DerSchweiger

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    Beule – Zerlegt die Welt [Sneak Preview]

    Das Mär vom schlechten deutschen Film kann ich aufgrund jüngster Seherlebnisse zwar nicht widerlegen, aber immerhin wissen wir, dass auch in Übersee gerne ins Klo gegriffen wird.
    Nun durfte sich wieder ein deutscher Vertreter in die Gunst des Sneak-Publikums spielen… Junge, nutz´ die Chance!!

    Olli hat da so ein Problem: Immer, wenn man ihn anschnauzt, rastet er aus und haut etwas kaputt. Nicht, weil er niemanden verletzen will, sondern weil er in Schlägereien immer den Kürzeren zieht.
    So müssen dann also Zigarettenautomaten herhalten, denn Mülleimer klein hauen findet er doof… wegen Umwelt und so.
    Bald naht Problem Nummer zwei: Seine Freundin ist schwanger. Grund zur Freude? Ne, denn Anja wird zur wilden Zicke. Geschimpfe und Gemaule rund um die Uhr – Olli weiß schon gar nicht mehr, wo er noch Zigarettenautomaten auffinden soll.

    So weit, so witzig. Doch dann kommt der Tag der Entbindung und damit auch der Tag vieler Enthüllungen. Dass Olli ein kleines Geheimnis hat, weiß der Zuschauer dann schon… aber was bringt Anja zu Tage?

    Sagen wir mal so: Janek Rieke als Olli und gleichzeitig Regisseur des Films macht deutlich, dass er (in diesem Fall) eindeutig besser vor der Kamera zu Orten ist. Seine Perfomance als Olli ist richtig gut, insbesondere in der zweiten Hälfte des Films ist er nicht bloß der Einzige, der am Schauspiel interessiert scheint – er macht es richtig gut.
    Max Giermann darf auch mitmachen. Wer sich nun aber auf die 1000. Kinski Parodie freut, der wird enttäuscht. Er darf aber in einer Doppelrolle auftreten, und… auweia.

    Nilam Farooq ist auch dabei, wird dabei der Stein des Anstosses für so einige Irrungen und Wirrungen, ist aber nicht so oft zu sehen.
    Zu sehen sind schnelle Schnitte, eingeschobene Textbausteine, Rückblenden im Sekundentakt etc.
    Dabei erzählt man eine Geschichte, in der jede Figur skurril und schrullig ist. Ernsthaft eingestreute Themen wollen leichtfüßg und feinzüngig dargestellt werden. Irgendwie ein Guy Ritchie light.
    Oder, vermutlich wahrscheinlicher angeschielt, der kleine und hässliche Bruder von „Bang Boom Bang“.

    Und tatsächlich wartet „Beule“ mit einigen guten und schön anzusehenden Bildern auf. Der eine oder andere Gag hätte richtig gut zünden können, wenn man denn jeder Rolle ungefähr eine Millionen Worte aus dem Drehbuch gekürzt hätte.
    Das ist tatsächlich kaum auszuhalten: Gelaber, Gelaber, Gelaber, Gelaber… dazwischen passiert ein Gag, aber bevor wir ihn richtig gut finden können, wird darüber gelabert, gelabert, gelabert, gelabert…
    Zwischendurch fragte ich mich, ob dieser ungebremste Redeschwall möglicherweise der Gag an der Sache sei… habe es aber nie so empflinden können.
    Die jeweiligen Szenen sind zu lang. Meistens viel zu lang. Der gute Gag ist dann schon längst Geschichte und es wird immer noch so getan, als würde er minutenlang nachhallen. „Na… wisst ihr noch eben? War witzig, gelle?“

    Kurzes Beispiel und leichter Spoiler: Olli hat wohl alle Automaten kaputt gemacht, da zählt als einziger Ausweg aus seinem Ärger der Selbstmord. Als er auf einem Leuchtturm steht und nach unten schaut, kommen ihm Zweifel. Rasch ruft er einen Freund an, der ein Jahr zuvor an selber Stelle stand. „Wie hast Du Dich überwinden können zu springen, wo es doch so hoch ist?“.
    Eigentlich gut, wenn damit denn ein Schnitt käme. Aber wir erleben hier einen kurzen Dialog („ach so, aha…“), seine Stimme aus dem Off erklärt uns dann, was des Rätsels Lösung war und als er dann nach dem (zu spät gesetztem) Schnitt eine Kneipe betritt, muss das Offensichtliche auch noch erklärt werden. Wenn man betrunken ist, springt es sich leichter, erfahren wir.
    „Wo ist das Problem?“, fragt ihr euch.
    Man sieht hier beinahe in jeder Szene Potential für etwas Besseres, aber beinahe jedes Mal wird die Nummer mit Füßen getreten.
    Die gesamte Entbindungsszene („Kommst du mit nach Paris?“), die dortige Enthüllung, die Eskalation… ach, weh! Eine halbe Stunde wird da ein Witz nach dem Anderen zu Tote getrampelt. Und vertraut doch bitte darauf, dass manchmal eine Szene auch so stehen bleiben kann – ein Blick erklärt so manchen Gag besser als fünf Minuten Mono- / Dialog.

    Und das ist dann nur das Oberflächliche. Eine Geschichte, die seinen kranken Figuren im Grunde einen sicheren Hafen hätte anbieten müssen, löst ein Problem auf die dümmst erklärbare Weise. (Auch wenn hieraus eine gute Szene entspringt). Aber kaputte Beziehungen und das Loblied darauf werden in absehbarer Zeit keiner meiner Lieblingsplots. Da kann die „Chemie“ noch so funken (was sie hier irgendwie nicht tut)…
    Nun gut, mag sein, dass ich dann hier wieder strenger bin, als ich sein sollte.

    Hätte, könnte, wäre, etc. lässt sich nicht bewerten. Was ich gesehen habe, war in Summee nicht gut. Eher nervend.
    4/10 und damit noch ausreichend gut bewertet – außer man hält es wie „Filmstarts.de“: Da bekommt der Film 4/5 Punkte. Oha…

    #253934
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    Caught Stealing [Kino]

    Die Sache war so: Unsere Nachbarn kündigten für Samstag ne große Sause an; Omi wird 90. Alles klar, denkt hier wohl jeder – aber nachdem vor zwei Jahren der 18. der Tochter über 4 Wochen hinweg mit jeweiligen Ausklang frühesten um drei Uhr Nachts gezecht wurde, war ich rasch stressgeplagt.
    Tatsächlich wurde schon ab Dienstag fleißig „geübt“ – man will ja nicht nüchtern in so einen Anlass wandern.

    Um mich aus der Schusslinie zu nehmen, ging ich am Abend eine Runde fotografieren und wählte als Spätvorstellung „Caught Stealing“ – im Grunde aber nur, weil der Saal zu „Conjuring 4“ zu gut gefüllt war.

    Hank hat ein Problem, und das ertränkt er im Alkohol. So auch eines Abends, als ihn seine gelegentliche Bettgesellin Yvonne nach Hause begleitet und er den Dealer seines Vertrauens vor seiner Wohnungstür findet.
    Er muss rasch nach England, der Vater liegt im Sterben und Hank soll auf seinen Kater aufpassen.
    Klingt nervig, aber easy.
    Als er dann aber am nächsten Morgen zwei schlagkräftigen Ukrainern in die Arme läuft und diese Episode für ihn im Krankenhaus endet, nimmt der kleine Gefallen eine dramatische Wendung.

    Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich von den Figuren im Film niemanden wirklich leiden mag und mir das fehlende „Anbinden“ sehr schwer fällt. Das kann mich rasch nerven, insbesondere dann, wenn wir mit der Figur mitfühlen sollen.
    Hier wird es aber spannend: Nun haben wir einen alkoholsüchtigen „Mir egal“ Typen im Zentrum, der auch den Drogen nicht abgeneigt scheint. Im Umgang mit anderen Menschen erscheint er als Typ Egoist – meine Sympathie konnte er damit nicht gewinnen.
    Und doch folgt man ihm gespannt auf seinem Weg durch den Irrsinn, den er sich selbst nicht erklären kann.
    Das dies gelingt, liegt an der starken Inszenierung.

