DerSchweiger

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    @derschweiger

    @hal9000b

    Soweit ich es verstanden habe, hatte der DFB keinen weiteren Einfluss auf das fertige Produkt oder gar den Zeitpunkt der Ausstrahlung. Man war ja vor Turnierbeginn fest davon überzeut, mit dem 2014er Modell den Titel im Vorbeigehen zu holen – tja, shit happens.
    Mehr als Folge 1 konnte ich nicht ertragen, dafür mein Respekt an Dich :)

    Meine Sneak gestern war womöglich ebenfalls ein Aufreger:

    Dogman

    Nix zuvor gehört, keinen Trailer, keine Ankündigung (OK, entsprechende Zeitschriften oder Webseiten lese ich nicht) darüber, dass Luc Besson einen neuen Film released.
    So saß ich dann da, las den Titel und hatte Schnappatmung wegen meiner jüngsten Hundefilm-Erfahrung.

    Douglas, ein im Rollstuhl sitzender Transvestit, hat eine besondere Superkraft: Alle Hunde der Welt verstehen ihn und hörem ihm aufs Wort. Toll, was man damit alles anstellen kann – reiche Leute ausrauben (schließlich haben die reichsten Menschen der Welt mehr Geld als die Ärmsten… blablabla), böse Buben beißen lassen, beim Backen helfen lassen… Batman könnte offiziel einpacken.
    Zu dumm, dass sein letzter Coup ein wenig in die Hose ging – denn nun sitzt er ramponiert, verwundet aber stets überheblich in einer Präsidiumszelle und man weiß nicht so recht, wohin man ihn bringen solle.
    Eine Polizeipsychologin soll hier Licht ins Dunkel bringen….

    Die ersten Minuten saß ich im Kino und war mir nicht sicher ob ich lachen oder schimpfen soll. Ist das eine Superheldensatire? Dann ist sie sehr ernsthaft verpackt – allerdings lassen der Mangel an arbeitswilligen Schauspielern darauf schließen, dass die Nummer wohl hinter den Kulissen mit zahlreichen Schenkelklopfern begleitet wurde.
    Die Story an sich ist dumm umd dämlich, aber das sind die Prämissen der Superheldenfilme doch ohnehin alle (angefangen bei Spiderman über Hulk bis hin zu schon gar nicht mehr ernstgezeichneten Figuren wie Aquaman und Konsorten), insofern nichts Besonderes, möchte man meinen.
    Diese Dämlichkeit wird aber in einer Nüchternheit präsentiert, die dem Look des „Joker“ ähneln soll / will, und einen ernsthaften Anstrich vermittelt.
    Viele Szenen sind grottig, beinahe schon zum fremdschämen – etwa Douglas´ erster Auftritt als Transvestit.
    Man möchte meinen, die notorische Heldenzeichnung eines Superhelden mit linksradikalen Ansichten und Anflügen von Selbstjustiz eine dunklere und bedeutungsschwere Deutung hineindichten zu wollen.

    Was bei „Joker“ auch ohne die großartige Perfomance von Phoenix zu einem guten Film gereicht hätte, wird hier ad absurdum geführt.
    Caleb Landry Jones spielt seine Figur mit unerträglichem Overacting, ohne auch nur den Hauch der Gefühle, die er in Rückblenden erklären möchte, aufzuzeigen. Nun sind Jones und Besson ja keine Anfänger im Filmbussiness und da drängt sich doch der Gedanke auf, Besson sei ein „Feind“ von Superhelden Filme und wolle damit ein entlarvendes Statement setzen.
    Unter diesen Gesichtspunkten würde ich dem Film tatsächlich den einen oder anderen Punkt mehr vergeben – ohne das Wissen jener Interpretationsmöglichkeit fällt es schon schwer, den Film nüchtern zu ertragen (wobei ich anmerken muss, dass mich beinahe sämtliche Superheldenfilme anätzen).

    Dann lese ich heute überschwengliche Kritiken, fast so gut wie „Joker“, nach „Leon“ Besson´s beste und tiefgründigste Hauptfigur und ich möchte darüber lachen.
    Andererseits aber vielleicht auch nicht verwunderlich, wenn ein – zugegeben – sehr guter Batman Film als bester Film aller Zeiten gefeiert wird…

    Auch die Kameraarbeit ist oftmals ein Graus. Sämtliche Figuren werden in unvorteilhaftem Licht und/oder Winkel eingefangen – die Optik der Besson Schurken ist selbstredend… nun ja. Allein hierdurch kommt man zu dem Schluss, der Film habe keine ernsthaften Absichten.

    Man liest: Ich bin in keinster weise Zielgruppe des Superhelden Kinos, ganz egal ob sie selbstironisch und ohne jedwede Ernsthaftigkeit verkauft wird oder ob sie als Kinoveränderndes Event angelegt sind. Insofern kann die Nummer nicht gewinnen.

    Allerdings: Man packt hier einen fast ausnahmslosen grandiosen Soundtrack drauf – wunderbar, verzaubernd und (für mich) den Film ins Wohlgefallen leitend.

    Vielen Dank für tolle Chansons (die ich nicht regelmäßig höre, die aber gelegentliche Abende besonders „färben“ können) und auf die Lust, alte Schinken mit Marlene Dietrich zu schauen.
    Als Karikatur eines Superhelden womöglich noch brauchbar, den größten Antihelden Film seit „Joker“ (oder gar „fast genauso gut“) sehe ich nicht einmal im Ansatz.

    Und doch: Lässt man sich fallen und lässt sich auf das „Niveu“ jüngerer Besson Filme (Lucy, Anna, Valerian) ein, wird man recht nett durch den Abend begleitet.

    Gerne lese ich mir aber auch die anderen Meinungen zu dem Film durch und möglicherweise die Interpretationen und Deutungen, die ich für mich nicht finden konnte. Es gibt ja auch Menschen, die mit „Joker“ nichts anfangen können – den ich wiederum großartig finde… so, nun aber Schluss mit Blabla

    4/10

    #236869
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    @derschweiger

    Ist das dann ein Kunstgriff, wenn der Regisseur sagt, die Theorien entsprechen nicht seiner Motivation/Deutung, um dann zu sagen, dass sie es gerne so deuten können – er wisse es nicht?
    Gut, am Ende weiß es der Zuschauer natürlich immer besser und ist wohl sehr enttäuscht, wenn z.B. ein Friedkin über „Der Exorzist“ sagt, dass einige Motive aus einem Bauchgefühl entstanden und keine interpretierbare Bedeutung hätte.

