DerSchweiger

Verfasste Forenbeiträge

Ansicht von 15 Beiträgen - 91 bis 105 (von insgesamt 805)
  • Autor
    Beiträge
  • #242664
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Late Night with the Devil

    Jack Delroy hat es binnen kurzer Zeit geschafft, die Nr.2 im Late Night Bussiness zu werden. Doch das vergangene Jahr lief nicht besonders gut für ihn. Die Frau stirbt, die Quoten sinken – eine frische Idee muss her.
    Passend zur Quotenwoche an Halloween will Delroy mit einer übernatürlichen Show das Ruder umwerfen.

    Mir ist der Titel im Vorfeld oftmals über den Weg gelaufen, aber ich hatte nicht besonders intensiv zugehört. War der Film gehyped, gilt er als große Enttäuschung?
    Am Ende gilt aber wie immer: egal, was Profikritiker sagen – selber schauen und eigene Meinung haben gilt!

    Ich durfte den Film in der vergangenen Sneak schauen und war durch den optischen Kniff schnell an Bord. Ein kurzer Rückblick über die Krisen der 70er Jahre in den USA, gepaart mit dem kurzen Werdegang des Moderators Delroy… sehr schön!
    Leider etwas unpassend (und ich fürchte, darauf werden sich einige wie die Geier stürzen) dann der Hinweis, man habe nun das Band der letzten Late Night Show mit Delroy gefunden, inklusive unveröffentlichtem Backstage-Footage.
    Das hätte es nicht gebraucht, was in Summe aber auch so ziemlich mein einziger Kritikpunkt ist.
    Optisch geht es grandios weiter (sofern man der Optik der 70er etwas abgewinnen kann). Viele liebevolle Details verstecken sich in einer Kulisse, die damals tatsächlich so hätte aufgebaut werden können. Da blitzt ab und an ein Mikrofon von der Decke ins Bild, die Kulisse wackelt wenn jemand daran streift.
    An den Personen und Inhalten der Show orientiert man sich an „Legenden“ der damaligen Zeit, und das passt sehr gut. Dass man den Film nicht auf seine „Ach, das kenne ich!“ Momente reduzieren kann, liegt vor allem an den tollen Darstellern.

    Schauspielerisch passt alles perfekt in den Rahmen. (Ja, aber das Mädchen…) nein, auch sie!
    Gestik, Mimik, Körperhaltung – hier wollen wir auch Sidekick Gus hervorheben – auf den Punkt. Doch was ist mit dem ersten Gast Christou? Man hat sich ja etwas gedacht, mit ihm einzusteigen. WTF meets „Ach ja“, ich mag es.

    Was möglicherweise die Zuschauerschaft spalten könnte, ist der leicht schwingende, kritische Humor in der ersten Hälfte des Films. Hier fühlte ich mich an die alte „Larry Sanders Show“ erinnert. Der Horror in der zweiten Hälfte trifft dann zugegeben nicht wie ein Hammer, aber es fügt sich alles in ein Gesamtbild, das ich so flüssig und schlüssig schon lange nicht mehr gesehen habe.

    Verglichen mit anderen Horrorfilmen, die zuletzt durch die Decke gelobt wurden, kommt man hier mit einem durchaus mutigem Konzept um die Ecke. Geht der Plan auf? Ich glaube, der Film wird kein großer Hit.
    Es fehlt das Blut, das Geschrei und wo ist die Ernsthaftigkeit… warum kommt er nicht zur Sache? So ähnlich wie „Midsommar“ als das ungeliebte Geschwisterchen von „Hereditary“ gilt, könnte man „Late Night with the Devil“ als Kuckucksei im Nest des Horrorfilm betrachten.
    Schaut man sich die „Bestenliste“ des Horrors 2023 an, würde er für mich an der Spitze stehen. (Ist „Beau is afraid“ Horror? Den habe ich nicht gesehen)

    Eine düstere Fabel auf den Irrglauben, Ruhm führe zur Unsterblichkeit in toller Optik, einer gesunden Portion Humor und Augenzwinkern. Ein Patzer zu Beginn, der dem Film an sich aber nicht schaden dürfte.
    Mir gefällt es sehr!

    8,5/10

    #242586
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    @markusvogel

    Das war hier tatsächlich lange Zeit so üblich – ich selbst habe da aber zuletzt nicht sehr viel Sorgfalt walten lassen.
    Deinen Hinweis halte ich für berechtigt und werde da in Zukunft wieder mehr darauf achten :)

    #242534
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Das Appartement

    Die letzten Tage meines kostengünstigen MGM-Channel Abos sind angebrochen, da bin ich wieder auf diese Perle von Film gestoßen.
    Vor ein paar Jahren habe ich ausführlicher von meinem Sehgenuss erzählt und manchmal sieht man einen Film bei wiederholter Betrachtung ein wenig anders.
    So nicht hier – die Geschichte handelt vom Sachbearbeiters C.C.Baxter (genial: Jack Lemmon),der sein Appartement einigen seiner Vorgesetzten für Schäferstündchen zur Vergügung stellt. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn irgendwann wird die erhoffte Beförderung folgen…
    Als er eines Tages seine heimliche Liebe, die Fahrstuhlführerin Fran (trauhaft: Shirley MacLaine) mit einer Überdosis Tabletten in seiner Wohnung vorfindet, bekommt er Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns.

    Kurz: Ein Meisterwerk. Wer keine Angst vor Schwarz-weiß Filmen hat, muss hier reinschauen. Wortwitz, Situationskomik, Figuren mit Liebe zum Detail ausgestattet und alles so pointiert auf dem Punkt, dass man nicht umhin kommt, die Bestnote zu vergeben.

    10/10

    #242532
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    The End we start from

    London, in nicht weit entfernter Zukunft: Nach Monaten der Dürre plagen unaufhaltsame Regenfälle das Land und führen zu Hochwassern und unbewohnbaren Städten.
    Als die ersten Tropfen fallen ringt eine namenlose Frau zu Hause mit der Geburt ihres Babys. Die Notrufnummern sind überlastet und das Wasser dringt bereits in ihre Wohnung ein.
    Schließlich gebährt sie dann doch im Krankenhaus, ihr Freund und sie sind tiefenentspannt, während um sie herum die Sintflut auszubrechen scheint.
    Jedoch erkennt man schnell die Zeichen der Zeit und flüchtet in die „Berge“ zu seinen Eltern.
    Aus Tagen werden Monate und es beginnt ein Kampf ums Überleben.

