DerSchweiger

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  • #151839
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    @derschweiger

    Das kann ja nur ein tolles Jahr werden, wenn @derschweiger schon 2 Filme TOP bewertet. :lol:<noscript>:lol:</noscript>

    Na na, so schlimm bewerte ich doch gar nicht :)
    Tatsächlich aber fällt es mir schwer, in der heutigen Veröffentlichungswut von mutmaßlich „großartigen / meisterhaften“ Filmen und Serien das herauszupicken, das mir gefällt. Aber: „Ein blindes Huhn….“, insofern bin ich 2020 weiterhin guter Dinge :)

    #151828
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    @derschweiger

    The Irishman

    Frank (De Niro) arbeitet als Problemlöser für Russel (Pesci), ehe dieser ihm die Stelle als Bodyguard des Gewerkschaftsführer Hoffa (Pacino) ermöglicht. Mit der Zeit steigt Frank mehr und mehr im Mafiagefüge auf, die dadurch entstehenden Aufträge erhalten zunehmend Brisanz.

    „Lange“ habe ich den Film vor mir hergeschoben – 3,5 Stunden schauen sich mal nicht so nebenher und so wurde „The Irishman“ mein letzter Film 2019.
    Ein schöner Abschluss, so viel sei verraten.
    Allerdings kommt Scorsese hier nicht so pointiert zum Schuss wie in seinen unsterblichen Meisterwerken.
    Ich habe im Vorfeld einiges über die künstliche „Verjüngung“ der Stars in diesem Epos gehört – schließlich umfasst der Film locker 40 Jahre, und war zugegeben skeptisch.
    Nach Sichtung stelle ich fest, dass es nicht so arg schlimm aussieht, wie ich befürchtete, aber irgendwie steckt in den Szenen der Vergangenheit doch zuweilen der Wurm drin.
    Wir dürfen nicht vergessen, dass sämtliche Hauptdarsteller im „gesetzten“ Alter sind. Wenn Scorsese die Herren aber in ihren 30er Jahren präsentiert, möchte er (zu recht), dass sie sich auch altersentsprechend bewegen. Zwar kaschieren die Szenen vieles davon – es wird viel gesessen, gestanden, etc., doch imm Fluss ist in jungen Jahren wenig. (Bezeichnend für das „Malheur“ die Szene, in der Frank den Chef seiner Tochter „zur Rede“ stellt… puh, Alter!) Dabei fällt auf, dass man Schauspieler gekonnt „altern“ lassen kann, die Verjüngung hat nummal seine Grenzen.

    Vielen Zuschauern fällt auf, dass der Glanz der Mafiosi zu Grabe getragen wird. So weit würde ich nicht gehen, denn in Zeiten, in denen Präsidenten nach Willen der Mafia aufgestellt werden, läuft es doch ganz geschmeidig und den Herrschaften fehlt es an Nichts – es wird hier nur weniger zur Schau gestellt als in der Nerz und Pelz Optik eines „Goodfellas“ (wobei ich hier den Protz auch als eher moderat empfunden habe).
    Tatsächlich aber ist es ein Abschied. Einen solchen Film wird Scorsese nicht mehr drehen, De Niro und Pesci werden gemeinsam keine solche Rollen mehr spielen.
    „The Irishman“ fühlt sich tatsächlich wie eine Kinoerinnerung an. Regisseur und Cast verabschieden ein Format von Gewalt und Würde, wie es in dieser Form wohl nicht mehr zu sehen sein wird (andere Zeiten, andere „Coolness“). Zumindest hat mich dieses Gefühl beinahe ständig begleitet.
    Überrascht war ich, dass sich De Niro tatsächlich nochmal zu einer so sachlichen Darstellung heranarbeiten konnte. Pesci spielt großartig, aber der Zahn der Zeit ist nicht zu leugnen. Dass das großartige Duo im wohl letzten gemeinsamen Auftritt vom „Neuling“ Pacino quasi an die Wand gespielt wird, ist dann irgendwie das Sahnehäubchen.

    Doch bevor es zu kritisch klingt, sei gesagt, dass ich diese Form der Erzählung sehr mag. Die Darsteller sind durch die Bank hervorragend gecastet (Ray Romano in einem Mafiafilm – ich bin begeistert!!!) und agieren auf sehr hohem Niveau. Die Regie ist gewohnt großartig (hier ist ein halb leeres Glas in der nächsten Sekunde nicht 3/4 voll ehe es eine Sekunde später anstatt links rechts auf dem Tisch steht…), verliebt ins Detail verlangt er viel von seinen Darstellern, genauso wie von seinem Publikum.
    Ein sehr klassischer Abgesang auf „gutes, altes Kino“ mit Darstellern, die zu den Größten gehören, die das Kino hervorgebracht hat, zusammengetragen von einem Stilprägenden Regisseur… die allerdings zum Ende nichts wirklich Neues zu berichten haben. Doch es ist wie zu Hause: Selbst wenn Urgroßvater seine größten Momente hinter sich hat, lauscht man seinen Geschichten von damals doch mit Freude, Spannung und Ehrfurcht.
    Nichts anderes gebührt diesem Film.

