DerSchweiger
@derschweiger
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28. Juni 2019 um 21:12 #148643
Traumfabrik
Nun bin ich nicht zwingend dafür bekannt, deutsche Produktionen über den grünen Klee zu loben – irgendwie passt es leider viel zu selten, als dass ich es mögen könnte.
Als dann zu Beginn der (klimatisierten) Sneak eine Produktion der Babelsberg Studios angekündigt wurde, kam ich dann doch rasch ins Schwitzen.
Andererseits: Hollywood und Co können auch Supergurken, also erstmal still halten…Sommer 1961, Berlin-Ost. Der etwas naive und träumerisch veranlagte Emil ist aus dem Militärdienst entlassen worden. In der Hoffnung, sein Bruder könne ihm eine Stelle vermitteln, sucht er die Defa Filmstudios auf. Und tatsächlich: Für einen Piratenfilm werden Komparsen gesucht.
Allerdings läuft hier einiges schief: Nicht nur, dass sich Emil beim ersten Anblick eines „Filmstars“ in sie verliebt sondern auch das Aufgehen der gesamten Kulisse in einem von Emil verursachten Brand lässt die erhoffte Karriere als Komparse schnell enden.
Nicht lange bis zum nächsten Missgeschick, und er wird vom Studioboss dauerhaft des Geländes verwiesen.
Inmitten dieser Pannenserie hilft ihm das Filmsternchen Milou der Security zu entkommen. Der erste Kontakt ist vielversprechend und man möchte sich am nächsten Tag, dem Letzten der Filmproduktion, zum Abendessen treffen.Doch auch außerhalb der Filmstudios ist großes Kino: Die Grenze zum westlichen Sektor wird geschlossen, eine Ein- und Ausreise ist nicht mehr möglich. Scheitert eine aufkeimende Liebe durch den Bau einer Mauer?
Emil kommt das Fehlen von etwa 80% der Defa Mitarbeiter unverhofft zu Gute: Unter einem Pseudonym plant er den größten Film aller Zeiten: Kleopatra! Und für die Hauptrolle kommt nur eine Darstellerin in Frage. Ein Jahr später kommt es schließlich zur – von der Partei überwachten – Umsetzung.
Doch anders als für Emil stand bei Milou die Zeit nicht still…. das fest eingeplante Happy End scheint nun für Emil unerreichbar.Das Alles klingt nun nicht sehr neu und vielleicht hätte mich eine Hollywood Produktion in diesem Fall weniger mitnehmen können als diese, teils sehr augenzwinkernde, Hommage an die Liebe im Film.
Dennis Mojen als Emil verkörpert den naiven Hans-guck-in-die-Luft mit einer Leichtigkeit, die ihn beinahe authentisch erscheinen lässt (inwieweit das ein Kompliment sein darf, will ich mal offen lassen
), die Sympathien des Zuschauers darf er dennoch für sich gewinnen.
Emilia Schüle als Milou will mir persönlich nicht so richtig gefallen. Ihre Mimik und Dynamik erscheint mir hin und wieder zu sehr gespielt (ja, welch Wunder) – und bei ihren Versuchen, glaubhaft zu spielen wird ihre Hauptrolle von der Nebenrolle ihres Film-Verlobten (Nikolai Kinski) beinahe an die Wand gespielt [weil weniger aufdringlich und pointierter Miene].In Punkto Optik macht man hier wirklich keine Fehler. Schön, wie in Anlehnung an Hollywood die erste Begegnung Emils mit der Filmwelt in Berlin stattfindet. Over the top? Ja, aber mit Herz!
Auch die Begeisterung, in der eine Crew der beinahe blinden oder tauben den größten deutschen Film seit langer Zeit entstehen lassen möchte, ist beinahe ansteckend. Klischees und Charakterzüge, die man scheinbar immer wieder in solchen Filmen erkennt? Ja, sicher – aber auch hier schlägt die Freude am Spiel und der Inszenierung das eher einfallslose Drehbuch.
Kurz: Was Hollywood darf, ist auch hier erlaubt. Besonders schön, da das (in meinen Augen) stete Overacting, überbetonende Sprechen etc., die mir die Lust an viele deutsche Produktionen vermiesen, hier kaum vorzufinden ist.Bei all dem Lob gibt es aber dann auch wirklichen Käse zu vermelden: Warum die „Schnelldurchlaufszene“ zu den beginnenden Dreharbeiten mit „Stand by me“ untermalt wird, bleibt mir unerklärlich! Weder inhaltlich, noch dem Aufbau der Szenen folgend wird da völlig uninspiriert ein großer Song im großen Maße fehlplaziert.
Thema Dramaturgie und Passkontrolle… nun ja, etwas holtertipolter und dem Schwung des Films unangemessen – aber ja, bei allem rosarot darf der kritische Ton zur eigenen Vergangenheit nicht fehlen.
Dadurch erhält der Film eine unbedeutende Wendung zu viel und dauert in Folge auch 10-15 Minuten zu lang. Sehr schade.Unter dem Strich bleibt für mich aber eine beinahe faustdicke Überraschung. Möglicherweise fällt dadurch die Wertung etwas höher aus, als objektiv (nun ja, bei subjektiver Wahrnehmung natürlich auch nur relativ zu betrachten) verdient.
Schönes Zusammenspiel der Schauspieler, die Aussetzer der „Milou“ verzeihe ich im Gesamtbild rasch. Schöne Ideen und augenzwinkender Humor (Hier, trink ein Bier!) treffen auf natürlich stereotypische Charakterzeichnungen und dramarturgischen Wendungen, die allesamt vorhersehbar sind.