    „The end we start from“ fordert den Zuschauer stellenweise arg heraus. Wer einen klassischen Katastrophenfilm ala Emmerich erwartet, der dürfte recht schnell enttäuscht werden.
    Der Fokus liegt ununterbrochen auf der namenlosen Frau, was soweit auch in Ordnung ist, da Jodie Comer ihre Sache sehr ordentlich macht. Begleitet wird sie von vielen Weggefährten / Wegbekanntschaften, die aber allesamt keinerlei Charakter entwickeln dürfen. Besonders schlimm anzusehen bei Joel Fry als ihr Freund R.
    (Während des Films fiel es mir nicht auf, aber hier gibt es im Grunde keine Namen: R, O, F, G, N, OB… da wurden für das Drehbuch keine unnötigen Buchstaben verschleudert)
    Einzig Katherine Waterston als O darf Facetten zeigen und sich in einigen Szenen auf Augenhöhe der Hauptfigur präsentieren.

    Das Budget für den Film war augenscheinlich nicht üppig, nahezu alles spielt sich auf oder neben Landstraßen im weit unbesiedelten Landschaften der Insel ab. Hier gelingen die üblich verdächtigen Landschaftsaufnahmen des rauhen, verregneten England – allerdings lässt man auch das Katastrophenfeeling vermissen, dass die Zivilisation bedroht.
    Auch das ist zu verschmerzen, denn letztlich zeigen wir den Kampf einer „alleinerziehenden“ Frau in einer Welt, in der sie nahezu immer bedroht wird.
    Einige dieser Szenen gelingen gut, andere werden durch Flashbacks der Liebe unterbrochen. Unabhängig davon, dass ich mit ständigen Flashbacks in Film und Serie nicht viel anfangen kann, sind es hier die Schwachstellen des Films.
    Klar, sie vermisst ihren Freund… die Penetranz, mit der uns das hier um die Ohren gehauen wird, ist dann aber doch zu viel.

    Als Katastrophenfilm an sich taugt der Film nicht viel.
    Betrachten wir aber die Auseinandersetzung der Frau mit ihrer neuen Umwelt, erhalten wir einen Film mit schwermütigen Momenten.
    Manchmal passiert es mir bei Serien, dass ich sie mir um einige Folgen kürzer wünsche. Hier passiert etwas Gegenteiliges: Das Thema des Films auf eine Miniserie erstreckt – etwa 4 Episoden – und wir würden tiefer und glaubhafter mit der Frau verbunden sein.
    So bleibt vieles angedeutet (an sich prima), allerdings hier und da etwas missglückt in Szene gesetzt.

    Aber gut, der Ton des Films ist in Summe unspektakulär und somit auch die „dramatischen“ Szenen des Films. Insofern ist alles stimmig… auch wenn es mich nicht in Gänze greifen kann.
    Das Ende ist dann wiederum ein Ende, das ich mir für solche Filme wünsche. Kein großer Schnickschnack und aus.
    Und damit werde ich plötzlich so sehr versöhnt, dass ich dem Gesamtkonzept des Films wohlwollender entgegenstehe als noch Minuten zuvor.

    Ein Klimadrama der nachvollziehbaren Sorte, eine gute Schauspielerin und eine Regisseurin, die leider den wenigsten Figuren eine Möglichkeit zur Entfaltung erlaubt. Insbesondere R erfährt hierdurch eine schlimme „Entwertung“.

    6,5/10

    #242159
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Der Exorzist: Bekenntnis

    Hui, der Film hat voriges Jahr aber ganz schön auf die Mütze bekommen. Aber was erwartet man, wenn man den womöglich besten Horrorfilm aller Zeiten „fortsetzen“ möchte?

    Victor verliert bei einem Erdbeben in Haiti seine Frau. Vom Verlust gezeichnet erzieht er die in Haiti gerettete Tochter mit großer Sorge und Vorsicht. Doch mit 12 Jahren ist man doch eigentlich alt genug, sich ein wenig abzukapseln?
    Ja gut, also darf sie heute ausnahmsweise nach der Schule ihre Freundin besuchen.
    Nach einem Streifgang durch den Wald kehren sie erst nach drei Tagen wieder zurück. Für die Mädchen scheint die Zeit jedoch still gestanden zu haben – ihr Fehlen empfanden sie als wenig Stunden.

    Was geschah im Wald? Der Frage will intensiv auf die Schliche gekommen sein. Man möchte Verknüpfungen zum Original ziehen, bedient sich auch einiger seiner Stilmittel und steht am Ende doch achselzuckend im Flur.

    Dabei ist „Bekenntnis“ nicht grundsätzlich schlecht. Bei allem Kopierzwang vom Exorzisten aus 1973 verliert man aber mitunter einen grundlegenden Pfeiler aus den Augen: Die glaubhafte Bindung zwischen Mutter und Tochter, die hier mit einer „erzählten“ Tiefe in ihrer Beziehung zwischen Vater und Tochter abgespeißt wird.
    Das scheint nötig, denn das Mädchen ist nun nicht alleine, auch dem zweiten Mädchen will Raum geboten werden.
    Und dessen Eltern spielen nunmal eine Nebenrolle…basta. Wirkt dann die freundschaftliche Bindung der Mädchen prägend auf den Film? Auch nicht.

    Was tatsächlich gelingt, ist der Untersuchungsmarathon nach der Rückkehr der Mädchen. Aber auch hier stinkt man gegenüber der schwer zu ertragenden „Tortur“ der besessenen Lina ab.
    Möglicherweise nerven ständige Vergleiche beider Filme, aber man schreit ja förmlich danach. Nicht, dass man sich dem Titels bedient, macht es zum Problemchen (schließlich schmücken sich ja auch andere Genrefilme mit dieser Berufssparte), vielmehr das häufige zitieren und kopieren liegt schwer auf den Schultern.