    Danke für einen sehr guten Abschluss des Filmjahres 2019

    8/10

    #151827
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    @derschweiger

    Frohes neues Jahr :)

    Als gestern in der Sneak ein „Blockbuster“ angekündigt wurde, war mir zunächst Angst und Bange… die Moderatoren haben hier zuweilen einen schrägen Sinn für Humor.
    Dann aber:

    1917

    1917, der Krieg stagniert an der Deutsch-Französischen Front, als sich die deutschen Truppen unvermittelt einige Kilometer hinter die Linie zurückziehen. Ein britischer Trupp sieht darin die Chance, dem Krieg die entscheidende Wende zu geben und setzt den Deutschen nach. Kurz vor der Angriffswelle erfahren die Alliierten davon, dass es sich um eine Falle handelt. Wenn der Trupp nicht rechtzeitig gestoppt wird, werden 1600 Soldaten in den sicheren Tod marschieren.
    Die Soldaten Blake und Schofield sollen die Kommandatur des Trupps warnen, doch die Zeit ist knapp.

    Eins vorweg: 1917 ist der Film, der „Dunkirk“ wohl gerne gewesen wäre. Atmosphäre, Spannung, Kamera, Darsteller auf höchstem Niveau! Zwar erinnert die Story etwas wage an „James Ryan“, da Blake´s Bruder im besagten Trupp ist und somit eine gesteigerte Motivation in der Überbringung der Nachricht gegeben wird (und der Trailer auch eine solche Ähnlichkeit vermittelt).
    Aber das war es auch schon, denn 1917 steht wunderbar für sich allein. Sicher, sämtliche relevanten Szenarien der Kriegshistorie sind bereits auserzählt, aber der Clou des Films besteht darin, dass er beinahe aus bloß zwei Kamerafahren zu bestehen scheint.
    Natürlich sieht das erfahrene Auge die Schnitte, (gut geschulte sicher doppelt so viele als ich) aber dennoch bleibt das Gefühl eines Echtzeitszenarios und es bildet eine beklemmende Nähe zu den beiden Soldaten, die sich zwischen die Fronten begeben.

    Sicher wird dieser Film auch die Gemüter spalten (wohl aber nicht so sehr wie zuletzt „Joker“), denn für einen (Anti)Kriegsfilm gibt es relativ wenig Kabumm (Da haut ein müde lächelnder Mel Gibson sicher in 5 Minuten mehr Soldaten ins Grab, als es hier der gesamte Film schafft), dafür aber beeindruckende Szenen die zueinander im starken Kontrast stehen.
    Hier und da wird es womöglich ein wenig zu „abenteuerlich“, wenn betrunkene Deutsche aus 5 Metern nicht treffen können, aber das ist völliger Standart. Es gibt Szenen der Stille, Momente der Herzlichkeit, Hoffnung auf Verbrüderung und der Schnapp zurück in den Krieg, kaum dass man sich darauf eingelassen hat.
    Am Ende – ganz egal, wie es ausgehen mag – bleibt der Film unversöhnlich, dabei mit herzlich wenig Pathos und Heldentum.
    Danke für diesen Topstart ins neue Kinojahr!!

    9/10

    #151638
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    @derschweiger

    2019 war für mich ein merkwürdiges Kinojahr. Die vielen „Highlights“ gingen völlig unberührt an mir vorrüber. (Tarantino, Star Wars und Superhelden locken irgendwie nicht mehr)
    Im Grunde habe ich Kino mit einer handvoll Ausnahmen nur in der Sneak erfahren (im Schnitt ein ca. 5 Punkte Jahr – das ist ganz gut) und da hat mich optisch wie akkustisch „Midsommar“ richtig gut mitgenommen. Ob der Film zu Hause auch noch so gut funktioniert wage ich in der Tat zu bezweifeln – dafür bietet er inhaltlich leider zu wenig.
    Mit Neugier warte ich auf Irishman – die fehlende Zeit macht mir hier aber bisher einen Strich durch die Rechnung.

    Meine Top3-4 ohne wirkliche Reihenfolge:
    – Midsommar
    – Joker
    – Yesterday (weil er sich so gut anfühlt und der Soundtrack nunmal großartig ist)
    – Peanut Butter Falcon (wohl wissend, dass ich nun rechtzeitig abschalten kann – oder möglicherweise das Ending fehlinterpretiere und er doch so großartig endet wie ich es mir wünsch(t)e ;) )

    Größte Filmenttäuschung:

    Es 2 (und das, obwohl ich Friedhof der Kuscheltiere gesehen habe)

    #151614
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    @derschweiger

    Völlig richtig, jedem das Seine.
    Ich möchte auch niemanden verbieten, seine Lieblingsfilme in Genres zu suchen, mit denen ich nichts anfangen kann. Falls meine Aussage da etwas aggressiv rüber gekommen sein sollte, war das nicht meine Absicht – bloß meine Meinung. Ich schätze ältere Filme mit altbackener Tricktechnik (zumeist handgemacht) nunmal mehr als permanetes Programmieren, wobei ich mir durchaus bewusst bin, dass viele „meiner“ Klassiker anders gedreht worden wären, hätte die heutige Technik auch zur Verfügung gestanden.
    Meine persönliche Tendenz der letzten Jahre geht mehr und mehr rückwärts: Sprich, ich schaue alte Filme lieber als moderne. Für mich gibt es nur einen Ben Hur und auch die Neuverfilmung von Papillon finde ich, milde gesagt, unnötig. Allerdings spielen auch hier zeitgemäßere Sehgewohnheiten eine Rolle.
    Das Thema lässt sich in der Tat lange diskutieren, am Ende steht verdientermaßen jeder mit den Filmen da, die er nunmal mag. Da möchte ich niemanden die Freude oder Meinung verbieten – blöd wird es erst, wenn man ein „Meisterwerk“ kritisiert und vorgehalten bekommt, keine Ahnung vom Film zu haben (Also vorsicht bei der Kritik um „Joker“ :D)