    Nicht jeder Film benötigt eine Auflösung, denn gerade, wenn man sich nachher noch damit beschäftigt hat, bleibt er im Gedächtnis.

    Sehe ich genauso *thumb up*

    #236845
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    @derschweiger

    No one will save you

    „Empfehlung aufgrund Deiner Sehgewohnheiten“… oder so ähnlich steht da. Hm, nie was von gehört, um was geht es denn überhaupt?
    Ah ja, Home Invasion – Freitag Abend, warum nicht.

    Und es ist gut, dass man im Vorfeld nicht sehr viel mehr weiß.
    Der Film überlebt aufgrund zweier Aspekte: Eine sehr starke Hauptdarstellerin und eine unkonventionelle Herangehensweise. Das Thema an sich hat man selbstredend schon gefühlt 100 Mal gesehen. Meine jüngste Body Snatcher Erfahrung ist ja auch nicht so lange her, da fühlt man sich schon irgendwie wie „zu Hause“.

    Weiß man im Vorfeld, wie Brian Duffield seine Zuschauer überraschen oder mindestens bei der Stange halten möchte, geht sicher etwas am Filmgenuss verloren….

    glaubt ihr nicht? Ihr seid gewarnt ;)

    – Spoiler über Machart und ein wenig über den Inhalt –
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    Hauptdarstellerin Kaitlyn Dever (ehemaliger Kinderstar) war mir bis dato kein Begriff, obwohl sie schon in zahlreichen Filmen und Serien dabei sein durfte. Tja, Pech gehabt – die habe ich alle nicht gesehen (außer „J. Edgar“, aber da fehlt mir zugegeben die Erinnerung an die Darsteller neben DiCaprio) – das könnte sich mit diesem Film aber durchaus ändern.
    Sie nimmt den Zuschauer mit Blicken, Mimik, Körpersprache ihren Gang etc. ein – das muss sie auch, denn im Film werden vielleicht zwei, drei Worte gesprochen.
    Dabei ist sie nicht stumm, sondern Außenseiter. Irgendwas muss vorgefallen sein, dass ihr die Menschen im Dorf mit Missachtung entgegentreten.
    Bevor sich eine erste Vermutung bestätigen lassen kann, wird sie eines Nachts von Geräuschen in ihrem Haus geweckt. Ab hier beginnt der Kampf um ihr Leben.

    Im Grunde erhält man mit Beginn des Films das Gefühl, in einer klassischen Folge der „Twilight Zone“ zu Hause zu sein. Nur in Farbe. Super? Ja, richtig gut!
    Einige Kameraeinstellungen sind stark gewählt und viele Motive könnte man sich als schönes Poster an die Wand hängen.
    Das gelingt natürlich auch bloß mit der Ausdrucksstärke der Protagonistin.
    Trotz des über allem schwebenden Fragezeichens, das dem Zuschauer zu Beginn begegnet, sucht sie ihr Glück in der Isolation.
    (Warum sie nicht wegzieht und neu startet, bleibt natürlich eine resultatbeeinflussende Frage)

    Das schöne an der Twilight Zone war, dass die Folgen so ewa 40-50 Minuten lang waren. Selten zu lang, im Grunde immer auf den Punkt. Und hier findet der geneigte Nörgler auch wieder ein Haar in der Suppe:
    „No one will save you“ ist mit ewas mehr als 90 Minuten zu lang.
    Kann ja eigentlich nicht sein, aber leider doch: das Home Invasion Szenario ist eine Spur zu lang, wiederholt sich im Kern der Dinge um dann in einem Finale zu enden, dass weitere Klassiker der Sci-Fi Geschichte mitnimmt und sie frisch mit neuer Perspektive zu erzählen versucht.
    Mein Ding ist es dann leider nicht, auch wenn man mit der letzten Szene des Films noch einmal Augenwischerei unternehmen möchte.
    Wir bekommen hier also „Twilight Zone“, „Body Snatcher“, „Nope“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, „Dark Skies“, „Signs“ uam. – allerdings nur als spürbare Referenz. So bleibt der Film im Grunde weitestgehend eigenständig.

    Ein weiteres Dilemma: Wenn der Täter zum Opfer stilisiert werden soll, habe ich immer ein Problemchen damit. Natürlich dient es hier als prima Prämisse, um einige Szenen „erweitert“ interpretierbar zu gestalten. Ja, es lädt zum Diskutieren ein, und das will auch etwas wert sein.

    So, und nun? Erinnert mich ein wenig an „The Barbarian“, ebenfalls Disney+, der mich letztes Jahr zu überraschen wusste. Allerdings war damals die Sache auch nicht so eindeutig, wie hier… gutes Konzept, viel Gefühl für Zwischentöne, keine Dialoge – folglich kein „Blabla… das ist weil… damals als du… usw.“, was alleine hierdurch einen Extrapunkt verdient.
    Leider folgt das „Blabla“ dann in Form von aufdringlichen Bildern.
    Das CGI ist ok, einige Momente im einst friedlichen Haus sind stark inszeniert. Tolle Perspektiven und eine starke Hauptdarstellerin zeichnen einen Science Fiction Film, der zumindest in Erinnerung bleibt.
    Große Kunst oder einfach mal den Ari Aster auf Aliens losgelassen? Entscheidet am Ende ohnehin jeder für sich.

    Ich habe mich in den 90+ Minuten etwa 80 Minuten sehr gut unterhalten gefühlt. Hier eine Minute weniger, das letzte Drittel ein wenig straffen, jenen Moment vielleicht entfernen… Als „Twilight Zone“ Episode hätte es das Potential gehabt, einer meiner Favoriten zu werden – so bleibt aber eine schöne Erinnerung an einen Film, den ich mir zugegeben aber nicht so bald nochmal anschauen werde.

    2x starkes Plus mit einigen Schwachpunkten geben immer noch
    7,5/10

    #236718
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    @derschweiger

    Catch the Killer

    Da hat mir die Sneak im Kino dieses Mal wirklich was gegönnt!

    In einer Silvesternacht tötet jemand 29 Menschen mit einem Scharfschützengewehr. Als die Streifenpolizistin Eleanor Falco zum Tatort gerufen wird, will sie Übermenschliches zur Spurensicherung leisten. Leider gelingt es ihr nicht gänzlich, doch der FBI Chefermittler Lammark sieht in ihr Qualitäten, die er zur Auflösung des Falls nutzen möchte.