    Möglicherweise sieht es das junge Publikum anders, das möchte ich niemanden nehmen.
    Die Ideen zur Erneuerung und Erweiterung des Themas sind teils gelungen, teils misslungen.
    Allzuschnell greift man zum religiösen Beistand (schließlich gab es da doch mal eine Frau, die Ähnliches erfahren musste), dabei scheint die westliche Gesellschaft heutzutage weiter von Gott entfernt als noch in den 70er Jahren.
    Hätte man sich aber intensiver am Zweifel der Religiösität des Problems ausgesprochen, wäre man mmöglicherweise doch zu nahe an das Original getreten.

    Tja, also wie soll man es machen?
    Was hier passiert ist ok. Es ist nicht der Abgesang des Horrors (da gab es auch aus dem Hause Blumhouse merklich Schlechteres), allerdings sind wir hier weit davon entfernt, ein modernes Ausrufezeichen zu setzen.
    Sprechen wir vom „Exorzist“, dann meinen wir den „Exorzist“ von vor gefühlt 100 Jahren.
    Und dazu der Gedanke, dass man einen Fim fortsetzen möchte, der eigentlich nicht fortzusetzen ist (Teil 2+3 hätten Warnung genug sein können).
    Moderner Look hin oder her – auch die stilistische Tiefe wird mit jedwedem technischem Protz nicht erreicht.
    Nun gut, auf jede gute neue Idee im Horror kommen eben 20 Schlechte und 100 Fortsetzungen und Reboots, damit sollte ich endlich einmal meinen Frieden schließen ;)

    4/10

    #242157
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Past lives – in einem anderen Leben

    Die 12jährigen Na Young und Hae Sung sind sehr eng befreundet. Vielleicht auch etwas mehr.
    Als Na´s Familie nach Kanada auszieht, liegt die Welt beider Kinder ersteinmal in Scherben.

    12 Jahre später erfährt die Studentin Nora (einst Na Young), dass Hae Sung im Internet nach ihr sucht. Da war doch mal was… und sie wagt den Schritt nach vorne. Trotz unterschiedlicher Zeitzonen gelingt es ihnen zunächst, regelmäßig per Videocalls in Verbindung zu treten.

    Weitere 12 Jahre später ist Nora mit Arthur verheiratet. Hae Sung indes findet die Gelegenheit, sie in New York zu besuchen.
    Wird dies Gefühle aus der Kindheit wecken?

    Ein Film, der so still und unscheinbar daherkommt, dass er den Zuschauer schnell langweilen könnte. Sollte sich jemand dabei ertappen, „Past lives“ nicht zu mögen, dem ist unvoreingenommen verziehen.
    Wer aber rasch einen Zugang zu dieser Geschichte und ihren Figuren findet, der wird reich belohnt.
    Beim ersten Wiedersehen per Internet erwartet man beinahe, dass das Kinderpaar wieder zueinander findet… und somit einen Konflikt der Liebe über verschiedene Kontinente auslöst.
    Stattdessen zieht Nora hier die Handbremse. Das Einrichten gemeinsamer Onlinezeiten mit Beruf und Studium in Einklang zu bringen, ist zu schwer und belastend.
    Uff!

    Doch dann taucht Hae Sung in New York auf. Das muss doch ganz offensichtlich knistern und dieser amerikanische Ehemann könnte doch sicher humoristisch die Hose runtergezogen bekommen?
    Auch das passiert nicht.
    Vieles steckt in kleinen Gesten, Blicken und ganz vielen Worten. Kein Blabla, sondern intensive und (wie ich finde) intime Gespräche über die Liebe.
    Das alles spielt sich nicht alleine zwischen den zwei Hauptdarstellern ab, auch Arthur wird hier sehr stark eingebettet. Beinahe ihm gehört der stärkste Moment des Films (womöglich auch eine Frage der Sichtweise). Auch das erste Aufeinandertreffen der drei ist so wuchtig wie unaufdringlich.

    Dazu, und das beinahe nebenbei, zeigt der Film wunderschöne Bilder und Szenenschnitte. Das Schauspiel ist auf dem Punkt, und das Spiegeln der Kulturen gelingt in der ersten Hälfte des Films traumhaft gut.
    Wenn Romantik Realität umarmt – ist das großartig!

    9/10

    #242155
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Nightwatch 2 – Demons are forever

    Vor 30 Jahren legte Ole Bornedal ein Knallerdebut mit „Nightwatch“ hin. Wie stark der Thriller tatsächlich war, konnte man am vermurksten US Remake bestätigt sehen.
    Nun will Bornedal noch einmal in die Leichenhalle zurück. Welche Geschichten wissen die Toten dieses Mal zu erzählen?

    Viele Figuren von damals sind weiterhin an Bord und werden von ihren damaligen Darstellern gespielt. Kalinka jedoch hat vor Jahren Selbstmord begangen. Zu schwer litt sie an den Geistern, die nach den Geschehnissen an ihr nagten.
    Martin ist entsprechend traumatisiert und kann sich bis heute nicht von diesem Schicksalsschlag erholen. Dadurch ist die gemeinsame Tochter Emma entsprechend gezeichnet – wie soll man sich „gesund“ entwickeln, wenn der Vater schwer depressiv zu Hause hockt?
    Als sie erfährt, dass der totgeglaubte Killer von damals in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht ist, will sie ihren Vater von seinem Trauma befreien…

    Hätte ich geahnt, dass die Nummer läuft, hätte ich mir nochmal das Original angeschaut. Viele Jahre ist es her und so konnte ich nicht mehr alles so zusammenführen, wie es sich für diese Fortsetzung möglicherweise begünstigt angefühlt hätte.
    Der „Clou“ einige Darsteller von damals in tiefe Depressionen getaucht zurückzubringen hätte gelingen können. Das Erbe Emmas wiegt schwer und die Suche nach Befreiung für sich und ihrem Vater hat großes Potential.
    Was hier aber daraus gemacht wird, ist stellenweise schwer zu ertragen.

