DerSchweiger

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    Jugend ohne Gott

    So, gestern war es dann mal wieder so weit. Eine Sneak zum Wegschauen.
    1937 als antifaschistischer Roman veröffentlicht, wurde „Jugend ohne Gott“ hier als Dystopie eines Überwachungs- und Leistungsstaates in Szene gesetzt.
    Orte ohne Namen, eine Stadt mit mächtiger Skyline, deren „Sektoren“ schlicht in α, β, γ, etc. eingeteilt ist und keinerlei weitere Hinweise zur Örtlichkeit aufweist, eine karge Berglandschaft, in das modernstes Überwachungs-High-Teck eingebettet wurde (außer den Schlafzelten, die sind schon sehr retro) und selbstredend nahe der Perfektion stehende junge Menschen, die in aller Regel bloß hinsichtlich der anstehenden Aufnahmeprüfung zur führenden Elite-Uni Emotionen zeigen (können).

    Gezeigt wird der Film aus Sicht dreier Personen, die jede für sich andere Motivationen und Herangehensweisen besitzt.
    Die, von der ersten Sekunde an schrecklich nervende, hoch motivierte Natesh hat neben einem persönlichen Interesse, die Prüfung unter den Top 5 abzuschließen, für sich die Aufgabe entdeckt, den in sich gekehrten und irgendwie nicht ganz so motiviert erscheinenden Zach genauer unter die Lupe zu nehmen. Man ist ja neugierig und helfen möchte man ja auch und tralala…

    Zach indes zeigt sich ob eines jüngsten Traumas inmitten der Familie meist still, teilnahmslos was sein eigenes Schicksal betrifft, jedoch aufbegehrend und um Gerechtigkeit schreiend, wenn er andere benachteiligt oder ungerecht behandelt sieht.
    Da kann doch etwas nicht stimmen…

    Zu guter letzt haben wir den Lehrer (wenn ich mich nicht irre, hat er im Film keinen Namen), der seine Klasse bei dieser Prüfung begleitet und erschrocken feststellen muss, dass nicht nur die Schüler ins Visier der totalen Kontrolle geraten…

    Tja, zumindest will einem die Erföffnung des Films eben jenes vorgaukeln. Ständige Kontrolle, öffentliches Darlegen höchst persönlicher Daten und Informationen an öffentlichen Plätzen, das Einsetzen eines Kontroll-Chips zu Beginn der Uni-Prüfung, eine Drohne(!!), die bei Bedarf durch die Wälder fliegt um Puls und Befinden der zu-Prüfenden zu kontrollieren… und am Ende vom Tag will keiner wissen, wo sich Person x und y aufhalten, bzw. ob nicht doch gar „Illegale“ (Menschen, die ihren Sektor verlassen haben) ihr Unwesen treiben.
    Wenn, dann doch bitte richtig – so wirkt es (wie in deutschen Filmen leider allzuoft) als gut gewollt und mies umgesetzt.

    Die Vorlage an sich ist nicht übel, aber auch nichts Besonderes (spätestens seit „1984“ wissen wir doch, wie böse staatliche Kontrolle auf das Wohlbefinden friedlicher – und vor allem – denkender Menschen wirkt).
    Der „Clou“, die Stroy bis zu einem gewissen Wendepunkt nacheinander aus Sicht der drei genannten Protagonisten aufzuzeigen wäre vielleicht gut, würden sie sich nicht beinahe 1:1 ähneln.
    Dialoge und Dramarturgie wurden wohl während einer 90 minütigen Klausur in der 9. Klasse entworfen. Selbst wenn der Film Gefahr läuft, aus Versehen spannend zu werden, weiß man gekonnt, eben jenes Element zu eliminieren und stattdessen weichgespülte, mit erhobenen Zeigefinder gesprochene Weisheiten auszuwerfen.

    An seinen „emotionalen“ Stellen zeigt der Film Momente zum Fremdschämen und der unfreiwilligen Komik.
    SPOILER:
    Dass die Psychologin im Prüfungssektor Zach eine blaue Pille zur Kontrolle seiner Emotionen anbietet, nachdem er in einer Szene zuvor einen Coitus interruptus erfahren musste, mag war inhaltlich etwas völlig anderes ausdrücken (zumal sie von seiner Love-Story nichts weiß), bekommt hier aber eine Slapstick Note, die es in sich hat.
    Und von dieser Güteklasse gibt es weitere Klopse… immerhin gab es hierdurch Momente der Erheiterung.
    SPOILER ENDE

    Jugend ohne Gott ist schrecklich langweilig, auch wenn die Bilder teilweise recht ansprechend präsentiert werden. Jedoch ist es einer dieser Filme, die so schrecklich schwarz / weiß zeichnen, dramaturgisch eben- (wenn nicht gar unter-)irdisch sind. Einzig zwei, drei Schauspieler wissen hier etwas Klasse zeigen zu wollen (nein, „Natesh“ gehört nicht dazu), ein Drehbuch, das gut hätte werden können aber dann doch leider seinen Dienst verweigerte…
    Deutsches Kino, das war wiedermal nix!

    3/10

    #126232
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    Dunkirk

    Ich bin mit sehr großen Erwartungen in den Film gegangen. „Interstellar“ ist für mich einer der größten Würfe der jüngeren Filmgeschichte, die Trailer und Teaser waren genau nach meinem Geschmack und die historischen Vorgaben waren wie gemalt!
    Das Zusammenspiel von Bild und Ton ist an den meisten Stellen grandios. Das Gefühl der Klaustrophobie inmitten der schieren Undendlichkeit von Strand und Meer ist sehr gut in Szene gesetzt worden.
    Das resignierte, beinahe kläglich an Hoffnung klammernde Warten am Strand kommt mir da leider doch etwas zu kurz.
    Hier ist die erste Hälfte des Films das wahrlich Große. Der Klang der feindlichen Bomber drückt einen regelrecht in den Kinosessel, die beinahe schon ruhige und behäbige Kamerafahrt während dieser Momente der aufkeimenden Panik sind beeindruckend, und doch kommt der Film am Ende nicht über Mittelmaß hinaus.