    Nachdem ich vor ein paar Wochen den Trailer gesehen hatte, glaubte ich, dass er mir schon alles erzählen würde. Hier haben wir es aber mal mit einem Film zu tun, der im Trailer weniger spannend beworben wird, als er am Ende ist.
    Herausgekommen ist wohltuender Mix aus Mörderhatz und Psychogramm der ermittelnden Personen.
    Shailene Woodley und Ben Mendelsohn harmonieren hervorragend und geben ihren Figuren ohne großes Blabla viel Tiefe.
    Besonders wohltuend ist es, dass der Killer kein Übermensch ist, der die Ermittler wie den Ochsen mit dem Nasenring durch die Manege zieht.

    Mit der Auswahl der Kulissen ist man nicht sehr kreativ, aber man macht dabei auch nichts falsch.
    Einige Wendepunkte des Films habe ich so nicht kommen sehen und war hinterher positiv überrascht, wie wohltuend geerdet man hier die Dinge präsentiert.
    Interne Konflikte bei den Ermittlungen werden ohne das übliche Schwarz-weiß Zeichnen der Figuren gezeigt, was mir auch sehr gut gefallen hat.

    An die Größen des Genres kommt man hier zwar nicht ganz heran, aber die Erzählweise, die Charakterdarstellung und das Finale bieten eine fast selten gewordene Atmosphäre. Tatsächlich war es beinahe weniger spannend zu sehen, wie der Killer (möglicherweise) geschnappt wird, als das, was der Fall mit den ermittelnden Personen macht.
    Nicht überstark (dafür fehlt leider etwas Finesse), aber sehr stark.

    8/10

    #236716
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    Hellraiser 3 – Hell on Earth

    Nachdem ich bei den beiden Vorgängern aus dem Loben beinahe nicht mehr heraus kam, musste natürlich der Abschluss der „klassischen“ Hellraiser Reihe geschaut werden. Ja ok, für einige ist Teil 4 der eigentliche Abschluss, während in den zahlreichen Folgefilmen andere Ebenen des deutbaren Horrors bemüht werden.

    Hellraiser zieht in diesem Film nach Amerika, was man ihm auch sofort ansieht. Die Story ist 90er Jahre Bananenhorror vom Feinsten und orientiert sich gerade noch so am Ursprung der Höllenstory, dass man die neu angedichteten Elemte ungestört zu verbinden weiß.
    Während Teil 2 deutlich mehr Gore versprühte als der Vorgänger, setzt man hier noch mal gehörig was drauf.
    Gerade diese Elemte blieben mir seit dem ersten Schauen als Heranwachsender im Gedächtnis. Und die sind für mein Empfinden auch heute noch recht stark, hätte man im Nachhinein noch den ein oder anderen Dollar mehr ins Szenenbild gesteckt.

    Andererseits trumpft der Film mit sehr starken Bildern auf (Pinhead in der Kirche), die dadurch möglich gewordene Tiefe lässt man aber leider nicht wirklich zu.

    Andere Szenen hatte ich schon fast vergessen, etwa die Traumstory im ersten Weltkrieg. Hier begiebt man sich aber leider auf ein Terrain, dass dem Film nicht gut tut. Zumindest empfinde ich es heute so. Diese Momente störend mich heute, während ich sie damals doch mehr zu genießen wusste.

    Tatsächlich kann Hellraiser 3 nicht mit seinen Vorgängern mithalten, auch wenn hier spürbar mehr Budget drinnen steckt. Die neuen Zenobiten sind kreativ und bildstark, dass der eine oder andere von ihnen aber One-Liner zum Aufzählen bekommt, ist dann eben die Kehrseite des American Style.
    Auch Pinhead bietet hier und da Facetten an, die ihn beinahe beliebig und weniger bedrohlich wirken lassen. Aus „Lass dir Zeit, uns gehört die Ewigkeit“ (sinngemäß) wird „Husch husch, Kill Kill!“. Ja, das Tempo ist höher, der Bodycount sowieso.

    Schwieriger Fall: Gemessen an den Vorgängern (und mit Betrachtungen der Fortsetzungen wird Teil 1 irgendwie immer besser) gefällt es mir tatsächlich nicht mehr ganz so gut. Ja, früher war mir der Kill im Horror wichtiger als die psychische Komponente, insofern wusste ich damals deutlich mehr mit dem Film anzufangen.
    Hätte er mehr alleinstellungsmerkmale, könnte man ihn möglicherweise gelöst von seinem Ursprung betrachten und höher bewerten, denn gemessen am Horror der jungen 90er Jahre steht der Film tatsächlich hoch im Regal.
    Aber leider gibt es hier Elemente, die mich wirklich stören.
    Der Score hingegen bleibt weiterhin großartig.

    Als Abschluss der Trilogie fällt er deutlich gegenüber seinen Vorgängern ab, weiß es aber mit Blut und Gewalt zu kaschieren. Die Story ist leider Murks und doch weiß der Film sich in einigen Momenten bildstark und kreativ darzustellen.
    Der Umzug nach Amerika weiß oft zu gefallen, der Marsch der Zenobiten nach der Disco auf den Straßen der Großstadt sind stark. Leider vermisst man dann in „intimen“ Momenten – etwa der Wiedererweckung Pinheads – das nötige Feingefühl.

    Tja, ihr seht: Ich will es lieben, aber es fällt mir schwer.

    7/10 – weil Pinhead mir einen Top10 Horrorfilm schenkte und sich auch hier redlich bemüht, Schrecken zu verbreiten.

    #236714
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    Organ Trail

    Um 1870 zieht Abi mit ihrer Familie auf dem Oregon Trail. Der Winter ist hart und hinterlässt seine Spuren.
    Eines Tages entdecken sie ein geplündertes Lager, in dem eine schwer verletzte Frau zum Sterben zurückgelassen wurde.
    Die naheligende Reatkion, die Frau zu retten, wird der Familie teuer zu stehen bekommen.