    #151611
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    @derschweiger

    @thanassi

    Ich finde den Film großartig in seiner Aussage und in sehr vielen Momenten, die einfach unaufgeregt dargebracht werden. Mit 10ern tue ich mich zugegeben etwas schwer (der letzte Film, der in die Richtung ging war „Amerikanisches Idyll“.) Ich mochte den Weg, den der Falcon in seiner Erzählung genommen hat bis hin zum Stimmungsumschwung am Ende. Dass dieser dann in der Autoszene am Schluss wieder „korrigiert“ wird, empfand ich als arg störend.
    Dazu die leider sehr beliebig ausfallende Love-Story im letzten Drittel. Ohne dieses Klimmbimm wäre ich vermutlich weitaus glücklicher aus dem Saal gegangen. So hat es dann doch etwas zu viel Formelhaftigkeit, die der Film insbesondere in den ersten zwei Dritteln sehr häufig zur Seite fegte um erfrischend, ehrlich und gefühlvoll zu sein.

    Von der Prämisse aus, dass er eine 9,5 hätte sein können, sind 2 Punkte Abzug möglicherweise zu hart, das kann sein. Dazu muss ich sagen, dass ich durchaus eine gewisse Objektivität in der Bewertung auslasse, wenn mich etwas emotional mehr (oder hier zum Ende weniger) abgeholt hat.
    Für mich ein „heimliches Meisterwerk mit Makeln“, gerne eine 8.
    In jedem Fall aber auch einer meiner Favoriten für „meinen“ Film des Jahres – noch vor Joker. Und ja, mit Deinen Gedanken bezüglich Disney (Star Wars, Marvel und anderes „Fliegende Autos“ Zeugs) bin ich völlig bei dir. Mich langweilen diese CGI Overkills und sekündlichen Schnitte über die Maßen.

    Ich müsste mir mal den Spaß machen und schauen, wie ich dieses Jahr meine Sneak´s bewertet habe und was ich mit etwas Abstand heute darüber denke. (Und ja: „Yesterday“ bleibt immer noch ein toller Film :D)
    Danke für Deinen Denkanstoß und Deine Sicht der Dinge!

    #151509
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    @derschweiger

    Marriage Story

    Charlie und Nicole waren seit zehn Jahre lang ein prominentes Paar in der New Yorker Theaterszene (Er Regisseur, sie Darstellerin). Doch Schritt für Schritt entzweiten sie sich, besuchten eine Paartherapie und landeten letzten Endes beim Scheidungsrichter. Mutmaßlich größtes Opfer der Trennung: Der gemeinsame Sohn Henry.

    Wer denkt nun nicht an „Kramer gegen Kramer“? Tatsächlich hatte ich den Hoffmann/Streep Film beinahe konstant im Hinterkopf als ich „Marriage Story“ schaute. Schlecht? Ne, aber vorweg: Den Klassiker der Scheidungsfilme wird auch „Marriage Story“ trotz großartigem Cast nicht ganz erreichen.
    Hierfür fehlt trotz knapp 140 Minuten das „kritische“ Auseinandersetzen mit den Scheidungsanwälten, auch wenn es hier einige tolle Szenen zu bestaunen gibt. Außerdem scheint mir der Trennungsschmerz Charlie´s mehr Gewichtung gegeben zu werden als dem von Nicole. Tatsächlich scheint es, als nutze sie das Scheidungssystem zu ihren Nutzen. Ob dies alleine an meiner männlichen (und väterlichen) Wahrnehmung des Films liegt, wage ich zu bezweifeln.

    „Marriage Story“ erfordert Geduld. Wer auf lautstarke Scharmützel oder hohes Tempo im Gerichtssaal aus ist, sollte erst gar nicht anfangen. Das ist zugegeben nicht immer wundervoll anzuschauen, doch insbesondere Adam Driver und Scarlett Johansson sind (mal wieder) darstellerisch on Top!
    Doch bei aller Klasse konnte ich emotional nicht derart abgeholt werden wie seinerzeit von Dustin Hoffmann. Zwar ist „Marriage Story“ in seiner Kulisse und Inszenierung moderner, aber das Gefühl bleibt dabei ein wenig auf der Strecke, obgleich die „Brief“ Momente richtig stark sind.

    7/10

    #151508
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    The Peanut Butter Falcon

    Krabbenfischer Tyler verliert seine Lizenz zum Fischen und verbrennt im Weltschmerz das Equipment seines Widersachers Duncan. Dieser hält von der Aktion nicht sonderlich viel und setzt Tyler nach, der sich mit einem Motorboot in die Flucht schlägt.
    Mit an Bord: Ein blinder Passagier. Zak (22 Jahre, Downsyndrom) ist in der Nacht zuvor aus dem Altenheim ausgebrochen, in dem er betreut wurde, um seinem Lieblingswrestler „Salt Water Rednek“ und dessen Wrestlingschule zu besuchen und selbst ein berühmter Wrestler zu werden.
    Ihm seinerseits ist die Altenpflegerin Eleanor auf den Fersen um ihn rechtzeitig zurückzubringen, ehe die Zak´s Familie Wind davon bekommt oder gar schlechte Presse aufkommt.

