DerSchweiger

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  • #251650
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    @derschweiger

    Zuletzt und zwischendurch auf Prime Video gestreamt:

    G20
    Die Präsidentin der USA ist bei diesem G20 Gipfel in Südafrika nicht zu bändigen!

    Actiontrash, für den man in der richtigen Stimmung sein muss. War ich nicht, gefiel mir nicht sehr. 4/10

    Arcadian – Sie kommen in der Nacht
    Ein Mann und seine zwei Söhne versuchen in einer Post-Apokalypse zu überleben.

    Der übliche Monster-überfallen-Erde Klischeefilm. Kreativ in der Wahl der Monster, Story lahm, dafür eine handvoll schöner Aufnahmen. 4,5/10

    A Working Man
    Blau auf dem Bau war gestern, hier nimmt es ein Bauarbeiter mit einer Red-Room-Lobby auf.

    Der Film hat mich stellenweise positiv überrascht. Kein Glanzstück, aber immerhin ein Hauch von Handlung und die eine oder andere schöne Drehbuchentscheidung. Solide inszeniert, von den Figuren verdient niemand einen Beliebtheitspreis. 5,5/10

    Over the Top
    Ein Trucker begegnet seinem entfrendetem Sohn und erklärt ihm auf dem Highway das Leben.

    Den Film mochte ich als Teenie sehr. Kein Wunder: Starker Soundtrack, coole Sprüche, und geiler Armdrücksport zum Nachmachen in der Schule. Heute muss ich zugeben, dass der Film außerdem recht doof ist, aber hey… starker Soundtrack, coole Sprüche… ;) 7/10

    Zeugin der Anklage
    Ein Mann steht im Verdacht, eine wohlhabende Dame ermordet zu haben. Vor Gericht hofft er auf das Alibi seiner Frau, was aber ausbleibt.

    Ein Film, der Geduld fordert. Dazu in schwarz/weiß. Charaktäre, die mit einem Augenzwinkern gezeichnet sind und eine bitterböse Geschichte. Schaue ich gerne noch einmal. 8/10

    #251645
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    @derschweiger

    @fkklol

    Ich musste das einfach erwähnen, weil der Vormittag um längen spannender und kurzweiliger war, als der Film am Abend :D
    Hoffentlich liest Hollywood nicht mit, sonst kommt bald der „Wasp-Man“ ;)

    #251603
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    @derschweiger

    On swift horses [Sneak Preview]

    Vor ein paar Wochen hatte ich neue Wellplatten auf unseren Sommergarten verlegt. Als es Montag regnete, stellte ich fest, dass ich an einer Stelle unschön verlegt hatte. Es tropte rein.
    Im Frühjahr haben Feldwespen ein Nest in einem der Regale im Sommergarten gebaut. „Halb so wild“, sagte meine Frau. Die tun nichts.
    Tatsächlich werkte ich beim Verlegen der Platten sehr nah am Wespennest, ohne von den Tieren behelligt zu werden.
    „Freund?“
    „Freund!“
    Nachdem ich nun also die neu zu verlegende Platte abgenommen hatte und zur Seite stellte, rutschte sie ab und stieß leicht gegen das Regal, in dem Wespen hausen.
    Aufgeregtes Schwirren, ich hob entschuldigend die Hand, aber sie hatten wohl einen schlechten Tag erwischt. Fünf zogen direkt auf mich los, setzten sich mir in den Nacken und auf den Hinterkopf.
    Mit sanftem Wischen konnte ich sie von mir lösen und sie griffen auch nicht weiter an, aber dennoch hatte ich einige Stiche abbekommen, die nun schmerzhaft pochten.

    Nachdem die Stellen ein paar Minuten lang gekühlt wurden, ging es wieder besser. Etwas später ging ich noch Joggen, später am Tag setzte ich mich für eine schnelle Runde auf das Fahrrad. (Stadt- und Schulradeln)
    Am Abend dann der gewohnte Weg ins Kino.

    Und an dieser Stelle sei erwähnt, dass mein Rendez-vous mit den Wespen mehr Dramatik und erzählerische Spannung enthalten, als der zu schauende Film.

    USA zu Zeiten des Koreakriegs. Lee will Muriel heiraten. Sie zögert. Dann kommt Lees Bruder Julius verwundet aus dem Krieg zurück. Schnell wird klar: Muriel will Julius! Und Julius will Muriel!!
    Sie nimmt nun einen weiteren Hochzeitsantrag von Lee an und stellt in Aussicht, dass sie nach dem Krieg mit Lee und Julius ein gemeinsames Haus im Süden bewohnen will. Ja…. wer kennt das nicht.

    Doch es kommt anders. Lee und Muriel sparen sich vom hart erarbeiteten Lohn das Geld für ein eigenes Haus zusammen, Julius landet als Glücksspieler in Las Vegas. Dort will er für ein Casino Falschspieler aufdecken, die hauseigenen Schläger sind für Unterstützung dankbar.
    Muriel indes geht heimlich zur Pferdebahn und wettet auf die Rennen. Dabei erwirtschaftet sie ein größeres Vermögen, dass sie vor ihrem Mann versteckt – in Briefen an Julius aber offenbart.
    Dieser lernt bei der Arbeit Henry kennen. Sie verlieben sich.
    Im Amerika der 50er Jahre natürlich hochgefährlich – aber als Glücksspieler hat er scheinbar den Mut zum Risiko.

    Muriel, ebenfalls vom Glücksspiel begeistert, wird fortan spitz, wenn sie andere Frauen sieht. Zunächst die ländlich wohnende Carla, dann eine geheimnisvolle Frau auf der Rennbahn. Mit der einen möchte sie, mit der anderen hat sie dann eine Affäre.

    Man schaut den Film an und fragt sich, an welcher Stelle das nun relevant werden könne? Wo führt das hin, wenn sie trotz allem vom Sex mit Julius träumt, während ihr Mann schlafend neben ihnen liegt?
    Sicher, man kann sich im historischen Kontext einige Dinge zusammenreimen. Die Konsequenzen, in einer homosexuellen Beziehung erwischt zu werden, war ähnlich gravierend wie die, beim Glücksspiel zu mogeln.
    Aus einer Dreiecksgeschichte entspinnt sich ein Kreuz und Quer an Gefühlen. Das Entdecken der eigenen Homosexualität ist mit zahlreichen Sexszenen belegt. Die Bilder, die davor und danach entstehen sind teilweise spannend.
    Was aber treibt die Figuren an? Was hält sie zusammen und der Verlust dieser Liebschaften ist dann auch nur in Worten als schmerzhaft spürbar. Schauspielerisch weiß hier außer Will Poulter als gehörnter Ehemann und Bruder keine Lösung anzubieten.