    Dass eine Flucht in gewisser Weiße auch ein Sieg sein kann, mag ich so unterstreichen. Entgegen der Pressestimmen werden die Überlebenden in ihrer Heimat wie Helden empfangen, auch das mag ich unterstüzten, doch es geschieht mit übertriebenem Pathos, der zuvor beinahe nie vorhanden war (einzig Kennth Branagh weiß hier und da auf Ehre und Solidarität hinzuweißen).
    Der schwülstige wie – leider, leider – allzu vorhersehbare Zeitungs“gag“ des Nobodies, der zu gerne etwas leisten möchte, damit man ihn wahrnehmen möge… puh, hat Herr Nolan sowas wirklich nötig?

    Über Drehbuch und Schauspielleistung muss man an dieser Stelle kaum Worte verlieren – die sind inmitten der Bildgewaltigen Szenerie teils überflüssig. Schade aber, dass diese in Szenen, wie z.B. im Bug des niederländischen Kutters, nicht gefordert werden.
    Kühl und stoisch, ja – im Großteil gehe ich damit konform, aber das Zusammespiel von verzweifelten Männern inmitten klaustrophobische Zustände hat man beim Referenz-Film zum Thema „Das Boot“ wahrhaft besser in Szene gesetzt.

    Dunkirk an sich bietet etwas fürs Auge. Es ist nichts für den Blut und Gemetzel liebenden Kriegszuschauer (und ja, das ist ein weiterer Pluspunkt für mich!), Dialoge sind rar gesät und überhaupt verspricht die erste Hälfte des Films genau das, worauf ich gehofft hatte… doch dann verliert das Projekt an Klasse, Helden werden in den falschen oder unwirklichsten Szenen geschaffen, eine Figur zum „mitfiebern“ sucht man vergeblich.
    Letzteres will ich gar nicht mal kritisieren, doch leider weiß der Film nicht, wie er sich nachhaltig in mein Gedächtnis bringen soll.

    Wer hoch fliegt, der tief fallen kann…. nach „Interstellar“ war ein größerer Film kaum vorstellbar, aber dass es nur aufgrund der Breite des Bildes und in vielen Teilen der bedrohlichen und hektischen musikalischen Untermalung gelingt, zu gefallen, ist mir etwas zu mager.

    6/10

    #126114
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    Atomic Blonde

    Bevor der Vorhang fiel wurde dem zahlenden Publikum (da muss es vorher einen Maulwurf gegeben haben, der Saal war rappelvoll) wirklich Großes versprochen – dazu in Dolby Atmos!
    Hach, mein Herz tat Sprünge… doch wenn der Gießener Straßenrapper glaubt, die coolste Mache auf Gottes Erde vorstellen zu dürfen, schwingt doch ein klein wenig Skepsis mit.
    „Atomic Blonde“ war allerdings DER Film, den ich mir im stillen für eine Sneak gewünscht hatte. Der große Wurf sozusagen, und die ersten Minuten war ich tatsächlich hin und weg.

    Mit der Zeit dann jedoch Ernüchterung. Der Mauerfall in Berlin und eine Liste sämtlicher verdeckter Ermittler in und um Berlin herum bringt ordentlich Aufruhr in die Geheimdienste der führenden Nationen.
    Inmitten der internationalen Irritationen soll Spionin Lorraine die Liste an sich bringen, ist sie doch Expertin für Tarnung und Entkommen…

    Tja, so viel zum Thema.
    Wer auf Geballer, Gekloppe, Pseudocoole Sprüche und „bloß nicht mehr als 2 Gesichtsausdrücke“ in Filmen bevorzugt, der wird sich hier wie im siebten Himmel fühlen.
    Das ist natürlich keine Kritik an die Sehgewohnheiten Anderer, einen Optik-Klopper ohne inhaltichen Mehrwert wie „John Wick“ konnte mir ja auch gefallen.
    Hier wirkt aber alles zu aufgesetzt. Der Rotz und Schmutz in Berlins Unterwelt ist superstylish, der Protz im Westen der Stadt kühl und dunkel – erhellt eigentlich nur durch grelle Neonlichter.

    Dem Film mangelt es nicht am Inhalt (wobei die gefühlten 20 Twists ohne jeglichen „Oh“ Effekt verpuffen wie die 100 Schläge auf die Kehlköpfe feindlicher Agenten), der Film trägt keine Handschrift, zeigt keinen Willen zu Überzeugen und setzt im Grunde nur auf die Optik, die zugegeben an einigen Stellen sehr gelungen ist.
    Größter Pluspunkt des Ganzen ist der Soundtrack, auch wenn Falco´s „Kommissar“ leider nur in der englischen Version gespielt wird. New Order, Depeche Mode, Queen (ja gut, Nena)… das kommt tatsächlich meist sehr gut.

    Am Ende erhielt ich einen Film, auf den ich mich im Grunde gefreut hatte, der mich jedoch im Großen und Ganzen recht unbefriedigt zurück lässt. Zwar ist es nicht der Schlag in die Magengrube, den ich beim Anblick des Trailers zum „Dunklen Turm“ bekommen hatte, aber na ja… dann „freue“ ich mich heimlich auf „John Wick 2“, wo Gekloppe und Geballer wenigstens noch so etwas wie „Herzblut“ vermittelt.