    Wir sehen: Die Zutaten für einen Allerweltsroadmovie sind gegeben. Als Herr LaBeouf in Szene trat, hatte ich zunächst arge Bedenken. Zwar bin ich kein Experte seiner Filmographie, aber das, was ich gesehen habe… nun ja…
    Aber tatsächlich gibt es hier nichts, bis sehr wenig schlecht zu reden. Die Chemie zwischen Tyler und Zak passt, auch wenn es möglicherweise etwas zu schnell etwas zu schnulzig wird. Dafür sind die kurzen Dialoge zu schön und auch Zak´s Downsyndrom wird nicht verniedlicht. Es macht Spaß, dem ungleichen Paar auf ihrer Flucht zu beobachten auch wenn das ständige Gefühl eines Happy Ends drohend im Nacken sitzt. Als sich Eleanor der Gruppe anschließen muss (soviel sei verraten!) wird dieses Gefühl nach 0815 Ending immens verstärkt.

    Ich hörte vor ein paar Wochen von diesem Film und er wurde eher mittelmäßig bis unterdurchschnittlich bewertet („Was sonst, Herr LaBeouf“, dachte ich), war aber recht schnell davon überrascht, wie schlecht ein recht guter Film gehandelt wurde. Dabei muss ich aber auch zugeben, dass ich kein Experte in Sachen „Selbstfindungs Road Movie“ bin und vielleicht auch mangels kennender Alternativen Filme wie „25 Km/h“ gerne mag.
    Hätte dieser Film hier etwa 20 Sekunden kürzer gedauert, es wäre ein richtig starkes Stück geworden! So aber…

    7,5/10

    P.S. Wer sich von dem Film überraschen lassen möchte, der sollte unbedingt den Trailer meiden. Es ist heutzutage entsetzlich, wie viel von der Handlung und möglichen Twists in diese Werbefilmchen einfließen..

    #151187
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    Krieg der Welten (Serie)

    Ich muss zugeben, dass mich der Teaser abgeholt hat und ich Vorfreude auf die Serie hatte.
    Die Pilotfolge war größtenteils prima. Die Spannung wurde gut gesetzt, das Szenario der außerirdischen Invasion recht plausibel (für nicht Physiker und Kosmologen – wie das sehen, weiß ich nicht ;) ) in Szene gesetzt.
    Aber schon mit Folge zwei lässt die große Freude spürbar nach.
    Zwar sind einige Charaktäre durchaus interessant gezeichnet, aber irgendwie schafft es das Drehbuch nicht, diese gut in Szene zu setzen. Ich mag es ja, wenn eine Geschichte mit Zeit im Rücken erzählt wird, ständiges Geballer und Explodieren kann ich nicht leiden, aber hier stellt man nach 8 Folgen fest: Das hätte straffer gepackt werden können/müssen, und inhaltlich hätte man auch nichts vermisst.
    Dazu scheint es einige Probleme im Budget gegeben zu haben, denn die Invasoren nutzen ihre „Kettenhunde“ um detailierter auf der Erde aufzuräumen. Der erste Kontakt mit ihnen ist visuel solala, thematisch aber durchaus gut. Aber dann gibt es unzählige Szenenbilder, in denen man sich verwundert die Augen reibt: Ist dann eben wie mit Zombies – kilometerweit nichts zu sehen, und dann, wenn man sich den Schuh binden will, kommt einer unverhofft von der Seite angegrunzt.
    Das nervt in der Tat sehr.
    Optisch bin ich mit dem Gezeigten zufrieden, auch der ein oder andere „Kill“ lässt staunen (auch wenn das für die Serie nicht zwingend von Belang sein sollte).
    Nach 8 Folgen endet das Ganze dann auch unverhofft – der gezeigte Cliffhanger (geplant sind 3 Staffeln) verpufft bei mir völlig.
    Tja, das war unter dem Strich eher ernüchternd. Tolle Prämisse aber sehr spannungsarm (ja, auch weil einiges am Tempo fehlt) und in dialoglastigen Szenen beinahe einschläfernd (Herrje, wenn in anderen Serien/Filmen die Erkenntnis des Wie/Warum erörtert wird, klingt es doch spannend und man will schauen, wie man damit umgeht… hier klingt es, als lausche man einer Haushaltsdebatte im Bundestag).
    Messen kann sich die Nummer mit dem großen „Vorgänger“ und dem nicht wirklich schlechtem Remake kaum – nur der Transport in das Hier und Jetzt (Spoiler: Es sind keine Marsmenschen, die uns bedrohen) ist sehr gelungen.

    4/10

    #150955
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    The Informer

    Ex-Soldat Koslow arbeitet undercover für das FBI um einen polnischen Drogenboss dingfest machen zu können. Bei der finalen Übergabe kommt es aber zum Supergau: Ein Undercover Cop wird ermordet.
    Um das Fiasko klein zu halten, soll Koslow ins Gefängnis und dort eine Liste der Personen zu erstellen, die in die Drogengeschäfte des Paten einbezogen sind. Anschließend wird er umgehend freigesprochen – wäre doch gelacht!…

    Selbstverständlich hat Koslow eine Frau und Tochter, die er beschützt wissen möchte, natürlich gibt es einen eifrigen Polizisten, der keine Scheu hat, sich mit dem FBI anzulegen (denn irgendwas ist da wohl im Busch…) und – wer hätte es gedacht? – das polnische Kartell beäugt Koslows Aktivitäten sehr genau und scheut sich nicht, zum Äußersten zu gehen, sollte er irgendwelche Mätzchen versuchen.