    Ein Film, der viel Drama und Leidenschaft erzählen will und sie darstellerisch mit ständig angezogener Handbremse vollführt.
    Erinnerte mich ein wenig an „Loving“, wo die Bindung und Tiefe (für mich) nur aus dem erzählerischen Kontext heraus greifbar war.
    Das permanente Hin und Her zwischen den Figuren tut dem Film nicht gut und lässt die erzählerische Tiefe und die Bedeutung ihrer Erfahrungen vermissen.

    Als nach drei oder vier Stunden dann endlich eine Szene kam, in der zwei Figuren aufrichtig miteinander umgingen und die zerrütete Gefühlslage spürbar wurde, verpufft dieser Effekt in der Moral, dass…. ach je.
    (Hoppla, dabei hat der Film eine Laufzeit von 120 Minuten…)

    Im Gegensatz zu einigen anderen Kinobesuchern habe ich kein Problem mit den vielen Sexszenen zweier Männer miteinander. Frau mit Frau ist im Film ja schon längst Gewohnheit und regt zu keinen Zwischenrufen an.
    Der Film glänzt mehr mit vielen tollen Einstellungen. Einige Bilder sind schön eingefangen, das Ablichten von zwischenmenschlichen Begegnungen will dabei aber nur in Ausnahmen gelingen.
    Ich vermute, dass der Regisseur seine Darsteller zur starken Zurückhaltung aufgerufen hat. Der Zuschauer soll sich vielleicht selbst erfahren und nicht von den Figuren leiten lassen.
    Kann sein, aber dann kann die Story auch als Sprachmemo aufzeichnen und veröffentlichen.
    Oder es ist schlicht Kunst, die man mir erklären könnte, die ich aber nicht sehen würde.

    Lee, inszenatorisch als Depp vom Dienst dargestellt, ist das „Opfer“ in dieser Geschichte, der die Fassade des Bürgelichen (man beachte nochmals den zeitlichen Kontext) aufrecht erhält, bis sie gewaltsam eingerissen wird.
    Sein Verständnis für die Figuren und deren Zwänge, in denen sie sich befinden, ist die Meisterleistung der Geschichte.
    Tatsächlich aber findet sie nicht statt.

    „On swift horses“ will Wichtiges und eigentlich Selbstverständliches vereinen, zu einer Zeit, in der das Abweichen des bürgerlichen Korsetts starke, persönliche Nachteile mit sich führte.
    Doch leider ist davon nichts zu spüren und wenig zu sehen. Erzählt wird von Liebe, spürbar gemacht wird nichts.
    „Show, don´t tell!“…

    3/10

    #251601
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    @derschweiger

    From Dusk til dawn [Kino]

    Vorige Woche lief „Irgendwann in Mexiko“ in der Rodriguez Reihe. Gesehen hatte ich ihn damals, war aber etwas enttäuscht über das Gesehene. Seither hatte ich auch keine große Lust auf ein Wiedersehen, so musste ich also eine Woche warten, ehe einer der wichtigsten Klassiker des „modernen“ Kinos erneut im Kino lief.

    Seth und Richard haben eine Bank überfallen und schlagen sich einen blutigen Weg in Richtung der mexikanischen Grenze frei.
    Doch wie sollen sie unentdeckt nach Mexiko kommen, wenn sie öffentlich verfolgt werden?
    Glücklicherweise begegnet ihnen Jacob. Der Priester, der nach dem Tod seiner Frau den Glauben an Gott verloren hat, will mit seinen Kindern durch das Land reisen um den Kopf frei zu bekommen.
    Der Adoptivsohn Scott scheint daran Gefallen zu haben, Kate hingegen vermisst den für sie notwendig erscheinenden Komfort.

    Seths Plan ist es nun, mit Hilfe der Familie unentdeckt über die Grenze zu kommen und eine Nacht in einer Wüstenbar zu verbringen, ehe sie mit Hilfe von Carlos einen Unterschlupf finden können.
    Das Blut, das ihnen an den Fingern klebt, wird ihnen aber möglicherweise zum Verhängnis werden…

    Zwei Rebellen des 90er Kinos, die mächtig Staub aufwirbelten und die (meist) junge Zuschauerschaft auf ihrer Seite gewinnen konnten, arbeiteten hier an einem Film, der gekonnt falsche Fährten legt und Absurditäten des B-Movies im aufreizenden Gewand verkaufen konnten.
    Damals hatte ich ihn schon im Kino sehen können. Eine gute Zeit für Filme mit Twists, denn ohne Internet gab es nicht sehr viele Möglichkeiten, unnötig gespoilert zu werden. Seinerzeit buchte man sogar das Ticket für einen Film, nur um den Trailer zum neuen Star Wars sehen zu können (ich nicht, aber mir sind Menschen bekannt, die es taten).
    So saß ich damals da und freute mich über das Road-Movie, das schonungslos und brutal um die Ecke kam. Der schwarzhumorige Ton von Rodrguez und Tarantino stets greifbar, erwartete man den großen Knall.

    Tja, und der wartet dann mit räudiger Rockmusik, Wüstenstaub unter den Schuhsohlen und leichten Bikerfrauen vor einer grell beleuchteten und heruntergekommenen Bar. Der Marktschreier verkündet, an jeder Ecke warten P***ies in jeder beliebigen Farbe, Duft- und Geschmacksrichtungen. Welchen jungen Kerl kann man damit nicht locken? :D
    Ab hier steppt der Bär. Wieder Salma Hayek, die die Messlatte für sämtliche Stripclubs so hoch legt, dass diese im Grunde vor Enttäuschung der Kundschaft geschlossen werden müssten.
    Das Blut spritzt, Körper fallen zusammen und schmelzen. Und… hä? Der sirbt jetzt schon? Und er auch?
    Das hier gezeigte ist ein freudiges Austoben an Klischees und dem munteren Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer.
    Kurze Gewaltpausen werden mit gelungenen und schwungvoll geschriebenen Dialogen gefüllt. Meta at its best!
    Es werden die üblichen Lösungsvorschläge aus Gruselklassikern zusammengetragen, die selbstredend ihre volle Wirkung entfallten. Das Blut spritzt weiter, Körperteile fliegen durch die Luft, die Helden bäumen sich zum letzten Gegenschlag auf.

    Tja, und dann ist Schluss. Carlos kommt um die Ecke, einer der Bankräuber verhandelt um die Kosten für die Zuflucht. Eine weitere Überlebende Person wird einsam zurück gelassen.
    Abspann.

    Damals im Kino: „Was war das? Den müssen wir nochmal sehen!“
    Montag im Kino: „Geiler Sch**ß!“
    Tatsächlich waren unter den Zuschauern im Kino welche, die den Film noch nicht gesehen hatten und nur vom Hörensagen wussten, dass der „abgeht“. Und man kann festhalten, dass der Film heute noch genauso wirkt wie damals.
    Zu grell die Klischees, zu gekonnt gewürzt mit Alltagssatire, als dass der Film verstauben könnte.