    Der kürzlich auf Paramount+ veröffentlichte Western wird kackfrech als „Horror“ angepriesen. Tatsächlich möchte man mit dem Filmplakat auch eine Nähe zu Bone Tomahawk aufbauen. Ein blutiger Western…. und das Ende kann keiner erahnen…

    Die erste halbe Stunde lässt sich wunderbar schauen. Die karge Wildnniss ist schön eingefangen, der tägliche Überlebenskampf der Familie ist für mich als Zuschauer spürbar.
    Dann wendet sich zum ersten Mal die Dramaturgie, was einige Fragen aufwirft, die der Film in Folge aber nur sehr langsam und stellenweise ungenügend beantworten möchte.
    Dabei gibt es einige ansehnliche Elemente, auf der anderen Seite fehlt das Gefühl der „Verbundenheit“ mit einem wehrlos anmutenden Charakter um tiefer in die Geschichte einzutauchen.
    Weitere Elemente der sich weiter entfaltenden Story sind teils hanebüchen. Man hätte möglicherweise darüber hinweg sehen können, hätte der Film ab Minute 30 ein höheres Tempo eingeschlagen – die aber über den gesamten Filmverlauf langsame Erzählweise gerät hier zum Stolperstein.
    Bis es zum blutigen Finale (nein, keine Spur von Horror) kommt, muss man die ein oder andere haarsträubende Entscheidung mitverfolgen. Girlpower im alten Wilden Westen ist ja schön und gut… das wirkt dann aber doch leider wie „Viel gewollt, nix gekonnt“.

    Dabei hat „Organ Trail“ durchaus sehenswerte Momente und bietet auch den einen oder anderen blutigen Hingucker. In anderen Szenen möchte man die schonungslose Rohheit im menschlichen Umgang erzählen und blickt hier mit der Kamera in die entgegengesetzte Richtung. Der fehlende Mut zur Schonungslosigkeit macht den Film zwar nicht schlechter, lässt hier aber eine Konstanz im prahlerischen Gesamtton vermissen.

    Schauspielerisch ist das durchaus ok, da einige Figuren aber nicht immer nachvollziehbar handeln, fehlt mir die generelle Bindung zum Inhalt. Dann wirken einige Szenen eben leider bloß bemüht.

    Hier und da verlässt man den Weg der klassichen Erzählweise, was bei etwas höherem Tempo durchaus einen Effekt hätte haben können. So aber verharrt man zwischen Momenten mit geballter Action in der kalten Wildniss stehend und schaut ins Weite. Das ist im Grunde schön, aber kollidiert leider zu sehr mit den übrigen Elementen des Films.
    Anders als beim (vermutlich) Patestehenden „Bone Tomahawk“ wissen die ruhigen Momente keine Bindung zu den Figuren aufzubauen, bzw. einen angemessenen Spannungsbogen zu kreieren.
    Das sich dann zuspitzende Finale wird durch unnötige Schnitte verlangsamt und tötet neben einigen Figuren auch gehörig die Spannung.

    Allerhand: Da bin ich zwar ein Verfechter von langsamen Storytelling, gröhle hier aber nach mehr Tempo. Entweder bin ich mit der falschen Erwartung an den Film auf die Nase gefallen, oder aber der Film ist tatsächlich nicht halb so gut, wie er erscheinen möchte.

    5/10

    #236712
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    Invasion of the Body Snatchers – Die Dämonischen (1956)

    Miles Bennell ist Arzt im kalifornischen Santa Mira. Die Arzthelferin Sally berichtet ihm von einigen Anrufen aus der Ortschaft. Allerdings nennen die Menschen nicht den Grund ihres Anrufs.
    Derweil begegnet Bennell einem Jungen, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, nach Hause zu gehen. Die Frau, die dort auf ihn warte, sei nicht seine Mutter.
    Ähnliches weiß Sallys Freundin Becky zu erzählen, die argwöhnisch ihren Onkel betrachtet. Äußerlich sei alles in Ordnung, allerdings mute er durch sein Verhalten wie ein Fremder an.
    Rasch ist die Diagnose getroffen: Massenhysterie.
    Doch ein Anruf seines Freundes Jack lässt ihn umdenken….

    Schwarz/weiß Science Fiction aus den 50er Jahren… hui, das kann schnell in die Hose gehen.
    Tatsächlich mutet der Film hier und da wie ein Blick in eine fremde Welt an, was aber natürlich dem Zeitgeist geschuldet ist.
    So spricht Bennell in einer Szene über den Grund seiner Scheidung im angemessen ernsten Tonfall „Als ich abends nach Hause kam, wollte sie nicht kochen.“ Rumms, da bleibt Sally doch fast die Spucke weg!
    Auch die Art, in der Halbwissen, bzw. reichlich Unwissen zur Wahrheit erklärt wird, lädt zum Schmunzeln ein. Das gehörte damals aber wohl zum gesellschaftlichen Grundton: Was der Onkel Doktor sagt, stimmt.

    Der Film wird wohltuend actionarm erzählt. Die „Schockeffekte“ laden heute natürlich niemanden zum „Huch“ ein, aber sie fügen sich absolut stimmig in die Geschichte ein.
    So entwickelt sich eine Story einer kleinen Gruppe Wahrheitssuchender, während sich ihre Umwelt zunehmend gegen sie stellt.

    Science Fiction Filme dieser Ära waren in ihrem Kern immer politisch interpretierbar. So kann man hier den Argwohn und die Angst vor Kommunistischen Invasoren vermuten. Weitgreifend dann vielleicht die zunehmende verstumpfung der menschlichen Gesellschaft, die zwangsläufig in einer Dystopie enden würde.
    Doch auch unabhängig hiervon erzählt der Film eine spannende Geschichte über den Kampf einer fremden Bedrohung.
    Wer das sekündliche Geballer heutiger Sci-Fi Filme schätzt, wird hier rasch gegen das Einschlafen kämpfen (und vermutlich verlieren).
    Das ist ok, zumal andere Klassiker der farblosen Science Fiction durchaus stärker gealtert sind.
    Und doch bleibt er für Freunde klassischer Filme sehenswert.
    Ob man ihn hinterher dann als Klassiker bezeichnen möchte, oder es doch lieber der Neuverfilumg von 1978 mit Donald Sutherland auf die Fahne schreibt, bleibt geschmacksache.

    Für mich war es ein freundschaftliches Wiedersehen mit einem Klassiker, dessen Thematik auch heute noch aktuell ist.
    Die 1978er Fassung ist natürlich frischer und temporeicher, und doch habe ich sehr viel für die Erstverfilmung übrig.