    Tatsächlich klingt es etwas wirrer, als der Film ist, zeigt aber deutlich, woran es krankt: The Informer will zu viel, und das kommt ihm insbesondere am Ende nicht zu Gute (obwohl hier das eigentliche Action-Feuerwerk versteckt wird). Die Situation mit der missglückten Drogenübergabe und den daraus resultierenden Konsequenzen fand ich tatsächlich recht spannend, zumal man ein Augenmerk auf das Innenleben Koslows wirft. Die letzten zwei Tage vor seiner Inhaftierung sind recht gut inszeniert.
    Im Gefängnis bekommen wir dann den typischen Einer-gegen-Alle Knastfilme serviert, der eigentlich nur mit der Antwort auf die Frage „Wie soll der da wieder heil herauskommen?“ punkten könnte… und hier in meinen Augen eigentlich ziemlich mies abliefert.
    Zwar ist es nicht grottenschlecht, aber irgendwie wirkt es wenig zusammenhängend. Dubiose Machenschaften rund um das Team des FBI herum sind da tatsächlich des Guten zu viel.

    Nichtsdestotrotz hat mich „The Informer“ recht gut unterhalten – die Längen zum Ende sind allerdings bedauerlich.

    6/10

    #150772
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    Black and Blue

    Alicia, ehemalige Kriegsveteranin, tritt ihren Dienst bei der Polizei in New Orleans an. Dort wird sie aufgrund ihrer Hautfarbe (natürlich) sofort zum krassen Außenseiter; von den bulligen, weiße Cops gehasst. Auf der anderen Seite darf sie aber auch keine Sympathien von ihren Kindheitsfreunden erwarten, die noch immer im Ghetto New Orleans vegetieren (dafür aber die dicksten Karren fahren), schließlich ist sie nun eine „Blaue“.
    Tja, bei so viel Unverständnis darf Alicia nun auch keine Hilfe erwarten, als sie unvermittelt eine Gruppe Cops erwischt, wie sie einige Kleinkriminelle ermorden. Eine Meldung bei der Polizeiwache erntet… nun ja, ihr ahnt es schon.

    Der Plot ist tatsächlich wenig aufregend, die Spannung auch eher mittelmäßig, aber immerhin spielt Naomie Harris in ihrer Rolle glaubhaft. Zwar muss sie auch durch sämtliche Klischees, die je ein „Schwarzer Cop in weißer Welt“ Film zu bieten hat. Gute Momente wie etwa Alicias Flucht vor den Killer-Cops im schwarzen Viertel werden jedoch schnell vom Tisch gewischt, schließlich soll es ja Knallen.

    „Black and Blue“ hätte tatsächlich richtig ordentlich werden können, hätte man dieses blöde Katz-und-Maus Spiel nicht bis zum Exzess getrieben und insbesondere zum Ende nicht so sehr mit Krawall versehen. Zur Krönung bekommt der Film ein Ende, dass einem die Hände an die Stirn klatschen.
    So ist der Film aber trotzdem allemal wert, einer Heimkino-Sichtung empfohlen zu werden.

    5/10

    #150770
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    @derschweiger

    Zombieland 2: Doppelt hält besser

    Nur kurz: Wer schon beim (miesen) Trailer Tränen lachen konnte, wird genau dieses in Filmlänge erhalten. Für alle Anderen ist es ein bemühtes, verkrampftes und zu 99% unwitziges Versuchen, Personenkult möglichs cool auf die Leinwand zu bringen. Klar, dass Eisenberg, Harrelson und Stone jede Menge Spaß hatten, das scheint für den Zuschauer jederzeit spürbar, aber etwas mehr als eine Wiedersehensfreude mit dummen Gags und Gelegenheitszombies (überall leere Straßen, es sei denn, man benötigt welche – dann kommen die in Scharen aus dem Nirgendwo [ja, erinnert tatsächlich an die großartige Dramaturgie aus TWD :D]) bekommt man in keiner Sekunde geboten.
    Unterstützt wird das Trio von Zoe Deutsch, die zwar Talent aber eine grottige Rolle bekommen hat, um das „Fehlen“ von Abigail Breslin zu kompensieren, die jedoch für die Gestaltung des „Plots“ des Films herangezogen wird.

    Das darf ich sagen, weil mir Teil 1 auch nur ca. bis zur Hälfte gefallen hat – danach hatte ich tatsächlich nicht mehr Lust, ihn ein zweites Mal zu sehen. Teil 2 nun agiert weit unter dem Humor aus dem „Original“, aber immerhin gibt es Mähdrescher, Pisa und einen Monstertruck!

    3/10

    #150580
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    Hier mal ein paar Eindrücke von Serien, die ich zuletzt gesehen habe:

    Mindhunter Season 2

    Staffel 1 fand ich großartig, die hier nun erweiterteten Elemente („Live“ Killer Suche, private Probleme) bringen den einen oder anderen Spannungsmoment mit hinein, verwässern aber das eigentlich sehr spannende Grundthema. Die Balance einiger Nebengeschichten scheint mir nicht ganz schlüssig (für die offensichtliche Homosexualität eines Hauptcharkters hätte es durchaus eine Folge weniger geben können, die angedeutete sexuelle Frustration eines anderen Mitglieds dagegen ist glücklicherweise nicht im Detail erörtert -> dazu die Tragödie im Hause Tech, die ihre Wurzeln in Staffel 1 hat und für mich das interessanteste Dilemma Beruf vs. Privatleben mit sich bringt aber sich in ihrer Gewichtung der Erzählung nicht ganz wirklich treu bleibt).
    Bestärkte Staffel 1 in erster Linie durch Dialoge und das Zusammenwirken der Hauptcharaktäre, so liegt dieses Klasseelement nun eher hinter den Ermittlungsversuchen bei den „Atlanta Child Murders“. Das ist ok, wenn man etwas mehr Tempo in der Serie haben möchte – zugegeben wäre eine 2. Staffel die sich ausschließlich auf Interviews der Serienkiller (hier tatsächlich eine beinahe unnötige Auseinandersetzung mit Manson) vermutlich zu wenig des Guten, aber mir scheint die Würze der neuen Elemente der Serie nicht völlig zu schmecken.
    Dennoch bleibt „Mindhunter“ eine Serie, die großartig zu unterhalten weiß und sich wohltuend von vielen Krimi/Thriller Serien abhebt.