    Gut möglich, dass man sich beim Drehbuch für die Synchronisation nicht sehr viel Mühe gegeben hat. Das, was man hier (leider) oftmals um die Ohren gehauen bekommt, ist schon wirklich übel anzuhören.
    Andererseits mag es auch die „moderne“ Erzählweise skandinavischer Thriller sein. Zumindest erkannte ich bei den teils schlechten Expositionen, mit Worten künstlich erzeugter Spannung und merkwürdigen Comic relief Parallelen zu einigen Krimis, die ich vor einigen Jahren angefangen und nie beendet hatte.
    Der Plot um Emma ist nachvollziehbar, aber die Wege dahin sind teils zum Kopfschütteln… es sei denn, man legt in Dänemark tatsächlich keinerlei Wert auf Sicherheit. (Wozu gibt es denn einen(!!) Wachmann in der Psychiatrie, wenn man doch überall hingehen kann, wohin man will?)
    Einige Callbacks aus dem Erstling dürfen natürlich auch nicht fehlen – die Rückkehr in die Nachtwache einer Leichenhalle wirkt dabei aber leider eher bemüht als erzählerisch clever gelöst.

    Im weitern Verlauf erhält man merkwürdig offensive Anleihen an (Horror)Klassiker der 80/90er. Das gelingt mal hier, fällt aber an anderer Stelle merkwürdig stilfremd auf.
    Allerdings sind die Morde sehr blutig inszeniert und „gut“ anzuschauen. Hier hat der Film tatsächlich seine Stärken, auch wenn aus diesen Momenten im nächsten Augenblick oftmals denkwürdig dumme Szene folgen. Schade.

    Am Ende spürt man, wohin Bornedal gehen wollte. Die finale Szene ist interessant gewählt, aber der Weg dahin ist mit allerlei Merkwürdigkeiten gespickt.
    Wer den Film ohne Wissen um den Vorgänger (verständlich, bei 30 Jahren Abstand) anschaut, der wird sich bei einigen Gesprächen überrascht fragen, was das denn bitte soll.
    Auch die teils unpassenden Momente, in denen Klamauk inmitten eines spannenden Umfelds eingesetzt werden, schmälern bei mir den Sehgenuss.
    Schauspielerisch bietet man Fanny Leander Bornedal (Tochter des Regisseurs) als Emma die Bühne. Alle anderen agieren irgendwo dahinter. Teils, weil das Drehbuch nichts anderes wünscht (Martin, Jens, Kommissarin), andere scheitern an der diktierten Ambivalenz ihrer Figuren. Einzig der Mörder aus Teil 1 hat hier noch seine Momente… solange bis er erzählt, was er da eigentlich machen will…. eieiei

    Manchmal ist weniger mehr. Lass die Leute hier weniger erzählen, nimm den einen oder anderen Nebenstrang raus (die in Summe ohnehin nur Stichwortgebermomente sind) und schwuppdiwupp liegt der Fokus direkt auf Martin und Emma, die dann den Film und die Geschichte sicher hätten tragen können.
    So bleibt das verschleuderte Potential ein Ärgernis, denn das Resultat ist in Summe unstimmig und schwach erzählt.
    Da waren die vergangenen zwei Wochen in der Champions League deutlich spannender.

    3,5… 4/10

    #241868
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Fallout

    Ich bin mir sicher, dass ich mit meiner PS3 auch irgendein Fallout Spiel dabei hatte… kann es aber nicht überzeugend bestätigen, denn gespielt habe ich es nie.
    Lohnt sich denn dann überhaupt die Serie?

    Sagen wir es so: Ja!
    Mir gefällt an der Serie der Umgang mit Humor und Härte, die aber alleine auch nicht viel Wert ist.
    Bereichert wird sie durch die starke Hauptfigur, die einen Schutz gebenden Bunker viele Jahre nach einer Atomattacke verlässt, weil sie ihren Vater suchen will.
    Dazu ein starker Neben(?)plot mit einem Knappen/Ritter. Der Ghoul ist ok, kommt bei mir aber nicht so gut an, wie er es wohl sollte. Auch die Story im Vault weckt zu Beginn mein Interesse.

    Die ersten drei-vier Folgen sind sehr stark. Tolles Worldbuilding, schöne Bilder, eine starke Frauenfigur, die Kämpfe verlieren und falsche Entscheidungen treffen kann. Aus jedem Fehler zieht sie ihre Schlüsse und entwickelt sich immer weiter – so geht das! Ähnlich verhält es sich mit dem Knappen, der unverhofft zum Ritter wird.

    Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, die uns zeigen wollen, was vor dem Zusammenbruch so alles geschah. Hier gefällt mir die 50/60er Jahre Optik.
    Die Kulissen sind meist sehr stark ausgewählt, der Härtegrad einiger Szenen überraschend hoch.

    Die insgesamt 8 Folgen sind aber mindestens zwei zu viel. Einige Momente verpuffen irgendwie, andere werden künstlich aufgebauscht. Aber vielleicht ist dieses Gefühl dem Umstand geschuldet, dass ich die Games nicht kenne und diese Fülle eben benötigt wird, um die Gamer an Bord zu halten.

    Und die Story? Die hat zugegeben ihre Lücken. Die grundlegende Motivation, die am Ende alles irgendwie verbal auf den Punkt bringen will, fand ich eher enttäuschend. Aber OK, auch hier sei betont, dass ich die Games nicht kenne. Vielleicht ist hier alles richtig gemacht? Staffel 2 wird ja schon angekündigt.

    Am Ende der Serie fühle ich mich durchaus gut unterhalten, schwärme noch vom Beginn der Staffel und spüre einen Hauch Enttäuschung nach den letzten Folgen.
    Im Vergleich zur (ebenfalls) hochgelobten Game-Verfilmung „The last of us“ in meinen Augen klarer Sieger. Möglicherweise damit argumentiert, dass ich das Game sehr mochte und in der Verfilmung einige Aspekte sehr vermisste und mir Andere zu sehr in den Fokus gerückt wurden….

    Wer Prime hat, sollte reinschauen!