    Man kennt ja diese Gangsterfilme, in denen mit Lust und Laune gemordet wird – das Publikum sich aber durch Wort- und Bildwitz bestens unterhalten fühlt. (Jüngst unangenehm gesehen in „Nobody 2“)
    Hier schmunzelt man über die Lebenseinstellung des Hauptcharakters und seiner Konfrontation mit einer sensiblen Aufgabe. Die Schlägertypen sind überzeichnet, haben den witzig klingenden Gangsterslang. Dazu kommen noch zwei jüdische Killer ins Spiel, die ihrerseits zwischen Tradition und Mord das eine oder andere Augenzwinkern beschwören.

    Bei aller Leichtfüßigkeit wird aber schnell klar, dass jeder Kontakt mit diesen gewaltbereiten Gruppen üble Folgen hat.
    Selbst der Sidekick Katze kommt da nicht ungeschoren davon.
    Dabei trägt Austin Butler seine Figur souverän durch den Film. Wenn Bruder Leichtfuß hart auf den Boden der Realität prallt, ist das spürbar anzuschauen.
    Liev Schreiber und Vincent D´Onofio als jüdische Killer verkörpern ihre Rolle mit mehr Ernst als es die augenzwinkernden Situationen versprechen. Das kennt man sonst eher anders herum.

    Die übrigen Figuren passen sich dem Ton des Film sehr gut an. Die Gradwanderung zwischen Witz und Ernsthaftigkeit gelingt sehr gut, weil das Standbei im folgenschweren Bereich bleibt.
    Mit 107 Minuten ist der Film vielleicht fünf Minuten zu lang, aber das verzeiht man hier sehr gerne.

    Die Kamera fängt die Szenen stets gut ein, an dunkleren Schauplätzen bleibt immer alles sichtbar und in Actionszenen weiß der Zuschauer auch immer, wo man sich gerade befindet.
    Der Soundtrack ist mit 90er Jahre Grunge und Alternative saustark gewählt.
    Abzüge in der B-Note am ehesten durch zwei, drei Szenen, die Hank ein wenig over-the-top zeichnen.
    Außerdem fällt in einem Film, wo gefühlt viele Details sitzen, die größere Panne im Rahmen einer Verfolgungsjagd auf.
    Kennt ihr alle: Die Schurken sind dem Held dicht auf der Spur / Schnitt: Die Schurken sind plötzlich weit weg / Schnitt: Ui, jetzt haben sie ihn aber fast / Schnitt: Der Held hat Zeit zum Verschaufen und Ausdenken einer Finte…
    So extrem wurde das hier zum Glück nicht beobachtet, doch ein Patzer in einer Verfolgungsjagd hätte sicher vermieden werden können. (Ja, das Haar in der Suppe…)

    Am Ende bleibt festzuhalten: Ohne jedes Wissen um diesen Film reingegangen und unverhofft bestens unterhalten worden.
    Kein Meilenstein des Kino, möglicherweise auch nicht des Genres, der sicher vor 20 oder 30 Jahren zu Kult geworden wäre.
    Im Grunde aber eine zeitlose Geschichte über „Pech gehabt“, die man sich auch in ein paar Jahren locker reinziehen kann.

    8/10 – und am Ende muss ich den Assis von Nebenan wohl noch Danke sagen ;)

    #253930
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    Dangerous Animals [Sneak Preview]

    7,5/10

    Zuerst gar nicht auf dem Schirm gehabt…weil oh oh, Haie, Blut….joar…ma gucken wenn der im Stream läuft und nichts anders da ist…

    Aber:
    Ich hab bisher nur gutes über den Film gelesen…und wenn der Streifen dir gefällt und sogar schon die [fast] Schweigerbestnote von 7,5 bekommt….hui. Dann muss der Film ja gut sein.

    Ob er die 7,5 auf Dauer halten kann… wer weiß ;) Mir sind hier aber einige Dinge positiv aufgefallen, die in ähnlichen Filmen gerne anders vorgestellt werden. Auch die Charaktäre haben mehr Tiefe als handelsübliches Haifutter.
    Möglicherweise in einer leichten Euphorie geschrieben, aber tatsächlich ein guter Killer-Thriller, bei denen man sich zur Not die Haie auch wegdenken kann

    #253900
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    Dangerous Animals [Sneak Preview]

    Mit Haifilmen ist das immer so eine Sache: Wenn es nicht „Der weiße Hai“ in der Kinosynchro ist, wird die Luft häufig dünn. Unvergessen, wie voriges Jahr ein böser Hai einen Junggesellinnenabschied gecrasht hat… was hatten wir gelacht!
    Und auch hier bekommen wir es mit den Monstern der Meere zu tun… aber hoppla, sind hier wirklich die Haie die Schurken?

    Moses hat Pech. Sein Auto springt nicht an und er benötigt Starthilfe. Zephyr kommt ihm da gerade recht: Er hat sie bei einem Ladendiebstahl erwischt und droht ihr Geheimnis auszuplaudern, wenn sie ihm nicht hilft.
    Bester Start und tatsächlich haben beide (logisch) eine wilde Nacht.
    Zephyr lockt dann aber ihr Einzelgänger-Gen und sie verschwindet unverhofft.
    Als Moses am nächsten Tag ihren verlassenen Van am Strand stehen sieht, ahnt er böses. Und tatsächlich: Ein Touristenguide hat sich in der Nacht zuvor ihrer angenommen und scheint dabei nicht die besten Absichten gehabt zu haben.

    Hai Horror? Ja, irgendwie. Aber fairerweise kann man festhalten, dass diese „Waffe“ beliebig hätte getauscht werden können.
    Zwar wird zu Beginn eine Beziehung vom Touristenführer zu den Haien geschildert…. eieiei, das vergesst bei Sichtung aber bitte wieder ganz schnell.
    Doch das ist dann für lange Zeit das einzig Nervige.
    „Dangerous Animals“ macht sehr vieles richtig gut, wenn man sich denn mit der Prämisse Hai anfreunden kann. Mir fiel es bei der Schilderung, der Umsetzung und der Charakterzeichnung der Figuren tatsächlich recht gut.

    Das Finalgirl ist tough, ihre Kräfte haben aber Grenzen. Moses wirkt etwas tollpatschig, zeigt aber großen Wagemut.
    Der Schurke ist dann auch tatsächlich ein Schurke. Fies und beinahe erbarmungslos.
    Dabei eine solide Kameraarbeit, ein toller Soundtrack und bis auf eine übertriebene CGI Szene mit sehr netten Effekten ausgestattet.
    Stellenweise tanzt der Film im großartigen Bereich herum. Als Zephyr nach ihrer Entführung zu sich kommt, sehen wir Bilder der Umgebung und des Schurken bei seinem Tagewerk. Dazu verzweifelte Schreie. Nicht auf Texas Chainsaw Niveau (wir reden hier vom Original), aber stimmig und schaurig in Szene gesetzt.
    Auch viele andere Momente gelingen optisch und im Sinne der Handlung richtig gut. Schläge tun weh, es gibt kein „Ach, da bin ich ja zum Glück im richtigen Augenblick wieder aufgewacht“-Scheiß. Die Bedrohung ist stets spürbar und scheint die klareren Argumente auf ihrer Seite zu haben.

    Leider haut dann oftmals der Score übertrieben laut ins Bild. So stark die Szene nach Zephyrs Aufwachen ist, so lahm wirken andere Terrorszenen, die später eingestreut werden. Hier wäre der Mut zur „Stille“ eine Bombe gewesen.
    Ein weiterer Knachkpunkt: Jai Courtney als Schurke macht die Sache richtig gut. Leider wird er als stets schwafelnder Gauner gezeichnet. Jede Terror-/Horrorszene wird mit „blablabla“ begleitet, die wohl cringe wirken sollen – tatsächlich aber eine Menge Fahrt aus den jeweiligen Nummern nehmen. Der Typ ist tatsächlich fies und man hätte es (in meinen Augen) mit einem Hauch mehr Ernsthaftigkeit wunderbar unterstreichen können.
    Leider gibt es zur Unterstreichung seines Geisteszustands eine halbnackte, alkoholisierte Tanzszene zu lauter Rockmusik. Ach man: Da backt einer eine schöne Torte und haut zum Ende mal eben mit der flachen Hand drauf.
    Was wiederum sehr schön ist, ist seine Schilderung als Getriebener, der aus seiner Haut nicht heraus kommt. Hier werden glücklicherweise wenig Worte genutzt und die Szenen für sich stehen gelassen. Sehr stark.

