwichtige Rolle – die Rassen- und Homosexualitätsfrage darf dabei natürlich nicht fehlen.

Womit wir auch schon ein wenig von „Gut“ zu „nicht so gut“ rutschen.
Die Erzählform von beinahe minütlich wechselnder Zeitebenen finde ich nervend und unnötig. Gelingt das hin und her noch in den ersten zwei Folgen überraschend gut, nervt es in den übrigen Folgen zum Ende hin doch arg.
Sicher, eine andere Erzählweise würde schon früh mit einigen Fragen aufräumen – doch sie könnte nicht weniger spannend erzählt werden.

Schauspielerisch gibt es im Grunde nichts zu meckern. Zudem gelingt es dem Drehbuch, auch eigentlich unsympathische Charaktere nachvollziehbar zu gestalten und erlaubt dem Zuschauer, mitzufühlen.
Je weiter die Serie voranschreitet, desto dramatischer werden die Geschehnisse beleuchtet – was dann auch irgendwann bei mir dazu führte, die anfängliche Freude nicht länger aufrechthalten zu können.

Geschaut habe ich die Serie in zwei Tagen (dem Urlaub sei Dank), ich glaube, nur so konnte ich die Spannung auch Aufrecht halten. Klar möchte man dann auch wissen, wie die Nummer aufgelöst wird und stellt fest, dass man sich die letzte Folge möglicherweise hätte schenken können… so ein Blödsinn.

Im Abspann der letzten Folge gibt es dann noch eine Szene, die aufhorchen lässt; womit das Szenario für mich noch ein versöhnliches Ende nehmen konnte.
Dann las ich heute, dass eine zweite Staffel erscheinen wird…. och ne, lasst doch gut sein.

„Cruel Summer“ bietet beim kontinuierlichen Zuschauen ziemlichen Sehspaß und erlaubt auch fleißiges Miträtseln und Mitfiebern – mit einem Tag Abstand aber beginnt der schöne Putz schon zu bröckeln.
Sicher lässt sich vortreflich über die Folgen diskutieren – welche Handlung ist noch nachvollziehbar, welche übertrieben?
Zudem hat mir als Vater zweier an die Pupertät herantretende Mädchen in eingen Momenten der Angstschweiß auf der Stirn gestanden ;)

Schön anzuschauende Serie, die mich zwei Abende lang gut unterhalten hat – einen intensiveren Blick hinter die Geschehnisse hält das Gerüst dann leider nicht ganz stand.
Dennoch:
7,5/10