    4/10 (und da hilft der optische Leckerbissen Charlize Theron leider auch nicht mehr zu einem Level-up)

    #125890
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    Attraction

    In der dieswöchigen Sneak wurde uns ein Science-Fiction Bollwerk aus Russland vorgestellt.
    In Sachen Optik ist der Film tatsächlich erste Sahne. Keine allzuübertriebene CGI (die zwar vorhanden, aber dankenswerterweiße nicht non-stop präsentiert wird), ein schönes Setting in einem eher einfachen Viertel Moskaus.
    Die Schauspieler waren mir unbekannt, aber auch hier muss sich niemand vor jüngsten Teenie-Science-Ficition-Labyrinth-Vorhersehung-Tribut-Streifen verstecken. Deutlichen Nachholbedarf hat man dann aber doch im Punkto Drehbuch – meine Herren….

    Am Moskauer Abendhimmel findet ein seltenes Spektakel statt – ein Meteoritenregen, der in dieser Form alle 80 Jahre (so ca. ;) ) vorkommt. Schnell werden einige, für die Geschichte relevante, Personen vorgestellt, bevor wir Zeugen werden, wie ein Raumschiff von einem der Meteoriten getroffen wird und zur Erde stürzt.
    Das russische Militär fackelt auch nicht lange und schießt das verunglückte UFO vom Himmel, welches eine Schneiße der Zerstörung (und ja, es gibt auch Opfer zu beklagen) in das Moskauer Viertel schlägt.

    Der erste Kontakt mit den Aliens erweißt sich als nahezu unspektakulär: Sie erbitten etwas Zeit um ihr Raumschiff wieder flugtauglich zu machen. Man möge aber bitte darauf achten, dass niemand Selbigen zu nahe kommt.
    Leider haben einige Menschen persönliche Verluste aufgrund der „Alien Invasion“ zu beklagen und rufen nach ihrem Recht auf Rache.
    Eine Clique Heranwachsender macht sich in einer Nacht auf Erkundungstour in das Sperrgebiet und richtet dabei einiges (folgenschweres) Chaos an.

    Ich muss zugeben, die ersten 15 Minuten waren spitze! Klar, Teenies in der Schule und beim späteren Balzgebahren sind nicht immer leicht zu ertragen, aber darüber kann ich hinwegsehen – so ist nunmal der Lauf der Natur ;)
    Der Film krankt jedoch recht bald daran, dass er nicht so ganz weiß, wohin er eigentlich will. Soll er eine politische Botschaft vermitteln? („Russland den Russen – Aliens raus!“), ist es ein Plädoyer für Menschlichkeit mit all ihren Schwächen? (Liebe / Hass / Freundschaft) oder möchte man gar in Richtung eines Alien-„Katastrophen“Films schielen?
    „Attraction“ bietet von allem Einiges, aber nie genug um es gänzlich honorieren zu können.
    Die erste Kontaktaufnahme mit den Aliens fand ich stark, die zweite dann absurd und im weiteren Verlauf… nun ja, macht euch selbst ein Bild davon.
    An einigen Stellen ist man unfreiwillig komisch (Menschen, die in Zeitlupe schreien), dann kommt inmitten der größten Dramatik Slapstick vom Feinsten, das Verlieren und Finden von Liebe darf natürlich auch nicht fehlen… und zu allem Überfluss eine Generalstochter, die mal ebenso durch sämtliche Militärbereiche spazieren kann, schließlich ist sie die Tochter vom Chef.
    So kann man sich natürlich jede Menge Unsinn zusammenspinnen, und das Drehbuch bietet schier Unzähliges davon.
    An vielen Stellen klatschte die Flache Hand an die Stirn ob des Blödsinns, der da geboten wurde, dann wiederum gab es Momente, die so voller Potential waren und doch leider nie ausgeschöpft wurden.

    Hätte man sich zwei, drei Pannen weniger erlaubt, so hätte man hier einen Teenie-Science-Ficition Streifen, der sich vor Größen Hollywoods nicht zu verstecken bräuchte. Leider scheitert man hier grandios an den eigenen Ambitionen und der Tatsache, dass kein Handlungsstrang länger als 5 Minuten gezeigt wird ohne danach in eine völlig andere Stilrichtung abzudriften.

    Leider, leider nur 4,5/10

    #125708
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    Preacher 02/01

    Ich weiß gar nicht mal, wie ich die erste Staffel beenden konnte, wusste aber noch, dass sie relativ – nun ja – albern zu Ende ging.
    Gestern mal aus Mangel an Alternativen (für einen Film war ich dann doch zu müde) die erste Episode der 2. Staffel angeschaut und im Grunde das selbe Muster aus Staffel 1 vorgefunden.
    Überzogener, schwarzer und blutiger Humor – Darsteller solala, Handlung und Spannungsmomente eher zum Vergessen.
    Irgendwie ein ähnlicher Reinfall wie „Ash vs. Evil Dead“, welchen ich noch mit gewisser Spannung erwartet hatte.
    Blutiger Klamauk ohne jeglichen Mehrwert kann zwar den Moment erheitern, aber ich habe inzwischen etwas dagegen, wenn Effekthascherei Aufhänger für eine Serie oder einen Film sein soll.
    Insofern stellt „Preacher“ die wohl noch bessere Wahl dar (Setting und Handlung sind mir da tatsächlich stimmiger als bei Ash), aber höchstens für zwischendurch und nur dann, wenn wirklich nichts anderes läuft.

    3,5/10

    #125707
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    Arrival

    Ins Kino habe ich mich damals nicht getraut, da das Vor-Werk von Denis Villeneuve, „Sicario“ mich etwas verschreckt hat. Er wurde mit Hochspannungs-Kino beworben, und ich fand ihn damals sterbenslangweilig.
    Nun habe ich mir Arrival bei Amazon geliehen und was soll ich sagen. Der Filmn hat mich schlichtweg weggeblasen.
    Das war für mich pures Gänsehautkino mit einer Spannung, die mein Wohnzimmer zum Knistern gebracht hat. Den ganzen Film über hatte ich nur einen Kritikpunkt, den ich jetzt aus Spoilergründen nicht nennen werde. Das mir aber dann dieser Kritikpunkt um die Ohren gehauen wird und daraus eine der Stärken des Films macht, hat mich komplett überrascht und auch ziemlich berührt, so dass ich noch den gesamten Nachspann wie gelähmt vor dem Bildschirm saß.
    Andere mögen da vielleicht anders empfinden. Für mich war dieser Film eine der Überraschungen des Jahres.