    Im Finale können wir vielleicht sagen, dass es einen Tick zu lang ist. Wenn der finale Gag dann tatsächlich zu Ende ausgespielt worden wäre, hätte es womöglich ein Ende gegeben, dass man zuvor wohl noch nicht so oft gesehen hat.
    Schade?… Na ja, ist OK so :)

    Unter dem Strich haben wir hier einen sehr unterhaltsamenen Horrorfilm mit netten Terrorelementen. Der Gauner spricht zu viel, der Score übertreibt es in dramatischen Szenen. Alles andere ist gut bis sehr gut!
    Haie in einem guten Horrorfilm? Es gibt sie also doch, die faustdicken Überraschungen.

    7,5/10

    #253791
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    Brick [Netflix]

    Der Film hätte zu Lockdown-Zeiten sicher deutlich mehr Aufmerksamkeit gefunden… möglicherweise wurde die Story aber erst in dieser Zeit gefunden.

    Man stelle sich vor, man (Tim) sei intensiv in die Arbeit vertieft (Home Office Deluxe) und als man kurz aufschaut, will die Freundin (Olivia) ausziehen. Blöd, ja.
    Noch blöder: Die Tür scheint zugemauert. Die Fenster auch. Und außer einer Fliege kommt da nichts durch.
    „Das hast doch Du gemacht!“, mutmaßt die Ex… dabei ist es doch ganz anders.

    Ein paar Minuten lang war ich tatsächlich neugierig. Uh, ist diese Mauer vielleicht sinnbild für Tims Seelenleben? Hat er (vielleicht unbewusst) etwas Geschaffen, für das er nun selbst keine Antworten weiß? Oder spielt er etwa ein fieses Spiel?
    Für jeden, der nicht länger als 30 Minuten hinschauen möchte: Ne, leider nicht.

    Trifft dieses Phänomen nur auf die eigenen Wohnung zu? Oder auf das ganze Haus? Warum kommt niemand zu Hilfe… also haut man die Wände ein und tritt so in die übrigen Wohnungen des Hauses, wo unterschiedliche Geschichten und Sichtweisen erzählt werden wollen.

    Positiv fällt auf, dass der Film gut und wertig gefilmt ist. Wenn zu viel Tricktechnik ins Spiel kommt, wird die Luft leider wieder etwas dünn, aber wenn man die Wertigkeit der Story etwas höher gehalten hätte, würde man hintenraus von einem guten Film sprechen können.
    Die Darsteller und deren Kunst bewertet jeder für sich möglicherweise anders. Problematisch wird es für mich bei Schweighöfer durchaus, wenn ich höre dass er mitmacht. Seinen vielgelobten Frank Farian im Milli Vanilli Biopic sehe ich leider nicht so stark wie alle Kritiker – aber so ist das machmal: Manche Menschen mag man eben mehr als Andere und umgekehrt.
    Ruby O. Fee als Olivia passt da irgendwie gut ins Bild. Schade, dass man für das Drehbuch keine vernünftigen Dialoge schreiben konnte. Oder anders: Macht mal ein Trinkspiel: Für jedes „Sorry“ aus ihrem Mund trinkt ihr einen Kurzen…
    Frederick Lau als einer der Nachbarn ist dann aber möglicherweise Ausschaltgrund Nummer eins. Allein für seine Art zu sprechen wurden Untertitel erfunden.

    Die Story in Folge wird dann leider immer blöder, die Dramaturgie unter den sich nun getroffenen Personen ist teils sehr doof. Hier scheint einzig Salber Lee Williams in der einen oder anderen Szene verstanden zu haben, was darstellerisch gefragt sein würde.
    Jede Szene ist sehr wortlastig, alles Gesehene wird nochmals kurz zusammgefasst. Später dann nochmal, falls man vorher nicht richtig zugehört hat.
    Im Finale haut man dann so richtig Action rein, Schweighöfer möchte sicher sein Portfolio erweitern. Das ist leider Filmtypisch und ärgert mich auch in vermeintlich besseren Produktionen (Schurke wird lahmgelegt, Schurke erwacht im „passenden“ Moment, Schurke befreit sich, Schurke bringt nochmal richtig „Spannung und Tempo“ in die Situation… ach man).
    Das Finale ist dann eine Mischung aus Beklemmung und „Wir schaffen das!“.
    Weiß nicht – berührt mich weder optisch noch inhaltlich.

    Tja, irgendwie kein guter Film. Aber auch kein richtig Schlechter.
    Nach den jüngsten Erfahrungen im Sneak Kino kann man auch nicht sagen, dass es der Deutsche Film einfach nicht drauf habe.
    „Brick“ ist besser anzuschauen als der vergangene Sneak Monat.

    Böse Zungen werden sagen: Durchschnittliches Netflix Niveau…. und da wüsste ich ehrlich gesagt nichts zu entgegnen.

    4/10

    #253789
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    Bride Hard [Sneak Preview]

    Stellt euch vor, ihr seid mit euren Buddies auf einer kleinen, sonnig warmen Insel mit großem Herrenhaus und wunderschöner Landschaft. Einfach mal ein paar Tage chillen, es sich gut gehen lassen… und dann kommt da so ein Regisseur mit Kamerateam um die Ecke und sagt, man werde jetzt einen Film drehen.

    Echt jetzt? Dann muss man doch Drehbuch lesen und sich in eine Rolle einfühlen und das dann möglichst glaubhaft spielen…boah! Urlaub und chillen war doch angesagt.
    Dann wird eben der Vertrag aus der Tasche gezogen: Ey, ihr habt unterschrieben, in dieser Komödie mitzuspielen… ach, verdammt.

    So, oder so ähnlich stelle ich mir die „Stimmung“ am Set vor. Unglaublich, was hier geliefert wird.
    Schauspiel: nicht vorhanden. Das ist wie eine als Krankenschwester verkleidete Frau zu Fasching die laut ruft, „Huhu, ich bin Krankenschwester“…
    Humor (ja OK, der ist höchst subjektiv messbar): Nicht vorhanden!! Selbstverständlich sind alle Figuren als überzeichnet zu verstehen, aber die „Gags“ die ausgespielt werden dürfen… meine Güte.
    Drehbuch: Ach bitte. Wahrscheinlich wurde jede Szene nach den jeweiligen Bedürfnissen der Darsteller spontan überlegt.
    Pacing und Szenenbild: Man man man…
    Kamera: Huch, da war einer im falschen Film. Teils schön eingefangene Bilder und Szenenmotive. In vielen Einstellungen weiß er, wie er gute Bilder einfangen kann. Der einzige Profi am Set.

    Das alles ist nichts – und wertet die von mir kritisierten deutschen Komödien doch mal fast allesamt deutlich auf.

    Wenn ich müsste: 2/10, auch weil mit Ausnahme von 1-2 Szenen kein einziger Lacher im Saal zu hören war – wohlwollend: Ich bin bei Weitem nicht die Zielgruppe und kann diese Form von Humor eben nicht bewerten.

    #253683
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    Nobody 2 [Sneak Preview]

    Nobody muss seine Schulden aus Teil 1 begleichen und soll Schurken kloppen. Das macht er gut, bloß fehlt er zu Hause beim Abendessen. Seine Frau will nicht mehr, Nobody nimmt dann Urlaub – also Happy End?
    Natürlich reisen sie in ein Nest, wo ein illegaler Umschlagplatz diverser Substanzen (auch eine Biowaffe, die witzigerweise im Film den Flammen zum Opfer fällt, aber irgendwie keine Sau mehr so richtig juckt) betrieben wird.
    Folge? Nachdem ein Halunke Nobodys Tochter das Kuscheltier kaputt macht, kloppt er sich in der Gaunerhierachie nach oben, bis er der Oberschurkin (Sharon Stone) gegenüber steht.