    7/10

    #236615
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    Die Filmwelt ist eben klein :D
    Teil 3 steht auch auf meiner akuten Watchlist, hier habe ich aber ein bisschen Bauchweh – damals rangierte er knapp hinter Teil 2 in meinem Ranking, was womöglich den Kills geschuldet sein mag. Mal sehen, wer zuerst dran ist ;)

    #236606
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    Bram Stoker´s Dracula

    Neulich kam ich günstig an den Soundtrack des Films auf Vinyl ran und fand mich beim Anhören sofort wieder im Filmerlebnis wieder. Den Film hatte ich lange Jahre nicht gesehen, aber er blieb (auch – oder sehr – wegen des großartigen Soundtracks von Wojciech Kilar) immer einer meiner liebsten Vampirfilme.

    Also den Film gestartet, mit den ersten Klängen freudig begrüßt und seelig strahlend auf den Bildschirm geschaut.
    Das Setting und die Kulissen sind wunderbar. Eine Hommage an die Verfilmungen früher Tage, komplett im Studio gedreht. Dieser „Bühnenlook“ passt tatsächlich wie die Faust aufs Auge.
    Für mich also optisch noch heute 1A.

    Der Erzählstil orientiert sich an der Romanvorlage. Der Plot wird mit der Einführung Vlads und dessen Wandlung zu Dracula erweitert. Puristen mögen aufstöhnen, mich hat es nie gestört.
    Nun, da ich ihn wieder anschaute, verstehe ich aber durchaus, was die Leute an diesen Prolog stören mag. Tatsächlich könnte der Film auch ohne diesen Twist funktionieren, offenbart sie doch ein kleines Problem…

    Schauspielerisch ist man sehr gut aufgestellt. Gary Oldman als Dracula ist eine Wucht, Anthony Hopkins zieht als Van Helsing auch beinahe jede Szene komplett an sich. Tom Waits als Renfield ist der Renfield, den man sich nicht besser vorstellen kann.
    Andere Nebendarsteller wie Monica Bellucci, Cary Elwes, Billy Campbell und Richard E. Grant fügen sich sehr schön ins Gesamtbild. Nichts Preisverdächtiges, aber wirklich gut und glaubwürdig.

    Als Kind der 90er hat man neben schauspielerischer Klasse auch die Karte der Youngstars des Jungen Kinos ausspielen wollen. Man will ja nicht nur alte Leute ins Kino kloppen….
    Tja, und hier weiß ich nicht weiter. Auch wenn es verbal Haue geben wird: Keanu Reeves ist mir tatsächlich nie als wirklich guter Schauspieler aufgefallen. Findet er eine Rolle, mit er „verschmelzen“ kann, fällt es womöglich weniger ins Gewicht. Wenn er allerdings agieren soll, dann wird das Eis ganz schnell dünn.
    So auch hier. Wenn blass eine Rolle ist, dann hat er sie in Perfektion gespielt.
    Hier reicht es zugegeben nicht ganz für die „Goldene Himbeere“, da hat er in seiner Karriere tatsächlich schon viel schlechter gespielt, aber gut kann ich es leider nicht nennen.
    An seiner Seite Winona Ryder: Auch hier eine womöglich unpopuläre Meinung: Ich kann sie nur schwer ertragen.
    Das mag äußerst ungerecht erscheinen, wenn ich mir nochmal vor Augen führe, in welchen Filmen sie mitspielen durfte. Dennoch fand ich nie den Zugang zu ihrem Schauspiel, vielleicht ausgenommen von „Durchgeknallt“. Vielmehr hatte ich immer den Eindruck, sie werde von ihren Kollegen getragen – ein Schauspiel auf Augenhöhe mit Oldman oder Hopkins kann sie hier jedenfalls in keiner Sekunde leisten.
    Mit Reeves hingegen ist man schnell auf einem Niveau.
    Während Oldman z.B. in dem mit Hang zum Overacting inszenierten Prolog Zugang zu seiner Rolle findet, weiß Ryder dagegen nur groß die Augen aufzureißen, den Mund zum „Oh“ zu formen und auch in der Körpersprache deutlich zu signalisieren, dass man hier in die Castingfalle getappt war.
    Nun gut, Anfang der 90er ging das noch durch – mich hatte es als junger Zuschauer wirklich nie gestört.
    Nehmt es also als das notorische Meckern eines alten Mannes…. ;)

    In Punkto Effekte ist das hier wunderbar anzuschauen, auch mit heutigen Sehgewohnheiten im Gepäck. Wo der vorher besprochene „Hellbound“ sehr explizit mit Sexualität umgeht, will man hier diese Klippen an einigen Stellen elegant umschiffen. Das gelingt solala, die Darstellung von Minas Verwandlung ist sicherlich deutlich „erotischer“ gewollt gewesen. Die Umsetzung ist zugegeben schon beinahe ein Handwerksfehler – obwohl auch hier Zeitgeist, Jugendfreigabe etc. im Hintergrund spuken.
    Andere Szenen, etwa Lucy mit Werwolf, zeigen die optische Macht, die man hätte erreichen können.

    „Dracula“ bleibt weiterhin aufgrund der Optik und einer Riege von starken Schauspielern weiterhin einer meiner liebsten Vampirfilme. In der Gesamtwertung fällt er nach Neubetrachtung tatsächlich und leider ein klein wenig die Wertungsskala runter, rangiert aber immer noch im sehr guten, kultigen Bereich.

    8/10

    #236604
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    Hellbound – Hellraiser 2

    Paramount+ hat in den vergangenen Wochen von mir unbemerkt ordentlich zugelegt und einige Kracher ins Angebot geholt.
    Gucke ich den? Oder den?

    Angenfangen wurde mit der Fortsetzung eines Kult-Horror-Films.
    Den ersten Teil hatte ich vor ein paar Jahren nochmal im Kino schauen dürfen. Das war beeindruckend und hat den Film für mich von „sehr gut“ auf „ewiger Klassiker“ gehoben.
    „Hellbound“ hatte ich als Jugendlicher geschaut und fand großen Gefallen daran.
    Er ist blutiger, „schneller“, bietet viele wahnsinnige Kulissen und Masken. Der Horror springt einem förmlich ins Auge.
    Da kam man auf dem Schulhof aus dem Erzählen nicht mehr raus ;)

    Nun also nochmal geguckt und selbstverständlich der Nostalgie-Brille bewusst, die man hier schnell aufgesetzt bekommt.
    Der Look des Films ist natürlich ein Kind der 80er, als Freund praktischer Effekte werde ich hier dafür aber schnell abgeholt.
    Kurz zur Story: Kirsty wacht nach den Erlebnissen in ihrem Elternhaus in einer psychiatrischen Klinik auf. Die Geschichte, die sie der Polizei zum Besten gab, klingt einfach zu unglaubwürdig – die Gute hat sicher einen Hau weg bekommen.
    Dr. Channard aber hört mit großer Aufmerksamkeit zu und sieht hier die Gelegenheit, seinem großen Forschungsziels auf die Schliche zu kommen.
    Nachdem er Kirstys Stiefmutter wieder zum Leben erweckt, will Kirsty in der Hölle auf die Suche nach ihrem Vater gehen…