    10/10

    Habe Arrival nun auch gesehen und teile Deine Einschätzung zu fast 100%!!
    Der Kritikpunkt, den Du zunächst ansprichst (ich vermute mal frech, ihn erkannt zu haben), empfand ich als sehr spannendes Wagnis und möglichen Schlüssel zur Auflösung der Rätsel… aber wie Du, war ich am Ende überrascht.
    Zuschauer, die selbst Kinder haben, werden hier wohl nur schwer trockenen Auges aus der Nummer heraus kommen… ganz ganz großer Abschluss. Die davor generierte Spannung war genau mein Ding, man wird allerdings auch den Nerv und die Geduld für diese Art Kino aufbringen müssen.

    Schließe mich Deiner Punktzahl vollumfänglich an
    10/10

    #125654
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    Table 19 – Liebe ist fehl am Platz

    Eine Hochzeit, viele Gäste und 19 Tische. Ein Brautpaar, das kaum zu sehen ist, der Bruder der Braut, gleichzeitig Trauzeuge und Ex-Freund der Ex-Trauzeugin Eloise, die nur widerwillig und nach langem Zögern der Einladung zur Hochzeit nachkommt.
    Sie landet mitsamt der Nanny der Braut, nahen und entfernten Verwandten sowie unbeliebten „Arbeitskollegen“ des Brautvaters an Tisch 19. Der Tisch, der nach ihrer Information den Gästen vorbehalten ist, die im Grunde nur der Höflichkeit halber eingeladen wurden und von denen das Brautpaar erhofft, sie würden bloß zur Geschenkabgabe kommen.

    Jeder Charakter an Tisch 19 hat seine eigene, traurige Geschichte zu erzählen.
    Ein Film über eine Hochzeit, die man quasi nur am Rande erlebt. Stattdessen wird das zunächst ablehnende Verhalten der unliebsamen Gäste untereinander beleuchtet, welches im weiteren Verlauf eine ganz eigene Dynamik entwickelt.

    Der Film schwankt sehr zwischen Liebeskomödie (ja klar, Elois ist am Ende nicht ohne Grund aufgetaucht – hat sie etwa doch noch Gefühle für ihren Ex? Oder entwickelt sich da was mit dem fremden, gutaussenden Mann, der ihr Unwohlsein erkennt und sie aufzuheitern versucht), Situationskomik und melancholischen Momenten.
    Ich weiß gar nicht mal, welche Momente mir besser gefallen haben. Ich konnte durchaus herzhaft lachen (der Klingelton des jungen Single an Tisch 19 ist der Brüller), aber die ruhigen, tiefgründigen Augenblicke sind es auch wert, gesehen zu werden.
    Leider kann der Film die Balance nicht ganz so gut halten, manches wirkt sehr aufgezwungen, einige Gags erscheinen mir vom Reißbrett zu kommen. Andere Momente – ein Räuspern im Hintergrund, der junge Mann am Empfang – sind Szenen, die ich ob ihres stillen Humors sehr zu schätzen wusste.

    Sandra Kudrow erscheint zudem mehr ernst als komödiantisch (was für ein Glück!!), die Rollen sind (in meinen Augen) sehr gut besetzt und die Entwicklungen im Film waren für mich tatsächlich einige Male unverhofft – sehr schön!!

    Trotz einiger Makel, eine sehr schöne Komödie über die Liebe und das Nicht-geliebt-sein, über die Schwächen und Wünsche der Menschen außerhalb der Cliquen.
    Kein Meisterwerk aber allerbeste Sneak-Unterhaltung… und nach „Baby Driver“ der erst zweite Film, den kein Zuschauer vor Ende verlassen hat.
    Der Juli war demnach ein richtig guter Sneak Monat… es wird Zeit, für den August die Erwartungen zurückzuschrauben ;)

    8/10

    #125533
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    Blood Father

    Mel Gibson in einem handelsüblichen „Vater sieht (fast) rot“ – Western.

    John versucht, seine kriminelle Vergangenheit mitsamt Drogen- und Alkoholmissbrauch, in der Gemeinschaft eines Trailer-Parks hinter sich zu lassen.
    Sehr motiviert und glücklich scheint er nicht, ist seine Tochter doch seit einigen Jahren abgehauen und untergetaucht.
    Völlig unverhofft erreicht ihn dann ein Anruf seiner Tochter Lydia, die ihn kurzerhand um Geld bittet.
    Weil er aber ziemlich knapp bei Kasse ist – und sich ohnehin über Lydia´s Auftauchen freut – nimmt er sie erstmal mit in seinen Wohnwagen.
    Dass Lydia die vergangenen Jahre mit einem Drogendealer zusammenlebte und die Bezieheng ein (nun ja) eher unglückliches Ende genommen hat, und sie somit ziemlich in der Klemme steckt, offenbart sie John in kleinen Häppchen.

    Als ihm das Ausmaß bewusst wird, versucht er alles, um sie aus der Schusslinie zu halten.

    Klingt aufregend und neu? Ne, ist es auch nicht.
    Besonders gut gespielt ist es auch nicht, aber das muss es in diesem Genre auch nicht zwingend (sonst ist man fast dazu gewzungen, es als Meisterwerk zu verkaufen).
    Mel Gibson ist gealtert, er versucht es zum Glück auch nicht zu verschleiern.
    Das Zusammenspiel mit seiner Filmtochter ist eher holprig, wobei ich zugute halte, dass der Charakter Lydias kein Heile-Welt Szenario verspricht.
    Dennoch: Beide Darsteller mimen, als sei der Film mal so eben zwischen zwei andere Projekte geparkt worden.