    Teil 1 fand ich tatsächlich noch schaubar, hier wird die Absurdität ins unendliche getrieben. Kein neues Phänomen, und wer lacht nicht gerne herzhaft, wenn Menschen Körperteile abhanden kommen oder sie sonstwie ermordet werden. (OK, bei „Mr. No Pain“ war die Pointe eine Andere)
    1 Mann gegen 20 Gauner mit Schusswaffen? Kein Problem, er hat ja eine Bratpfanne…. und so weiter, und so fort.
    Ist wieder in Mode, in gut einem Jahr bestimmt 5 oder 6 Filme unter diesem Motto im Kino gesehen.

    Kann man mögen, muss man nicht. Zwei oder drei Gags waren gut, wurden dann aber bis zur Langeweile weitergenudelt.
    Nicht mein Thema, ab Minute 20 hart an der Grenze zur Langeweile.
    Lässt mich völlig wertfrei absolut kalt

    #253422
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    Ganzer halber Bruder [Sneak Preview]

    Vorige Woche bekam mein Sneak Besuch harte Konkurrenz: „Der weiße Hai“ wollte mit meiner Frau geschaut werden. Wurde hier ja auch schon behandelt – für mich ein gefühltes Glück, dass die Kinosynchro genutzt wurde. Kein Rummsbumms? Kein Problem, der Film lebt durch andere Highlights. 9,5/10

    Im Foyeur erfuhr ich dann, dass vorige Woche ein Horrorstreifen lief („Bring her back“ – nach „Together für viele der Horrorfilm des Jahres… vielleicht habe ich dann ja nichts verpasst ;) )
    Die Sache war aber klar – dieses Mal kein Horror.
    Meine Begleitung daher erleichtert, ich in Hoffnung auf Action oder so.

    Tja, es prangert sofort das ZDF Logo auf der Leinwand. Ja gut, dann wohl was mit Sawatzki… oder wie?

    Thomas kommt aus dem Gefängnis raus. Zwei lange Jahre saß er wegen Immobilienbetrug. Sein Auto (ein Cabrio) steht zum Glück noch an Ort und Stelle, eine alte Bekannte will auch sofort mit ihm Knattern. „Steig doch in mein Immobilienprojekt in Spanien ein“ schlägt sie ihm dann vor, nachdem er ihr erzählt, dass er ab sofort keinen Cent mehr in der Tasche hat.
    Nur gut, dass er notariele Post erhält: Seine Mutter hat ihm ihr Haus im Rahmen einer Schenkung überlassen, nun liegt sie im Sterben und die Hütte geht dann wohl in seinen Besitz über. Zwei Haken: Seine Mutter hatte ihn als Baby zur Adoption freigegeben, ein Kontakt zwischen beiden gab es zeitlebens nicht.
    Der andere Haken wiegt dagegen schwerer: Thomas hat einen Halbbruder. Sunny (weil er dieses Lied liebt) hat Trisomie 21 und bekommt lebenslanges Wohnrecht im Haus.
    Dumm gelaufen, so lässt sich das Haus nur schwer verkaufen.
    Es sei denn, Thomas findet einen Weg, Sunny in eine entsprechende Einrichtung zu „vermitteln“.

    Tja, und damit sind auch schon alle Witze erzählt. HahahaHuhuhu… er mag keine Schokolade mit Traube/Nuss und wirft sie schimpfend auf den Boden… Hahaha… die stellen sich auf einen Tisch und der kracht dann ein und dann liegen die da so auf der Wiese und dann…. Hahaha, der Thomas fährt doch so ein Cabrio und sagt Sunny, dass sie nachher mit dem Cabrio fahren, und dann regnet es und der Thomas will das Dach drauf machen aber Sunny sagt, „Nein, Cabrio“.. ja, Hahaha, dann fährt man im Regen ohne Dach und alle sind so nass und so.
    Und dann – jetzt festhalten – da muss sich der Sunny in einen fremden Kleiderschrank verstecken, und als er da rauskommt ist voll mit alten Frauenkleidern angezogen…Hahaha!

    Ja gut, Humor ist subjektiv – hier bewegen wir uns aber eindeutig auf „Bibi und Tina“ Niveau.
    Darstellen möchte man ja auch bloß, dass Menschen „mit besonderen Bedürfnissen“ auch selbstständig leben können. Warum bevormunden wir sie also in entsprechenden Heimen und anderen Unterbringungen?
    Es darf dabei bloß nichts schief gehen. Etwa, wenn der Bus zu spät kommen würde (ja gut, äußerst unwahrscheinlich) oder wenn der Mensch ein Nein hört, wenn er doch etwas ganz dringend will „Ich will Cabrio!“.
    OK, es ist eben eine Geschichte über Integration – das halte ich ja auch für sehr richtig.

    Umgesetzt ist das tatsächlich sehr mau. Christoph Maria Herbst spielt Christoph Maria Herbst. Zynisch und egoistisch, dabei stets belehrend… um dann doch sein Herz zu finden und das Gute mit allen Mitteln zu wollen, aber es ist auch immer wieder schön, wenn sich manche Dinge tatsächlich nie verändern.
    Der Rest vom Cast kommt frisch von der Straße. Geschauspielert wird in keiner Sekunde, und dabei will ich Nicolas Randel als Sunny gar nicht mal in den Fokus stellen.
    Die Handlung war dann aus Platzgründen auf eine Visitenkarte geschrieben: Du willst das Haus, aber dann findest duSunny doch ein bisschen gut, dann wieder doof weil das Haus doch so viel wert ist, dann aber findest du ihn doch gut und am Ende… (mehr Platz war eben nicht).

    Kamera solala, Botschaft immerhin erwähnenswert. Ich vergleiche mal mit dem „Peanut Butter Falcon“. Zugegeben: Unfair.
    Aber betrachtet man in beiden Filmen den Umgang mit dem Menschen mit Trisomie 21, folglich auch seine Inszenierung, spürt man hier deutlich das fehlende und nötige Händchen für Tiefe und Takt.
    Dabei gibt es tatsächlich zwei, drei Szenen, die zeigen, was hätte möglich sein können.
    Gut, man wollte kein Drama sondern eine lustige Komödie… Hex Hex, fast geklappt.

    3/10

    #252686
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    Krieg der Welten (2025, amazon Prime)
    Vollsten Respekt für diese Produktion, denn so einen Rohrkrepierer hab ich echt schon lange nicht mehr gesehen.

    Ab der ersten Minute ein wildes und immer hektischer werdendes Hin und Her zw. Teams, Facetime, Whatsapp, Teamviewer uvm. sowie unendlich vielen Überwachungskameras in allen möglichen Perspektiven. Das wirkt zunächst noch sehr modern für den Aufguss des H.-G.-Wells-Sci-fi-Klassikers, aber wem das gefällt, der wird sicherlich auch empfänglich sein für einen hoffentlich nie erscheinenden „Excel 365 – Der Film“.
    Dann geht die Action richtig los und die Invasion beginnt und ganz schnell verschwurbelt sich die Handlung in Abstrusitäten, wobei persönliche Dramen auch noch zum Aufblähen der Handlung reingepumpt werden. Aber das Highlight der 90-minütigen Dauerwerbesendung ist dann, dass Amazon die Welt rettet. Das hier ist wohl der feuchte Traum von Jeff Bezos, aber in keinem Fall sehenswert.

    Normalerweise würde ich noch 2 Punkte geben für Technik und Schauspieler (Ice Cube und Eva Longoria), aber angesichts der Verspottung der Zuschauer bin ich dazu nicht bereit.

    0/10 Werbesendungen

    Den habe ich gestern auch gesehen und konnte kaum glauben, was einem da vor den Latz gehauen wurde!
    Stimme in allen Punkten zu und will noch hinzufügen, dass Du hier die positiven Dinge betonst ;)
    Besonders witzig der 24/7 alles überwachende Vater, der seine Kinder auf Schritt und Tritt stalkt – mitsamt Lesen der Chatverläufe etc! Und dann ist er empört, als die Aliens die Daten der Menschheit lesen wollen – ich kann nicht mehr!! :D

    Bevor wir aber Amazon für ihre gute Tat auf die Schulter klopfen: Um die Welt zu retten, muss vorher noch artig bei denen eingekauft werden! – macht das mal, wenn alle Satelitten abgeschossen sind…. huihuihui.

