DerSchweiger

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  • #129226
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    The silent Man

    Erzählt wird die Aufdeckung des „Watergate“ Skandals, der Präsident Nixon zum Rücktritt zwang, aus Sicht des FBI. Beleuchtet wird hier „Deep Throat“, der Whistleblower, von dem die Reporter des Washington Post detaillierte Berichte und Hintergründe zu den Ermittlungsergebnissen des FBI erhielten.

    Nachdem Liam Neeson zuletzt weniger durch Charakterrollen aufgefallen ist, war die Umstellung, ihn in einem unaufgeregten Film zu sehen anfangs nicht unerheblich.
    Als Mark Felt am Telefon erfährt, dass nicht er, sondern ein Bürokrat des Weisen Hauses den Posten des jüngst verstorbenen FBI-Chefs Hoover erhält, vermutet man schon Waffenklirren und gezückte Pistolen… ;)

    Abseits dessen erhalten wir einen äußerst objektiven, an Fakten angelegten Politfilm, der im Grunde keine Höhen und somit auch keine Tiefen erhält (sofern man ihn im soliden Mittelmaß ansiedelt). Wer Spannung und Thrill anhand von Bildern vermittelt haben möchte, wird hier gänzlich auf der Strecke bleiben. Jeder Spannungsmoment spiegelt sich ausschließlich in den Dialogen der Darsteller wieder.
    Großes Theater – vielleicht aber etwas mau für die große Leinwand.

    „The silent Man“ ist (in meinen Augen) ganz klar darauf ausgelegt, eine wichtige Rolle bei der nächsten Oscar-Verleihung spielen zu können. Zumindest ist der Wille daran jederzeit zu spüren.
    Da Mark Felt im äußersten Maße patriotisch erscheint und seine Familie jederzeit seiner Arbeit unterordnet, wird er vermutlich mehrfach in der Nominiertenliste auftauchen.

    Stimmen werden laut, die Liam Neeson in seiner stärksten Rolle seit „Schindlers Liste“ sehen – kann sein, aber weder Film noch die (äußerst biedere) Darstellung des Mark Felt lassen mich diese Einschätzung teilen.
    Liam Neeson spielt gut, keine Frage – aber die Rolle des in sich gekehrten, eigensinnigen und doch zu allen Mitteln bereiten Menschen, kennen wir aus anderen Filmen in ebensolchen Facetten. Hier fehlen bloß o.g. Waffen und Kraftausdrücke.
    Explodieren darf auch nichts… ;)

    Nicht falsch verstehen: The Silent man ist gut, eine Art Film, die ich gerne schaue. Für mich war er um die Uhrzeit (23:30) dann doch zu kopflastig, als dass ich ihn in Gänze hätte genießen können.
    Verglichen mit anderen großen Würfen die jene Zeit beleuchten („Die Unbestechlichen“ oder auch das Biopic „J.Edgar“) sind diese um Welten wichtiger und inspirierter.
    Vielleicht ist das größte Dilemma hieran, dass nicht jede wichtige Figur des wahren Lebens eine große Figur der Kinolandschaft sein kann. (Ähnliches durfte Kurt Russell in „Deepwater Horizon“ präsentieren)

    Im Grunde sind es Top Voraussetzungen für einen großartigen Polit-Thriller. Da hier aber gänzlich auf Thrill verzichtet wird, taugt der Film als bessere Variante der zeitgeschichtlichen Filme auf HISTORY.
    Eigentlich gute Unterhaltung, jedoch auch gemessen an vergleichbaren Filmen zu diesem Thema, mäßiger Durchschnitt.

    5/10, die sich für mich persönlich jedoch besser anfühlen als es die Bewertung erlaubt.

    #128552
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    American Assassin

    Vince Flynn, bzw. dessen „Nachfolger“ Kyle Mills, mussten einige Romane veröffentlichen, ehe Mitch Rapp auf die Leinwand durfte.
    Ob dies nun zwingend nötig war, steht gänzlich auf einem anderen Papier.
    Als ausgewiesener „Unfriend“ von „Bourne“ hätte ich den Film wohl nie freiwillig ausgewählt.
    So nahm man mir in der Sneak die Entscheidung ab.

    Kurz nachdem Mitch seiner Freundin einen Heiratsantrag machte, wird diese durch Terroristen ermordet. Mitch überlebt verwundet und fortan gezeichnet. Seine Trauer verbirgt er hinter einer Mauer aus Hass und Gewalt, die er nutzen möchte, um böse Menschen daran zu hindern, zukünftig mehr böse Dinge tun zu lassen.
    Klingt absolut einleuchtend und nachvollziehbar.
    So erlernt der junge Mann binnen 18 Monaten die arabische Sprache sowie sämtliche kulturell wie religiös bedeutsamer Inhalte, die ihm kurz vor einem erteiltem Auftrag abgefragt werden.

    Seine Jagd auf islamische Terroristen bleibt vom CIA nicht unbemerkt, und schon bald darf/soll Mitch an einem Bootcamp für zukünftige Anti-Terror-Agenten teilnehmen, das vom kochenharten Stan Hurley geleitet wird.
    Dieser möchte dem ruppigen Mitch auch schon zu Beginn Manieren beibringen, dies gelingt ihm jedoch nicht gänzlich.