    7/10

    #241866
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Eight for Silver (auch: The Cursed)

    Ende des 19. Jahrhunderts gehen in einem englischen Dorf mysteriöse Dinge vor. Ein (zufällig) vorbeikommender Pathologe will den Dingen auf die Schliche kommen…

    Der Film startet gut, unheilvolle Stimmung bis zur ersten Eskalation. Sehr stark, auch die Kombination Kamera + Ton während dieser Szene. Anschließend noch zwei (wie ich finde) harte Szenen, ohne großes Klimbim, da hatte mich der Film in seinen Fängen.
    Leider folgen dann noch weitere knapp 90 Minuten, und gefühlt mit jeder Minute mehr wird der Film schwächer.
    Hier und da blitzt nochmal eine starke Szene auf, aber ingesgesamt werden die selben Momente viel zu oft wiederholt. Das Zusammenspiel der Figuren will dann auch irgendwie gar nicht mehr richtig passen.
    Tolle Möglichkeiten werden nicht aufgegriffen, willkürlich eingestreute „Oha!“ Momente funktionieren leider nicht mehr so gut wie der erste Brüller des Films.

    Hat man deswegen einen schlechten Film vor sich? Optisch mit einem tristen Filter verziert macht er schon was her. Die Kulissen sind schön und immer wieder passend eingefangen.
    Stilkopien anderer Filme? Ja, zu Hauf! Das ist aber tatsächlich das, was mich am wenigsten stört.
    Nach starkem Start noch irgendwie ins Ziel getaumelt. Auf die Dialoge muss man nicht zu viel Wert legen, schauspielerisch ist man auch zwischen sehr gut bis OK dabei.
    Für einen Horrorfilm also alles im sehr passablen Bereich.

    „Eight for Silver“ habe ich mir im April zweimal angeschaut. Nach der ersten Sichtung hatte ich das Gefühl, möglicherweise zu streng zu sein… aber nach dem zweiten Schauen wird es nicht besser.

    Zum Anschauen lohnt er allemal, auch wenn das Subgenre (1800-1900) stärkere Vertreter hat.

    5,5/10

    #241827
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    The Fall Guy

    Man, waren das schlechte Trailer! Als dann bekannt wurde, welcher Film uns in der vergangenen Sneak beehrte, hielt ich mich angespannt an meinem Getränk fest. Konnte sich der Griff in den kommenden 125 Minuten lockern?…

    Colt Sievers ist einer der besten Stuntmen! Er ist dabei so gut und waghalsig, dass er Stuntman Nummer eins von Hollywoodstar Nr. 1 Tom Ryder wird. Dazu führt er eine glückliche Affäre mit der aufstrebenden Kamerafrau Jody… Was will man mehr?
    Am Set kommt es zu einem Unfall und zwingt Colt zum beruflichen Quereinstieg als Einparker eines Lokals.
    Völlig unverhofft bekommt er die Chance, bei Jody´s erstem Filmprojekt Stuntman zu werden. Zurück zur großen Liebe? Klar, läufft!

    Im weiteren Verlauf erfährt Colt jedoch, dass irgendwie nichts so laufen will, wie es soll. Was und wer ihm da alles einen Strich durch Rechnung machen möchte und ob er zum Finale ein glückliches Ende bekommt, sollte jeder bei Interesse selbst herausfinden.

    Der Trailer hierzu war wirr, ließ vermuten um was es ging und um was noch und um was noch… der Film macht es dabei recht ähnlich, allerdings strukturierter. Um was es alles geht, ist somit geklärt.
    Stellt sich noch die Frage nach der Umsetzung.
    Gosling, so viel sei verraten, spielt seine Rolle gut. Mehr als eine Kopie aus „The Nice Guys“ muss es dabei auch nicht sein. Treudoof schauen, sich wundern, dass die Dinge merkwürdig eskalieren, treudoof weitergucken – das kann er gut und deswegen funktioniert der Humor an einigen Stellen auch recht ordentlich. Dazu gibt es in einigen Szenen Figuren, die den Augenblick mit (Wort)Witz nochmal steigern sollen. Klappt hier und da, geht aber auch genauso oft schief.
    Um das Pferd im Raum zu benennen, kommen wir nun zu Emily Blunt. Gesehen hatte ich sie zuvor in dem ein oder anderen Film, die ich ohne ihre Beteiligung sehr wahrscheinlich für besser gehalten hätte. Grundlegend kann ich sie einfach nicht gerne sehen.
    OK, das ist absolut subjektiv unfair, aber neben ihrem ShowSpiel gelingt es dem Hauptcast nicht, eine glaubhafte Chemie zu vermitteln. Die zwei sind unglaublich verliebt? Höchstens in sich selbst…
    Somit fällt für mich dann auch die Hauptmotivation von Sievers durchs Gitter und man fragt sich, will man da überhaupt noch mitfiebern? Denn mitfiebern soll man unbedingt. 125 Minuten sind mindestens 20 Minuten zu viel, eher 30.
    Einige Szenen streichen oder mindestens stark kürzen und das Finale arg straffen, dann hätte er (für mich) deutlich besser gewirkt.

    Während des Films hat man außerdem den offensichtlichen Eindruck, dass der Film ein Lobgesang auf die unsichtbaren Helden eines Films (die Stuntmen) ist. Leute, die sind so cool und ohne die wäre jeder Film nichts… haut doch endlich mal eine Oscar Kategorie raus! (Und der erste Stunt-Oscar geht dann an Tom Cruise :D )
    Das ist viel MischMasch – einen coolen Film über Stuntmen hätte man ja locker drehen können. Nun einen Colt Sievers aus dem Archiv zu holen und ihn dann arg blutleer und fernab des Urspungs (ok, Zeitgeist) zu präsentieren, tut mir als Kind jener Zeit doch ein wenig weh. Da hilft der dumm konstruierte Cameo leider auch nicht…

    Und zuletzt: Warum sehen einige Stunts in einem Stuntmanfilm so schlecht aus? Das kleine Making-of im Abspann wirkt dann in den meisten Momenten auch nicht zwingend nach „Uuuuh… krass!“
    „The Fall Guy“ scheint viel Vorfreude geweckt zu haben – ich bin mir nicht sicher, ob er diese auch abdecken wird.
    Für mich, der den Trailer mit Argwohn betrachtete, ist er am Ende OK.
    Zu lang, nicht immer so lustig wie er zu sein glaubt, ein Hauptcast ohne glaubhafte Chemie und eine Darstellerin, die ich nur schwer anschauen kann (über Letzteres kann ich aber noch hinwegschauen, wenn der Rest stimmt).