    Die Ganoven sind allesamt ultra-böse, zum Glück sind die richtig harten Typen im Knast stets freundlich auf John gestimmt und sind zu jeder Hilfe bereit (warum auch immer die Guten in den Knast kommen müssen…)
    Hier und an einigen anderen Stellen macht es sich das Drehbuch viel zu einfach. Ein Anruf und es flutscht.. ne, das geht stimmiger.

    Wenn John später auf seiner Harley (oder sonst einem Motorrad) zeigen darf, dass er beim Terminator in Lehre gegangen ist, dann ist es doch auch für einen eher B-Movie schon hart an der Grenze. Zum Glück wird diese Szene recht schnell runtergespult – wie so ziemlich alles, was unter Umständen etwas an Spannung hätte bringen können.

    Ein Film, der ohne Mel Gibson weit unter meinem Radar geflogen wäre. Kann man sehen, aber es ist auch nicht schlimm, wenn man zwischendurch mal zum Kühlschrank muss (keine Angst, man verpasst nix).
    Andererseits, so schlecht wie er vielleicht rüberkommen mag, ist er auch nicht.

    Ziemlicher Durchschnitt, der von mir 5/10 bekommen würde. Da ich Mel Gibson aber recht gerne sehe, hier von mir finale

    5,5/10

    #125470
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    Arrival

    Ins Kino habe ich mich damals nicht getraut, da das Vor-Werk von Denis Villeneuve, „Sicario“ mich etwas verschreckt hat. Er wurde mit Hochspannungs-Kino beworben, und ich fand ihn damals sterbenslangweilig.
    Nun habe ich mir Arrival bei Amazon geliehen und was soll ich sagen. Der Filmn hat mich schlichtweg weggeblasen.
    Das war für mich pures Gänsehautkino mit einer Spannung, die mein Wohnzimmer zum Knistern gebracht hat. Den ganzen Film über hatte ich nur einen Kritikpunkt, den ich jetzt aus Spoilergründen nicht nennen werde. Das mir aber dann dieser Kritikpunkt um die Ohren gehauen wird und daraus eine der Stärken des Films macht, hat mich komplett überrascht und auch ziemlich berührt, so dass ich noch den gesamten Nachspann wie gelähmt vor dem Bildschirm saß.
    Andere mögen da vielleicht anders empfinden. Für mich war dieser Film eine der Überraschungen des Jahres.

    10/10

    Das klingt ganz nach meinem Geschmack!! Bin gespannt, werde ihn diese Woche wohl mal schauen

    #125344
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    Alibi.com

    Nach dem obligatorischem Gänsehaut Moment während der Trailer („it“, „Dunkirk“) der erste große Schrecken:
    Der Trailer zu „Der Dunkle Turm“!! WTF -> die große Vorfreude wurde binnen zwei Minuten zunichte gemacht, besten Dank dafür!

    In der dieswöchigen Sneak wartete der französische Komödienhit des Sommer auf das willige Publikum.
    Nachdem uns Philippe Lacheau voriges Jahr mit „Ab in den Dschungel“ eine kurzweilige und mitunter amüsante Komödie präsentierte, hier nun der etwas größere Wurf, da auch dieses Mal mit der Story geprahlt werden darf.

    Grégory hat mit seiner Internet-Firma „Alibi.com“ großen Erfolg, indem er Menschen Alibis verschafft, damit diese ihrer Affäre oder einem Abend im Fußballstadion frönen können.
    Sein persönliches Glück scheint komplett, als er sich Flo verliebt. Das Kennenlernen der Eltern geschieht nicht ganz ohne Pannen, doch schlimmer ist, dass Flo´s Vater einer seiner Kunden ist.
    Getoppt wird die schwierige Ausgangslage dadurch, dass Flo Unehrlichkeit über die Maßen hasst… nun ist Grégory´s ganzes Können gefragt.

    Eine verzwickte wie charmante Ausgangslage und sehr viel Situationskomik, die beinahe über die gesamte Laufzeit bestens zu unterhalten weiß.
    Wer den Trailer schaut, befürchtet, dass bereits sämtliche Gags von Bedeutung präsentiert wurden…. dem ist nicht so!
    Klar, die Gags sind nicht alle brandneu, aber das Zusammenspiel des gesamten Casts ist mit „hervorragend“ genau richtig beschrieben.
    Auch wenn man im letzten Drittel mal das Gefühl hat, dass es vielleicht doch etwas zu dicke wird, kommen unverhofft sehr nette Gags in Richtung Science-fiction und Superhelden Filme.
    Minuspunkte? Logo: Warum glücklich verliebte Menschen zusammen beim Zähneputzen grimassenschneidend und albern durch das Badezimmer hampeln muss, wird sich mir nie erschließen. Das Dilemma mit der Katze im Auto… nun ja, geht so, aber da waren die übrigen Tiergags doch deutlich nachhaltiger.

    Nachdem die letzte größere französische Komödie („Monsieur Pierre geht online“) sehr viel Herz besaß, geht „Alibi.com“ klar in die Lachfalten.
    Ich kann verstehen, wenn Kinogänger sagen, dass dieser Film nichts Besonderes sei – mich hat er (obgleich ich kein sehr großer Freund von Komödien bin) dennoch bestens unterhalten, einige Lacher inklusive.
    Was will man mehr!!