    So kommt es, wie es kommen muss und schon bald muss Mitch in einer Mission das Zünden einer Atombombe verhindern…

    Im Grunde weiß ich gar nicht richtig, was ich von dem Film halten soll.
    Es ist zugegeben nicht mein Genre, aber ich fürchte, das ist nicht der einzige Grund, warum der Film missfällt.
    Wenn der Film tatsächlich dazu dienen soll, die Wandlung Mitch´s von einem Studenten (oder so) zu einem 1A CIA Killer dazustellen, dann hat man hier das Thema klar verfehlt.

    Der Zuschauer wird hier völlig vor vollendete Tasachen gestellt, was per se nicht schlecht sein muss. Allerdings gibt der Streifen nichts weiter her.
    Wer auf knallharte Action steht wird hier zu wenig bekommen, wer auf feine Dialoge oder eine gut gezeichnete Story steht, wird mit dem Einschlafen kämpfen.
    Gründe und Motivationen sind hier beinahe gänzlich an den Haaren herbeigezogen (warum der Schurke nach dem Offenlegen seines Motivs nun mit dem Wurf der Bombe droht, kann ich immer noch nicht verstehen).

    Zudem schwankt der Film zwischen schonungslosem Töten und zweifelhaftem „Am Leben lassen“. Irgendwie hat man hier vor Beginn der Dreharbeiten keine Gedanken daran verschwendet und so kommt ein Hü und Hott daher, dass mehr ärgert als erfreut.

    Alles in allem ein solider Agenten Film (Thriller wäre zu viel des Guten), der Fans des Genre jedoch wenig beglücken dürfte (was allerdings eine Einschätzung aus der Ferne darstellt – wie gesagt, bin ich dem Genre doch recht fremd).
    Michael Keaton zeigt weniger, als er kann – ich fürchte, Dylan O´Brien wird mehr abverlangt als er (schon?) zu leisten ist.

    4,5/10

    #128551
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    Passengers

    Hm, warum wird eigentlich auf die Lawrence so herumgehackt? OK, Panem habe ich nicht gesehen, vielleicht kann ich daher eher unbefangen an die Sache rangehen.

    Den Trailer fand ich seinerzeit eher mau bis nichtssagend, den Film hab ich dann mal aus dem „Prime“ Angebot gestartet und bin recht zufrieden mit dem Ergebnis.
    Optisch ist alles einwandfrei (na gut, die Schwerelos-Szene im Pool war schon grenzwertig), zudem zwei Schauspieler, die die Sache recht ernst nehmen.
    Schade eigentlich, dass nicht mehr Gewicht auf dem ersten Drittel des Films liegt. Das Gefühl der Einsamkeit und der wachsende innere Konflikt, die „Angebetete“ zu sich zu holen hätte durchaus mehr als gefühlte 10 Minuten verdient gehabt.
    So liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem Finden und Verlieren der „erzwungenen“ Liebe, ein bisschen Titanic-Flair darf nicht fehlen und ein Ende, dass trotz Al Pacino doch sehr ernüchternd ist.

    Klar, optischer Sci-Fi Streifen mit pseudo-psychologischer Deutung, dafür aber mit der Intension, seine Darsteller in ein möglichst angenehmes Licht zu rücken.
    Muss ja im Grunde nicht sein. Die Lawrence packt das auch mit weniger Screentime, Chris Pratt hat die ersten Minuten recht souverän gemeistert… da hätte es diesen hohen Kitschwert nicht gebraucht.

    Dennoch habe ich mehr bekommen als erwartet. Die leise Verbeugung vor Shining hat mir gefallen ansonsten ein Film mit viel Licht und einigem Schatten.
    Zu seicht, um sehr gut zu sein – zu gut, um schlecht zu sein ;)

    7,5/10

    #128482
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    Blade Runner 2049

    Also wer den ersten Teil feiert wird auch diesen Teil lieben!!!!
    Mehr will und kann ich nicht sagen um nicht zu spoilern bzw. nicht zu beeinflussen.

    Klare Achteinhalb Replikanten

    Ich bin sehr gespannt! Am Montag darf ich mir ein Bild davon machen, visuell erwarte ich einiges – allerdings befürchte ich, dass der Trailer schon ein großes Maß an Spannung geraubt hat :/

    #128238
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    Allied – vertraute Fremde

    Als ich voriges Jahr den Trailer sah, dachte ich – der könnte was werden. Danach habe ich ihn völlig aus den Augen verloren, bis er mir gestern via Prima empfohlen wurde.
    Ja, dann nutze ich doch mal die Gunst der Stunde…

    Inmitten des zweiten Weltkriegs begegnen sich Max (Britischer Geheimdienstoffizier) und Marianne (französische Resistance-Kämfperin) zu einem Auftrag der Alliierten in Casablanca.
    Zunächst ist es oberste Aufgabe, das Bild des frisch verheirateten Paares zu vermitteln, was insbesondere Max anfänglich schwer fällt.
    Nach Abschluss der Mission beschließen beide, dass es für sie zwei noch nicht zu Ende ist und heiraten. Kurz darauf bringt Marianne die gemeinsame Tochter zur Welt.
    Für Max und Marianne ist das Leben nun beinahe vollkommen, da erhält Max die Nachricht, dass Marianne mit sehr großer Gewissheit eine Spionin aus Deutschland sei. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, müsse er für ihre Exekution sorgen.
    Max treibt es nun dahin, die Wahrheit herauszufinden und im Idealfall Mariannes Unschuld zu beweißen.