    7,5/10

    Stranger Things 3

    Ich gebe zu, schon von Staffel 1 kein allzugroßer Freund der Serie gewesen zu sein. Staffel 2 brachte hier keine wirkliche Weiterentwicklung und Staffel 3 unterbietet das Ganze dazu in beinahe beschämender Form. Hier sieht man, was passiert wenn eine gute Idee durch die Melkmaschine der Industrie gejagt wird.
    Gibt es was Neues zu erzählen? Nein?… Dann packen wir doch mal das Monster richtig raus und lassen es auf den Putz hauen. Die Splittung der Gruppe hingegen wirkt authentisch, man entwickelt sich weiter – anderes Tempo, andere Interessen… aber leider gibt es zu viel Husch-Husch durch unterirdische Megalabore, Aufeinandertreffen mit dem bösen Monster und den noch böseren Russen (Ja ok, kalter Krieg – die Prämisse ist in Ordnung, aber wo Staffel 1 noch augenzwinkernd die Themen der 80er aufgriff, ist es in Staffel 3 eine platte Kopie dessen, was wir damals im Kino und TV schauen durften).
    Für mein Empfinden hat sich Stranger Things sehr weit von seinem Ursprung entfernt, was andererseits natürlich nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass eine beende Geschichte zwanghaft weitererzählt werden will/muss.
    Staffel 4…. die Aussichten sind düster

    5/10

    Goliath Staffel 3

    Staffel 1 war großartig, Staffel 2 trotz leichter Längen auch sehr gut – die dritte Staffel hatte nun wieder Potential, richtig groß zu werden, aber leider hat man sich in der ersten Hälfte der Season entschieden, die Kuh aufs Eis zu schicken. Sicher scheint, dass die Figur des McBride erzählt zu sein scheint, und ich begrüße es, dass nun nicht aus dem Nirgendwo neue, absurde Charakterzüge oder „Fehler“ der Vergangenheit auf ein einprasseln… stattdessen sind es Drogen, die ihn arg benebeln und den Zuschauer exzessiv daran teilhaben lassen. Dennis Quaid als Gegenpart macht seine Sache toll, aber vieles um die beiden Protagonisten herum ist müßiger Klamauk und Absurdes mit der Keule (die adoptierten Zwillinge – ja, „herrliche“ Momente!! Drogen-Indianer, der im Grunde nur für das Finale der vorletzten Folge benötigt wird).
    Tatsächlich gibt es in dem ganzen Drogengedöns eine(!!) Szene, die für die Story bedeutsam ist. Alles Weitere zu diesem Thema ist lästig, grell, unsinnig – ebenso wie McBrides zwischenzeitliche Reise ins Ödland.
    Die zweite Hälfte der Staffel zeigt dann aber wieder, warum die Serie im Grunde stark ist. Thornton als McBride ist großartig, so einfach kann es manchmal sein. Sein Kanzleigespann lässt hier leider den Schwung vermissen, den sie noch in den beiden ersten Staffeln haben, aber ein Wiedersehen macht dennoch Freude.
    Ich bin hier hin- und hergerissen, denn ich mag diesen „David“, der sich immer wieder einem „Goliath“ stellt und dabei auch persönliche Verluste erleiden muss.
    Es menschelt auch hier sehr, was großartig ist – aber wenn Drogen ein belustigendes Element sind, bin ich raus (nicht, weil ich Drogen nicht mag – sondern weil mir die „Ästhetik“ gehörig auf den Senkel geht).

    Spitzenvorraussetzungen, Thornton weiterhin in Top-Form aber eine halbe Season, die mehr oder weniger für die Tonne (oder Spritze) ist. Man man man, das ärgert mehr als das Auftreten einer Figur aus Staffel 1.

    6,5/10

    #150521
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    Hier mal rasch die Eindrücke der letzten drei Sneak-Sessions:

    47 Meters down: Uncaged

    Der Hai ist los! Dieses Mal ein Riesenbrocken, der vor langer Zeit in eine versunkene Ruinenstadt eingedrungen sind. Zu blöd, dass der Mensch das Gebiet für sich neu entdeckt hat und es sowohl aus historischer als auch aus touristischer Sicht zu katalogisieren versucht.
    Die vier weiblichen Störenfriede werden dann auch alsbald von den gierigen Allesfressern genauer unter die Lupe genommen…

    Nichts Neues an der Front der Hai-Slasher. Das Setting ist durchaus mal etwas anders, stellenweise optisch sehr gut in Szene gesetzt. Dramaturgie, Plot und „Schauspieltalent“ (man beachte mal Stallones Tochter) erden den Zuschauer dann doch recht schnell.
    Das Highlight des Films, die Haie, werden glücklicherweise meist gut dosiert in Szene gesetzt.
    In der Summe ganz OK, aber wie beinahe alle Tiere-sind-Killer Filme lässt mich das völlig kalt.