    Die 0/10 teile ich noch wohlwollend ;)

    #252659
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    Together – Unzertrennlich [Sneak Preview]

    In der jüngeren Vergangenheit grölt man ja schon vor Freude, wenn man bloß hört, dass ein Horrorfilm aus Australien in der Mache ist. Sicher, „Badabook“ und „Late night with the Devil“ sind stark – aber weil es Horror ist, gibt es auch hier viel Murks.
    In welche Kärbe schlägt denn hier „Together“?

    Tim und Millie sind schon lange ein Paar. Das Prädikat „junges“ Paar hat man offensichtlich auch hinter sich gelassen – für eine mögliche Familienplanung wird es eng.
    Doch das ist nicht das einzige Problem: Tim hat ein Trauma. Seit seiner Kindheit – oh Schreck! Das hindert ihn daran, erwachsen zu werden. Als Mitte Dreißigjähriger fühlt er sich wie der 18jährige aufstrebende Rockstar… doch zu mehr als weinerlichen Träumen reicht es nicht.
    Millie dagegen steht mit beiden Beinen im Leben. Um der Beziehung dann einen rettenden Kick zu geben, will sie aus der Stadt ins Land hinaus ziehen. Nicht so weit, nur 30 Minuten weit weg… für Tim dennoch eine Weltreise: Er kann kein Auto fahren.
    Dort möchte sie an einer Schule arbeiten, Tim dann vielleicht an etwas anderem.

    Doch wer ahnt es: Nada. Stattdessen stürzt man bei einem Spaziergang in eine dunkle Höhle. Aus Verzweiflung, verdursten zu müssen, trinkt man aus einem dunklen Tümpel.
    Wer glaubte, bis hierhin sei es schon richtig gruselig, der schaue doch mal etwas weiter.
    Von nun an scheinen Tim und Millie nicht mehr zu trennen zu sein. Verlässt Millie das Grundstück, gerät Tim in Panik, wird von einer Wand an die Andere geschleudert… uiuiui.
    Der Traumageübte Tim ahnt schon früh, dass da etwas faul ist. Millie sieht in Tims unbehandelten Panikattacken einen Angriff auf deren Beziehung und sucht Rat bei ihren Nachbar Jamie.

    Was zunächst auffällt: Die Protagonisten sind nicht ernst zu nehmen. Ewiges Geschwafel über die große Liebe, dann aber in einer äußerst toxischen Beziehung lebend. Er ist in allem von ihr Abhängig – er könnte nicht einmal in der Stadt einkaufen gehen, weil er kein Auto bewegen kann. Sie lebt die Beziehung wie eine Mutter zu ihrem heranwachsenden Sohn, der Stuss um Stuss begeht und dabei vergisst, den ersten Schritt in die Reife und Verantwortung zu gehen.
    Sex haben sie natürlich auch nicht mehr. Schon lange nicht – daran scheint sein Trauma aus der Kindheit schuld zu sein.

    Gemixt wird diese Prämisse durch einige durchaus gruselige Szenen und (teils) selbstreflektierenden Humor. Wie Tim als Trottel vom Dienst beziehungsunfähig durch diese lang bestehende Beziehung läuft, ist zum kopfschütteln. Die Lacher auf seine Kosten sind gewiss.
    In Momenten, wo der Bodyhorror greift, wird mit Hilfe von Schnitt und Dialog der Schocker zum Schmunzler. Manchmal kann so ein Mix gelingen, manchmal geht es eben schief.
    Im Grunde würde ich dazu neigen, den Humor als deplaziert zu beschreiben – aber es ist der einzige Faktor, der mich im Film gehalten hat.

    Die Story in Horrorfilmen ist ja manchmal schräg – auch hier lässt es ich gut mit „Pipi-Kacka-Pups“ zusammenfassen.
    Unabhängig davon steht die Frage, wie man es umsetzt. Der Ton ist nun gesetzt, die ständige Anziehung der Beiden im Laufe des Films aber überaus schrecklich dargestellt.
    „Wir sind wie Magnete, die sich gegenseitig anziehen“… ja gut, deswegen diese schrecklich dumme Szene im Flur.
    Dabei gibt es tatsächlich Stellen, die recht gut inszeniert sind. Nimmt man hier diesen blöden Humor raus, hat man richtig gruselige Momente.

    Die Kamera arbeitet dabei recht solide, inzwischen „klassische“ Fahrten (Dusche) inklusive. Der Grusel in den dunklen Szenen ist gut eingefangen, und auch bei Tageslicht gelingen schaurige Aufnahmen. Nimmt man diese Momente zur Hand, hätte man einen richtig bedrohlichen Film aufziehen können. Lässt sich aber nicht verkaufen, also untermalen wir es mit Gags.
    So wie bei „Clowns in a cornfield“ einige Zuschauer gesellschaftskritische Töne wahrgenommen haben und den Film als wichtigen Beitrag feiern, wird man auch hier wichtige zeitgemäße Töne gehört haben.
    Schauspielerisch ist es Horror-Ok, dass ein Jamie mit minimalistischer Mimik die Protagonisten aber jederzeit in die Tasche zu stecken vermag, spricht Bände.

    Wer eine Auflösung im Sinne einer Herleitung erwartet, wird möglicherweise enttäuscht. Es passiert, was passieren mag. Hier wird die ewige Liebe zu einem Horrorfest, aber rettet dieser Moment einen ganzen Film?
    Sicher kann man nun die Psyche bedienen und interpretieren. Der Sturz in die Höhle vielleicht als Blick in sich selbst, dem Stellen der eigenen Unzulänglichkeit und dem Fehlen der Empathie gegenüber seines Partners, dass sich aufeinander einlassen indem man die inneren Werte und Sorgen des Anderen als Anlass seiner eigenen Handlungen akzeptiert… Und klar, das Auflösen seiner Selbst um sich völlig dem anderen herzugeben – oder anders: Das totale Vereinnahmen des Partners.
    Er kann hier in beide Richtungen gedacht werden und möchte vielleicht klüger daherkommen, als er letztlich ist.

    Oder dann doch schlicht: Tim erkennt, dass er die Handlungsunfähigkeit seiner Mutter nachahmt („ich bin nicht meine Mutter!“) und flüchtet in den Schoß der aktiven, zielstrebigen „Mutter“, die dann aber seine Partnerin ist.
    Zusammengefasst möglicherweise die plausible Lösung und dann doch ewiger Schrecken unter dem Mantel einer liebevollen Vereingung.

    Um einen „befriedigenden“ Effekt herzuleiten, hätte das Paar in seinen Sorgen ernst genommen und spürbar gezeichnet werden müssen. Dabei stecken sie in einer Beziehung, in der man bereits nach einer Minute in den Saal rufen möchte „Macht doch bitte einfach Schluss!“
    Stattdessen werden beide Figuren (in meinen Augen) unnahbar und äußerst unsympathsich gezeichnet. Von Anfang bis Ende ist die einzig sinnige Lösung eine Trennung beider Figuren. Dass das Ende dann als schlüssig und als Zeichen ewiger Liebe gedeutet wird, will mir nicht in den Kopf.
    Klar, Horror wählt nicht immer das Happy End, soweit ist mir das klar. Die Reise in den Horror funktioniert dann aber auch nur, wenn man einer Figur folgt, mit der man anbandeln kann.

    Für mich, vermutlich aus „falschen“ Gründen, ein beinahe unerträglicher Film, der den Horror dort findet, wo andere ihren persönlichen Regenbogen suchen.

    Eine Wertung fällt schwer. Von „Schund“ bis „Schade. Hätte man an einigen Schrauben gedreht, hätte…hätte“ ist die Bandbreite groß.
    Für einige Filmkritiker einer DER Filme des Jahres (Puh!), bei mir letztlich knapp unter OK.