    „Allied“ ist oftmals schön in Szene gesetzt. Sprachlich authentisch (ein Großteil der ersten Filmhälfte erhält französische Dialoge) und ein Paar, dem man die Liebe einfach glauben muss – denn zu sehen ist sie nicht.
    Hier hat der Film eine leider allzutypische Krankheit – Aussehen allein ist nicht alles, wenn die Chemie nicht stimmt, langt es bestenfalls für Szenen eines Rosenkriegs.
    Ich wage hier mal den (vielleicht mutigen) Vergleich mit „Amerikanisches Idyll“. In beiden Filmen wird die Liebe eines Mannes geschildert und bebildert, ehe er in wachsender Verzweiflung versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und trotz aller Umstände noch immer an die Unschuld und Unversehrtheit der „Geliebten“ (Ja, im Idyll ist es die Tochter..) zu glauben.

    Ewan McGregor gelingt dort, was hier Brad Pitt zu keiner Sekunde in den Sinn kommt.
    Mimik, Emotionen, Mut zu Schwäche.
    Hier natürlich auch wieder Vergleich mit Äpfel und Birnen – vielleicht hatte Mr. Pitt im Gegensatz zu McGregor keine Lust auf den Film (oder schlimmer – auf die Filmpartnerin), was eben dieses Ergebnis nachvollziehbar macht.

    Die Kälte und Distanz zwischen Pitt und Cottilard ist im Rahmen der Scheinehe in Casablanca absolut nachvollziehbar und gut umgesetzt – in der späteren Biografie der Beiden jedoch völlig frei von Gefühl und Tragik erzählt.
    Zwar setzt Max im Film einige Hebel in Bewegung um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, keiner davon scheint legal oder frei von Misserfolgen, aber es plätschert, plätschert, plätschert…
    Und als die Wahrheit ans Tageslicht kommt, ist einem eh alles egal.

    Schade, denn hier hätte mit etwas mehr Mut zum darstellendem Spiel und möglicherweise noch dem ein oder anderen Spannungsheber während der zweiten Hälfte des Films (merkwürdigerweise schläft man beinahe ein, obwohl der eigentliche Teil der Geschichte nun erzählt werden will) ein guter Spionagefilm zu Zeiten des 2. Weltkriegs erzählt werden können.

    Wir sehen jedoch Pitt und Cotillard nebeneinander spielen und wissen, dass sie sich nach Feierabend auf kein gemeinsames Glas verabredet haben können.
    Schöne Bilder, alles andere eher Mittelmaß.

    5,5/10

    #128152
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    „Sie fliegen, oh ja, hier unten fliegen sie alle!“

    Fans und Kritiker mögen weiterhin darüber streiten, ob nun „ES“ oder „The Stand“ Stephen Kings größter Roman sei. Nimmt man die Story um den „Dunklen Turm“ als Ganzes, wird er auch gerne und häufig genannt.
    Für mich ist es ein wenig Äpfel mit Birnen vergleichen (wenngleich mir Äpfel besser schmecken), sind die Ansätze dieser Romane doch eher unterschiedlich.

    Als ich hörte, dass „ES“ eine Neuverfilmung erhalte, war ich zunächst wenig begeistert. Ständig diese Remake-Welle – was soll denn als nächstes kommen? Baywatch, Jumanji, Flatliners? (LOL)
    Anfang des Jahres den ersten Trailer gesehen und die Skepsis wich stiller Vorfreude. Was man dort zu sehen bekam, sah sehr vielversprechend aus.

    Nun war „ES“ womöglich der am meisten diskutierte Film vor Release in diesem Jahr (um das Star Wars Franchise ist es dank jährlicher Ausstrahlung dann doch ein wenig stiller geworden) und die Fallhöhe bei den inzwischen gestiegenen Erwartungen war entsprechend hoch.

    Über die Handlung an sich bedarf es wohl nicht vieler Worte. Den Zuschauer erwartet hier ein Grusler, der nicht vorgibt, etwas Anderes sein zu wollen. Der Film spielt mit der Angst der Kinder und nimmt den Zuschauer auf diese grausige Reise mit.
    Die vielleicht wichtigste Frage: Wird Tim Curry´s Nachfolger Bill Skarsgard als Pennywise ähnlich wichtig für den Film werden, oder erwartet uns eher die viel zitierte Parodie auf Ronald McDonald?
    Keine Frage, Tim Curry´s Darstellung war großartig, doch dem steht Bill Skarsgard in keiner Sekunde nach.
    Diabolisch, angsteinflößend, hämisch und zuweilen verlockend agiert er mit einer Mimik, die in diesem Kinojahr unvergessen bleiben wird.
    Den Film auf die Darstellung des Clowns zu reduzieren, wäre aber ungerecht.
    Der übrige Cast ist ebenfalls ein Hochgenuss. Jede, aber wirklich jede Rolle des „Clubs der Verlierer“ ist wunderbar gewählt.
    Wer sich hier über pubertären Peniswitz echauffiert, der mag vergessen haben, welche Scherze er selbt mit 13-15 gemacht hat. Jemanden aus diesem Cast hervorzuheben fällt schwer, doch uneingeschränkt dürfte jeder Kinogänger konform damit gehen, dass Sophia Lillis als Beverly Marsh eine Offenbarung ist!