Bis auf besagte 15 Minuten hatte ich aber großen Spaß an diesem Film und hätte nicht wenig Lust, den Film aus dem Film zu schauen
Deutsches Kino? Da könnte in Zukunft wieder was gehen.Allerdings: Wen weder Darsteller noch Setting wirklich abholen kann, der wird auf Dauer wenig Freude mit dem Film haben.
Von mir verzauberte 7,5
17. Juni 2019 um 20:13 #148420The Dead don´t die
Jim Jarmusch macht eine Zombie Komödie und hat einen namhaften Cast am Start: Bill Murray, Adam Driver, Steve Buscemi, Dany Clover, Rosie Perez, Tilda Swinton, Chloe Sevigny, Selena Gomez, Caleb Sandry Jones, Tom Waits, Iggy Pop…
… und das ist schon fast das Beste an dem Ding.
Durch Fracking an den Erdpolen verschiebt sich die Erdachse. Staat und Industrie beteuern keinerlei Auswirkungen auf die Welt wie sie ist, während andere „Vernunftbegabte“ das Ende der Welt kommen sehen.
Nach einem Tag, an dem die Sonne nicht unterzugehen schien, machen die Cops Cliff (Murray), Ronnie (Driver) und Mindy (Sevigny) eine schlimme Entdeckung. Im Diner des kleinen Kaffs wurden zwei Kellnerinnen bestialisch zugerichtet. Wer tut sowas? Ganz klar, das waren Zombies!
Warum, weshalb? Egal, sie waren es und so zieht man sich zunächst zur Krisenbesprechung in die Polizeistation zurück.
Währenddessen beobachten drei Jugendliche in einem Jugendknast, dass sich außerhalb der Strafmauern etwas unheimliches tut und der Tankstellenbesitzer vermisst seine Katze.
Die skurrile Bestatterin sowie drei Großstadtteens, die auf der Durchfahrt ein Motel beziehen, scheinen ebenfalls eine Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte einzunehmen…Ich sag mal so: Der Trailer war schon etwas dröge und der Film stand ohnehin nicht auf meiner Must-watch Liste. Nachdem ich ihn aber in der Sneak serviert bekam, stehe ich nun irgendwo zwischen totalem Verständnis und Unverständnis.
Geht nicht? Klar: Gehen wir davon aus, dass Jarmusch ob der Belanglosigkeit der Horrorszene und dem in den letzten Jahren arg uninspirierten Zombiegenre ein wenig die Schnauze voll hat und dies in diesem Film zum Ausdruck bringen möchte, passt alles wunderbar zusammen.
Wir bekommen hier ein Sammelsurium an all den schrecklichen Dingen, die wir in zweit- und drittklassigen „Perlen“, aber auch oft genug in „Klassikern“ des Genres zu sehen bekommen.
Dialoge, die keine sind. Schauspieler, die das Schauspiel verweigern. Statisten, die mal eben von ihrem Kaffeekränzchen auf die Straße gezerrt wurden. Eine Story, die keine ist.
Dazu einige Elemente, die tatsächlich schon vom „Meister der Untoten“ Romero in „Land of the dead“ im Sinne der Selbstkarikatur präsentiert wurden: Die erwachten Untoten streben weiterhin nach den Dingen, die ihnen vor dem Tod am wichtigsten waren. Das hat hier tatsächlich einen Lacher zur Folge, allerdings sorgt Jamusch sehr schnell dafür, dass der hier aufkommende Witz sofort durch unzählige Wiederholungen am Fließband zur Langeweile getrieben wird.
Dazu durchbrechen Driver und Murray in ihren Dialogen oftmals die Grenze des Films und sprechen über die eigene Filmmusik, das Drehbuch und den Regisseur.So fängt es an, so geht es weiter und es endet gar schlimmer!
Zu Beginn war ich in der Annahme, es handelt sich um eine Komödie… worauf sich mein Ärger über den Film mit zunehmender Dauer steigerte. In Punkto Unterhaltung ist das Müll, keine Frage.
Nachdem ich darüber geschlafen habe, kam mir oben genannter Aspekt in den Sinn und erklärte zumindest (für mich), warum der Film so geworden ist (wobei ich natürlich keinerlei Beweggründe des Regisseurs kenne – es kann tatsächlich sein, dass er ein Unterhaltungsprodukt abliefern wollte
).
Das macht es in der Summe nicht wirklich besser, aber als ein Coming-out des Zombiefilms funktioniert er zumindest dahingehend, dass man gewillt ist, über den Film und das Genre an sich zu diskutieren.Nun war ich sehr lange Zeit ein Freund der Untoten. Hier konnte ich viele Filme sehen, die mir zugesagt haben, wobei natürlich auch sehr viel Mist unterwegs war. Aber wie es im Leben oftmals ist: Mit etwas Abstand sieht man Flecken, wo man zuvor nur Glanz erkannt hat. Dahingehend ist das Durchleuchten der ewigen Schwächen tatsächlich „erfrischend“.
Das macht mir aber „Dawn of the Dead“, „Die Nacht der lebenden Toten“, „28 Days later“ u.a. nicht madig.„The Dead don´t die“ ist schlecht. Wird er aber gut, weil er geziehlt so schlecht geschrieben wurde? Nein, im Grunde nicht. Da lobe ich mir lieber die Augenzwinkernden Varianten wie „Anna and the Apocalypse“ oder dem Klassiker „Shaun of the dead“ – einfach, weil sie unterhaltsamer sind.