    8/10

    #125151
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    Fear the Walking Dead S03 E07 + E08 – The Unveiling & Children of Wrath – 8.5/10 [Midseason Finale]
    – Gelungenes & spannendes Midseason Finale. Wer aufgehört hat die Serie zu schauen => gebt der Sache eine 2. Chance :o

    Ja und nein. Tatsächlich kommt in den letzten Folgen der Staffel etwas Spannung auf. Zudem findet man nun auch Charaktere, die etwas zu erzählen haben und eine gewisse Tiefe und Undurchschaubarkeit besitzen.
    Zu schade, dass die Nummer am Staudamm nicht etwas ausführlicher und intensiver erzählt wird. Da wird wieder alles in einer Folge runtergeratscht um dann drei Folgen zu beobachten, wie John-Boy-Depp sein neues Häuschen einrichtet.

    Die Darsteller und Charaktere des Ursprungs bleiben dabei jedoch weiterhin blass, uninteressant und ob ihrer Sprunghaftigkeit allzu lästig.
    Bei Rick habe ich knapp 5 Staffeln benötigt um mir ein Ableben zu erhoffen, bei unserer Vertrauenslehrerin haben 2 Folgen genügt – dass sie nun als „Tough Guy“ ihr Unwesen treiben darf, ohne dass sie Konsequenzen zu befürchten hat… nun ja, das Midseason Finale steht bei mir noch aus – vielleicht geschehen ja noch Serienwunder ;)

    Unter dem Strich die beste Staffel (was bei 1+2 ja nicht schwer zu erreichen war), allerdings: Wenn eine Serie 2,5 Staffeln benötigt um interessant zu wirken, dann kann sie keine Gute sein.
    FTWD wurde jedoch von „The Strain“ als Einschlafhilfe abgelöst -> insofern gönnende
    5/10

    #125057
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    Baby Driver

    Großer Szenenapplaus in der Sneak, als Ensol Elgort in der Rolle als Baby mit laufendem Motor vor einer Bank stoppt.
    Nachdem ich den Trailer gesehen hatte, befürchtete ich einen Teenie Abklatsch der Fast-Furious Reihe und musste an mich halten, um vor Frust meine Nachos nicht gen Leinwand zu werfen ;)

    Im Laufe der folgenden 113 Minuten verliert sich jedoch der äußerst nervige Geschmack des Intros (ja ja, immer wieder diese dummdämmlichen Autorasereien – ich werde nie ein Freund von dem Kram) in Wohlgefallen.

    Baby, rasantester und bester Fluchtwagenfahrer in Atlantas Gangsterwelt, steht bei seinem Boss Doc in der Bringschuld und muss noch einen Deal fahren, ehe er mit ihm Quitt ist.
    Die Laune könnte daher nicht besser sein, schließlich erlangt er neben einem netten Handgeld für seine Dienste auch ein schlechtes Gewissen in Form seines im Rollstuhl sitzenden und gehörlosem Pflegevaters, der sich große Sorgen ob der Sicherheit seines Schützlings macht.
    Am Abend vor seiner letzten Fahrt lernt Baby die Kellnerin Deborah kennen und im Rausch der Gefühle, träumen sie fortan den gemeinsamen Traum, in ein Auto zu steigen und die ganze Nacht durch zu fahren.. Ziel unbekannt.

    Tatsächlich aber gestaltet sich die letzte Flucht als nicht so routiniert wie gewohnt, was zu Missstimmungen mit den ausführenden Gangstern (u.a. Jamie Foxx) führt.
    Auch Boss Doc scheint die eine oder andere Überraschung im Köcher zu haben…

    Baby Driver suggeriert womöglich, ein rasanter Rennwagenspaß zu sein, ist es jedoch glücklicherweise nicht in Gänze.
    Zwar wird das ganze Könnens des Protagonisten während der überdimensionierten Fluchtfahren ausführlich und glorifizierend (natürlich auch mit jeder Menge Humor – Haha) dargestellt, doch bietet der Film neben einer eher gewöhnlichen Gangster-Ausstiegs-Story einen besonderen Clou.
    Da Baby seit Kindertagen an einem Tinitus leidet, trägt er immerzu Kopfhöhrer im Ohr, um das Piepsen mit musikalischer Beschallung zu unterdrücken.
    Hier werden Musicalähnliche Elemtente eingestreut, etwa zu Beginn, als Baby für seine Kollegen einen Kaffee besorgen geht und die Umwelt seiner Musik Untertan macht.
    Das Element funktioniert dank des sehr coolen Soundtracks in den meisten Szenen sehr gut. Auch wird hier die zunächst heitere Stimmung Babys spürbar, welche im Laufe des Films drückender wird.

    Die Gewalt kommt in diesem Film nicht zu kurz, wird aber auch nicht unnötig zelebriert (Die Sicht auf z.B. einen Kopfschuss wird durch den Schützen genommen, der just in dieser Sekunde vor die Kamera tritt). Das gefiel mir als Zuschauer sehr, auch das Zusammenspiel zwischen Kevin Spacey, Jamie Foxx, und Ensol Elgort (und in Abstrichen auch Jon Hamm) funktioniert wunderbar. Die Dialoge sind spritzig, böse und nicht auf Coolness gezwungen.

    Schade, dass der im Film angedeutete konsequente Kurs gegen Ende dem beinahe üblichen Weichspülkino-Gesetz folgt.

    leichter SPOILER
    Ob dabei das Happy End tatsächlich ein Happy End ist, mag der Zuschauer entscheiden.
    Hier hätte dann doch entweder Jon Hamm oder dann doch zumindest der Arm des Gesetzes „härter“ zuschlagen müssen
    SPOILER Ende

    Eine Top 3 Plazierung der diesjährigen Sneaks hat „Baby Driver“ wohl inne. Der Konsument zum Vollpreis wird hier aber auch seine große Freude haben können.