    Der hat sehr starke Elemente, eine Story, die die Prämisse des ersten Teils großzügig erweitert, sich aber dennoch gut in das erzählerische Gefüge einbettet.
    Hier und da holpert es etwas, insbesondere der Assistenzarzt, der sich schnell mit Kirsty gut stellen möchte, ist ein Ärgerniss. Dr. Channard hingegen zeigt auf, dass man für einen Blick in die Hölle nicht zwingend einen Würfel benötigt – seine „Forschungsstation“ im Keller ist fies und schwer zu schlucken.
    Stiefmutter Julia glänzt wie schon im ersten Teil. Ihr Zusammenspiel mit Channard bringt eine Tiefe in die Story, die man heute leider oft vergebens sucht.
    Dazu haben wir Tiffany, die stumm und scheinbar stoisch Puzzle löst und selbstredend auch mit dem Höllenwürfel etwas anzufangen weiß.

    Sex und Qual gehörten im ersten Teil schon zum erzählerischen Stil, „Hellbound“ weiß aber auch hier nochmal eins drauf zu setzen. Das ist mir tatsächlich ein klein bisschen zu viel gewesen – aber geschenkt.
    Wer Barkers Bücher gelesen hat, der weiß, dass es nicht ohne geht.
    Der Höllengang ist großartig und seinerzeit fein in Szene gesetzt. Sehr finster, innerhalb dieser Szenerie im Hause Gottes unterwegs zu sein.

    Der Soundtrack ist großartig und bleibt im Gedächtnis. Schauspielerisch sind wir, gemessen am B-Horror der 80er, im sehr ordentlichen Bereich. Besonders die Antagonisten tragen die Story und Stimmung des Films mit Bravour.
    Die Effekte sprach ich schon an: Blutig, brutal, explizit und handgemacht. Insbesondere Letzteres lockt heute nicht mehr zwingend hinter dem Horror-/GoreOfen hervor, aber man taucht ja genügend in die Story ein, um es verschmerzen zu können.
    Seinerzeit natürlich brachial und schwer zu ertragen.

    Letztlich im Vergleich zum ersten Teil sicher „auffälliger“ und mit etwas mehr Kurzweil. Die Tiefe der Story aus „Hellraiser“ aber wird nicht mehr erreicht. Für mich steht er damit etwas hinter dem großartigen Vorgänger, weiß mich aber auch heute noch bestens zu unterhalten (auch mit abgenommener Nostalgie-Brille).

    8/10

    #236410
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    Wieder Sneak:

    Die einfachen Dinge

    Vincent ist sehr erfolgreich, sehr reich und mit seinen Ideen wegweisend für die wirtschaftliche Entwicklung Europas. Zudem ist er „Europas sexiest bussinessman“ des Jahres – toll!
    Bei einer Fahrt durch die Berge Frankreichs erleidet er eine Autopanne. Der zurückgezogen lebende Pierre nimmt ihn mit und beherbegt ihn bis Vincent wieder dringend zurück in seine Wirtschaftswelt muss.

    Es wird aber nicht bei dieser einzigen Begegnung bleiben…

    Wer diese Zutaten liest, weiß rasch, wie sich die Dinge entwickeln werden.
    „Die einfachen Dinge“ will entschleunigen und den Blick auf die wesentlichen Dinge werfen – das ist zumeist sehr schön anzusehen (wer denn gerne Berglandschaften anschaut).
    Die Chemie der beiden Hauptdarsteller passt sehr gut, auch wenn Vincent mit seiner ADHS Hektik etwas überzogen wirkt.

    So weit, so schön – doch dann öffnen sich weitere Schauplätze. Das ist im Grunde gar nicht so schlimm, erweitern sie doch die Perspektive auf Vincent und Pierre und deren Beziehung zueinander, bringt aber die zu erzählende Geschichte etwas in Ungleichgewicht.
    Hier möchte man anmerken, das weniger manchmal mehr ist – nun gut: das Abenteuer ruft eben auch in der entschleunigten Welt.

    Der Film ist wahrscheinlich nicht für Jedermann und/oder man benötigt hierfür die nötige Stimmung.
    Im Programm der Sneak fühlte ich mich aber vollends abgeholt und konnte auch die zu langen, eher unnötigen und (leider) deplazierten Szenen genießen.
    Der Grund? Gregory Gadebois als wortkarger und missmutiger Aussteiger trägt den Film mit pointierter Mimik. Im Grunde zieht der Film die allergrößte Stärke daraus, wenn die Gegensätzlichkeiten beider Männer ohne Worte ins Bild gesetzt wird. Schauen und genießen.
    Lambert Wilson als Pierre erzeugt bei mir keine Sympathien, aber so sollte sein Charakter auch angelegt werden.
    Und leider ist man auch gelegentlich mit den Szenenbau ähnlich dissonant zugange.

    Tja, irgendwie schwimme ich hier hin und her. Eine liebliche, harmlose Geschichte – schöne Bilder, starker Hauptdarsteller, passendes Erzähltempo – dann aber auch zu viele Zutaten, unerklärliche Hektik wo sie nicht gebraucht wird, und der nimmertote twisting Twist. Ach man.

    Dennoch wird der Film irgendwann wieder geschaut und mit etwas Wehmut blicke ich auf friedliche Bächlein, Seen und Sturzbäche in den Bergen, mit der Hoffnung dass sich meine Frau doch mal für einen Urlaub in diesem Idyll begeistern lässt ;)

    6,5/10

    #236259
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    Nochmal kurz zu „Doggy Style“, bevor ich mich etwas Schönem widme:

    Nicht, dass der Verdacht entsteht, ich hätte mir den Film bewusst ausgesucht. Er lief im Rahmen einer Sneak Preview, da weiß man nunmal nicht, was kommt. Mal gehts gut, mal bekommt man richtig tolle Filme gezeigt – manchmal gehts schief und ganz ganz selten kommt so ein Mist. Wäre die Sneak wie früher um kurz vor Mitternacht gestartet, wäre ich vermutlich doch gegangen. Inzwischen ist die Vorstellung aber schon um 21 Uhr, da muss ich noch nicht so dringend heim ;)

    Aber kennt jemand von euch das?
    From (Staffel 1+2) [Paramount+]

    Jim und Tabitha möchten mit ihren Kindern Julie und Ethan in Urlaub fahren, als die Straße von einem umgestürzten Baum versperrt wird. Beim Versuch, eine Umgehungsstraße zu nehmem, fahren sie durch einen heruntergekommenen Ort. Die Leute dort sind äußerst seltsam und der Sheriff zeigt ihnen wortkarg den schnellsten Weg zurück zum Highway.
    Als die Familie wenige Minuten später wieder durch den Ort fährt, überkommt sie ein ungutes Gefühl.