    In der Machart ähnlich wie „Desperado“ kommt Dusk mit viel Schmutz und Blut daher. Die Dialoge, von Tarantino verfasst, machen einen guten Film zu einem sehr guten. Alleine die Sätze, die Seth während des Films sagen darf, sind teilweise Kinogold.
    (An dieser Stelle der Einschub, dass ich kein Tarantino Fan bin und im Grunde nur drei seiner Filme mit Genuss schauen kann)
    Inszenatorisch arbeitet man auf einem sehr hohen Level, die Kamera sehr klassisch aber punktgenau gehalten.
    Darstellerisch bewegen wir uns nunmal in den 90ern. Mit Harvey Keitel und George Clooney hat man aber zwei Schauspieler, die dan Dampfer am Laufen halten. Großartig, wie sie ihre Figuren spürbar machen.
    Tarantino als Psychokiller hat mir früher besser gefallen. Sein Auftritt hier ist zwar um Welten besser als in „Desperado“, aber man spürt leider schnell die Grenzen, an die er stößt. Zum Glück war er sich dieser bewusst und hat die Figur so geschrieben, wie er es füllen konnte.
    Juliette Lewis stach damals schon aus der Riege der neuen Jugend (u.a. Ryder, Ricci) heraus. Trotz ihrer Jugend verkörperte sie stets verruchten Sex, wirkte rotzig und roh hinter der Fassade eines „süßlichen“ Gesichts. Dazu ist es Die aus „Natural born Killers“.
    Sie spielt zwar deutlich besser als Ernest Liu ihren Stiefbruder verkörpert, stößt aber auch an Grenzen. In einigen Szenen scheint sie, für einen Augenblick ihre Rolle verloren zu haben.
    Das ist natürlich kein KO-Kriterium, in Close-ups dann aber doch leider sehbar.
    Der Rest vom Cast ist da, funktioniert in diesem lauten und grellen Rahmen aber wie die Faus aufs Auge.

    Und doch: Bei B-Movies spricht man nicht über den herausragenden Cast, das Oscar würdige Schauspiel, sondern über die schrägen Ideen fernab des Mainstream, die Anarchie und das Ausgrenzen des gesetzten Mainstream.
    Hier hat man die Grenzen des B-Movie gewaltsam gesprengt und einen siegreichen Einzug in das junge Kino geschaffen. Filme davor und danach sprengten ebenfalls ihre Ketten, bis diese Art Film dann doch irgendwann zu Tode genudelt wurde.
    „From Dusk til dawn“ ist hier für mich die Speerspitze des 90er Krawallkinos. Der ebenso wichtige „Natural born Killers“ steht mit leichtem Abstand dahinter.

    Tja, wer kann es erraten?
    10/10 (auch wenn mir einige Schwächen des Films bewusst sind)

    #251592
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    @derschweiger

    @derschweiger Ich hatte dich ja vorgewarnt, aber das hilft ja bei einer Sneak nicht. 😂

    Genau, das Risiko ist stets Beifaher :D Über das Sneak-Jahr bisher kann ich mich trotzdem nicht beschweren… auch wenn der gestrige Film noch kommentiert werden will :/

    #251587
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    @derschweiger

    Clown in a Cornfield [Sneak Priview]

    Manchmal schaut man Filme und denkt sich: Man ist der „dünn“. Dann erfährt man, dass da aber ganz viele wichtige und politische Botschaften drin stecken, Sozialkritik und Tralala… Prädikat: Musst du gucken!
    Ähnliches (wenn auch abgeschwächt) ist mir dann auch über diese Clownsnummer über den Weg gelaufen.

    Quinn und ihr Vater ziehen aus der Stadt in ein kleines Nest auf dem Land, mitsamt gekaufter Bruchbude, die zuvor freilich nicht besichtigt wurde. Grund hierfür ist der Tod der Mutter.
    Schnell wird klar: Papa ist der zu erziehende Mensch, der vor Ängsten und Prüfungen des Lebens davon läuft. Töchterchen ist tough bis zum Ende und sagt ihm bereits bei der Ankunft im neuen Heim, wie er sich bitte zu verhalten habe.
    Rasch findet Quinn Anschluss in der Schule, wird dabei aber mit Nachsitzen belohnt.

    Tatsächlich scheint ein Fluch über dem Örtchen zu schweben, denn egal was unsere „Freunde“ so unternehmen, es wird ihnen stets zum Nachteil gereichen.
    Einerseits weltlich, mit Nachsitzen, Hausarrest und Gefängnis.
    Andererseits mit Tod. Denn das ehemalige Maskottchen der pleitegegangenen Fabrik, ein Clown, stellt den Jugendlichen nach und tötet sie nach und nach.

    Das klingt nach dem üblichen Slasher. Ja, was will man da reindichten? Sex kills? Hat hier nur keiner – also was anderes?
    Wer hier eine kluge Auflösung wünscht, wird bitter enttäuscht.
    Doch bis dahin wird jede Etappe jedes handelsüblichen Slashers abgespeißt. Die ersten Minuten war ich davon schrecklich gelangweilt, denn es wird nicht einmal eine Sekunde darauf verschwendet, eine der hier gezeigten Figuren auch nur im entferntesten Sympathisch oder nahbar zu zeichnen.
    Es sterben Menschen, teils „kreativ“, so what!

    Dann irgendwann will der Film Meta werden. Scream und Scary Movie lassen grüßen. Innerhalb und auch mit einigen Kills verwebt, wird dann mitunter Slapstik-Humor eingebaut. Die Idee, zuvor eine falsche Fährte im Ton des Films zu legen will ich wertschätzen, ist aber ungenügend umgesetzt.
    Der Sprung in den herzhaften Humor, wo fast noch der sterbende selbst mit den Schultern zuckt, wenn es zum blutigen Ende kommt, reißt dabei keine Mauer ein.

    Hier möchte ich nicht unnötig ungerecht sein, denn einige Szenen und Reaktionen fand ich gut pointiert. Vieles drumherum aber bemüht und geklaut.
    Der Twist, wenn enthüllt wird, wer oder was der böse Clown dann ist… tja, der überrascht dann irgendwie schon und wirft dabei einige Fragen auf. Deren Auflösung will dann das politische Spiegelbild unserer (westlichen) Gesellschaft sein. Raubbau der Gegenwart und Auslöschen der Zukunft unserer Kinder (Hier natürlich in Form von Kills interpretiert). Und doch einfach eine übliche „Blablabla“ hingerotzte Auflösung, bei der man genervt den Vogel zeigt.