    4/10

    #252454
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    The Life of Chuck [Sneak Preview]

    Vor einigen Wochen hörte ich zufällig, dass eine Kurzgeschichte von Stephen King für das Kino verfilmt worden sei. Na ja, die Vorfreude ist zwar da, aber man denkt dann auch an die jüngeren Missgeschicke, die sich „King-Verfilmungen“ schimpfen durften.

    Marty ist Lehrer in Amerika und mit ihm erleben wir zunehmend auftretende Naturanomalien. In Deutschland bricht ein Vulkan aus, Teile der Vereinigten Staaten sind im Meer versunken, Dürren, Überflutungen weltweit, in Japan ist ein Reaktor durch Naturgewalten zerstört worden. Auch die Bienen sind ausgestorben.. und zu allem Überfluss bricht dann auch das Internet unwiderruflich ab. Die anschließenden Elterngespräche gestalten sich schwierig – wie sich die Kinder der eingeladenen Eltern verhalten, will so wirklich niemand wissen.
    Auch Marty dämmert es: Die Dinge könnten irgendwie aus dem Ruder laufen.
    So macht er sich zu Fuß (denn sämtliche Straßen sind unpassierbar) auf den Weg zu seiner Ex-Frau. Auf dem Weg dorthin taucht auf den Werbetafeln eine merkwürdige Nachricht auf: „Danke für 39 großartige Jahre, Chuck!“.
    Wer ist Chuck, und warum muss ihm gedankt werden?

    Der dritte Akt der Geschichte endet, bevor Akt zwei und eins erzählt sind. Clever? In diesem Fall unabdingbar.
    Der Zuschauer erfährt in Folge von Chuck und vielleicht auch vom Weg in die Katastrophe…

    Kurz: Die Kurzgeschichte „Chucks Leben“ stammt aus der 2020 erschienenen Geschichtensammlung „Blutige Nachrichten“. Hier finden wir auch „Mr. Harrigans Phone“, das vor einigen Jahren verfilmt wurde. „Blutige Nachrichten“ empfand ich als schwache Holly Story, „Die Ratte“ auch eher nicht gut.
    „Chucks Leben“ war mir aufgrund seiner Erzählweise und Inhalt tatsächlich länger in Gedächtnis geblieben.

    Diese Verfilmung hier hält sich sehr nah an der Vorlage, erweitert sie in minimalistischer Weise an der einen oder anderen Stelle – weiß damit aber wunderbar zu glänzen.
    Die drohende Apokalypse entfaltet sich im Laufe des Films in einer philosophisch angehauchten Auseinandersetzung mit dem Wert des Lebens und wie wir es zu füllen wissen.
    Das ist, schlicht ausgedrückt, umwerfend!
    Dinge, die möglicherweise nicht zusammenpassen, fügen sich zu einer stillen aber intensiven Geschichte, die fesselt und zur Gänsehaut einlädt.

    Schauspielerisch ist das alles hier erste Sahne! Tom Hiddleston als namensgebende Figur taucht beinahe bloß als Nebenfigur auf. Der junge Chuck kommt da aber intensiver in den Fokus. Hier rocken Benjamin Pajak als „junger Chuck“ und Jacob Tremblay als „heranwachsender Chuck“ die Show. Unglaublich intensiv, authentisch und unbekümmert. Einige Kameraeinstellungen, in denen etwa der junge Chuck im Gespräch mit seinem Großvater oder in Interaktion mit seiner Großmutter zeigen, sind zum Niederknien.
    Mia Sara als Großmutter zeigt eine Frau mit viel Herz und Liebe, Mark Hamill ist als gebrochener Mann das Gegenstück zu ihr.
    Sein Schauspiel lässt beinahe vergessen, dass er der junge Skywalker war (den Alten hat man möglicherweise tatsächlich schon vergessen). Mit einer kleinen Ausnahme im letzten Drittel ist seine Performance saustark. Ich hätte nicht geglaubt, dass er zu so einer Leistung imstande ist.
    Der Lehrer, die Ex-Frau, der Bestatter, der Nachbar, die Tanzlehrerin… gibt es jemanden, der unter Niveau spielt? Hier nicht.

    Gefilmt ist der Film in teils wunderschönen Bildern. Die jeweiligen Szenen sind schön ausgespielt, kein Schnittgewitter oder übertriebene One-Takes. Hier hat jemand ein wahrlich goldenes Händchen bewiesen.
    Die gewählten Perspektiven reichen von unauffällig gut zu sehr gut eingefangen. Über schlechte CGI muss man zum Glück nicht diskutieren. Da, wo sie stattfinden, sind sie durchaus beeindruckend eingesetzt.
    Die Soundkulisse ist in einigen Szenen eine Wucht („Ich habe Angst!“), fügt sich auch in Folge immer toll in die jeweilige Szene ein.

    Dass die Story in Summe sehr schlicht, trotz King´scher übernatürlicher Noten und jederzeit wie aus dem Leben gegriffen wirkt, macht sie möglicherweise so besonders.
    Eine Ode an das Leben, ohne dabei permament auf die Tränendrüse zu drücken.

    Junge, Junge – das mich ein King-Film so packen kann, hätte ich nicht geahnt.
    Top Ding, der Film!
    Ob die kommenden King/Bachmann Verfilmungen „Running Man“ und „Todesmarsch“ da anknüpfen können?? Im Falle von „Todesmarsch“ wünsche ich mir zumindest einen guten Film – ist schließlich mein liebster Bachmann Roman.

    9,5/10

    #252404
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    Homestead [Sneak Preview]

    Zwei Terroristen auf einem kleinen Kutter zünden vor der Küste Amerikas eine Atombombe.
    Hui, ab hier sicher die üblichen „The day after“ Zitate… man darf gespannt sein.

    Tatsächlich hat man bei diesem Szenario sofort zerstörte Häuser und Landstriche vor Augen. Menschen fliehen schreiend und bleiben im Chaos auf den Highways stecken. Plünderer ziehen durch das Land, jeder ist sich selbst der Nächste.
    Von all dem sehen wir hier so gut nichts.

    Nachdem Jeff in den Nachrichten vom Knall der Atombombe erfährt, fährt er mit seiner Patchwork Familie rasch zum riesigen Anwesen von Ian. Der reiche Mann hat für den Fall der Fälle vorgesorgt und auf seinem Grundstück eine autarke Infrastruktur aus Solarenergie, Getreidesilos und Plantagen angelegt.
    Um sie in unsicheren Zeiten gesichert zu wissen, benötigt er die Hilfe von Jeff und seinem Söldnerkommando.
    Neben Jeff und Familie findet noch Ians Schwester samt Anhang Zuflucht.
    Nun gilt es, die Tage des Aufruhrs zu überstehen.

    Während die Männer auf dem Stützpunkt die Rationen der Vorräte im Auge behalten und die Grenzen zum Grundstück sichern, fühlen sich die Frauen unwohl. „Wenn wir so viele Vorräte haben, warum holen wir dann nicht die Überlebenden zu uns herein?“
    Ja gut, da ahnt man rasch die Thematik des Films.

    Fortan erleben wir die Damen und Herren häufiger in Dialogen über „Wir müssen uns schützen“ vs. „Wir müssen die Welt zu uns hereinlassen“. Das ermüdet, denn es passiert drumherum irgendwie gar nichts.
    Die Menschen, die vor dem Chaos im Land fliehen und Zuflucht in der „Arche“ Ians suchen, campen vor dessen Grundstück und warten still und höflich, bis sie dann vielleicht doch eingeladen werden. Falls nicht, tja… wer weiß.
    Die Stimmung ist absolut friedlich, da brennen auf dem Campingplatz bei Wacken mehr Lagerfeuer.

    Die einzige Bedrohung geht von eimem Politiker der Stadt aus, der zunächst einen Strafzettel für zu wenig aufgestellte Dixie-Klos ausstellt, um später mit einem SWAT-Team Lebensmittel für die Stadt zu verlangen – diese abzugeben sei schließlich Ians Pflicht.

    Dazu gibt es eine harmlose Teenie-Romanze und im letzten Drittel gibt es dann ein Treffen mit Gott.