    5,5/10

    #241711
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Arthur der Große

    Wenn die Sneak offenbart, dass ein Film mit Hund in der Hauptrolle kommt, halte ich aus jüngerer Erfahrung rasch die Luft an.
    Dass es dieses Mal gut gegangen ist, hat verschiedene Gründe…

    Michael ist Extremsportler im Adventure Racing (laut Film: Der beste Adventure Racer der Welt, der nie einen Titel gewinnen konnte! Na denn). Leider stellt sich sein Ehrgeiz immer wieder der Vernunft in den Weg – so auch bei seinem bisher letztem Adventure Team Race, wo er entgegen aller Warnungen des Teams den falschen Weg einschlug und im Watt landete. Ein viel geliktes Bild seines Teamkameraden, dass ihn als ewigen „Verlierer“ in die Rente schickt, geht viral.

    3 Jahre später findet sich Michael nicht im Alltag zurecht. Scheinbar nicht fähig, dem feien Arbeitsmarkt zugestellt zu werden, arbeitet er seinem Vater (Immobilienmakler) zu. Dass er hierauf keine Lust hat, macht er ihm mehr als deutlich – doch was soll die Alternative sein?
    Na, der Gewinn der Adventure Team Meisterschaft vielleicht?

    Und so baut er sich sein Team, pumpt das Geld seiner Familie in das Projekt und setzt sich zum Ziel, dieses Mal das Ding zu gewinnen. Vor Ort begegnet er dann einem streunenden Hund, dem er aus Mitgefühl ein Fleischbällchen zuwirft. Schwuppdiwupp hat er einen neuen Weggefährten. Ob das zum großen Sieg reichen wird?

    „Arthur der Große“ punktet im Grunde bloß mit „Ooooohhhhh“ und „ooooooooooohhhhhhhh“ und dem merkwürdigem Gefühl, dass Mark Wahlberg einen lebenden, nichtmenschlichen Co-Star benötigt um wieder ein wenig Schauspiel auf die Leinwand zu zaubern.
    Bitte nicht falsch verstehen – das ist nicht preisverdächtig. Gemessen an seinen jüngeren Darstellungen erliegt man hier zumindest dem Gedanken, dass er wenigstens Spaß am Dreh hatte.
    Ob ein Adventure Race denn eine sehr gute Kulisse für einen Kinofilm darstellt, bezweifle ich. Die Sport- und Actionszenen sind schrecklich lahm inszeniert. Aufgrund des Wettbewerbs ist auch nie wirklich ersichtlich, wo man sich im Ranking befindet und wie viel Abstand zum vorderen und hinteren Team besteht. Spannung? Ne.
    Dazu eine lebensbedrohliche Szene, die zwar aufgebauscht, am Ende aber fad zu Ende gerollt wird.
    Der Cast um Wahlberg herum findet im Grunde kaum statt, aber das liegt nunmal auch daran, dass da ständig ein Hund in Großaufnahme gezeigt werden will.
    Das ist grundsätzlich nicht schlimm und entfaltet hier auch eine gewisse Wirkung,löst bei mir allerdings das eine oder andere Fragezeichen in Form der Geschichtenerzählung aus.
    Auf die (auch im Trailer) gestellte Frage, wie der Hund die halbe Insel schneller durchqueren kann, als das Team auf Rad und Seilbahn gibt es keine Antwort – auch wird der möglicherweise dahinter liegende Clou nicht weiter aufgegriffen.

    Zum Ende ist das Ende des Rennens nicht das Ende – etwas Sitzfleisch wird noch benötigt. Es geht dem Hund doch bitte gut?
    In Form der Erzählung, dem „Tempo“ im Actionmodus, dem Schnitt und dem Verwerfen von relevanten Fragen zugunsten einiger „Oooooohhhh´s“ ist das hier im Grunde ein eher solider Direct-to-stream Film. Warum der so ins Kino kommen muss… nun gut, die notorisch verlierende Fußballmannschaft hat es auch da hin geschafft – es scheint also einen Markt dafür zu geben.

    „Arthur der Große“ ist nicht groß, punktet aber mit einigen sympathischen Momenten. Fehlende Spannung (jedoch ein Stück von der Langeweile entfernt) zeigt schon früh die Richtung an.
    Der Film tut nicht weh und ist im Nachhinein schnell vergessen – es gibt Schlimmeres!

    4,5/10

    #241407
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Oh la la – Wer ahnt dennerf sowas?

    Vor drei Wochen wurde ich mit dem Film in der Sneak überrascht und war erfreut.
    Französische Komödien gehen bei mir irgendwie immer, auch wenn die Bandbreite von Tiefe zu plumpkem Klamauk je nach Film vorab eine Überraschung bleibt.

    Zur Bekanntgabe einer die Klassen übergreifenden Ehe hat das Brautpaar von den Eltern mittels DNA eine Abstammungsurkunde erstellen lassen. Die Überraschung und das Entsetzen über die zutage kommenden Ergebnisse sind in der ersten Hälfte durchaus ein Brüller.
    Wer sich Humor wünscht, der wertfrei daherkommt und niemanden verletzen möchte, der möge bitte nicht einschalten.
    Wobei man sich hier aber sehr genüsslich in übertriebener Form den Klischees von Stereotypen einer jeweiligen Nationalität tummelt. Zugegeben, darauf muss man sich einlassen können. Die männlichen Hauptdarsteller Christian Clavier und Didier Bourdon tragen den Film mit böser Zunge, zur Schau gestellter Empörung und der Freude, dem Gegenüber eins reinwürgen zu können – nach einigen, teils herben, Nazi-Witzen kommt Clavier schließlich mit „Man wird doch mal einen Spaß machen dürfen“ um die Ecke.
    Großartig in Wort und Spiel!
    Die beiden Ehefrauen kommen dabei nicht ganz heran, bekommen durch das Drehbuch aber auch zugegeben einen sehr undankbaren Teil des Klamauks ab.