    Es stellt sich heraus, dass wir uns in einem Ort befinden, der Menschen aus allen Teilen der USA „einzusammeln“ scheint und sie dort gefangen hält. Den einen Weg heraus sucht man vergebens.
    Als wäre das nicht schon schlimm genug, kommen nach Einbruch der Dunkelheit Monster in Menschengestalt aus dem Wald und stürzen sich im Blutrausch auf jeden, den sie finden können.
    Ein Talisman in jedem Haus verhindert das ungewollte Eindringen der Bestien – doch wir wissen, dass das Böse auch in Menschen schlummern kann…

    Die ersten vier Folgen sind bockstark! Die Einführung in diese unwirkliche Welt, die Vorstellung der Charaktäre und das Zusammenspiel untereinander, das Gefühl von Bedrohung und Angst, dass von den Kreaturen ausgeht, fühlt sich beim Anschauen richtig gut an. Zudem sind einige Folgen arg blutig zubereitet – nicht ohne Grund FSK18.

    Was mir auch sehr gut gefällt, ist die Zeit, die man sich hier nimmt. Zugegeben, es sind sehr viele Menschen dort vor Ort. In Staffel 1 bleibt man aber häufig bei einer handvoll Hauptfiguren, in deren Windschatten andere Figuren agieren können.
    Ich glaube, Staffel 1 erzählt die Ereignisse weniger Tage in 10 Folgen. Das gefällt mir sehr gut.
    Insbesondere die Ankunft der Familie in diesem Ort ist großartig inszeniert.
    Staffel 2 ändert dann ein wenig den Ton, setzt das Mysterium der Nacht in den Hintergrund und spielt die Probleme und Konsequenzen von (Fehl)Verhalten der Gruppe miteinander auf. Das ist nicht mehr so top wie in Staffel 1, weiß aber trotzdem zu unterhalten – immer vorausgesetzt, man kann mit den Charaktären mitgehen.

    Wer will findet sicher auch hier einige Haare in der Suppe. Einige Charaktäre sind – wohlwollend – bemüht gespielt. Dann könnte man den verloren gegangenen Fokus in Staffel 2 kritisieren, aber womöglich musste man das ganze Strecken um noch einen Grund für Staffel 3 zu bekommen.
    Mindestens verwunderlich ist, dass eine von einem Hauptcharakter gemachte Entdeckung in Staffel 2 für 2-3 Folgen überhaupt keine Erwähnung findet. Ich dachte zunächst, ich hätte da was wichtiges verpasst, aber nein… der gute Mensch geht zum gewohnten Trott über und lässt dann irgendwann nebenbei die „Bombe“ platzen. Das reist mich dann doch etwas arg aus der Welt heraus. Nun gut, man widmet sich der Entdeckung schließlich doch noch.

    Sehr schön aber auch: Die Monster in der Nacht sind so gruselig, wie es „Smile“ gerne gewesen wäre. Das harmlos wirkende, aber gefährliche Grinsen der Bestien in Menschengestalt ist im Einklang mit ihrem Tempo sehr schön für phantastischen Horror geeignet.

    Anfangs fühlte es sich ein wenig an, als wäre die Geschichte einem Buch von Stephen King entsprungen (also dem klassischen King), Staffel 2 fühlte sich dann eher nach Joe Hill an (um in der Familie zu bleiben). Immer noch gut, aber … hach, hätte hätte.

    „From“ baut Spannung mit einem gruseligem Mysterium auf, das im Laufe der Folgen mehr und mehr untersucht wird. Im Grunde wird gar nichts erklärt, was ich zugegeben als eine Stärke des Ganzen ansehe.
    Das Finale von Staffel 2 hätte für mich auch das wirkliche Finale der Serie sein können, vielleicht mit der einen oder anderen Ergänzung.
    Bei Staffel 3 befürchte ich die Versuche, die Dinge nun plausibel machen zu wollen – der Ausweg war doch immer dieser….

    Vielleicht mag es den einen oder anderen entfernt an „Lost“ erinnern, ist aber auch nur eine Vermutung von mir. „Lost“ habe ich ab Staffel 3 nicht weiter verfolgt, die Auflösung des Finales kenne ich nur vom Lesen.
    Könnte „From“ ähnlich enden? Denkbar… und das zu erklären wäre wirklich schade.

    Kurz: „From“ ist eine schön schaurige Gruselserie in Staffel 1, die in Staffel zwei den Fokus auf das Zwischenmenschliche inmitten des Horrors legt.
    Ein bisschen wie die „Walking Dead Methodik“ – Rick Grimes erreicht mit seiner Gang einen friedlichen Hafen und spätestens zwei Folgen später brennt die Hütte, und trotzdem geht die Truppe als „Good guys“ aus der Serie heraus.
    Ähnliches könnte man hier einigen Charaktären vorwerfen – gut gmeint, ist nicht gut gemacht ;)
    Aber das ist dezentes Meckern auf wohlfühlendem Niveau.

    7,5/10 (insgesamt – Staffel 1 kommt besser weg als Staffel 2)

    #236247
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    @schnitzel

    Im Grunde gehe ich nie aus einen Film, für den ich bezahlt habe (Ausnahme „Early Man“) und bis zu einem gewissen Punkt ist ja Hoffnung, dass man irgendwie die Kurve kriegt ;)
    Schlüssige Argumente fürs Dableiben habe ich nicht, aber schlüssig ist im Zusammenhang mit dem Film eh nichts.

    „Daniel der Zauberer“ habe ich im Rahmen des SchleFaz geschaut. Den schau ich mir lieber ein zweites Mal an als den Hundemist – wobei auch der weit weit weg von „ok“ ist…. Geschmäcker eben

    Mit „The Beach“ bin ich übrigens bei Dir. In meinem Bekanntenkreis ein schmerzhaft unterschätzter Film.