    5/10

    Halloween Hunt

    Puh, was ist denn das? Irgendeine Mischung aus „Saw“ und „Escape room“ vielleicht?
    An einem Halloween Abend fassen eine Gruppe Heranwachsender den Entschluss, in ein gruseliges Gespensterhaus einzukehren. Hätten sie mal besser nicht gemacht, denn die unter schaurigen Masken versteckten Schausteller sind nicht auf die Unterhaltung ihrer Gäste aus…

    Optisch weiß „Halloween Hunt“ hier und da tatsächlich zu gefallen. Schön fand ich das meist handwerklich anmutende Ambiente (kein Multimillionen und durch technischen Overkill auffallendes Setting), die eine oder andere Szene hatte durchaus Spannungspotential. Doch bald weicht der interessante Ansatz dem Genreüblichen „Lauf oder Stirb“ Schema. Sehr schade, weil ab hier völlig belanglos. Da helfen auch die Masken hinter den Masken nichts mehr.

    Für einen Halloween Abend zu gebrauchen….

    5/10

    Scary Stories to tell in the dark

    Auch die gestrige Sneak stand im Einfluss der Halloween Nacht. Ovredal und del Toro entführen uns in ein amerikanisches Kleinstädtchen der 1960 Jahre. Der Vietnamkrieg ist noch ein Aufruf zum Heldentum, dem junge Männer nur allzu gerne folgen.
    Für eine kleine Gruppe Außenseiter ist es das letzte gemeinsame Halloween, ehe die Wege der Highschool sie vermutlich außeinanderreißen wird (oder man einfach zu alt für Trick or treat ist – wer weiß das schon)
    Ein verlassenes und verwunschenes Haus bietet ein gruseliges Ambiente und gleichzeitig Unterschlupf auf der Flucht vor den örtlichen Haudegen. Hier wurde vor vielen Jahren ein Mädchen hinter den Mauern eingesperrt und immer wenn Kinder kamen um sich von ihr eine Geschichte erzählen zu lassen, verschwanden diese kurz darauf auf Nimmerwiedersehen.

    Ja, klingt supergut ;) Ovredal wurde jüngst für sein „Autopsy of Jane Doe“ ziemlich gefeiert (warum, erschließt sich mir nicht gänzlich) und del Toro hat ja ohnehin ein Händchen für Fantastisches. Hätte toll werden können, aber es ist in der Summe tatsächlich nur altbacken. Lobend hervorzuheben ist möglicherweise, dass einige Gruselfiguren handwerklich aussehen und nicht frisch aus dem Computer entsprungen scheinen, aber in der Summe ist es sowohl optisch wie auch inhaltlich eine Enttäuschung.
    Das beliebte „Stranger Things“ Schema (eine Handvoll Teenies, die in phantastische und unglaubliche Gefahren geraten, dabei trotz ihrer Unterschiedlichkeit stets beste Freunde sind und dem größten Schrecken auch mit einer Prise Humor begegnen) wird hier zum x-ten Mal durchgekaut.
    Von der Gruppe bleibt vielleicht noch die Hauptdarstellerin in Erinnerung, dies aber möglicherweise mehr ihrer Brille geschuldet als ihrer tatsächlichen Präsenz.
    Der übliche Plot – Ene mene meck, und du bist weg – bietet keinerlei Raum für Überraschungen. Einzig Monsterfetischisten erlangen möglicherweise ein Spannungsgefühl hinsichtlich der möglichen Optik des nächsten Monsters aus der Kiste.
    Einmal weggenickt und trotzdem nichts verpasst.

    Für Halloween taugt es ebenfalls, aber da erschien mir „Halloween hunt“ tatsächlich einen ticken unterhaltsamer.

    4,5/10

    #150044
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    Midsommar

    Donnerwetter: Die Rückkehr!

    So, für alle, die es nicht wissen: Ari Aster ist der heißeste, neue Scheiß im Horror. Punkt!
    Glaubte ich zumindest gehört zu haben – „Hereditary“ gefiel mir zugegeben gut, das Nonplusultra des Horror konnte ich da aber nicht erkennen. Inwiefern „Midsommar“ hier in das selbe Horn bläst, gilt es nun zu erfahren.

    Dani, die einen persönlichen Schicksalsschlag erleiden musste, wird von ihrem „Noch“Freund Christian eingeladen, ihn und seine Kumpels nach Schweden zu begleiten, wo sie die Zeremonien der Sommersonnenwende begleiten möchten.
    Sie willigt ein und bald finden sie sich in einer entlegenen Kommune, wo die Gemüter der Bewohner ebenso immerhell sind wie das Tageslicht um sie herum.
    Doch es scheint hinter dem immerfrohen Getue ein Geheimnis zu stecken.

    Leider kommen auch hier leichte Spoiler vor!
    (Die nach Sichtung des Trailer allerdings nicht schwer ins Gewicht fallen)

    Nach der dunklen Einleitung geht es ins helle Schweden. Visuell ist „Midsommar“ ein Augenschmauß! Farben, Szenenaufbau, Hintergründe – so wünsche ich mir einen Film.
    Wer Interesse am „Aster Interpretationsschauen“ hat, der wird auch hier seine helle Freude haben. Alleine die Spiegelmomente in der 20minütigen Einleitung laden zum Diskutieren ein.