    Während eine Woche zuvor „Guns up“ eine Herausforderung darin stellte, wach zu bleiben, will „Clown in a Cornfield“ dem in nichts hintenanstehen. Aus dem Alter bin ich einfach raus – kann man so sagen, denn in jüngeren Jahren schaute ich gerne Dinge wie „Final Destination“ und Co und freute mich, wenn es blutig daher kam.
    Der Film passt da schön in diese Riege, für mich natürlich einige Jahre zu spät.
    Gepackt hat mich nichts, drei – vier Gags laden zum lauten Schmunzeln ein… und wenn dann der Kinosaal RambaZamba feiert, ist es mir auch fast egal gewesen.

    Der Film wird sicher seine Zielgruppe haben und möglicherweise als Insider-Tipp gelistet werden (in manchen Horror-Foren wird ja auch „Scary Tales to tell in the dark“ als Referenz moderner Slasher geführt). Insofern sei jedem sein Spaß mit dem Film gegönnt.
    Ich finde ihn von vorne bis hinten Gaga. Anfangs, weil scheußlich geschrieben – hintenraus, weil der Humor nicht, bzw. viel zu selten fruchten kann.

    Im Stream tut er nicht weh und wirkt dann vielleicht weniger abschreckend als im Kino mit grölendem Publikum.
    Gesehen habe ich ihn nun trotzdem, deshalb

    3,5/10 (wohl wissend, dass er nicht für mich gemacht ist)

    #251585
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    @derschweiger

    Desperado [Kino]

    Nach den Kubrick-Wochen im Kino, ging es dann mit Robert Rodriguez weiter. Mir fiel dabei auf, dass ich seinerzeit seine Filme gerne öfter angeschaut hatte, aus den nun sechs angebotenen Vorstellungen aber nur zwei besuchen möchte.

    El Mariachi ist back in town. Nachdem seine Frau eines gewaltsamen Todes starb, sinnt er auf Rache. Auf seinem Feldzug mäht er alle Verbündeten des Banditen Bucho um. Als er seinem Feind endlich greifbar nahe ist, ist er seines Lebens nicht mehr sicher…

    So viel zum Plot, und das ist auch OK so. Überschreiben könnte man den Film noch als klassischen „Männerfilm“.
    Tatsächlich war der Kinosaal mit gut 90% männlich gelesenen Menschen besetzt.
    Auch das ist halb so wild, hier zähle ich mich als männlich gefühlter Mann zur Zielgruppe.

    „Desperado“ schaut sich schnell weg, ist kurzweilig und gewürzt mit scharzhumorigen Kills und Dialogen. Mitte der 90er an jeder Ecke zu schauen, und trotzdem ragt der Film aus der großen Masse heraus.
    Warum? Weil er schön dreckig gefilmt ist. Es spritzt Blut, wo es spritzen soll. Der Held wird angeschossen und trägt Wunden davon. Und gestorben wird häufig mit einem Augenzwinkern.
    Mit Antonio Banderas hat man hier auch den perfekten Darsteller gefunden. Stoisch und mit einer spürbaren Portion Selbstironie verkörpert er den innerlich zerrissenen Antihelden.
    Zur Seite steht ihm Steve Buscemi. Beide harmonieren gut in ihren wenigen gemeinsamen Szenen, der emotionale Impact bei einer Sterbeszene ist dennoch minimal.
    Danny Trejo, Cheech Marin und Tarantino laufen auch durch das Bild.
    Will aber keiner wissen, denn da fehlt ja noch Salma Hayek.
    Dabei ist sie nicht alleine das Sex-Interest des Mariachi, sondern funktioniert in nahezu allen Szenen wunderbar. Angefangen bei der Operation im Buchladen, über die ersten Gespräche und der Szene mit dem Schurken Bucho. Auch wenn sehnlichst erwartet, wirkt die erotische Zusammenkunft Banderas und Hayeks zu gewollt eingefügt. OK, andererseits wäre das Auslassen auch eine Verschwendung an Talent….
    Der Twist am Ende ist dann so aufregend wie der Plot an sich – egal, es wird geballert und getötet.
    Fertig, aus.

    Inszenatorisch macht der Film tatsächlich weiterhin Freude. Der Cast der drei Protagonisten funktioniert sehr gut für das, was gespielt werden soll. Ab Bucho fällt dann die „Tiefe“ der Figuren spürbar ab, der Rest ist Kanonenfutter.
    Zugegeben: Mehr wollte ich damals nicht. Und auch heute steht „Desperado“ die große Leinwand gut zu Gesicht.

    Selbstredend hat der Film seine Schwächen, aber wenn man plötzlich Zielgruppe ist, kann man gönnerhaft darüber hinweg sehen :)

    8/10

    #251381
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    Guns up [Sneak Preview]

    Der King of Queens in einer Gangsterkomödie. Nachdem er ja zwischendurch als Nazi und Mädchenverklopper aufgefallen war, ist es nun ein Back to the roots?

    Ray arbeitet als Cop, kommt finanziell aber nicht sehr weit. Jedenfalls nicht so weit, wie es seine Ansprüche sich und seiner Familie gegenüber fordern. Seinen Kindern möchte er die bestmöglichste Ausbildung bieten, seiner Frau das lang ersehnte eigene Diner. Kostet bloß ein bisschen… also woher mit dem Geld?
    Gut, dass in der Stadt eine kriminelle Bande ihre Arbeit verrichtet. Die benötigen einen Geldeintreiber und bezahlen gut.
    Als dann eines Tages der Bandenboss stirbt, will Ray aussteigen. Der Gangsterkodex und neue Bandenchef widersprechen aber seinem Vorhaben.
    Wie kann er sich nun aus dieser Lage befreien?…

    Im ersten Drittel des Films war noch gar nicht so offensichtlich, dass es hier eine Gaunerkomödie geben würde. Klar, Kevin James ist am Start, aber scheinbar gibt er sich Mühe, zu Beginn seriös aufzutreten.
    Das tun die übrigen Figuren auch… irgendwie. Allerdings sind sie so sehr in Klischees eingetütet, dass es schon aus der Zeit gefallen wirkt.
    Dann wird hier ständig von einem Codex gesprochen (denn gute Gangster haben Ehre und so), wenn er das nötige Geld habe und dann aussteigen wolle, wäre das irgendwie ok.
    Die Dialoge sind dumm, das Storytelling schwankt zwischen konventionell und wirr.
    Immerhin wurde in die Kamera und Blut investiert. Die zwischenzeitliche Härte kommt dann doch beinahe unverhofft und wirkt dabei sogar ernst.

    Ab der Hälfte des Films wird dann mehr und mehr offensichtlich, dass Doug Heffernan mit dabei ist. Zwar dezent, aber immer wieder zu erkennen.
    Die Stimmung des Films kippt dann auch sehr ins Absurde. Zwar wird der Action- und Härtegrad nach oben gedreht, sind dabei aber in aberwitzige Momente eingebettet.
    Solche Actionkomödien können durchaus Spaß machen, hier trifft man aber zielsicher (an meinem) Humor vorbei. Im Geballer der letzten 15 Minuten war ich dann tatsächlich kurz eingenickt. Das Ende ist dann aber ohnehin wie zu erwarten.