    In Rücksprache mit dem „King“ gab es einige Veränderungen zur Buchvorlage – so spielt die Geschichte nicht im Derry der 60er, sondern dem der 80er Jahre.
    Geht schon in Ordnung, zumal man hier einige sehr nette Retro-Metal-Shirts zu sehen bekommt ;)
    Es gibt viele schöne Andeutungen und Verneigungen an den filmischen Vorgänger, auch die im Buch genannte Schildkröte (welche eine Bedeutende Rolle im Dunklen Turm spielt – worin das Wesen „ES“ ebenfalls erwähnt wird) darf vorkommen.
    Sehr unscheinbar, aber Kenner des Stoffs dürfen frohlocken.

    „ES“ erfindet das Genre nicht neu, zieht den bereits im Intro angeschlagenen Ton kompromisslos fort und endet, wie er enden muss. Die Frage, ob einige explizite oder besonders gorehafte Momente aus dem Buch Einzug in den Film halten, wird hier nicht beantwortet.
    Wer den Roman vor Kurzem (nochmal) gelesen haben wird, der darf dem Regisseur natürlich ans Bein pinkeln, weil dies und das nicht so dargestellt wird, wie geschrieben – auch dies und jenes… ihr wisst schon ;)

    Kurzum: Ich ging mit großer (An)Spannung in den Film und hatte sehr große Erwartungen. Ich ging lächelnd und zutiefst zufrieden wieder aus dem Saal. Sicher, wer was zu meckern sucht, der wird es finden…
    Ob der Film nun zu den gruseligsten seiner Art zählt, weiß ich nicht zu beantworten – ich denke, ich bin inzwischen in einem Alter, wo ich mir vor Schreck nicht mehr in die Hose mache – aber die Form und das Spiel mit der Angst sind aller Ehren wert!
    Hier passt in meinen Augen (fast) alles – Score (OK, so sehr ich Anthrax mag, aber das war dann doch eher … naja…), Schnitt, Kamera, Darsteller und Nachhaltigkeit sind derart beeindruckend, wie ich es vielleicht noch von „Dunkirk“ erwartet hätte (und dort leider eher enttäuscht wurde).

    Möglicherweise betrachte ich es auch sehr aus der King-Fan-Brille, aber ich behaupte auch nicht, dass der Film der wichtigste Beitrag zur Historie des Kinos darstellt ;)
    Ich habe den Film nun zwei Tage wirken lassen, und wäre wieder bereit, ihn mir anzuschauen – das passiert höchst selten.
    Aber so erwarte ich wahre Gruselfilme: Viel Mut zur Herzlichkeit, beeindruckende Bilder, Grusel, wenn er benötigt wird und kein unnötiges Geigengeplärre beim Öffnen einer im Schatten liegenden Tür, Mut zur Grenzverletzung („Bist du noch mein Mädchen?“) sowie Geduld und Fingerspitzengefühl bei der Wahl des Casts!

    Wunderbar und Großartig!!
    Und zu guter Letzt ein Abspann, der nicht unnötig in die Länge gezogen wird – vielen, lieben Dank!

    9,5/10

    #128106
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    What happened to Monday

    Teil 2 des gestrigen Kino Mini-Marathons. (Für Teil 1 muss ich mich noch mal sammeln)
    Angesichts der Preview zu „Es“ übernahm Pennywise die Übergabe der verlosten Freikarten – na ja, semi-lustig.

    In „What happened…“ zeigt Noomi Rapace multiple schauspielerische Fähigkeiten.
    Im Jahr 2049 ist die Erde gnadenlos überbevölkert. Das Öko-System droht völlig zu Grunde zu gehen, da tritt Nicolette Cayman (Glenn Close) auf den Plan und gründet ein Kinder-Zuteilungsbüro. Jüngere Geschwisterkinder werden eingesammelt und eingefroren. Der Zustand soll so lange wahren, bis die Erde sich von der Menschheit erholt habe und evtl. mehr als ein Kind pro Familie erlaubt sei.

    Großvater Settmann erlebt zu dieser Zeit, wie seine Tochter bei der Geburt eineiiger Siebenlinge stirbt und muss sie fortan großziehen. Da er die Idee des Staates zur Ein-Kind-Politik nicht teilt, ist Kreativität gefragt.
    Fortan lebt er mit den sieben Mädchen isoliert in einer Wohnung, die mit Geheimtüren, versteckten Waffen etc. ausgestattet wird.
    Später gestattet er den Kindern, dass jede an einem Tag der Woche das Haus verlassen darf. Voraussetzung: Sie tritt in die Rolle der Karen Stettmann und berichtet am Ende Dank der entwickelten Überwachungstechnik detailiert von ihrem Tag, schließlich muss am nächsten Tag die nächste Schwester ohne Aufsehen zu erregen das Leben von Karen fortsetzen…