Warum der Film trotz aller gewählter Mängel in der Presse derart gelobt wird, will sich mir nicht ganz erschließen – aber vielleicht bin ich nur ein Banause, der Jarmusch nicht zu würdigen weiß.Eigentlich 2/10, dank der aufkommenden Diskutierfreude dann doch noch
4,5/106. Juni 2019 um 18:14 #148204Blackkklansman
Wenn man die Story hier aufschreibt, Schwarzer Cop gibt sich in den 70ern als weißer, rechter Amerikaner am Telefon aus und infiltriert den Ku-Klux-Clan mit Hilfe seines jüdischen weißen Partners, kann man sich nicht vorstellen, dass das wirklich so passiert ist. Ist es aber. Das wird spannend und mit einem Hauch Komik erzählt. Es ist aber keine Komödie also nicht auf Schenkelklopfer warten. Die kommen nicht. Trotzdem hat man Freude daran den Film zu gucken. Er ist handwerklich sehr gut gemacht. Adam Driver wird mehr und mehr zu einem Schauspieler, dessen Filme ich gerne schaue. Und am Ende gefriert einem das Grinsen im Gesicht. Die Gesellschaft entwickelt sich rückwärts. Wir degenerieren zunehmends zu ignoranten Idioten voller Vorurteilen, Gewaltbereitschaft und Hass.
8,5 / Mitgliedsausweise
Yap, unterschreibe ich so. Hatte anfangs geglaubt, eine Komödie serviert zu bekommen, aber die war es zu keiner Zeit. Adam Driver fand ich ebenfalls gut, getoppt aber von Ryan Eggold. Das Aufeinanderprallen zweier rassistischer Lager (KKK und Black Panther) wird dabei ohne erzählerische Emotionalität geschildert, was ich durchaus bemerkenswert finde. Leider fand ich ihn in einige Szenen dann doch etwas zäh.
8/10
6. Juni 2019 um 18:02 #148203Brightburn: Son of Darkness
Im ländlichen Amerika lebt ein junges Ehepaar, das sich sehnlichst ein Kind wünscht, doch jeder Versuch scheitert.
Eines Nachts fällt eine Kapsel vom Himmel und beide finden darin ein Baby. Als hätte Gott ihre Gebete erhört…
Brandon Breyer (aka BB) wächst mit dem Status des intelektuellen Sonderlings auf, der vom Rest der Klasse nicht sonderlich ernst genommen wird.
In der Nacht seines 12 Geburtstags werden Stimmen in ihm wach und bedeuten ihm sein wahres Potential!Zu Beginn des Films glaubte ich noch, Clark Kent könnte seinen Cousin besuchen kommen… ein etwas heiterer und humorvoller Beginn ließ Schlimmes befürchten.
Dann wird aber bald klar, dass wir kein heiteres Superheldenfilmchen bekommen, sondern die Idee eines gut gemeinten Horrorfilms.„Was wäre, wenn ein Superheld lieber böse als nett wäre…“, das kommt mir zugegeben nicht gänzlich neu vor. Zwar bin ich in sämtlichen Comic-Kosmen völlig unterbelichtet, aber hatten die Bösewichte in z.B. „X-Men“ nicht auch eine solche Karriere eingeschlagen?
Gut, hier mag es etwas origineller klingen, denn das gewohnt wohlfühlende Heldenklima eines Superman wird mal eben ziemlich schwarz gezeichnet.Zu sehen bekommen wir durchaus härtere Mord- und Verstümmelungsszenen, die allerdings noch eine FSK16 Freigabe erhalten haben. Wenn wir dabei noch berückstichtigen, dass der Gauner zu Beginn seiner Pubertät steckt, dann lassen sich einige erzählerische Pannen noch verzeihen.
Leider aber bleibt man hier weit hinter dem Möglichen zurück.
Dabei ist die erste Hälfte des Films durchaus stark. Das zunächst zarte Aufmucken und eine gebrochene Hand haben eine schöne Einleitung geliefert.
In der Summe werden danach aber zu viele Schauplätze aufgemacht – ein Horrordrama inmitten der kleinen Familie hätte mir persönlich besser gefallen, aber das Ausweiten der Schauplätze (des Tötenswillen) bringt zugegeben einiges an Tempo und schaurigen Auftritten, die jedoch das eine oder andere Mal arg am Klamauk kratzen (hier aber nochmal die Erinnerung an das Alter des Bösewichts).Schauspielerisch fand ich David Denman´s Leistungs als Vater noch die Stimmigste – Elisabeth Hanks als Mutter zwischen Hoffnung und Verzweiflung kann hier leider nicht vollends überzeugen.
Andere Nebenrollen wurden gut besetzt, einen Totalausfall sucht man vergebens.Jackson Dunn als Brandon…. puh….
Ich sag mal so: Gemäß seiner Rolle erscheint er ganzheitlich als ziemlicher Kotzbrocken (selbst in seinen „netten“ Phasen). Kann man so machen. Allerdings bin ich mir nicht völlig sicher, ob sein Fehlen an Mimik so gewollt war um ein Gefühl des „So süß und doch so böse“ erzeugen zu wollen.Die Umkehrung des Supermankosmos hätte tatsächlich ein Ausrufezeichen werden können – ein glücklicheres Händchen bei der Darstellerwahl, dem Drehbuch (insbesondere der letzten 30 Minuten) und $5-10 mehr für gescheites CGI (Rasenmäher… meine Güte!) hätten so manches Wunder bewirken können.