    8/10

    #124890
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    @derschweiger

    The Strain – Staffel 2 Episode 1-9

    Kennt ihr das? Ihr beginnt, eine Serie zu schauen, denkt zu Beginn „Hui, das könnte was werden“ und stellt mit zunehmender Dauer fest, dass es doch irgendwie nichts Packendes ist?
    Ging mir bei Staffel 1 so. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass die Serie auch mit Season 1 zu Ende geht, aber dann folgten ja doch 2+3.
    Jetzt stecke ich erneut in dem Strudel und schaue gelegentlich mal eine Folge aus Staffel 2 (meist vor / beim Einschlafen) und frage mich hinterher eigentlich, warum ich das mache.
    Klar, so eine Mischung aus Vampir und Untoten ist interessant (nach Folge 1 hatte ich große Erwartungen), aber irgendwie packt mich hier überhaupt nichts. Lahme Charaktere, keine Spannung, gelegentlich extrem miese Kostüme (wer erinnert sich beim Einteiler des „Meisters“ und seinen Kumpanen nicht an glorreiche Kostümierungen aus „Plan 9…“ und ähnlichen Filmen ;) ;) )
    Das Böse mit Potential bis zum gehtnichtmehr, aber um die „Spannung“ aufrecht zu erhalten geht die Eroberung der menschlichen Welt im Zeitlupentempo vonstatten. Würde die Gute Seite dann doch auch Mittel und Wege nutzen, um das Ganze aufzuhalten… ich werde einfach nicht schlau drauß.

    Mann verliert seine Frau an die Untoten, ist traurig, zwei Folgen später lernt er eine Neue kennen und kurz bevor es zum Paarungsakt kommt, segnet sie das Zeitliche (Rick lässt grüßen ;) )… plötzlich zeigt er auch Emotionen, die er beim Verlust seiner Frau irgendwie gar nicht intus hatte.
    Wagen wir einen weiteren Quervergleich:
    Wer Carl bei TWD als lästig und nervig empfindet, wird ob der „Darstellung“ des Sohnemanns in „The Strain“ vor Verzweiflung im Quadrat springen.
    Nette Anektoden mit dem jüdischen (und gedopten) Vampirjäger und seinem ehemaligen Peiniker aus KZ-Zeiten. Zwischen diesen beiden Charakteren ist tatsächlich ein Zusammenspiel zu erkennen, die wörtlichen Scharmützel sind oft passend und pointiert – dann aber verliert sich alles im ewigen „Das Böse herrscht seit Jahrhunderten und plant die Eroberung der Welt“-Blabla.

    Ich weiß nicht, dem Ganzen kann man wirklich nicht ernsthaft eine Wertung geben. Ziemlicher Trash, nach Folge 8 auch mit übelst schlechtem Intro (das zuvorige und schlichte „The Strain“ war sehr gut) und irgendwie nichts, dass mich bei Stange halten sollte… und doch schaue ich immer wieder mal rein.
    Ist wohl so wie mit „Rote Rosen“ – schaffe ich es an meinem kurzen Arbeitstag mal Nachmittags einzuschalten, schaue ich es auch. Zum Abschalten und Nichtdenken… dafür lohnt „The Strain“ wahrlich auch.

    Nett gemeinte und in Punkto „treue Einschlafhilfe“
    4/10

    #124823
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    @derschweiger

    Fluch der Karibik: Salazars Rache

    Im Grunde hatte ich mir vorgenommen, nach „Genuss“ von Teil 2 und der Hälfte von Teil 3, die Filmreihe links liegen zu lassen. Im Rahmen einer Geburtstagsgesellschaft konnte ich gestern jedoch nicht ablehnen.
    In einem konnte ich mir vorher aber schon recht klar sein: Der Film wird auch ohne Vorkenntnisse eine ähnliche Wirkung haben können.

    OK, im Prolog erste Wissenslücke: Orlando Bloom ist mit einem Fluch als Unterwasserdämon belegt worden. Warum, interessiert mich offen gesagt gar nicht, ist im Verlauf des Films auch völlig Schnuppe.
    Sohnemann Henry ist zeitlebens (9 Jahre lang) darauf aus, den magischen Dreizack zu finden, mit dessen Hilfe er seinen Vater befreien kann. Der Weg über diesen Dreizack führt über einen gewissen Jack Sparrow und dessen Kompass – zu dumm, dass diesem Pirat das Unheil stets auf den Fersen folgt.

    Da passt es ganz gut, dass die – als Hexe verurteilte – Astronomin Carina im Besitz einer Karte ist, die kein Mann zu lesen imstande ist (ja, der Wortwitz ist einmal witzig, aber immerzu?). Zufälligerweise führt diese Karte zum geheimen Dreizack und schwupps laufen alle Fäden ineinander.

    Was ich hier zu Sehen bekommen habe, war ein klassischer Abenteuerfilm mit humorvollen Einlagen vom Reisbrett.
    Zutat A: Schönling, unbeholfen, der aber alles seinem großen Ziel unterzuordnen weiß
    Zutat B: Schöne, starke und wortgewandte Frau, die mit anderen Absichten jedoch das selbe Ziel wie Zutat A verfolgt.
    Zutat C: Altbekannter und jederzeit gottgleich gewürdigtes Trademark, das streng genommen außer ein paar Lachern kaum bis gar nichts zur Geschichte beiträgt.
    Zutat D: jedoch sorgt dafür, dass Zutat C stets omnispräsent zu sein hat. Ganz egal, aus welchem Wasserloch hier ein toter Pirat, Meeresungeheuer oder sonstwas gezaubert werden muss, irgendwie hat C ihm vorher schon mal böse auf die Füße getreten und jetzt gilt es, Rache zu nehmen.

    Als zwischenzeitlich mal jeder jeden fangen muss erfreut man sich bestimmt an der Situationskomik, welchen Mehrwert dieses „Ich hab Dich (doch nicht)“-Gehabe in 5 verschiedenen Varianten und einer Laufzeit von ca. 1 Stunde haben soll… nun gut.