    Neben Kevin James gibt sich Christina Ricci die Ehre. Gemeinsam haben sie keine sonderliche Chemie, die gemeinsamen Gags insbesondere zum Ende, können so bei mir nicht zünden.
    Das anfängliche Schwanken von Ernsthaftigkeit (mit schrecklich dummen Dialogen) und komödiantischen Einlagen (Hihi, der Kill war witzig) gelingt im OK-Bereich.
    Auch der besondere Witz, wie der Killer Ray seine Kinder erzieht, ist zu aufgesetzt und eher schräg als komisch.
    Mit Wohlwollen ist es ein Film, den man Freitag Abends im Stream anschaut, wenn der Tag stressig war und man mit einer gewissen Müdigkeit etwas leichtes zum Abschalten braucht.
    Wer dem hier gezeigten Humor offen gegenübersteht, wird sicherlich mehr Saß haben als ich.

    4/10

    #251263
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    Late Night with the Devil (Prime)

    8,5 / 10 Jingles

    Mein erster Reflex: Uh, den habe ich voriges Jahr besser bewertet :D
    Nochmal nachgeschaut und dem war nicht so. 8,5 hochverdiente Punkte, die mir rückblickend einen halben Punkt zu wenig erscheint. Werde ich die Tage aber unbedingt nochmal schauen!

    Late night with DerSchweiger

    #251173
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    Black Mirror (Staffel 7) [Netflix]

    Irgendwie war die neue Staffel dann da. Hatte es nur so am Rande mitbekommen und dann noch zwei, drei Wochen gewartet, ehe ich mich dafür bereit fühlte.

    Die ersten drei Staffeln fand ich meist stark. Danach hat mich kaum noch eine Folge packen können. Staffel 6 war dann letztlich als „schlecht“ zu benennen.
    Kann die neue Staffel das Ruder wieder herumreißen?
    Ja und Nein.

    Tatsächlich gibt es hier zwei Episoden, die ich recht stark finde. „Hotel Reverie“ und „Eulogy“ sind die zwei Episoden, die auch etwas mehr aus dem „Die Technik von Heute wird unser Verderben in der nahen Zukunft sein“-Brei herausragen.
    Hier herrscht neben den Technik-Gimmicks der Faktor Gefühl. „Hotel Reverie“ driftet hier im letzten Drittel zwar ein wenig ins „Ach, das kennt man schon“ ab, nimmt aber eine gute Wendung.
    „Eulogy“ wird durch Paul Giamatti getragen. Intensiv und authentisch.
    Die Geschichte dahinter ist dann auch eher klassisch, steht dem Technik Overflow aber gut zu Gesicht.

    Beiden Folgen würde ich 8/10 geben.
    „USS Callister“ ist die Fortsetzung einer alten Episode. Braucht man nicht. Zu lang, zu langweilig.
    3/10
    „Spielzeug“ ist da nicht viel besser. Etwas zu aufgebläht, der Impact vom Finale geht durch die Erzählweise auch leider völlig flöten. 4/10
    „Gewöhnliche Leute“ ist dann eine bessere Folge, wobei die Story an sich auch schon ein paar Mal erzählt wurde.
    Hier fehlt mir der erzählerische Kniff, der eine tiefere Bindung zur Handlung herführen könnte. Zwar ist sie stark gespielt, aber dennoch sehr „klinisch“ gehalten. Mir geht sie jedenfalls nicht sehr nahe.
    6,5/10
    „Bete Noire“ ist in seinem Thema spannend. Aber: Ich kann mich nicht mit den Figuren anfreunden. Klar, vielleicht soll das ja auch so sein… weil böse Zukunft und böse Menschen…
    6,5/10

    Damit landet die Staffel bei Durchschnittlich 6/10 – deutlich besser als die Vorherigen.

    #251170
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    @thanassi
    Danke für Deinen Einwurf. Nur ein letzter Satz zur Spannung: Es muss da ja nichts hinzugedichtet werden, das Drama an sich ist ja dramatisch genug. In der Form, wie der Film gedreht ist, geht die Rechnung bei mir aber auf „Unterhaltungsebene“ nicht auf. Keine Bindung zum Cast / den Figuren, wenig Spannungsaufbau beim Rettungsversuch.
    Das war halt so, ok. Deswegen mein Gedanke: Dann reicht doch die Doku, wenn der Film letztlich die erzählerische Ebene einer Doku nur sehr ungern verlassen möchte.

    Red Heat [Kino]

    Im Rahmen der „Best of Cinema“ Reihe habe ich diese Woche die Sneak Preview hergegeben, um mir einen Kultfilm meiner Jugend in groß anzuschauen… lohnt das überhaupt?

    1988 rappelt es in Moskau. Georgische Drogenhändlern gelingt es mehrfach, Kokain nach Russland zu schmuggeln. In einem kommunistischem Paradies eigentlich undenkbar. Und so muss der Staat handeln, denn wir alle wissen, dass man in Russland (damals wie heute) sehr große Sorgfalt auf das Wohl der Bevölkerung legt. Drogen machen tot, davor muss der Russe geschützt werden.
    Ivan Drako…. Sorry, Ivan Danko ist der härteste Hund der Moskauer Miliz und soll den Laden aufräumen.
    Das gelingt mäßig, denn der Georgier flieht in die USA und hält den Drogenschmuggel weiter am Laufen.

    Durch einen Zufall wird dieser Dealer einige Zeit später in Chicago gefasst. Danko darf in die USA reisen, um ihn zurück in die Heimat zu bringen (wo der Tod auf ihn wartet).
    Vor Ort wird ihm der übergeschnappte Cop Art zur Seite gestellt.
    Die Überführung gelingt nicht wie geplant und schwupps steht das ungleiche Paar vor der Aufgabe, den Georgier zu schnappen.

    Mehr Handlung braucht es dabei eigentlich nicht. Der FSK18 Stempel steht heute noch prominent hinter dem Film – hmmm, weiß nicht.
    Heute ist es weniger die kompromisslose und schmerzhafte Ermittlungsart Dankos, die von sich Reden machen lässt, als das lose Mundwerk von Art. Der rotzt und pflegelt sich durch den Film, dass es teilweise eine wahre Wonne ist.
    Die Optik finde ich auch heute noch sehr ansprechend. Eine runtergekommene Stadt, die auch im Tageslicht nicht sehr freundlich wirkt, und trotzdem eine gute Abmischung des Sehrbaren im Dunkeln. (Gerade hier können sich einige Filme der letzten Jahre etwas abschauen.)
    Schwarzenegger als meist stoischer Russe imponiert durch Gestalt und Charisma. „Der kann nicht schauspielern“ hieß es damals. Dabei hat er schon den Predator in den Hinter getreten etc…
    Kein Oscar, so viel darf klar sein, aber selbstverständlich macht er seine Figur greifbar.