    Als sich zur Hälfte des Films die Gesellschaft auflöst, geht auch ein großer Teil des Humors flöten. Die teils bösen Wortgefechte fehlen, die mutmaßlichen Pointen über Eigenarten europäischer Nationen fallen meist plump zu Boden.
    Alleine in Szene können Clavier und Bourdon dann auch nichts mehr retten und der Zuschauer bemerkt die Fallhöhe von starkem Wortwitz zu 100 Jahre alten Witzen.

    Fürs Streamen durchaus ein Hingucker, für das Kino eine Nummer zu dünn. Da gab es zuletzt Komödien aus Frankfreich, die mit weniger Rabatz mehr Humor erzeugen konnten.

    5,5/10

    #240858
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Imaginary

    Da hat Blumhouse mal wieder einen rausgehauen! Man müsste eigentlich mal nachzählen, auf wieviele Gurken ein guter Film kommt…

    Jessica zieht in das Haus ihres Vaters ein, nachdem man ihn wegen mutmaßlicher Demenz in ein Heim stecken musste. Ihr Mann und dessen Töchter aus erster Ehe begleiten sie dabei.
    Möglicherweise hat der Umzug ewas Gutes, denn Jessica plagt eine „Malblockade“. Zu dumm, dass ihr Verlag ihr nächstes Kinderbuch demnächst im Postfach liegen habe möchte.
    Während man sich also einleben möchte, bekommt die jüngere Tochter Besuch eines unsichtbaren Freundes. Kein Problem, hatte Jessica ja auch, was sie alles und jedem in diesem Film unter die Nase reibt.
    Scheinbar aber vielleicht doch schlimm, denn plötzich macht das Mädchen arg merkwürdige Dinge…

    Da dachte ich, mit „The Queen Mary“ und „Nightswim“ die schlimmsten Gruselunterhaltungsfilme der nächsten Zeit gesehen zu haben, da kommt nun dieses Filmchen auf die Leinwand.
    FSK16 und man fragt höflich, warum. Dabei muss ja nicht das Blut wie aus Eimern spritzen, aber etwas Spannung, Legendbildung und aufkommende Gefahr wären doch schon mal nicht schlecht.
    „Imaginary“ hat nichts davon. Schlechte Schauspieler an allen Ecken und Enden (wobei ich die Darstellerin des jungen Mädchens ausklammern möchte) und eine „Handlung“ die mit dämlich noch wohlwollend formuliert ist.

    Im letzten Viertel des Films gibt es ein kleines „Oho-„Erlebnis, wenn (leider arg billig) aufgezeigt wird, was man aus dem Film hätte machen können. Für Lobeshymnen hätte es wohl auch hier nicht gereicht, aber immerhin wohlwollende Worte über eine mutige Ausrichtung… nun gut, war ja nicht, also lohnt es nicht, weiter darüber nachzudenken.

    Die grundsätzliche Idee, einen Steiff-Teddy als mörderisches Spielzeug zu inszenieren, ist ja nicht sehr viel dümmer als den Geister eines Mörders in eine Puppe transferieren zu lassen. Trotzdem reichte es für den Einen zum Kult (den ich zugegeben so nie empfinden konnte), wohingegen man hier schulterzuckend darüber hinweggehen möchte.
    „Imaginary“ wirkt vielleicht noch, wenn es der erste Gruselfilm für 14jährige ist (und doch möchte ich ihn meiner Tochter nicht zeigen) – sämtliche scary-scenes hat man schon eine Millionene mal gesehen. Und selbst die 999tausend schlechten Ableger sind gefühlt besser zu bewerten.
    Dass sich der Film selbst leider allzuernst nimmt, ist noch das letzte „Auweia“, dass ich hier erwähnen möchte.

    2/10

    #240856
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Drive-away Dolls

    Ethan Coen möchte mal einen Film ohne seinen Bruder drehen und präsentiert und seine Gedanken darüber, was Frauen wohl so machen, wenn sie unter sich sind….

    Jamie geht fremd und fliegt aus der gemeinsamen Wohnung ihrer Freundin raus. Zum Glück gibt es da noch die gute Freundin aus alten Tagen, die zwar höchst prüde und – wenn überhaupt – auf der Suche nach der wahren Liebe ist.
    Aus Gründen möchten sie zu ihrer Tante nach Florida fahren.
    Bei einer Autovermietung bekommen sie versehentlich den falschen Wagen zugewiesen – drei Gangster, die dort zuvor einen Koffer mit unheimlich wertvollem Inhalt versteckt hatten, finden das nicht ganz so witzig.
    So kommt es wie es kommen muss: Die Gangster verfolgen das Paar, während diese aberwitzige und frivole erotische Abenteuer erleben.

    Schaut man den Trailer zum Film, glaubt man tatsächlich einen Film mit (mäßig) humorvoller Handlung präsentiert zu bekommen. Tatsächlich aber sind nahezu alle Spielszenen bereits da zu sehen, den Rest des Films nehmen Dialoge über lesbischen Sex und die visuelle Umsetzung dessen ein.
    Dabei will man die Szenen nicht erotisch darstellen, vielmehr soll der Sex hier etwas Skurieles sein, dass man so ja nicht hat… und dann sind es auch immer Frauen die mit Frauen… ach Leute, das ist doch der Brüller!
    Dachte sich womöglich Herr Coen – mir erschließt sich der Humor hier nicht sonderlich, anders als einige junge Herren im Kino, die kaum zu glauben wagten, was sie da alles zu sehen bekamen.
    Andere Herren schienen dazu Glück mit ihrer Partnerin gehabt zu haben („Hach, wir könnten eigentlich öfter ins Kino gehen“).
    Insofern also vielleicht doch ein großer Wurf, den ich bloß nicht erkennen kann.