    Letzteres war nur eine Frage der Zeit, schließlich wurde der Film von den Angel Studios produziert. Das alles erklärt dann auch die deutlich spürbar angezogene Handbremse. Außer zwei Menschen, die sich unmittelbar nach der Atombombe vor einem Kaufhaus um Toilettenpapier streiten, gibt es im Grunde keine Handgreiflichkeiten.
    Das Einkaufszentrum wird aus Gründen der Apokalypse geschlossen, die davor wartenden Menschen zucken mit den Schultern und fahren dann eben wieder nach Hause.

    Und so werden im Zeichen des Terrors beinahe alle Menschen als vernunftbegabt geschildert – außer eben Jeff, der mit seinen Waffen „das Böse zu uns brachte“ – wie Ians Frau aus dem Off schildert.
    Die Auflösung des Films ist dann so christlich wie naiv. Immerhin wissen wir dann, dass mit der Aufnahme von Flüchtlingen das Problem des Fachkräftemangels schwuppdiwupp gelöst wird.
    Und die Menschen halten sich an den Händen und teilen ihr Brot.

    Gut, in diesem kleinen Mikrokosmos eines großen Grundstücks in Amerika mag das noch so passen. Das offensichtliche Bildnis der politischen Lage weltweit wird in dieser Form wohl eher nicht befriedet werden.
    Aber möglicherweise interpretiere ich da zu viel herein und „Homestead“ richtet sich ausschließlich an die amerikanische Bürgerschaft.

    Ach: Ich vergaß zu erwähnen, dass zu Beginn des Films Jeffs Pflegetochter mit einer Zeichnung den Wurf der Atombombe vorausgesehen hat. 110 Minuten lang ist dieses Kind höhchstens im Hintergrund zu sehen – ihre offensichtlich angedeutete Gabe wird nicht in einem Satz erwähnt. Dann macht uns der Film im Abspann auf die Serie „Homestead“ aufmerksam, in der das Kind dann doch der inhaltliche Mittelpunkt wird.
    Puh…

    Dass es sich hier um den Pilotfilm einer Serie handelt, kann ich gut verschmerzen. Die Geschichte ist im Grunde zu Ende erzählt – was die Serie hier noch für Fässer aufmachen möchte, weiß ich nicht. Vielleicht doch eine Bedrohung von außerhalb der Grenzen???

    „Homestead“ ist ein Katastrophenfilm in Ultralight Variante. Das ist einerseits erfrischend, wenn zum Beispiel verschiedene Ansichten über das Verhalten im Ernstfall aufeinanderprallen, dann aber wieder ermüdend, wenn diese Dialoge allesamt ins Leere laufen und es letztlich Gott ist, der mit einem freundlichen Wink alle Diskussionen zu beenden weiß.

    Zuletzt haben wir einen Film, der solide produziert und gefilmt ist. Darstellerisch agieren alle Figuren limitiert. Das Drehbuch ist naiv und schönredend geschrieben. Die Dialoge sind häufig dämlich, die Situationen, in die die Figuren geraten sind teils sehr blöd.
    Beispiel: Eine Familie fährt getrennt vom Vater zu Ian. Dieser erreicht das Grundstück ein paar Tage später. Vorwurfsvoll fragt seine Frau: „Wo warst du die ganze Zeit gewesen?“ Er: „Sorry, ich war noch kurz in Las Vegas“… ja, gut!
    Solche Dinge geschehen am laufenden Band.

    In Summe haben wir einen Film, der sich zwar auf eine interessante Prämisse stützt, diese aber auf sehr wackelingen Beinen steht. Je nachdem, wie wenig empfänglich man für die Sprache Gottes ist, stürzt das Konstrukt dann auch eher früher als später zusammen.
    Und doch lässt sich das Ding irgendwie zu Ende schauen. Häufig fragt man sich, wie der Film funktioniert hätte, wäre eine Bedrohung (egal ob innerhalb oder außerhalb des Grundstücks) existent gewesen.
    So geht man nach gut zwei Stunden aus dem Saal heraus und hat irgendwie keine Lust auf die hier anknüpfende Serie.

    4,5/10

    #252159
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    Der Salzpfad

    „Das Leben ist ein Weg“ oder „Der Weg ist das Ziel“… hat man sicher ein- oder zweimal gehört.
    Je nach Lebenssituation greift man auch selbst zu solchen Floskeln… was aber, wenn es ernst wird?

    Moth und Raynor haben alles verloren. Durch eine Fehlinvestition verlieren sie ihr Haus und ihr Eigentum. Für das Studium der Kinder wurde zum Glück bereits gesorgt – sie entkommen somit dem größten Schlamassel.
    Um das Erlebnis abzurunden, wird bei Moth eine seltene Krankheit festgestellt, die ihn in bis zu fünf Jahren dahinraffen lässt.
    Der Staat ist hier keine Hilfe: Das Paar hätte eine Notunterkunft bekommen können, wäre die Lebenserwartung des Gatten nicht länger als ein Jahr. Pecht gehabt… oder so.
    Eine Schnapsidee, die aber zugleich das einzige Licht am Horizont verspricht:
    Eine Wanderung am englischen Küstenwanderweg entlang soll den Kopf frei machen und Lösungsideen für die Zukunft versprechen.
    Gut 1000 Kilometer warten nun darauf, bewandert zu werden.

    Filme über das Wandern zur Selbstfindung gibt es bereits einige. Nachhaltig in Erinnerung blieb mir „Into the wild“, der allerdings in eine andere Kärbe schlägt. „Wild“ ähnelt dem Ganzen schon eher.
    Und wer solche Filme kennt, der weiß, dass es nicht holtertipolter von einem Gekloppe zum Nächsten geht. Kein Schnittgewitter, keine Action, die den Zuschauer in den Sessel presst.
    Für gewöhnlich lässt man die Landschaft in wunderschönsten Bildern einfangen, dazu der eine oder andere Kalenderspruch und fertig ist der heilende Film.

    Moth und Raynor erfahren zunächst keine Heilung. Sie leben von der Hand in den Mund, schmerzende Blasen an den Füßen, verständnislose Blicke anderer Menschen, wenn sie ein Dorf betreten.
    Das Wetter schlägt um. Mal bitterkalt, dann stürmisch und nass. In der Hitze ist jeder Tropfen Wasser kostbar – es zu kaufen verschlingt die letzten Gelder, die sie bei sich tragen.

    Der Zuschauer ist begleiter beider Figuren. Kurze Episoden mit Menschen, die ihnen auf ihrem Weg begegnen, enden auch mal abrupt. Warum? Weil es im Leben so ist.
    Hatte ich bei den vergangenen Filmen in der Sneak die unnötige Länge bemängelt, kommt man hier kurzzeitig an den Punkt, wo man schnell den Finger heben möchte.
    Die dann aufgetane Episode schließt aber auf unaufgeregte Weise den begonnenen Kreis und macht sie somit wertvoller als zunächst empfunden.

    Es bleibt nicht aus, darauf hinzuweisen, dass der Film auf wahre Begebenheiten beruht. Das Paar ist echt, die Frau hat bei der Wanderung Notizen geschrieben und diese später als Buch veröffentlichen lassen.
    Bestseller – klar!

    Im Abspann dann die Namen der Darsteller. Gillian Anderson!
    Ui – seit dem Akte-X der Neuzeit habe ich sie in keiner tragenden Rolle gesehen (zumindest nicht wissentlich).
    Meine Überraschung war groß – uneitel und bockstark wie sie Raymor verkörpert.
    John Isaacs als Moth steht in nichts nach. Die Chemie beider Darsteller miteinander ist glaubhaft und stets greifbar.

    Die Landschaftsbilder sind nicht übertrieben beschönigt, aber dennoch ein Blickfang. Die Lust, auf diesen Wegen zu laufen, ist schnell geweckt.
    Die Lösung auf die bedeutensten Fragen der Welt wird während dieser Wanderung nicht versprochen, was vielleicht der größte Gewinn des Films ist. Am Ende ist man seines Glückes Schmied… ob man vorher gewandert ist, oder nicht.
    Wenn man empfänglich für das Thema „Selbstfindung auf fremden Wegen“ ist, sollte man hier unbedingt einen Blick riskieren.
    Inhaltlich und spannungstechnisch ist es, wie erwähnt, kein Brüller – dafür ist es gefühlt aus dem Leben gegriffen und ergreifend gespielt.