    Der Plot indes ist rasch erzählt und weißt keinerlei Unterschiede zu Vetretern der „Freitag der 13.“ Reihe oder ähnlichen Machwerken auf.
    Tatsächlich stört dies ein wenig (mich zumindest), aber Optik und Ton übertrumpfen ohnehin alles, was inhaltlich geboten werden soll.
    „Schreckmomente“ gibt es einige, jedoch sind sie gepaart mit Szenen, die den Schatten des Unheils bereits 10-15 Minuten vorher auswerfen. Man wird quasi mit ungutem Gefühl weitergetrieben um dann ungeschönt (aber effektvoll) zum jeweiligen Schreckensklimax geführt.
    Besonders in den Momenten, die sich viel Zeit zum nächsten Höhepunkt nehmen, ist der Film bockstark! Das Resultat sind dann auch 150 Minuten Spielzeit – so viel Zeit muss mal sein.
    Dazu kommen die genreüblichen Schrecken aus dem Dunkeln oder auch mal der rasche Knüppel aus dem Sack. Im Zusammenspiel mit den anderen Szenen sind sie wie ein Eintreten in eine andere Welt – was künstlerisch wie erzählerisch durchaus berechtigt ist.

    „Midsommar“ wird zum philosophieren einladen, zum „Hast du das in der Szene gesehen – und dann als blablabla“ natürlich auch – aber Hand aufs Herz. Die Story ist straight und wer den Trailer gesehen hat, weiß schon ab Minute 1 wie die Nummer ausgehen wird. Die vom Regisseur gestreuten Interpretationsmöglichkeiten sind möglicherweise als BonBon zu verstehen. Denn darstellerisch hat der Film tatsächlich seine Schwächen.
    Florence Pugh als Dani ist sowohl optisch wie auch in ihrer Präsenz eine Wucht (natürlich geschmacksache!), dahinter stinkt der Cast aber gehörig ab. Sehr gut funktionieren die Figuren der Kommune, die ihre Tänzchen ungerührt darbieten und sich auch sonst für allerhand Fremdschämmomente nicht zu schade sind.

    An dieser Stelle mal angemerkt: Für die Sneak taugt der Film leider nicht – bzw. fällt es dem Publikum schwer, sich auf fremdländische Traditionen einzulassen. Schwedische, leicht dissonante Folklore aus dem Off sind tatsächlich nicht jedermanns Sache – an einigen Stellen kann es zu Lachern der Entrüstung oder verkannten Tradition kommen (was der Stimmung des Films leider nicht gerecht wird).
    Hiervon möchte ich aber die Inszenierung des letzten Viertels aussparen, denn hier wird tatsächlich Einiges geboten, das man nur schwer ertragen kann. Der Nakedei-Kult aus „Hereditary“ ist dagegen ein leises Flüstern.

    Neben Pugh will im Grunde nur noch William Jackson Harper gefallen, dessen Interesse an der nordischen Kultur und den Runen unterschiedlicher Epochen erst die Reise nach Schweden ermöglichte. Seine Reise in die Gemeinschaft ist die einzig glaubwürdige (nehmen wir das unbedarft hereingestolperte und schicksalgelenkte Dazukommen von Dani mal aus) aus der Gruppe. Welche Rolle der Student und „Fremdenführer“ Pelle innehat ist im Grunde schon beim ersten Kennenlernen klar.

    Aber Aster möchte nunmal nicht mit einer gewitzten Story überraschen, sondern ein Fest zelebrieren. „Midsommar“ ist ein Rausch der Sinne, untersützt durch den beinahe ständigen Drogenkonsum der Figuren.
    Das Betreten der Kommune ist zu schön um wahr zu sein (man denke da an die Frauen von Steppford) – tja, und am Ende ist es so, wie es ist.
    Punkt. Aus.

    An einigen Stellen kam ich nicht umhin mich zu fragen, ob Aster den Zuschauer und Kritiker nicht bewusst Eine mitgibt und sich hinterher vor Lachen auf dem Boden krümmt, wenn er die vielen Interpretationen und zukunftsweisenden Kniffe zu hören bekommt. Sowohl das Zeichnen der Hauptfiguren als auch der Rabatz am Ende sprechen eher dafür, dass er schauen möchte, wie weit er gehen kann, bis jemand die Hand hebt.
    Ari Aster abzufeiern halte ich für verfrüht. Inhaltlich haben weder „Hereditary“ noch „Midsommar“ etwas überraschend Eigenständiges. Er geniert sich nicht, Motive zu stehlen und sie in seine Visionen von Film einzubauen.

    Die Bild- und Tongewalt (ja, Gewalt), sind enorm und haben mich hier tief beeindruckt.
    Plots und Twists sind mir dann aber doch zu effekthascherisch eingebaut (Aus der Erde ragendes Bein) – sie etwas mehr zu verstecken würde mir tatsächlich besser gefallen.
    Ohne also auf den Personenkult Aster aufzuspringen zeige ich mich von „Midsommar“ positiv überrascht.
    Inhaltliche Schwächen werden mit dem (beinahe quälend) langen Szenenaufbau zerstreut, ohne dabei (für mich) langweilig zu werden.
    Eine starke Hauptdarstellerin, die den Film mit Hilfe der nebendarstellenden Kommune (wobei die Kommune an sich natürlich der „Hauptcharakter“ des Films ist) stemmt. Ein dahinter stark abfallender Cast (der war in Hereditary tatsächlich deutlich besser) verdirbt dabei hin und wieder die Stimmung.
    Blendet man zudem aus, dass hier viel Augenwischerei betrieben wird, dann hat man mit „Midsommar“ tatsächlich einen Horrorfilm, der nachwirkt.

    P.S. Drogen töten!
    8(,5)/10

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