5,5/106. Juni 2019 um 17:22 #148199Long Shot
Als ein millionenschwerer Mogul übernimmt eine Zeitung, für die Fred seine investigativen Artikel schreibt. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und hat dabei mehrfach den Neueigentümer als Feindbild seiner Artikel ausgemacht.
Eine Arbeit unter dessen Namen ist für ihn ausgeschlossen – also kündigt er.
Um seinen Frust zu besänftigen, begleitet er einen Freund auf eine High-Society Party, auf der zufällig auch die Außenministerin der USA zugegen ist.
Beide erkennen sich wieder, schließlich war Charlotte einst seine Babysitterin – die zudem einiges Gefühlschaos in ihm ausgelöst hatte.
Soweit nichts Besonderes – würde Charlotte nicht als kommende Kandidatin für die Präsidantschaftswahl antreten wollen. Sie ist auf der Suche nach einem Schreiber, der ihren Reden eine Brise Humor einhaucht um sie in der Wählerschaft beliebter zu machen.Ein arbeitsloser Journalist, der kein Blatt vor den Mund nimmt und eine gemeinsame Vergangenheit… da könnte es vielleicht klingeln?
Tatsächlich kommen beide ins Geschäft (sie rein geschäftlich, er im Sinne der Weltverbesserung), doch der Weg an die Spitze kann mitunter steinig sein.Long Shot beginnt mit bissigem Klamauk, ebbt dann in der Chaoswelle allerdings erheblich ab. Das tut dem Film gut, auch weil der überdreht chaotische Fred mit zunehmender Filmdauer „konzentrierter“ erscheint.
Die Geschichte um ein eher unwahrscheinliches Traumpaar hat in der Tat nichts Neues zu präsentieren. Dennoch wurden hier einige Gags gewählt, die immer wieder gelingen können und zu gefallen wissen.
Ohne dabei unter die Gürtellinie zu greifen gelingt es auch hier nicht, aber die stille Hommage an „Verrückt nach Mary“ sei hier verziehen.Charlize Theron ist hier wieder einmal schön anzuschauen, über Seth Rogen war ich zuvor bewusst noch nicht gestolpert – eine gezielte Suche nach weiteren Filmen kann ich mir aber auch verkneifen.
Zwischen beiden stellt sich auch sogleich das große Dilemma des Films ein: Zwar erzählt die Story, dass es ordentlich knistert und knattert, aber (auch hinsichtlich dessen, dass es eine reine Komödie ist) ist nicht ein Hauch von Chemie zwischen Beiden erkennbar.
Klar, das muss kein Muss sein, aber andere „romantische“ Komödien konnten da doch schon schöne Verbindungen hervorbringen.Die Ballance zwischen stillem und protzigem Humor ist im Grunde gut gelungen. Leider stolpert man dabei aber durch einige Szenen, die so nicht hätten sein müssen und den Film am Ende auch beinahe als Stückwerk zurück lässt. Etwas mehr Harmonie in Storyline wäre stimmiger gewesen, allerdings hätte es auch den einen oder anderen „Gag“ zum Opfer gehabt.
Long Shot ist ein Film, der im Rahmen der Sneak und zu später Stunde durchaus zu Gefallen wusste. Ganz sicher werde ich ihn nochmal gemeinsam mit meiner Frau auf Sky oder einem anderen Streaming-Dienst anschauen.
Ein harmloses Filmchen zum Nettanschauen – manchmal muss es doch gar nicht mehr sein.6/10
22. Mai 2019 um 17:43 #147885Ich war damit nicht ganz sicher, aber gut zu wissen

Einer der Filme, die viel zu lange nicht geschaut wurden22. Mai 2019 um 13:49 #1478814 Teenies in den 80ern gefallen sich damit, tagsüber im Baumhaus zu sitzen, „Oben-Ohne“Magazine zu lesen und über den Sex mit den Müttern der anderen zu faseln. Ja, so war das damals (ob es heute tatsächlich anders ist?). Dazu die Qual der Sommerferien – herrjeh, gibt es denn nichts zu tun?
Ja, Stand by Me ! Richtig @derschweiger
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</noscript>Ja, damit meinte ich mehr das Produktionsjahr (kleiner Denkfehler zu später Stunde)

Wenn es um das Zusammenspiel von Jungs an der Schwelle zum Erwachsenwerden geht, ist das für mich die Messlatte. Eigentlich wollte ich ja auch auf die unstimmige Chemie zwischen den Kids hinaus. Und Damenunterwäschekataloge und Mütter der Freunde sind dann auch als zeitloses Thema bewiesen
21. Mai 2019 um 23:25 #147866Summer of 84
War der Film nicht mal in aller Munde? Muss ja so sein: 80er Retro, plakative Ähnlichkeit zu „Stranger Things“, spannende Inhaltsangabe…
4 Teenies in den 80ern gefallen sich damit, tagsüber im Baumhaus zu sitzen, „Oben-Ohne“Magazine zu lesen und über den Sex mit den Müttern der anderen zu faseln. Ja, so war das damals (ob es heute tatsächlich anders ist?). Dazu die Qual der Sommerferien – herrjeh, gibt es denn nichts zu tun?
Dann stoßen sie auf die Nachrichten jüngst vermisster Jugendlicher. Dazu noch der verdächtige Nachbar, der jeden Tag massenhaft Erde und Gartenwerkzeug im Baumarkt kauft… würde er damit in seinem Garten arbeiten, wäre es ja nicht auffällig. Erschwerend kommt noch hinzu, dass einer der vermissten Jugendlichen bei ihm gesehen worden sein soll.
Zu dumm nur, dass er ein Cop ist. Dazu ein guter Nachbar. Offen, hilfsbereit, gütig.