    Eines Tages im Jahre 2079 (in der immer noch der selbe Ein-Kind-Politik Werbetrailer von den Häuserfronten strahlt!) kommt Monday nicht wieder zurück. Um zu erfahren, was geschehen ist, müssen sie das Risiko eingehen, von der staatlichen Überwachung erwischt zu werden…

    Nun, was haben wir hier? Das Thema Ein-Kind-Politik ist ja nicht revolutionär, sowohl Realität als auch Science-Fiction wussten hieraus schon Themen zu kreieren… (Mit Freude denke ich da an „Fortress“).
    Was zu Beginn des Films noch irgendwie spannend daher kommt und die Unterschiedlichkeit der sieben Schwestern unterstreicht, entpuppt sich dann doch zum eher mauen Actioner.
    Der deutsche Zuschauer wird auf Dauer des Films unglücklicherweise mit Bart Simpsons Synchronsprecherin Sandra Schwittau belästigt.
    Natürlich: Sie klingt rauh, ungezähmt, unterhalb der harten Schale geschwächt und ängstlich… aber mir ist das eindeutig nichts.
    Noomi Rapace beste Rolle ist am Ende die der Karen Settmann. Verschlossen, dezent, unnahbar.
    Und bis zur Frage, was denn bitte mit Monday passiert sei, macht es zugegeben richtig Spaß zuzuschauen.
    Aber hier wird es jedoch zuweilen sehr beliebig, überraschend vielleicht noch die Menge an Blut, die es zu vergießen gilt.
    Leider wird versucht, mehr Fragen zu beantworten als gestellt werden – und die hinterlassen dabei auch noch Lücken in ihrer Erklärung.
    Dazu ein Ende, das deutlich besser hätte ausfallen müssen und man hat unter dem Strich eine solide Unterhaltung zum kleinen Preis (Sneak sei Dank).

    Um eine beklemmende Dystopie in Szene zu setzen, hätte das Drehbuch mehr Raffinisse verdient gehabt und vielleicht nicht den einfachsten (und urkomischen) Ausweg von Siebenlingen wählen sollen.

    Hier hat der Trailer (ähnlich wie bei „Atomic Blonde“) mehr Hunger gemacht – satt wurde ich von der Präsetantion gestern Abend leider nicht.
    Aufgrund einiger netter Einfälle hat man die Häppchen doch gerne verspeißt.

    5,5/10

    #127984
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    @sascha74
    Dass TWD über die Zeit ist, würde ich gar nicht mal behaupten… in meinen Augen kommen durchaus erzählbare Themen wie Terminus, Wolves zu kurz weg, dass aber dann ein Neegan derart lange Unheil drohen kann ist ja schon beinahe Slapstick. Dieses Thema ist völlig durch, da gebe ich Dir Recht, könnte aber hoffentlich spannend enden, wenn die richtigen Schreiberlinge die richtigen Schalter finden (König und Tiger dürfen weg, auch ein Ableben von Rick würde ich begrüßen um dann den Fokus neu zu legen – Carl ist doch schon länger in Lauerstellung ;) )
    Aber bald werden wir schlauer sein…

    Zum Thema Zombie gibt es ja leider viel Schund, aber dann doch auch mal etwas, dass spannend geraten ist. Ich habe vor einiger Zeit „Blog über das Ende der Welt“ oder so ähnlich gelesen und fand die erste Hälfte des Buches richtig gut. Klaustrophobisch und mit der ständigen Bedrohung lebend… sowas würde ich mir gerne mal anschauen (Ganz im Sinne des Großen „Zombie“ oder auch die Kellermomente von „Night of the living dead“)

    Leichter Themensprung:

    Störche – Abenteuer im Anflug
    Wer kennt noch die gute, alte Zeit, als Störche die Babys brachten? Sicher eine Wohltat für werdende Mütter und deren Männer, aber inzwischen hat sich dann doch Mutter Natur durchgesetzt und die Störche sind inzwischen als Paketzusteller zuständig.
    Als nach Jahren der Ruhe ein Babywunsch an die Störche adressiert wird, droht das Versandunternehmen im Chaos zu versinken. Da gilt es, das Baby so unauffällig wie möglich auszuliefern, der Boss soll von dem Ganzen schließlich nichts mitbekommen.

    Im Grunde werden hier sämtliche Zutaten für einen zeitgemäßen Zeichentrickfilm genutzt. Skurile Charaktere, der stets fröhliche, aber chaotische Außenseiter und ein gefährliches Abenteuer wollen hier Spaß verbreiten.
    Tatsächlich hat der Film für mich als Papa einige komische Szenen, mir gefiel insbesondere der Beginn des Streifens in der die Mimik und der Wortwitz schön gewählt sind.
    Hintenraus fehlt mir persönlich der packende Moment.
    Meiner Tochter (8 Jahre) hat er gut gefallen, das große Highlight ist er für sie aber nicht gewesen.

    Als Auswahl für das Familienkino macht man hier sicherlich nicht viel falsch. Ich vergleiche das mal mit „Arlo & Sport“ der in meinen Augen auch lange Zeit dahinplätscherte. Am Ende merkte man jedoch, dass einem das Gespann recht ans Herz gewachsen war, dieses Gefühl fehlt den Störchen hier gänzlich.
    Die Zutaten für einen ordentlichen Film sind also gegeben, schlecht macht er es auch nicht, aber den Figuren fehlt es an Seele.
    Bewerten wir ihn als Kinderfilm, kommt er aber logischerweise eindeutig besser weg.