    #236234
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    @derschweiger

    Woche 3: Retribution

    Liam Neeson als Banker in Berlin, hoffentlich bleibt die Stadt am Ende stehen. Spoiler: Es wird knapp!

    Gestresst steigt der Banker Matt mit seinen nervenden Kindern ins Auto. Dabei muss er einen dringenden Anruf erledigen, denn ein millionenschwerer Anleger möchte aus einem Fond aussteigen. Zum Glück kann Matt ihn mit eigentlich wenig überzeugenden Worten überreden, weiter am Invest festzuhalten.

    Dann ein erneuter Anruf, doch der lässt sich nicht so leicht besänftigen. Es stellt sich raus, dass er Geld möchte, und dafür sprengt er das eine oder andere Auto in die Luft, in denen jeweils ein Partner von Matt sitzt.
    Auch er erfährt, dass unter seinem Sitz eine Bombe tickt, die wahlweise per Fernzünder gestartet wird oder aber, wenn er versucht aus dem Auto zu steigen.

    Nun gilt es, sich und die Kinder sicher ins Ziel zu bringen.

    Das alles klingt sehr vertraut, gab es vor ein paar Jahren doch „steig.nicht.aus“ aus Deutschland. Damals dachte ich noch, für deutsches Kino ein seltenes Thema, wäre es doch bloß mit internationalem Know How umgesetzt worden.
    Liam Neeson klingt zugegeben arg nach Hollywood, bei den actionreichen Fahrsequenzen sieht man aber nicht halb so viel Tempo wie bei Auto-dramen aus Übersee (OK, was zugegeben genausogut ein Lob sein kann).

    Gestört hat es mich persönlich nicht. Der Handlungsverlauf ist wenig überraschend, bringt aber die nötige Kurzweil, um sich gut unterhalten zu fühlen.
    Unfreiwillig schmunzeln darf man dann aber doch auch:

    [spoiler] Als die Kinder erfahren, dass sie auf einer Bombe sitzen, wirken sie angespannt aber „ok“ mit der Situation. Dann erfahren sie, dass Mama sich scheiden lassen möchte und es ist das Schlimmste, dass ihnen in den letzten 10 Minuten geschehen konnte…[spoiler Ende]

    Nun gut, jeder geht mit Druck anders um, legen wir es nicht auf die Goldwaage.

    Schauspielerisch ist Liam Neesen eben Liam Neeson, das ist völlig OK und wenig überraschend. Die Kinder machen ihre Rolle ganz gut, alle anderen laufen eben mal kurz ins Bild und sind ebenso schnell wieder weg. Da darf man keine Highlights erwarten.

    Sichtlich blass hingegen der Schurke, der in sehr klassischer „Blabla“ Manier am Ende noch 10 Minuten lang seine Motivation, seine Herangehensweise und seine Tricks bei der Umsetzung offenbart. Ach so war das gewesen… interessiert nur eben nicht.
    Das nimmt den mäßig flottem Ende etwas mehr Tempo. Macht aber nichts, wir schauen ja nicht „Furious“.

    In Summe ein Film, der sich für eine Sneak sehr schön sehen lässt. Stelle ich mir vor, hierfür den regulären Kartenpreis hinlegen zu müssen… nun gut, in dem Fall hat man aber seine guten Gründe, sich den Film anzuschauen.

    5/10

    #236232
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    Woche 2: Doggy Style

    Ein kleiner Hund wird von seinem Herrchen nicht sonderlich gut behandelt – aus Hundesicht ist er dennoch der beste Mensch der Welt. Auch als Herrchen beschließt, den Hund auszusetzen, hält dieser es für ein Spiel, das er mit seiner Heimkehr gewinnen möchte.
    Tatsächlich ist eine harte Challenge für das Hundchen, doch zum Glück lernt er drei weitere Hunde kennen, die ihn auf seinem Weg nach Hause begleiten möchten.

    Ach, war das früher süß, als Tiere „sprechen“ konnten. Das Schweinchen Babe, cats & dogs… ja zugegeben, mir fallen nicht sehr viele Filme dieses Genre ein. Es besteht also auch die Wahrscheinlichkeit, dass es auch viele sehr schlechte Filme in dieser Sparte gibt.
    Aber eins ist gewiss: „Doggy Style“ toppt sie alle.
    Wer es nicht selbst gesehen hat, wird nicht glauben wie unheimlich peinlich, dumm und unschaubar dieser Murks ist.
    Es sei denn, ihr hattet schon immer Lust zu schauen, wie Hunde F****n, Pi***n – wie ein Hundeständer in Großaufnahme aussieht. Falls das nicht reicht, habt ihr sicher Interesse daran zu sehen, wie Hunde einen Haufen nach den anderen setzen, wie ein „böser“ Mann darin ausrutscht und dann ganz braun ist und stinkt und alle Menschen ihn doof angucken…. Hahahaha, was kann man hier brüllen vor Lachen.
    Pinkeln ist ja total normal, deswegen vergehen keine fünf Minuten in denen nicht mindestens einer der Hunde beim Schwatzen auch mal einen Strahl setzt. Besonders rührend, wenn sie die Freunde gegenseitig einnässen… ach, ist ja fast wie zu Hause.

    Aber sicher habt ihr Spaß daran, wenn Hunde voller Elan gegenüber dem Herrchen sexuell übergriffig werden (wobei Schwanzfressen nicht als übergriffig gelten dürfte??), also ehrlich – wer hier keinen Spaß findet.

    Hundesex ist nicht so euer Ding? Dann wird es knapp. Vielleicht habt ihr Freude daran, in Großaufnahme zu sehen wie sich ein Hund übergibt und der andere Hund – ebenfalls in groß – den Auswurf auffrisst.
    Ihr seht, wir sprechen hier über das große Niveau der Komik.
    Tatsächlich konnte ich mich nur schwer bremsen um nicht zu brüllen – es möge doch bitte einer den Mist ausmachen :D
    Gut, ich hätte gehen können – das ist dann aber ein klassisches Beispiel für „Es ist wie ein Unfall…“

    So, wer könnte den Film mögen? Nochmal, ich möchte niemanden den Spaß nehmen, wenn er/sie denn Spaß haben kann.
    Für Argumente bin ich ja immer offen, aber über den Film möchte ich dann auch auch kein weiteres Wort mehr hören.

    0/10 gef****e Sch***haufen

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