    Dass beide Charaktäre ihre jeweiligen Widersprüche durch den Film tragen, empfinde ich nicht als inszenatorische Schwäche, sondern vielmehr als Stärke.
    So wird dem Russen im Laufe des Films vermeintlich glaubhaft die Oberhand gelassen – Russland sei eben moralisch den USA überlegen. Kein Widerspruch des Amis und der Film folgt diesem Weg weiter.
    In Zeiten des Eisernen Vorhangs recht mutig.
    Die Action emfpand ich selbst damals als nicht besonders üppig (da war man von Arni schon anderes gewohnt). Aber: das tut dem Film durchaus gut.
    Auch die Chemie der beiden Hauptcharaktäre untereinander scheint nie gänzlich aufgeklärt zu werden. Das ist ok, für beide ist es eben ein Job und kein Austausch zur Überprüfung persönlicher Werte.

    Insofern ein sehr straighter Action-Buddy Film im Rahmen der späten 80er Jahre. Bester Film aller Zeiten? Ne, hat hoffentlich niemand behauptet.
    Auch, dass er im „Best of Cinema“ auftaucht, ist eher überraschend.
    Tja, und dann siegt eben der persönliche Blick auf den Film. Filmisch aufgewachsen mit den harten Hunden Stallone und Schwarzenegger fühle ich mich bei deren Filmen ohnehin gut aufgehoben.
    Für mich einer der stärksten Schwarzenegger Filme, einfach weil es passt.

    Höchst subjektive 8/10

    #251084
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    Last Breath [Sneak Preview]

    Ein Film über eine wahre Begebenheit. Ein Film, dem zuvor schon eine ausführliche und gefeierte Doku voran ging.
    Zuletzt ähnlich erfahren beim „Menendez“ Fall. Spannende Doku, dann ein Film, wo man sich fragen stellt wie: Ist das Satire?

    Aber was haben wir hier? Großartikes Kino oder eine Gurke?

    Auf den Böden der Weltmeere tummeln sich allerhand Pipelines. So auch in der Nordsee. Und diese benötigen natürlich regelmäßige Wartung, Reparaturen etc.
    Hierfür gibt es speziell geschulte Taucher, die in einem körperlich anstrengendem Prozedere auf den Grund der Nordsee abgelassen werden.
    Bei einem Tauchgang geschieht es dann: Taucher Nr. 2 bleibt hängen, sein Versorgungskabel reißt, er bleibt mit einer geringen Ration Sauerstoff zurück.
    Die Crew des Schiffes und seine Taucherkollegen tun nun ihr Möglichstes, ihn zu retten.

    „Basierend“ auf einer wahren Begebenheit kann dann zwei Dinge bedeuten: Der Typ stirbt, aber vollbringt mit oder vor seinem Tod eine heldenhafte Tat, die mehrere seiner Mitmenschen rettet.
    Oder: Der Typ überlebt. Irgendwie.
    Was nun hier passiert, will nicht verraten werden (also bitte nicht die Doku vorab schauen!).

    Verraten kann man wohl, dass, sofern eine der beiden genannten Möglichkeiten den Plot abrunden, die Spannung relativ gebremst daher kommt.
    Vieles wirkt wie nebenbei gefilmt. Eine Dramaturgie ist im filmischen Sinne kaum spürbar.
    Das könnte daran liegen, dass der Regisseur eigentlich für Dokus zuständig ist. Gut, Erklärung gefunden.
    Sehr stark integriert er aber Videoaufzeichnungen des tatsächlichen Vorgangs in den Film. Mit diesem Wissen weckt es natürlich Beklemmungen (relativiert bei mir aber auch irgendwie den Faktor Spannung).

    Kann denn das Schauspiel hier etwas rausholen? Na ja, die Protagonisten (außer Woody Harrelson) stecken die meiste Zeit unter einem Taucherhelm. Die Crew auf dem Schiff tut ihr Möglichstes, die Anspannung zu transportieren. Na ja…
    Schön dabei ist, dass Harrelson schauspielert – ist ja nicht immer garantiert.
    Die Verlobte von Taucher Nr. 2 dagegen irgendwie nicht. (Edit: Die ursprüngliche Umschreibung ist entfernt – hier war ich über das Ziel hinausgeschossen. Falls es schon jemand lesen „musste“…sorry)…
    Klingt fies? Sorry, ihr Schauspiel ist es auch.

    Am Ende kommt das Ende und man fragt sich: Ja echt?
    Ja, echt! War so.
    Bei ähnlicher Thematik hat es vor langer, langer Zeit einmal „Der Sturm“ richtig gut gemacht. Klar… theatralisch, Tränendüse etc., aber da hat es funktioniert. Hier plätschert es irgendwie dahin, obwohl die Spannung einen eigentlich aus dem Sessel ziehen sollte.

    Dafür, dass es tatsächlich so gewesen ist kann man natürlich jubeln. Der Film spart aber leider an einigen wichtigen Dingen ein (Spannungsaufbau, Schauspiel).
    Spätestens das letzte Drittel ist schon beinahe zäh anzuschauen… na ja, man mag das Genre oder man mag es nicht (Den Menendez Film (bzw. Serie) fand ich übrigens auch Panne – insofern kann ich getrost sagen, dass es schlicht gegen meine Vorlieben geht).

    5/10

    #251082
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    Shining [Kino]

    Nach dem beeindruckendem Erlebnis von „Clockwork Orange“ im Kino, war ich nun auf einen der größten und meist zitierten (Horror)Filme gespannt.

    Klar, geschaut hatte ich ihn schon gefühlt 100 Mal, aber Kino ist dann in den meisten Fällen doch nochmal anders.
    So auch hier.

    Über die Story muss wohl nicht viel erzählt werden: Ex Lehrer und angehender Autor Jack erhält ein Jobangebot im Overlook Hotel in den Bergen von Colorado. Er soll den Laden den Herbst und Winter über in Stand halten. Heizanlage kontrollieren, evtl. auftretende Schäden reparieren etc. Hausmeister eines Geisterhotels.
    Seine Frau Wendy und sein Sohn Danny begleiten ihn.
    Bald stellt sich heraus, dass die Einsamkeit in diesem Hotel nichts Gutes hervorruft. Es beginnt ein Kampf gegen die Geister des Hotels und den Geistern in sich selbst.
    Werden sie den Frühling gemeinsam erleben können?