    Papa: 5,5/10
    Noemi: 7,5/10

    #127953
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    @sascha74
    Freut mich, wenn meine Texte gelesen werden :) Tatsächlich scheint „puls“ bei mir einen King/Cusack Bonus zu erhalten, der Film ist (im Grunde wie von mir geschildert) mit Mühe Mittelmaß.
    Beim Buch ging mir es ähnlich wie Dir, als ich es zu lesen begann. Ich kenne es nicht mehr im Detail, aber ich würde sagen, das erste und dritte Viertel des Buches sehr stark sind, die übrige Hälfte hat mich mehr enttäuscht als begeistert.
    Danach aber kam eine Glanzzeit des King – ich mag alle Bände hinterher sehr, nur „Mind Control“ hat mich nach den 2 starken Vorgängen doch beinahe enttäuscht…

    back to topic:

    Fear the Walking Dead – S03/E09+10+11

    Im Grunde weiß ich gar nicht, warum ich FtWD noch schaue (im übrigen hege ich beinahe ähnliche Zweifel beim großen Bruder TWD) – so wirklich mit Zombies, überraschenden und gefährlihen Situationen hat das Ganze ja nicht mehr viel zu tun.
    Die erste Hälfte der dritten Staffel fand ich ab Episode 3 recht gut, was mit der letzten Folge dann wieder gänzlich in die Gosse gekippt wurde. Der Ursprungscast ist in meinen Augen derart langweilig, dass ein Mitfiebern (oder Mitjubeln, je nachdem) nicht möglich ist.
    Als mit dem Chefs des Staudamms und später eigenwillige Charaktere hinzukamen, die sich nicht sofort in die Karten schauen ließen, war das Ganze jedoch plötzlich spannend. Leider wurden ja sämtliche Kollegen, die mich mit einer Spur Vorfreude haben einschalten lassen, wieder eliminiert.
    Nun durften wir erneut Stimmungsschwankungen eines farbigen Bootskapitän ertragen, der den Anschein erweckt, Schwanger zu sein… in Episode 11 erleben wir drei Facetten binnen 40 Minuten – Respekt!
    Alles andere dudelt irgendwie vor sich hin, drohende Rebellion, drohender Rauswurf aus dem Paradies (so what!), drohende Wasserknappheit…
    Schön wird es gelegentlich, weil man hier recht oft weiß, wie man die Kamera zu halten hat und welche Stimmungsbilder eingefangen werden sollen. Hier hat die Serie im direkten Vergleich zu TWD tatsächlich die Nase vorn.

    Nun gut, das alles geht irgendwie weiter, bald kommt wieder TWD und hinterher ist die größte Bedrohung wahlweise ein Baseballschläger oder ein Indianer. Walking Dead? Ja, hat man mal von gehört, die sind aber scheinbar schon ausgestorben ;)

    4/10

    #127925
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    Puls – Wenn alle vernetzt sind ist keiner sicher

    Der Roman von Stephen King aus 2007 war schon seinerzeit ein Werk, mit dem ich mich nicht gänzlich anfreunden konnte.
    Irgendwo zwischen leisen Andeutungen zum Dunklen Turm und Herbeizitieren vergangener (blutiger) Bände seiner frühen Schaffenszeit konnte ich wenig finden, das mich beim Lesen wirklich packen konnte.
    Auch die meisterhafte Erzählung (wenn denn schon „nichts“ passiert) konnte ich nicht finden.
    An wenigen Stellen des Buches wurde ich jedoch gepackt, fand die aufgebrachte Idee gut, was sich im äußerst fragwürdigen Ende wieder aufzulösen begann.

    „Puls – Wenn alle vernetzt sind ist keiner sicher“ (meine Güte, kann man für „deutsche Übersetzungen“ tatsächlich Geld verdienen?) ist deshalb in meinen Augen eine passende King-Verfilmung.
    Das Buch war eher naja, der Film schlägt eindeutig in die selbe Kerbe.
    Filmisch hat man es jedoch verpasst, die „Zombies“ adequat in Szene zu setzen… man bekommt hier ein paar Funkferngesteuerte Wesen, die bei Bedarf prügeln und tatsächlich fressen. Hier bietet man eindeutig zu wenig Neues, um Beachtung zu gewinnen (die Vorlage von 2007 war wohl noch innovativ – The Walking Dead und Co gab es ja noch nicht), heute ist der Zuschauer doch schon anderes gewohnt und das 08/15 Zobmie Verhalten mit verfremdeter Ursache weiß eben nicht zu ziehen.
    Der Twist, dass sie bei Nacht im Stand-by sind war im Roman schon clever gewählt, hier wird allerdings etwas zu wenig daraus gemacht.

    Nun gut, es ist kein Film für die Leinwand, der geneigte Konsument darf sich via „Prime“ ein Bild davon machen.
    Was gibt es aber darstellerisch zu sagen? Cusack spielt solide, das kann er. Mehr wird nicht verlangt.
    Jackson spielt Jackson, allerdings weniger bissig und blödelnd wie zuletzt… im Grunde eine Wohltat.
    Überraschungsmomente hinsichtlich Verfolgungsszenen etc. gibt es nicht, dafür hier und da eine Wendung, die zumindest für ein „Hä?“ sorgen dürfte.