    Die Machart hingegen erinnert stark an 90er Jahre Indie-Kino (von denen ja auch einige Filme von den Coen-Brüdern beigesteuert wurden), ist hier aber sehr stimmungsarm und humorlos (weil unlustig) in Szene gesetzt.
    Für 1-2 leichte Lacher reicht es dann doch, andere Szenen sind auf einem ähnlichen Niveau wie Sex-Komödien der 80er Jahre.

    Den Film schaut man, wenn man nichts in einem Film ernst nehmen möchte und dabei ein mittelgroßes Budget in der Kameraarbeit (stellenweiste tatsächlich schön gefilmt) erkennen möchten.
    Irgendwie hinterlässt der Film ein ähnliches Gefühl bei mir, wie es „The dead don´t die“ getan hat. Für viele ein Meisterwerk, konnte mich aber zu keinem Zeitpunkt „packen“ und begeistern.
    Ist ok, aber niemand sollte traurig sein, „Drive-away dolls“ verpasst zu haben.

    4/10

    #240355
    Profilbild von DerSchweiger
    DerSchweiger
    Community Mitglied
    Beiträge: 824
    @derschweiger

    Lisa Frankenstein

    Lisa ist seit dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter stark introvertiert und möchte nicht an der Gesellschaft ihrer Schule teilhaben.
    Ihre freie Zeit verbringt sie oft auf einem alten, versteckten Friedhof, wo sie das Grab eines ihr unbekannten Mannes „anhimmelt“.
    Zu Hause hat Lisa auch nicht viel zu lachen, entpuppt sich die neue Frau ihres Vaters als böse Stiefmutter, die keine Gelegenheit aulässt, Lisa niederzumachen.
    Als Lisa eines Nachts unfreiwillig einen Drogencoctail zu sich nimmt, geschehen seltsame Dinge – und ein vermeintliches Monster bricht bei ihr zu Hause ein…

    „Lisa Frankenstein“ ist ein Film, den ich im Wesen seiner Dinge beinahe als herzallerliebst bezeichnen würde.
    Hier treffen einige Horrorelemente auf eine Teeniekomödie, was zugegeben aber auch nicht das Rad der Kinowelt neu erfindet.
    Und doch gelingen einige Elemente und Anspielungen toll – besonders dann, wenn man klassische Gruselfilme mag und auch Gefallen am frühen Tim Burton gefunden hat.
    Viele Bildeinstellungen sind schön eingefangen worden. Auch die teils überzeichneten Charaktären lassen erkennen, dass hier jemand gerne Horrorkömodien der 80er Jahre gesehen hat.
    Das ist aber leider auch zugleich ein Schwachpunkt des Films. Wo überzeichnete Figuren wie in etwa „Beetlejuice“ oder „meine teuflischen Nachbarn“ als erzählerisches Mittel genutzt werden, sind die Figuren hier im Grunde einfach nur da. Bis auf die böse Stiefmutter gelingt es nicht, einer dieser Personen einen erzählerischen Mehrwert beizusteuern.

    Großartig hingegen ist Kathryn Newton als Lisa. Ihre Darstellung der charakterlichen (und optischen) Entwicklung des zurückgezogenen „Mauerblümchens“ ist stets auf den Punkt, jeder Blick und jede Geste erreichen ihr Ziel.
    Dabei lässt sie sich nicht auf schlimmes Overacting ein, das (so scheint es mir) aktuell im weiblichen Darstellerbereich en Vogue scheint, sondern bleibt stets bei ihrer Rolle und entwickelt sie glaubhaft weiter.
    Das ist zugegeben nicht einfach, denn die Story holpert und stolpert vielerorts unbeholfen daher.
    Als Gegenpol zu Lisa und gleichzeitig der Weckruf ihrer Selbstfindung agiert Cole Sprouse als Leiche (ups, hoffentlich kein Spoiler) schlimm. Ja klar, wir sprechen hier von einer Komödie, aber trotzdem darf man seine Rolle doch irgendwie ernst nehmen?
    Dabei fällt sein Unvermögen zu Beginn noch nicht so sehr auf, doch mit zunehmendem Erwecken totgeglaubter „Dinge“ wird seine Darstellung mehr und mehr unerträglich. Das OK-Make up zu Beginn wird mit Dauer immer weniger, womöglich um seiner Mimik mehr Spiel geben zu können… es sieht einfach dumm aus.

    Die Story an sich ist schräg, teils unerwawrtet blutig, dann auch wieder befreiend albern. Das ist, wie gesagt, kein KO-Kriterium, wenn denn der wichtige Cast auch mitmacht.
    Weil aber nur Lisa und ihre Stiefschwester (ein nicht überzeichneter Charakter) Spielraum in ihren Rollen finden können, bleibt der große Spaß am Ende doch leider aus. Das ist schade, hätte man mit einigen Akzenten mehr ein schräges Liebespaar darstellen können, das seinen Platz in der jüngeren Filmgeschichte sicher gehabt haben könnte.

    Weil man aber durch Newton Spaß und Leidenschaft am Projekt spürt und der Film auch einige sehr süße Momente bereit hält, hat er zumindest bei mir einen überdurchschnittlich positiven Eindruck hinterlassen. Dazu gibt es ein paar schön eingestreute Anleihen „alter Schinken“.
    Schaut man nüchtern auf den Rest des Films und die Darsteller, wird die Freude schnell getrübt.
    Das ist wirklich ein Jammer!

    6/10

    P.S.
    Wie sind denn aktuell eure Erfahrungen mit dem Kinopublikum? Zugegeben, ich gehe derzeit „nur“ in die Sneak, aber ein so respektloses Verhalten einiger Jungspunde gegenüber den Filmschauenenden ist mir in der Form noch nicht begegnet – bzw. nur einmal, als eine betrunkene Gruppe junger Männer meinte, Zirkus machen zu müssen.
    Hier werden während dem Film über lautstarke Gespräche über einige Plätze hinweg geführt, man spielt auf dem Handy rum und bepöpelt jene, die um Ruhe bitten. Schrecklich!
    Da vermisse ich schon die Zeit, in der der laut schmatzende Popcorngenießer neben oder hinter mir meine größte Sorge war ;)

Ansicht von 15 Beiträgen - 91 bis 105 (von insgesamt 805)