    Spannender als eine Bewertung des Films ist beinahe schon die Frage, ob man pro oder contra King ist – also: Der Film ist Scheiße oder doch geil? Zum Glück hat uns der große Autor einige Jahre später seine Interpretation des Films in Form einer Serie geschenkt. Sicher, hier bekommen die Figuren und die Handlung mehr Raum zur Entfaltung. Dafür sind die Dinge aber recht einfach gestrickt. Der Horror ist typischer 90er Jahre Quark und gefühlt Schrecken dem Schrecken willen.
    Zugegeben kann ich hier nur eine vage Erinnerung aufrufen. Mehr als eine Ausleihe aus der Videothek seinerzeit hat er bei mir nicht geschafft – dabei wurde noch nichtmal eine leere VHS zur Sicherung geopfert ;)

    Tja, vielleicht ist es so, dass man eher diesen oder jenen Film mag.
    Den Roman hatte ich als Jugendlicher gelesen und selbstredend hat Kubricks Verfilmung nicht alle Elemente davon an Bord.
    Warum er den Zuschlag für den Film bekommen hat, ist rückblickend natürlich die Frage aller Fragen: Man kannte doch seine vorherigen Filme und was ließ einen glauben, er würde dem Zuschauer den Schrecken seines Lebens verpassen?

    Aber ist das so? „Shining“ ist gruselig! Weil hier etwas Reales passiert. Da springt kein Clown aus dem Gulli, kein Zombiekind trachtet nach dem Leben des Vaters, keine Außerirdischen oder sonstiger Kram.
    Es ist der Wahnsinn, der vom Familienvater Besitz ergreift und auch der Sohnemann bleibt davon nicht unbeeindruckt.
    Schritt für Schritt folgen wir den beiden bei der Entdeckung von Geistern und dem zuvor stattgefundenem Schrecken im Overlook Hotel.
    King hat wohl unter anderem kritisiert, dass das Hotel nicht wie von ihm erdacht, das Böse im Film darstellt.
    Dem kann man zustimmen, aber selbstverständlich lässt sich der Film auch in diese Richtung schauen. So sind die Geistererscheinungen, die Einfluß auf Jack und Danny nehmen, genauso gut als „Geburten“ des Hotels zu verstehen.
    In der letzten Szene wird dieser Eindruck (wie ich finde) ziemlich gut auf den Punkt gebracht.

    Aber das mag Haarspalterei sein – außer für den Autor natürlich.
    Spannend dann tatsächlich die Wirkung des Films (Baujahr 1980) auf jüngere Zuschauer als mich.
    „So was schlechtes habe ich noch nie gesehen“ – „Miese Schauspieler“ – „Katastrophale Regie“ – „Kein Horror“
    Ja…. und das Modell des Weißen Hai würde als CGI natürlich deutlich besser wirken.
    Ich kann Aspekte davon verstehen – schlechte Schauspieler? Junge, Jack Nicholson!! Seine Performance ist auf einem schaurig starken Niveau.
    OK, über Danny Lloyd als Danny (Haha, immer noch witzig) kann man streiten. Heute würden seine Visionen natürlich ähnlich großartig in Szene gesetzt werden wie in „Imaginary“ … (nochmal Haha – reingefallen!). Dieses „Da ist jemand in mir“ Ding ist schwer darzustellen. Gut möglich, dass die Synchro hier einen Strich durch die Rechnung macht: „Redrum“ eben.

    Letztlich ein kurzes Wort über die Regie: Ja, was will man denn da bemängeln? Sicher, wenn man Blut aus allen Ritzen fließen sehen will, Kopf ab, Schreie hier und Schreie da… dann ist man möglicherweise enttäuscht.
    Kubricks Reise ins Overlook Hotel ist schaurig. Auf eine stille und zäh wirkende Art. Dabei steckt in jeder Szene ein innerer Konflikt und Angst. Die Kamerafahrten, die Dialoge in beinahe endlos langen Szenen… Junge, da spricht jemand über schlechte Schauspieler? Kubrick hat hier viel gefordert, ganz sicher zu viel. Nicht alle Darsteller sind heil aus der Nummer rausgekommen.
    Stellt sich die moderne Frage: Kann man das Werk vom Künstler trennen? Ich vermute, wer Filme über den Standart erleben möchte, die neue Wege gehen und für die Zukunft eine Inspiration darstellen, dann muss man es als Zuschauer erdulden (man frage da z.B. bei Hitchcock, Cameron, Whedon und dem „Roar“ Typ nach).

    Tja, sorry! Viel Blabla über alles, was man schon längst wusste.
    „Shining“ – ein großartiger Film. Nicht der beste Kubrick, nicht der beste Horror… aber großartig.
    Ach ja, und wer in „Hereditary“ die Szenen in der Szene feiert, möge doch nochmal hier vorbeischauen ;)

    Haut mal raus: Welche Verfilumg bevorzugt ihr? Und kann „Shining“ tatsächlich ein schlechter Film sein?

    Meine Antwort: 10/10 (Test der Zeit trotz kleiner Wehwehchen und auch „trotz“ der Abkehr zur literarischen Vorlage)

    #250976
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    Der Pinguin meines Lebens [Sneak Preview]

    Tom wird Englischlehrer an einer Privatschule in Bueno Aires. Der Zeitpunkt hierfür ist denkbar schlecht, denn in der Regierung geht es bergab. Die Wirtschaft fällt ins Chaos, Inflation zeichnet das Land und ein militärischer Widerstand macht sich bereit, die Dinge „ins Lot“ zu bringen.
    Tatsächlich aber scheint sich Tom für solche Dinge nicht zu interessieren. So erscheint er uns bald als stets zynischer Mann, der den Anspruch des Bildens verloren zu haben scheint.

    Als es dann tatsächlich zum Putsch kommt, wird die Schule für eine Woche geschlossen. Tom und sein Kollege nutzen die Zeit, um einen Ausflug nach Uruguay zu machen und sich die dortige Damenwelt anzuschauen.
    Anstatt eines One-Night-Stands bekommt Tom dann aber einen Pinguin, den er zuvor aus einem Ölteppich am Strand befreite und im Hotel aufpeppelte. Zwar zeigt sich seine weibliche Begleiterin beeindruckt hiervon, zum Verkehr kommt es dann aber doch nicht. Dumm gelaufen – noch dümmer wird es aber, als der Pinguin in Tom einen Weggefährten sieht und ihm auf Schritt und Tritt folgt.

    Zurück in Argentinien will er ihn dann im Zoo entsorgen…. doch in der Zeit bis zur Übergabe geschehen noch eine Menge Dinge.