    In meinen Augen eine solide Verfilmung einer eher mäßigen Vorlage (wann traut sich mal jemand an das grandiose „Love“??). In punkto Unterhaltung und Kurzweil vor „A good Marriage“, aber leicht hinter „Big Driver“ – um mal zwei aktuellere Werke aus dem King Kosmos zu nennen.

    Keine Ahnung, was ich letztlich davon halten soll. Besser als der deutsche Titel ist er allemal, man sollte jedoch nicht mit der Erwartung herangehen, einen Zombie-Film zu bekommen.
    Habe ich übrigens nicht, aber dennoch:
    5/10

    #127816
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    Vorwärts immer!

    „Die erste Honecker Komödie seit Honecker“
    Den (wohl witzig) anmutigen Slogan aus dem Trailer finde ich persönlich etwas deplaziert, aber das mal außen vor…

    Jörg Schüttauf glänzt hier in einer Satirerolle über Honecker, der 1989 die angekündigte Leipziger Montagsdemo mit Waffengewalt zu beenden ankündigte.
    Anne Wolf ist schwanger. Ausgerechnet vom Sohn des größten Rivalen ihres Vaters, der als Schauspieler große Beliebtheibt beim Publikum erfährt, bei Preisverleihungen jedoch leer ausgeht.
    Matti findet die Aussicht, Vater zu werden im ersten Augebnblick wenig verlockend, genausowenig wie den Gedanken Anne´s, nach Westen zu fliehen.
    Ihr Entschluss steht jedoch fest, doch als sie sich von ihrem Vater verabschieden will, verliert sie ihr Ticket in die Freiheit. Um es wieder zu bekommen, muss sie mit August nach Leipzig fahren, um eine neue Gelegenheit zur Überreise zu erhalten.
    Just an diesem Tag ist jedoch die Montagsdemo angekündigt… und Vater Otto, der zurzeit als Honecker an einem Stück über die Partei probt, verzweifelt an dem Gedanken, sie dort in Gefahr zu wissen.
    Schnell wird jedoch eine Idee zum Plan: Da Honecker den Schießbefehl gegeben hat, kann auch er ihn wieder zurücknehmen.
    Doch auch der größte Schauspieler der DDR kann beim Spielen der Rolle seines Lebens Fehler nicht vermeiden…

    Es schwingt großes Drama im Hintergrund, es droht grober und unsinniger deutscher Klamauk und es überrascht an einigen Stellen feiner, spitzfindiger und pointierter Humor (Stichwort: Raufasertapete!).
    Der Drahtseilakt, ein gefährliches Regime in herziger und humorvoller Weise darzustellen, jedoch die darin liegende Gefahr nicht zu leugnen, ist schon einigen Filmen gelungen.
    Hier – soviel vorweg – gelingt es nicht.

    Neben einigen sehenswerten Dialogen offenbart sich „Vorwärts immer!“ oftmals als Kinofassung eines „Sketch History“.
    Absoluter Tiefpunkt ist die Konfrontation Honeckers mit seinem Ich… hergottnochmal… das ist keine Respektlosigkeit in cineastischer Form, das ist dummer Pausenklamauk.
    In der Summe wird Honecker als zu dumm, seine Frau Margot zu „offen“ dargestellt. Einige Requisiten sind fein gewählt, andere Orte (etwa der Konferenzraum der SED) selbst für eine Theateraufführung zu spartanisch ausgestattet.
    Auch die Balance der dargestellen STASI Spitzel ist unausgewogen – zunächst Dick und Doof, dann skrupellose Killer.

    Ob Honecker seinen Schießbefehl zurücknehmen und Anne die Wirrungen gut übersteht um gen Westen zu ziehen sei hier freilich nicht verraten…

    „Vorwärts immer!“ hätte schön sein können, ist es dank überbordender Satire jedoch nicht immer. Wohlgewählter Humor trifft Klamauk und alles angesichts eines historischen Hintergrunds, dessen Ernsthaftigkeit nur zu selten durchblitzt. Sehenswert bleibt der Film dank Jörg Schüttauf (auch wenn die Darstellung Honeckers mir zu absurd gewählt ist) und mit leichten Abstrichen Josfine Preuß und Jakob Matschenz. Auch Alexander Schubert weiß in dem einen oder anderen Moment zu gefallen.

    Fazit: Ein Humor wie etwa in „Kundschafter des Friedens“, und der Film hätte beinahe groß werden können. So trifft der Humor leider allzuhäufig in die Fußstapfen eines „Radio Heimat“ (was in Radio Heimat zugegeben an der ein oder anderen Stelle funktionieren konnte), was im geschichtlichen Kontext aber zu keiner Zeit angemessen erscheint.
    Nicht falsch verstehen: Eine Komödie über Honecker finde ich nicht grundlegend falsch, auch die Story bietet im Grunde tolle Möglichkeiten… diese oftmals plumpe Verballhornung mindert jedoch mein (persönliches und nicht zwingend übertragbares ;) ;) ) Sehvergnügen.