    Für mich bisher der beste Sneak-Film 2025. Ruhig, einfühlsam. Zwar mit etlichen Rückblenden (die ich bekanntermaßen nicht mag), die die Stimmung des Films aber nicht zerstören.
    Manch einer mag sich daran stören, dass angefangene Begegnungen und/oder Themen nicht final zu Ende gebracht werden… aber ich halte den Fokus richtig gesetzt.
    Schwer zu beschreiben, warum der Film packt – aber er packt mich.

    9/10

    #252116
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    Kung Fu in Rome [Sneak Preview]

    1979 führte China die Ein-Kind-Politik ein, um der Überbevölkerung im eigenen Land zuvor zu kommen. Sagt man so, tatsächlich gab es in China weiterhin Familien mit zwei oder mehr Kindern – eben auch weil im Falle der Altenpflege die Kinder der zu pflegenden Person einspringen müssen.
    „Kung Fu in Rome“ beginnt dann auch reißerisch mit diesem Thema. Eine Familie auf dem Land hat tatsächlich zwei Töchter, von denen eine im Schrank versteckt wird, wenn Besuch naht.

    Schnitt: Scheinbar ist eine der Schwestern erwachsen geworden. (Indes gibt es auch die Ein Kind Politik nicht mehr).
    Sie lässt sich über die Grenze schleußen und wird in einem Undergrund Bordell begutachtet.
    Es stellt sich heraus: Mei sucht ihre Schwester Yun, die hierher verschleppt wurde und fortan als Prostituierte arbeitete.
    Yun ist aber nicht da, also rappelt es im Karton. Mei ist nämlich Kung Fu Superstar!
    Warum? Vielleicht weil sie das Kind im Schrank war? Wer weiß das schon…

    Während ihrer Keilerei verprügelt sie dann auch Marcello, der eigentlich nur das Essen in seinem Restaurant kochen möchte.
    Witziger Zufall: Sein Vater hat seine Mutter wegen einer chinesischen Prostituierten sitzen lassen und ist abgehauen.
    Man muss nicht sehr pfiffig sein um zu erahnen, dass die zwei sich nach diesem unschönen Erstkontakt nochmal begegnen werden…

    Die Story ist Humbug, aber das will sie wohl auch sein. Kloppen und Trash passen eben gut zusammen, das schont das Hirn beim Biertrinken (irgendwie will man sich den Film ja schön schauen).
    Woran man das merkt? Die Story will sooo vielschichtig sein, vergisst dabei aber, die Figuren zu entwickeln. Alle sind eindimensional, vergessen Trauer und Wut bei der kleinsten Ablenkung und kehren auch nicht wieder dahin zurück.
    Stellt euch einfach mal vor, ihr buddelt ein Loch und findet darin die Leiche eures Vaters. Schreck und Trauer… bis eine Stunde später der Freund des Papas um die Ecke schlendert und Kalendersprüche raushaut. „Ach, nimm es nicht so schwer!“… ja gut, dann geht ihr eben nach Hause und sagt Mama, wie wunderschön sie sei. (OK, Sabrina Ferilli als verlassene Mama ist ein Hingucker!!)
    Im weiteren Verlauf des Films gibt es dann noch einige Menschen zu rächen und Tode zu sterben.
    Alles vor der schönen Kulisse Roms? Na ja…. hier gibt es eine einminütige Erwachen-der-Liebe-Sequenz, der Rest spielt in Restaurants und Wohnungen.

    Sozialkritik, Kritik am Umgang mit Migration, das Herz des kleinen Menschen und der Hass des Reichen Mannes… ach, war ein Film jemals romantischer?
    OK, das sind Punkte für die B-Wertung.
    Ein Kung Fu Film will ja mit Gehaue glänzen. Das bekommen wir zwei, dreimal zu sehen.
    Der Rest ist eine Achterbahn der Gefühle… nur ohne Emotionen.
    130 Minuten lang gibt man dem Film Zeit.
    Entfalten tut sich nichts, der zur Aufmerksamkeit willige Zuschauer wird nicht belohnt. (natürlich höchst subjektiv. FILMSTARTS haut hier 4 von 5 Punkten raus – also nahe Meisterwerk)

    Schauspielerisch ist man hier höher motiviert als die Kollegen bei Wilhelm Tell, eine Chemie zwischen den Figuren ist aber jeweils dialogbedingt erklärbar. Spürbar ist nichts.
    Alles ok, wenn man den Film um einen Punkt herumspinnen würde. Dann wäre nach 90 Minuten Schluss und gut – so fragt man sich, warum man zum Schluss nochmal 30+ Minuten draufpacken will.
    Ja klar, der Twist vor dem Twist und so….

    OK zu schauen, aber viel zu lang! Einmal eingenickt, nichts verpasst – ist immerhin auch etwas wert.

    5/10

    #252114
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    Wilhelm Tell [Sneak Preview]

    Nachdem das Kinojahr sehr solide anlief, ging den Sneaks in den vergangenen Wochen scheinbar ein wenig die Luft aus.
    Zeit also für strahlende Folklore vor malerischer Kulisse… Hach!

    Wilhelm Tell ist mit seinem Stiefsohn in den Bergen der Schweiz auf Jagd, als ihnen ein Bauer auf der Flucht begegnet. Er hat den Steuereintreiber des König von Habsburg getötet, weil dieser widerum des Bauers Frau des Lebens erleichterte.
    Tell verhilft zur Flucht, was dem König missfällt. Dieser will nun mit angemessener Härte den Fall des flüchtigen Bauern klären und schickt seinen härtesten Lakeien in das Nachbarland. Seine Nichte soll ihm dann als Belohnung dienen – bloß dumm, dass sie einen eigenen Kopf hat und einen schweizer Freiheitskämpfer toll findet.
    Es passiert, was passieren muss – alles kreuzt und quert sich. Man weiß, dass Tell der Antreiber einer Revolution sein könnte und will ihn ausschalten, was man aber nicht machen möchte, weil es dann eine Revolution auslösen könnte.
    Also soll er einen Apfel vom Kopf seines Stiefsohnes schießen.
    Hilft aber nichts, es wird danach munter weiter verhaftet, geflüchtet, gekloppt, Fallen gestellt, Fallen entflohen, Hinterhalte gelegt und so weiter und so fort.

    135 Minuten lang ist dieser Murks!
    Dabei ist der Film bis knapp zur Hälfte ordentlich anzuschauen. Die Kamera fängt teils wunderschöne Bilder ein, das CGI bei allen Wasserszenen ist unterdurchschnittlich.
    Kostüme und Settings sind ok, man merkt aber deutlich, dass man den Euro für den Nachtisch am Set bei den Komparsen gespart hat. Klar, zu jener Zeit gab es die 9 Milliarden Menschen noch nicht, aber etwas mehr als 20 Leute für eine Stadt hätte man sicher aufgabeln können.
    Die obligatorisch geplünderten Dörfer kommen dann mit gut 10 daherfallenden Menschen aus, gut 30 Menschen ziehen dann aus um des Königs Truppen den Zahn zu ziehen….
    Ja, muss man eben mögen.

    Ging es bis zum Goldenen Schuss noch ein bisschen um Erklärbären, wer gehört zu wem und was will man denn überhaupt, geht die wilde Superhelden Action im zweiten Teil dann mal richtig los.
    Das Hin und Her in dieser Stunde ist dabei aber zu viel des Guten. Das Ende verspricht dann mit einem Mini Cliffhanger eine Fortsetzung (um Himmels Willen!)… na ja.

    Wilhelm Tell ist kein völliger Griff ins Klo, aufgrund der teils schön eingefangenen Bilder immerhin in den Durchschnitt zu heben. Spar- und Regiezwänge ergeben Szenen, die vor Verwunderung die Augenbrauen hüpfen lassen.
    Schauspielerisch ok, im Gedächtnis bleiben aber weder Schauspieler noch Rollen.
    Selbst Tell an sich ist absolut blass… ok, Biopic eben.

    5/10

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