    Mit „Louise“ hatten wir kürzlich schon einen Film über Lehrer, ihren Bildungsauftrag und den Steinen, die ihnen in den Weg geworfen werden. Hier betrachtet man die Dinge aber von einer anderen Seite.
    Das gelingt ganz gut und ist bei 110 Minuten Laufzeit auch recht kurzweilig.
    Das liegt zuallererst an Steeve Coogan, der den Lehrer Tom vielschichtig genug erzählt um ihn auf seinen Wegen folgen zu können.
    Das Drumherum, priviligierte Oberschicht vs. dienende Unterschicht, Menschenraub zum Wohle des Landes, Verlust und Trauer und das merkwürdige Finden seiner selbst im Umgang mit dem Pinguin sind eine Menge Zutaten, die hier aber wenig aufgesetzt zubereitet werden. Einige Dinge geschehen beinahe Nebenbei, ganz ohne Erklährbär und ohne Aufklärung, wie man denn dazu stehen müsse. Augenscheinlich hier eine frühe Begegnung Toms mit seinen Schülern. Zwei „starke“ Jungs drangsalieren einen „Schwächling“ – man müsse gegen das sozialistische Schwein angehen.
    Tom geht nicht dazwischen, fordert die Jungs dann aber mit einer Grammatikaufgabe dazu auf, sich den Spiegel vor die Nase zu halten. Beinahe unscheinbar und unaufdringlich. Hätte die Kamera in diesem Moment denn auch mitgespielt…

    Um nochmals den Vergleich mit „Louise“ zu wagen: Die Kamera ist hier deutlich schwächer eingesetzt. Dabei hätte die Kulisse der Stadt einiges angeboten – man merkt aber schnell, dass man hier nur so wenig Kulisse wie nötig nutzen wollte.
    Die Begegnungen der Menschen untereinander sind ehrlich, bis zum leider zu verklärtem Finale.

    Gespielt wird dabei mit eihem starken Kontrast zwischen Humor und menschenverachtender (Staats)Gewalt. Manchmal grätscht der Humor noch in diese Szenen herein.
    Um ein ähnliches Herumeiern wie in „Louise“ zu verhindern, gibt man dem Hauptcharakter eine zwischenmenschliche Aufgabe. Ob er sie auf seiner Reise lösen kann?….

    Der Pinguin als zusammenhaltendes Bindeglied der Erzählebenen funktioniert recht gut, lässt ihn aber nicht zum vermuteten Hauptcharakter werden.
    So gehören ihm aber mit die lustigsten Szenen und auch die traurigsten – denn das Leben weiß nicht auf alles eine kluge Antwort.

    Basierend auf den Erinnerungen von Tom Michell haben wir einen (durch seine Sicht verklärten?) Film über das Aufeinandertreffen eines Zynikers und einem Pinguin – inmitten der argentinischen politischen Unruhen der 70er Jahre.
    Das bietet einige Male Bilderbuchkitsch, aber auch einen schönen Humor.
    Die Unruhen des Landes stellen den Rahmen, nie den Plot. Das kann man mögen oder kritisieren… ich tendiere aus „Wohlfühl“Gründen zu Ersterem.

    6,5/10

    #250973
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    Clockwork Orange [Kino]

    Nach Lynch gab es vier Vorstellungen, getarnt als „Best of Kubrick“. Dass „Eyes wide shut“ gezeigt wurde, „2001“ hingegen nicht, enttäuscht mich dabei.

    Alex ist Anführer einer Gang im London der nahen Zukunft 1983. Man spricht einen merkwürdig klingenden Dialekt, einige Gegenden der Stadt sind arg heruntergekommen und verwahrlost. Und hier lebt Alex mit seinen Eltern, die ihm aufgrund seines Aggressionspotentials so gut es geht aus dem Weg gehen.
    Mit seiner Gang macht er die Nacht zum Tag und nach dem Besuch der Milchbar dringt man nicht selten in fremde Häuser ein um sich dort auszutoben. So wird ein Mann derart verprügelt, dass er im Rollstuhl landet. Seine Frau wird vergewaltigt und stirbt später an den Folgen ihres Traumas. An anderer Stelle wird ein Obdachloser verprügelt.
    Und letztlich stirbt die Katzenlady nachdem Alex sie in ihrem Haus erschlagen hat.

    Von seinen Freunden verraten kommt Alex dann ins Gefängnis. Dort zeigt er sich als Musterhäftling, will uns auch weiß machen, er habe einen Weg zu Gott gefunden.
    Aussicht auf schnelle Entlassung gibt dabei aber bloß das Resozialisierungsprogramm des Innenministers. Und siehe da: Er wird für dieses Experiment ausgewählt. Resozialisierung durch Rauben des freien Willens.
    Zurück im Alltag hat Alex dann aber arge Schwierigkeiten Fuß zu fassen – die Taten seiner Vergangenheit wiegen auch heute noch schwer….

    „Clockwork Orange“ wird immer wieder mal als Gewaltverherrlichend dargestellt. Sicher, hier nutzt Kubrick eine ungewöhnliche Ästhetik zur Inszenierung der Prügeleien und Vergewaltigungen.
    Dabei ist der Film (in meinen Augen) genauso wenig Verherrlichung von Gewalt wie eine Anklage dieser.

    Dadurch, dass jede Szene eine stets spürbare Aggression in sich trägt, wird das Gewaltpotential einer Gesellschaft beleuchtet. Dabei ist es nicht allein der Täter, der den Hammer schwingt – auch die anklagende und vermeintlich von Gewalt befreite höhere Gesellschaft weiß auszuteilen.

    Den Film hatte ich zuvor schon einige Male im TV oder auf Disc gesehen. Inszenatorisch gefallen mir andere seiner Filme deutlich besser, aber irgendwas bringt mich immer wieder zu diesem Film zurück und lässt mich ihn genießen.
    Masgeblichen Anteil daran hat natürlich Malcolm McDowell als Alex.
    Diese Präsenz, dieser Blick und ein Grinsen, dass man sich für „Smile“ gewünscht hätte. Sämtliche Stationen seines Daseins werden in großartiger Vielfältigkeit gespielt.
    Das Kameraspiel, das Einsetzen von Schatten und Hintergründen zum Vertiefen des Gezeigten sind sehr stark.

    Für heutige Sehgewohnheiten ist die Strukturierung des Films sicherlich ungewöhnlich. So erhält jede Etappe von Alex „Metamorphose“ den gleichen Anteil. Das macht sich insbesondere im Finale des Films bemerkbar. Die Konfrontation mit seinen Eltern und deren neuen Mitbewohner (Er ist uns, wie ein Sohn) ist in seiner Länge und Inszenierung unangenehm und grausam.

    Die Moral von der Geschicht ist dann unausweichlich und folgerichtig.
    Ein Filmklassiker, der junge Zuschauer heutzutage auf die Probe stellen könnte. So erntete der Film im Kinosaal bei einigen jüngeren Zuschauern Kopfschütteln.
    Und das ist völlig OK – nicht immer hat man Lust und Freude daran, 1000 Denkanstöße des Regisseurs in Form von zufällig platzierten Gegenständen, Kamereinstellungen, Wort- und Dialogwahl etc. zu interpretieren.

    Für mich hat der Film auch heute noch eine gewaltige Ausstrahlungskraft, wirkt aus der Zeit gefallen und zugleich als Spiegel der jeweiligen Zeit.

    „If it moves, kiss it!“
    655321/10 ;)

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