Klar ist: Die Jungs müssen sich täuschen!Filme und Serien, die das Lebensgefühl der 80er wieder aufbeschwören möchten, gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Erzählerisch hat „Summer of 84“ erschreckend wenig zu bieten. Das Detektivspiel um den vermeintlichen Serienkiller aus der Nachbarschaft ist wenig spannend und durch pupertäre Blödeleien geprägt. Ich habe das Gefühl, hier wollte man mit Großen aus der Vergangenheit anbandeln. Aber ein bisschen 80er Poster und Shirts, unheilvolle Synthieklänge an allen Ecken und Enden sind dann doch etwas wenig.
Es ist ja nicht so, als hätten sämtliche Größen der Filmgeschichte inhaltlich zwingend mehr zu bieten – der Plot von „Stand by me“ ist ja auch denkbar rasch erzählt.
Aber hier fehlt unter anderem das Fingerspitzengefühl beim Casting, denn die besten Freunde erscheinen kaum als solche. Die persönlichen Krisen der Kids werden schwuppdiwupp in zweiminütigen Szenen abgehandelt – länger kann das Brainstorming auch nicht gedauert haben.Vielleicht liegt mir die Enttäuschung schwer im Magen, weil ich zuvor viel Lob über den Film gehört habe. Dass der Film sich selbst gegenüber konsequent bleibt und das Ende ähnlich ungerührt daherkommt wie die 90 Minuten davor, ist möglicherweise als gut zu bewerten. Zwar ist der arglose Zuschauer über die finale Wendung überrascht – mit Blick auf das Cover und nach Lesen der Inhaltsangabe hat der freudig wartende Zuschauer nun aber auch beinahe sämtliche Geduld aufgebraucht.
„Summer of 84“ ist für mich weit von einem guten Film entfernt und schwimmt mehr schlecht als recht auf einer Retroschiene, der er kaum gerecht werden kann. Hier hatte ich mir durchaus mehr erhofft. Dass das ungeschönte Ende (etwas, das ich im Grunde mag) mich auch nicht besänftigen kann, erklärt vielleicht den Kampf, den ich zuvor hatte.
Ein Sommer zum vergessen.
4/1021. Mai 2019 um 22:52 #147865Dark Crimes
Sagte vorhin jemand „Netflix“?
Jim Carrey ist so eine Sache: Seinem Klamauk kann ich gar nichts abgewinnen. Ace Ventura, Dumm und Dümmer, die Maske… damit kann man mich getrost in Ruhe lassen.
Tatsächlich aber hat er auch Filme gedreht, die zu gefallen wissen. „Number 23“ liegt noch irgendwo im Graubereich, aber „Truman Show“, „Der Mondmann“ (Obwohl auch sehr oft „Blödelfratze“) und „Vergiss mein nicht“ gefallen mir richtig gut. Für einen Oscar wird es wohl kaum langen, aber hinter den Namen steckt doch wahrlich Potential für gute Unterhaltung.Warum diese Einleitung?
Weil Carrey mich zu diesem Film gelockt hat. Sein Look gefällt mir im Grunde ganz gut: Grau, vollbärtig, desillusioniert…Tadek war als Polizist einst der Hit und stand kurz vor der Beförderung zum Polizeichef, als ihm ein Fall dann doch das Genick bricht und er ob seiner Fehler ins Archiv abgeschoben wurde.
Ein Jahr vor seiner Pensionierung stößt er dort auf einen Fall, den er prompt zu lösen glaubt – und der ihm die entzogene Reputation wiedergeben soll.
Ein reicher Geschäftsmann und regelmäßiger Besucher eines „extravaganten“ Sexclubs wird tot aufgefunden. Tadek erkennt den Mord aus einem Roman des Schriftstellers Kozlow. Für Tadek scheint die Sache klar – sowas kann man nicht erfinden (Hüstel…)Zu Beginn sehen wir bizarre, erniedrigende und mitunter tödlich endende Sexualpraktiken eines versteckten, elitären Sexclubs. Erinnerungen an „Hostel“ oder „Taken“ werden wach… und dann sitzt man mit Jim Carrey im Archiv und darf dem gefühlsarmen Mann beim „Auflösen“ des Falls begleiten.
Carrey spielt, als sei er zufällig beim Einkaufen angesprochen worden („Ich brauch dich mal für fünf Minuten um einen Film zu drehen, machste mit?“)
Charlotte Gainsbourg darf auch mitmachen und erzählt dabei ein Kapitel, das für „Nymphomaniac“ wohl nicht ausgereicht hat. Ermüdend, langweilig, nichtssagend… und das klingt tatsächlich noch, als würde man Komplimente aussprechen.
Hier wird bestens gezeigt, wozu ein schlechts Drehbuch, ein überforderter Regisseur und lustlose Schauspieler zu leisten imstande sind. Wirklich schade um die Zeit!1/10
21. Mai 2019 um 22:27 #147864So, letzte Woche habe ich mir auch mal ein paar Filme angeschaut

Angefangen in der Sneak mit:
JonathanJonathan und John sind Brüder. Das allein ist ja nichts Besonderes, doch beide Brüder teilen sich einen Körper. Tagsüber ist Jonathan wach und bestreitet den Lebensunterhalt der Brüder als Teilzeit-Architekt, nachts ist John unterwegs – der Tageszeit entsprechend eher im Partymodus.
Ein Timer hinter dem Ohr signalisiert den beiden Persönlichkeiten, wann es für sie an der Zeit ist, wahlweise einzuschlafen oder aufzuwachen.