    Was macht der Film gut? Er kann über fast die gesamte Laufzeit recht gut vergergen, dass die Story im Grunde aus einem Kaugummiautomaten gezogen wurde. Einige Handgemachte Stunts zu Beginn des Films lassen das Herz älterer Filmkenner erweichen, bevor es dann zur gewohnten CGI-Keule mutiert, die hart an die Grenze des Fremdschämens ratscht (Die Insel als „Spiegel“ des Nachthimmels oder das von Moses geteilt gelassene Meer…)
    Ach ja, natürlich verlieben sich A+B, obgleich sie während des Films keine 4 Minuten gemeinsamer Konversation haben… ich verlange ja nicht nach Jane Austen, aber etwas mehr Hintergrund wäre doch erlaubt gewesen.

    OK, wer bis hierhin gelesen hat, der wird schon die Vermutung haben, dass ich mit Piraten nicht viel am Hut habe, mit Piratenflüchen noch weniger und Johnny Depp nach „Wenn Träume fliegen lernen“ im Grunde nur noch als anstrengend und aufgesetzt empfinde.
    Dennoch: Einige Szenen waren sehr gelungen, nette Gags nebenher (No Dogs – No Women) bleiben in guter Erinnerung.
    Maue Story, läppische Bösewichte (von denen natürlich einer auf die Gute Seite wechselt um mit seinem letzten Atemzug… „Ich bin Dein Vater!“-Quark eben)

    Happy End? Was weiß ich, kann sein. Wir sehen Menschen, die sich glücklich in die Arme fallen, und freuen uns für sie… obwohl sie zwei Stunden lang nichts, bzw. drei Sätze mit dem Film zu tun hatten… kann man so machen ;)

    Trotz meiner ablehnenden Haltung gegenüber dieser Filmreihe gibt es überraschend starke
    5,5/10

    #124366
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    @derschweiger

    Miss Sloane – Die Erfindung der Wahrheit

    Lobbyistin Elisabeth Loane wird von ihrem Chef aufgefordert, dafür zu sorgen, dass der Gesetzesentwurf eines ambitionierten Senators hinsichtlich der Verschärfung der Waffengesetze in den USA (zukünftig soll eine Art „Führungszeugnis“ beim Kauf von Waffen vorgelegt werden) niedergeschmettert wird.
    Im Grunde wäre es für sie ein Leichtes, doch ihre persönliche Einstellung zum Waffengesetz verbietet ihr das Engagement. Ihrem Rauswurf kommt sie zuvor, indem Sie und die Hälfte ihres Teams in die Firma Schmidt (klein und idealisiert) wechselt, um dort daran zu arbeiten, dass der Gesetzesentwurf eine positive Abstimmung erfärt.

    Ziel dabei ist es, so viele Senatoren wie möglich für ihre Ideen zu gewinnen. Dass die Politik ein schmutziges Fahrwasser sein kann, wird hier wortgewaltig und skrupellos (von beiden Seiten) dargestellt.
    Im Fokus steht dabei in jeder Szene Miss Loane, die sich mit Hilfe von Aufputschmitteln auf den Beinen hält und jeden Tag als Siegerin beenden möchte (sofern sie denn auch mal eine Minute Schlaf findet).
    Um ihr großes Ziel, die Verschärfung des Waffengesetzes zu erreichen, nutzt sie permanent unlautere Mittel und schreckt vor Bauernopfern aus den eigenen Reihen nicht zurück.

    Der Film ist, wie die Hauptfigur, wortgewaltig, intrigant, verlogen und versucht optisch darüber hinweg zu täuschen, dass dem Plot schnell die Luft ausgeht.
    Fasst man Ende der 130 Minuten zusammen, was man gesehen hat, so kommt es über ein durchschnittliches Polit-Scharmützel nicht hinweg.
    Jessica Chastain spielt die Loane sehr engagiert und erlaubt ihr einige Szenen der inneren Zerbrechlichkeit – wobei der Zuschauer nie sicher sein darf, ob diese Momente nicht gar aus Kalkül entstehen.

    Das Thema weißt in den USA wohl weitaus größere Brisanz auf, als hier in Deutschland. Die Argumente der Waffenlobby sind arg dünn, werden aber pathetisch und klischeehaft in Wort und Tat umgesetzt.
    Mich hat bis zum Ende die Motivation der Loane interessiert – aus welchem Grund vertritt sie so vehement die Seite der Befürworter und warum ist die (sehr erfolgreiche) Lobbyistin bereit, alles hierfür zu opfern?
    Man schwankt zwischen Verständnis und Erschrecken, wenn man ihre Mittel zum Zweck präsentiert bekommt, was für mich die eigentliche Faszination des Films ausmacht.

    An anderer Stelle wird natürlich gelobt, wie ProFeminim und ProCulture der Film sei (Frau stemmt sich mit aller Macht gegen männlich geführtes Establishment, Team mit multikulturelem Hintergrund untersützt sie).
    Man kann ein beliebiges Thema aber auch Bedeutsamer machen, als es sein sollte.

    Ein, zwei Wendungen zu viel und ein Klischeebeladenes Finale, dass nach den 120 Minuten zuvor schrecklich deplaziert und plump inszeniert erscheint. Der große Paukenschlag (bzw. „Erdbeben“) verpufft kaum dass er erscheint.
    Mit der finalen Szene wird zwar nochmal um Wiedergutmachung gebeten, aber na ja…

    Eine starke Hauptdarstellering, gut besetzte Nebenrollen, ein etwas zu dick aufgetragener Plot und lange wie komplizierte Dialoge erlauben es nicht, den Film nebenher zu schauen.
    Insbesondere in den ersten 20-30 Minuten strengt er sehr an, dann kommt er jedoch gut in Fahrt und knallt leider gegen die Wand.

    6,5/10

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