Antwort auf: Heute habe ich mir folgenden Film angesehen…. (2018)

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Psychoklaus
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@psychoklaus

Ready Player One

Eins vorweg: ich habe das Buch kurz vor meinem Kinobesuch beendet. Es war sicherlich keine literarische Perle aber es war durchaus unterhaltsam. Es lebt größtenteils von seinen Referenzen zur Popkultur der 80er Jahre und der guten Beschreibung der Oasis und der Zocker-Mentalität.

Leider kann der Film hier zu keiner Zeit mithalten. Ich muss sagen, dass wenn ich das Buch nicht vorher gelesen hätte, ich oftmals im Film überhaupt nicht verstanden hätte,wovon gerade gesprochen wird. Vieles wirkt im Film zusammenhanglos oder einfach nur „reingeworfen“ ohne irgendeinen Bezug zur Handlung, frei nach dem Motto: „Das muss aber noch irgendwie rein.“.

Gleiches gilt zu großen Teilen für die Handlung. Es wirkt so, als hätten die Macher (Spielberg?) einzelne Stellen aus dem Buch auf Post-its festgehalten und diese dann wild durcheinandergeklebt. So kam es mir zumindest vor. So wirkt das Gesehene im Endeffekt wie eine teils sinnlose Aneinanderreihung von Szenen ohne wirklich zu packen oder gar spielbergesque zu verzaubern.

Leider findet sich gerade die Popkultur der 80er, von der ich selbst Riesenfan bin (weil in der Zeit groß geworden :D ), sich nur am Rande im Film wiederfindet. Sicher zugunsten optisch opulenterer Schauwerte, statt z. B. dem Besuch eines Dungeons, dem Nachspielen eines Films oder dem Spielen von Arcade-Klassikern (was ja ansatzweise noch vokommt), aber das hat das Buch gerade bereichert finde ich. Hier wäre weniger manchmal mehr gewesen.

Gleichzeitig geht das Buch auch mehr darauf ein, wie die Flucht in Onlinewelten und „Dauerzocken“ hier immer mehr zu Einsamkeit und Isolation führen können. Die Thematik wird etwas kritischer beschrieben als im Film, der im Prinzip nur am Ende sporadisch darauf eingeht.

Auch die Optik konnte mich eigentlich zu keiner Zeit wirklich überzeugen. Vielleicht passte das Design von Avataren und OASIS einfach nicht zu den Bildern die ich mir beim Lesen in meinem Kopf gemacht habe, aber ich fand die Umsetzung eher mäßig. Die FX hat mich ebenfalls nicht umgehauen. Die OASIS-Szenen wirkten im Prinzip wie eine überlange Zwischensequenz in einem Videospiel. Sollen sie ja wohl auch, aber ich empfand es sicherlich als nichts Besonderes oder Herausragendes. Die CGI hier mit Filmen wir Avatar oder ähnlichen Filmen zu vergleichen finde ich nicht angebracht, da RPO hier qualitativ sicherlich nicht mithalten kann.

Die Figuren sowohl in der OASIS als auch im Real-Life fand ich ebenfalls nicht besonders berauschend. Am ehesten gefiel mir da noch Wade Watts (Tye Sheridan). Simon Pegg empfand ich als komplett fehlbesetzt. Auch Olivia Cooke als Samantha (Art3mis) fand ich insofern komplett daneben, da sie im Buch als durchaus übergewichtiges kleines Mädchen mit einem Riesen Feuermal im Gesicht beschrieben wird. Das passt hier leider überhaupt nicht, ist sie doch verhältnismäßig hübsch und hat eigentlich keinen Grund sich im richtigen Leben zu verstecken. Der Rest des Casts ist vernachlässigbar.

Kommen wir nun zu den immer wieder gerne erwähnten und hochgelobten popkulturellen Referenzen und Cameos. Davon hat man die meisten eigentlich schon im Trailer gesehen. Darüberhinaus huschen einfach nur hier und da ein paar bekannte Film- oder Videospielfiguren über den Bildschirm. Dafür dass das Buch genau von solchen Anspielungen und Nennungen lebt, wurde dieser Aspekt leider im Film extrem lieblos abgefrühstückt. Was diese popkulturelle Anspielungen angeht haben hier z. B. die beiden Legofilme (The Movie, Batman) sicherlich die Nase weit vorn.

Insgesamt hatte ich die Hoffnung, dass, trotz einer durcheinandergewirbelten, weichgespülten Handlung und einem modernisierten Setting und Bildern, um den Film auch jüngeren Leuten schmackhaft zu machen, die mit den Achtzigern nichts anfangen können, hier ein guter Spielberg-Abenteuer-Film bei rumkonmt, der optisch begeistern kann und das Herz am rechten Fleck hat.
Leider ist er das meiner Meinung nach nicht geworden und so bleibt hier für mich nur ein beliebiger Popcorn-Blockbuster, den ich mir nicht mal aufgrund der Action oder der Effekte noch ein zweites Mal anschauen würde.

Eventuell liegt es wirklich daran, dass ich das Buch kurz vorher gelesen habe. Meine Kumpels mit denen ich den Film gesehen habe, haben das Buch nicht gelesen, und die fanden den Film klasse… :)

Vielleicht gebe ich ihm ja im Heimkino doch nochmal eine Chance. Bis dahin versuche ich mir die Erinnerungen an das Buch wegzutrinken. :)

4,5 / 10 virtuelle Welten.