Beide kommunizieren via Videobotschaft, berichten mit wem sie über was gesprochen haben, was sie gegessen haben und was noch einzukaufen sei… Wichtige Details eben, falls ein Bekannter Jonathans dann mal auf John treffen sollte.
Alles läuft gut, bis Jonathan von Johns Freundin erfährt. Wie darf das sein? Es gilt doch die eiserne Regel: Keine Freundinnen!
Ab hier wird die Nummer auch prompt kompliziert….„Jonathan“ ist ein nettes Filmchen, das irgendwie ganz gut in den Netflix Kosmos passen könnte – kaum Lächeln oder gute Laune, Trübsal bis zum Abwinken, hach…
Grundsätzlich ist die Thematik nicht uninteressant, ich kann mir gut vorstellen, dass es als Jugendbuch durchaus erfolgreich sein könnte (falls es nicht sogar so ist). Aber irgendwo läuft in der Umsetzung zum Film etwas falsch.
Sind die Dialoge via Video anfangs noch unfreiwillig komisch, so entzaubern sie durch ihr Nichtssagen bald jede Möglichkeit auf Atmosphäre. Dazu werden alle Ereignisse aus Sicht Jonathans gezeigt – John bekommen wir nur per Video zu Gesicht. Hier von einer Doppelrolle zu sprechen ist ja schon beinahe Hohn.
Konflikte, die durch die besonderen Umstände im Beruf und Privatleben entstehen, werden ebenso gefühlsarm runtergerattert wie die vermeintliche Liebesgeschichte um John´s Freundin.Der Film ist kein Käse, und man kann ihn sich durchaus anschauen. Wenn man dabei nicht mit den höchsten Ansprüchen herangeht, weiß er auch zu unterhalten. Für eine Sneak ok, besser noch für den Stream auf Prime oder ähnlichen Kanälen.
5/10
7. Mai 2019 um 19:33 #147628Quicksand
Irgendwie werde ich mit modernen Jugenddramen nicht warm (vielleicht auch, weil ich dieser „Zeit“ entwachsen bin), so geschehen mit „Tote Mädchen lügen nicht“ und nun mit der neuen Netlix-Serie, die (angeblich) für einigen Gesprächsstoff sorgte.
Maja wird von der Polizei in ihrem Klassenzimmer aufgegriffen. Um sie herum tote Menschen und Waffen. Die Lage der Dinge scheint klar, ein Amoklauf.
Doch wie kam es zu dem Massaker und wie konnte eine junge, dem Leben zugewandte und beliebte Person derart darin verwickelt werden?Tatsächlich sorgt die erste Folge noch für Spannung und macht Lust auf mehr – leider verpufft der Effekt rasch durch Rückblenden in die Zeit vor dem Anschlag. Liebe, ein enttäuschter und schlagfertiger („Schwieger“-)Vater, Drogen, Langeweile, Geld und Luxus bilden den Rahmen um die Sackgasse, in die sich Maja Schritt für Schritt hineinbegibt. Rassismus hier und da darf nicht fehlen, schließlich zeigt man das moderne Bild einer „weltoffenen“ Gesellschaft.
Den Umgang mit Maja halte ich für nachvollziehbar, den Weg dorthin vielleicht etwas weniger.
Schön zu sehen: Man arbeitet hier weniger effekthaschend wie in „Tote Mädchen“ und versucht, stets bodenständig zu bleiben – was allerdings auch einige sehr trockene und zähe Passagen zur Folge hat (und dann erscheinen selbst 6 Folgen als zu lang).
Dazu mangelt es erheblich an Sympathieträgern oder Figuren, mit denen man mitfiebert. Am Ende erhält man einen Urteilsspruch, der möglicherweise beim Zuschauer die meisten Emotionen auslöst (dazu dann auch die „Auflösung“ des Tatbestands).
Meiner Meinung nach hätte die Serie für Diskussion gesorgt, hätte man kein Urteil bekommen und würde die Wahrheit im Klassenzimmer nicht gezeigt gewesen. Die Fragen nach dem „Wer“ und „Warum“ verpuffen damit schnell.Vom verschenkten Potential mag ich mal gar nicht sprechen, aber warum dieser (am Ende) magere Inhalt auf 6 Folgen aufgeplustert wurde, ohne dabei den Gemütszustand Majas erklärbar zu machen, ist mir schleierhaft.
Dennoch: Schön, dass man mal darüber gesprochen hat (Und bitte lasst keine 2. Staffel kommen).
4,5/10
7. Mai 2019 um 18:56 #147627Lords of Chaos
Wenn man außer acht lässt das das alles nicht so geschehen ist, dann ist der Film wirklich Spitze….
Boah, wie oft habe ich in Bezug auf Lords of Chaos diesen Satz (o.ä.) gelesen???
Man, man, man.
1. Alle die diesen Satz geschrieben haben, waren zu dem Zeitpunkt noch nicht auf der Welt oder jünger als 10 Jahre.
2. Alle die diesen Satz geschrieben haben, haben diesen Satz auf Deutsch geschrieben, was wiederum darauf deutet das die Leute nicht aus Norwegen kommen.
3. Es ist immer noch ein Film.So.
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</noscript>Jedenfalls ist der Film wirklich sehr sehenswert. Die Darsteller sind Spitze, die Inszenierung gut.
Dafür das Jonas Âkerlund vorher nur (Ja, ok, Spun und Horsemen sind auch Filme) Musikvideos drehte, sieht man dem Film nicht an. (Polar hat er erst danach gedreht!)Von mir gibt es jedenfalls 8 von 10 brennenden Kirchen
Oh…
P.S.
4. Die Tatsachen oder was davon als solche dargelegt bzw. bewiesen wurden, sind alle so im Film zu sehen bzw. beschrieben….daher ist dieser Quatschsatz am Anfang vollkommen ungerechtfertigt.Den Film habe ich nicht gesehen, und ins Kino zieht es mich auch nicht wirklich – obwohl die (wenn es nicht so traurig wäre) irrwitzige Geschichte um Mayhem gewisses Potential hat.
Da Menschen wie Charles Manson und Ted Bundy auch heute ihre „Anhänger“ haben, wundert es natürlich nicht, dass es auch „Fans“ von Euronymus und Varg gibt. Irgendwo hören Kindereien aber auf und münden im Irrsinn.
Den Trailer habe ich gesehen und bin verwundert, dass die etwas heiter angedeudete Grundstimmung (wir wollten nur Spaß und irre Musik – oder so ähnlich) sich mit der Thematik verbinden lässt. Bei Bands wie Mötley Crüe kann ich das nachvollziehen, hier stehe ich aber vor einem Rätsel.Kurz: Nach Deinen Worten gesellt sich neben meiner Skepsis tatsächlich Neugier. Und das Varg den Inhalt als Unwahr bezeichnet, könnte tatsächlich Indiz für die Wahrhaftigkeit dessen sein

P.S. Dass der ehemalige Drummer von Bathory (Akerlund) zu einer solchen Karriere imstande wäre, hätte damals vermutlich nicht mal er selbst erahnt
27. April 2019 um 01:21 #147351Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Ich habe einige Zeit mit mir gerungen, ob ich den Film im Kino schauen möchte oder nicht. Gründonnerstag habe ich mich dann doch dazu entschlossen, den Film in Augenschein zu nehmen.
Die Verfilmung von 1989 liegt auch für mich schon lange zurück, doch in der damaligen Wahrnehmung (verbunden damit, dass „Friedhof der Kuscheltiere“ mein erster Horror-Roman war) und in den Bildern, die seitdem mit dem Titel verknüpft sind, empfinde ich die Version als eine der besseren King-Verfilmungen.
Nun ist es scheinbar so, dass die Kinogänger nicht älter werden und man (warum auch immer) das Gefühl hat, alte Stoffe neu aufzulegen.
Das kann gelingen („Es“) oder auch in die Hose gehen („Carrie“, TV-Adaption von „Shining“).Über die Story an sich muss man wohl nicht viel zu erzählen. Die anfangs genutzten erzählerischen Freiheiten und Mitnahme des Themas ins „Heute“ sind für mich völlig in Ordnung.
Bis auf wenige Ausnahmen verzichtet man hier auf Jump-Scares, was ich sehr begrüße, doch aus irgendeinem Grund konnte mich die Fassung zu keiner Sekunde abholen.
Der Film erzählt eine Geschichte, er füllt sie aber nicht mit Leben. Zumindest empfinde ich es so. Die Charaktere bleiben allesamt blass, ihre Motive ähneln stark derer aus 1989, lassen sich so aber nie richtig nachempfinden.Ich möchte eigentlich den Film mögen, aber wenn man über die schauspielerische Leistung der 89er schimpft, kann man diese hier nicht verherrlichen. Nicht falsch verstehen, die ist hier nicht schlecht, aber auch nicht aufsehenerregend. Anders als das „Alternative“ Ende, was möglicherweise gut zum Zeitgeist passt und den Zuschauer ähnlich ohrfeigen möchte wie das Ende von „Der Nebel“. Nicht schlecht soweit, aber auch nichts im Vergleich zum verletzlichen Ende der Altfassung.
Früher war nicht alles besser, aber möglicherweise wurden Geschichten anders erzählt. So geschehen auch mit „Friedhof der Kuscheltiere“. Das mag gefallen, oder auch nicht. (Bestimmt gibt es viele Zuschauer, die die Neuverfilmung von „Ben Hur“ besser als das Original empfinden und sich auf ein Remake von „Cleopatra“ freuen).
Mir persönlich erscheint es, als habe man das Tape des 89er Films in „Saurer Erde“ vergraben und wir betrachten nun den heimgesuchten Korpus der auferstandenen Fassung.(Möglicherweise) Ungeachtet meiner „Kult-Sicht“ auf die Vorlage ein eher durschnittlicher Streifen.
5/10
27. April 2019 um 00:35 #147349Verachtung
Die Sneak machte es möglich, dass ich nun die 4. Verfilmung des dänischen Ermittlerteams nach einer Romanvorlage von Adler-Olsen sehen konnte. Die drei Vorgänger habe ich nicht gesehen.
Macht es den Sehgenuss nun geringer?
Möglich, schließlich präsentiert man hier um den mürrischen Ermittler Carl Morck ein gewachsenes Team, das augenscheinlich auch schon einiges gemeinsam erlebt haben dürfte.
Nun steht Assad, langjähriger Kollege und Beinahefreund von Carl vor einer Versetzung. Die Stimmung könnte kaum schlechter sein – ein neuer Fall zeigt hierbei die Verbundenheit, aber auch die Brüche des Teams.In einer Kopenhagener Wohnung werden in einem versteckten Zimmer drei mumifizierte Leichen gefunden. Drapiert um einen Esstisch sind ihre Genitalien als letzte Speisung angerichtet.
Die Spuren führen in die Vergangenheit – in eine Zuchtanstalt für junge Frauen auf einer dänischen Insel, wo man den vermeintlich gesellschaftlich entrückten Mädchen mit zuweilen drastischen und entwürdigenden Methoden Sitte und Anstand zuteil werden lassen möchte.
Doch welche Rolle spielt dabei der heute hoch geachtete Arzt Wad?Gearbeitet wird hier mit zwei Zeitebenen, die allerdings schon früh keine Fragen mehr aufwerfen sondern recht bald erkennen lassen, wohin der Hase laufen wird. Das, den Plot überspannende, Thema der Rassenhygiene gerät dabei jedoch nicht so sehr in den Vordergrund wie das tragische Schicksal einer in der Sittenanstalt inhaftierten Frauen.
Das ist völlig ok, dabei stören aber die mahnenden Zitate zum Ende doch ein wenig.Das der Film ein Krimi im klassischen Sinne ist und kein Thriller, merkt man an vielen Ecken und Enden. Es gibt keine dramatischen Verfolgungsjagden, keine lebensbedrohlichen (und sinnfreien) Stunts, Motiv und Täter sind recht früh erkennbar und auch die „Fahndung“ nach den Übeltäter(n) geschieht im überschaubaren Tempo.
Im Mittelpunkt steht Ermittler Carl, der mit den Geistern seinerselbst und seiner Vergangenheit zu kämpfen hat.In seiner Umsetzung hat der Film durchaus Luft nach oben. Einige Szenenbilder erscheinen mir unnötig, mögliche Spannungspunkte werden in wenigen Minuten dahergehetzt und die Darstellung der zweiten Zeitebene in der Vergangenheit ist angesichts der Enthüllung zu Beginn des Films eher ermüdend als spannungsfördernd.
Und doch hat mir „Verachtung“ gut gefallen. Einige Bilder wurden schön eingefangen, andere Momente gut erzählt.
Kenner der Romanvorlage werden möglicherweise nur den groben Plot wiedererkennen (soweit ich nachlesen konnte, fehlt ein ganzer Erzählstrang, ein Kernthema des Buchs wird im Film eher gestreift und zudem wird auf der Leinwand ein neuer Nebenplot eingeführt, der im Buch nicht vorkommt). Nichts Weltbewegendes möglicherweise, denn der Film funktioniert im Kern der Dinge ja auch so.
Mir gefällt die Figur des Carl Morck recht gut, das Motiv des Films ist ein Gutes und einige Schwächen in der Umsetzung verzeihe ich gerne, wenn ich Ermittler sehen darf, die höchstpersönliche Schwächen haben und denen es auch ohne Superkräfte und Sprüngen aus fahrenden Autos, Zügen, Flugzeugen gelingt, einen Fall zu lösen.Eigentlich 4,5 – 5/10, tatsächlich fühlt es sich bei mir jedoch noch 5,5/10 an
12. April 2019 um 21:57 #147063Ein letzter Job
Brian (Michael Caine) ist ein „pensionierter“ Meisterdieb, der seiner todkranken Frau verspricht, seinen Lebensabend gesetzestreu zu verbringen.
Nach ihrem Tod überkommt ihn jedoch nicht nur Trauer, sondern auch Langeweile. Da kommt die Zufallsbekanntschaft Basil gerade recht. Denn dieser besitzt einen Schlüssel zu einem der teuersten Juwelierläden in London. Über die Osterfeiertage ließe sich der Safe unbemerkt knacken. So der Plan, den Brian mit seinen ehemaligen Weggefährten (alle mehr oder weniger gut gealtert) in die Tat umsetzen möchte.
Gelernt ist gelernt, und so machen sich die Rentner an die Arbeit zu ihrem letzten Job…Der Film basiert auf den Diamentenraub aus 2015 und stellt zudem die zweite Verfilmung des Themas dar. Wer die Oceans 11,12,13,8 … oder so ähnlich kennt, wird hier keine neuen Erkenntnisse gewinnen können. Vielmehr spielt der Film das Tempo der gealterten Verbrecher wieder, die neben häufigen Harndrang auch noch andere Wehwechen plagen und die Dinge naturgemäß nicht mehr so schnell angehen können, wie einst.
Außerdem wird man das Gefühl nicht los, dass die Herren keine Rollen spielen, sondern entsprechend ihres Alters wohlfühlend durch das Set spazieren.
Anders als in vielen Kritiken zum Film finde ich das aber nicht schlecht. Michael Caine besitzt eine Präsenz, in der auch wenig Mimik guten Erfolg verspricht. Seine Mitstreiter erwecken ebenfalls einige Sympathien.Ob nun das fehlende Tempo der Oceans, der Mangel am deftigen Fluchen oder Zurschaustellen von sonstigen Gangsterattitüden tatsächlich derart schlecht sein soll, kann ich nicht völlig verstehen.
Sicher ist der Film kein Brüller, setzt zudem wenig Situationskomik ein (die insbesondere in der ersten Hälfte inhaltlich gegeben ist) und erzählt auch die Geschichte nach dem Raub („Uh—laaaaaangweilig“).
Wer sich also bei den dauernd coolen Sprüchen der Oceans-Diebe wohlfühlt, wird hier einige Probleme bekommen.Mir gefällt diese Machart aber etwas besser. Das der Film in dem Tempo endet, wie er begonnen hat, ist schlüssig. Nun lässt sich „Ein letzter Job“ aber auch schwer einordnen. Für einen Gangsterfilm zu wenig ruppig, für eine Komödie zu wenig Humor, für ein Drama zu wenig Charaktertiefe.
Er bleibt aber ein netter Film, den man sich mal Freitag Abends im Stream geben kann.
4,5/10 -
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