    5/10

    #127453
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    @derschweiger

    Logan Lucky

    Was waren wir „Lucky“, als der Film in der gestrigen Sneak lief. Steven Soderbergh hat mit seinem Cast um Channing Tatum, Adam Driver, Katie Holmes (huch, wann ist sie so alt geworden??), Riley Keough „….and introducing“ (Yeah!!) Daniel Craig ein Lokalkolorit der amerikanischen Einöde gezeichnet, das Riesenspaß macht, schön und liebevoll gezeichnete Figuren beinhaltet und damit einen etwas überdrehten Plot um Längen überwiegt.

    Es liegt ein Fluch über der Logan Familie. Jimmy erleidet vor seinem Durchbruch als Quarterback in der NFL einen schweren Knieschaden, Bruder Clyde verliert im Krieg auf der Fahrt zum Heimflug einen Unterarm… nur Schwester Millie scheint hiervon verschont geblieben zu sein. Sie fristet ihr Dasein in einem Friseurladen, Clyde ist als einarmiger Barkeeper ein Kuriosum und Jimmy arbeitet nun als Bauarbeiter – bis zu dem Tag, an dem er wegen seinem kaputten Knie auffliegt und gekündigt wird.
    Zum Glück fanden die Bauarbeiten unter einer NASCAR Bahn statt. So weiß Jimmy, wohin das Bargeld fließt, wenn die Kassen voll sind und Zugang zu den Bautunneln hat er durch seine Kenntnis der Sicherheitscodes ohnehin.

    Schnell ist der Plan geschmiedet, die Kassen während einem NASCAR Rennen auszurauben. Fehlen nur noch qualifizierte Komplizen. Einen davon finden die Logan Brüder im nahgelegenen Gefängnis…

    Neben einer eher hanebüchenen Raubposse darf ein kleines Familienmelodram nicht fehlen. So nervig Jimmy´s Tochter aber auch ist, die Szenen gelingen im Kontext des Films sehr und zeigen die Ganoven von einer äußerst liebenswerten Seite.
    Überhaupt gibt es hier keine unsympatische Figur, auch moralisch gestellte Fragen über die Notwendigkeit eines Raubes sind einfach herzhaft und köstlich.
    Sonderbergh hat sichtlich Spaß beim Dreh des Films, seine Schauspieler sprühen ebenfalls voller Spielwitz, die hier in stark gedrosselter Mimik (Außnahme Daniel Craig – der sehr überdreht sein Image als James Bond gegen die Wand wirft) Außenseiterkomik entwickeln, die zu beinahe jeder Zeit große Freude macht.

    Kleiner Spoiler!!
    Um einen Aufstand friedlich zu beenden, stellen die Insassen des Gefängnis einige Forderungen an den Gefängnisdirektor. Liebhaber von „Game of Thrones“ werden Tränen lachen ;) !!
    Kleiner Spoiler Ende!!

    Ein Film, bei dem ich nach Sichtung des Trailers glaubte, alles Pulver sei schon verschossen, der mich aber prächtig unterhalten hat. Kleine Abzüge in der B-Note für die dann doch sehr skurille Umsetzung des Plans und für Farrah Mackenzie (Sorry – ich weiß, sie ist ein Kind… dennoch nervt´s!!)
    Aufgrund der nicht ganz so aufgesetzt Coolness (ich vergleiche hier mal mit „Baby Driver“), ein rotzfrecher, starker und herzlicher Räuberfilm aus der amerikanischen Kleinöde.

    8,5/10

    #127222
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    @derschweiger

    Hereinspaziert

    Diese Sneak hätte eine Bessere sein können, obwohl ich beim Intro noch frohlockte: Eine französische Komödie!
    Aber hier hat Philippe de Chauveron ziemlichen Murks abgeliefert (vielleicht nachträglich eine Warnung, „Monsieur Claude und seine Töchter“ nicht anzusehen)

    Jean-Etienne ist mäßig erfolgreicher Autor, der mit Hilfe seiner, als Künstlerin tätigen Frau, die zugleich Millionenerbin ist, ein Leben in Luxus mitsamt indischem Butler führt.
    In seinem neuen Buch spricht sich Jean über absolute Toleranz und Großzügigkeit aus. Jeder Franzose könne doch seine helfende Hand den Notleidenden reichen, anstatt sie abzuschieben (hier wird der Umstand sozialie Ungleichheit mal eben ignoriert, sondern stattdessen voll auf die Zwölf das „Ausländerthema“ in Frankreich (und der Welt) angesprochen)
    Um sein Buch zu promoten, tritt er in einem TV-Duell gegen einen Verfechter der eher rechten Seite an und lässt sich platt und plump überrumpeln um anschließend anzubieten, jedem Roma, der bittstellend vor seiner Tür erscheine, Einlass zu gewähren. Um die Peinlichkeit zu vollenden, nennt er natürlich seine Adresse… Junge, Junge…

    Es kommt, wie es kommen muss, denn noch am selben Abend steht eine Roma Familie um Familienvater Babik und Gelegenheitsroma Erwan vor der Tür.
    „Hereinspaziert, Du sagen – wir kommen!“ oder so ähnlich.
    Jean mitsamt Familie hat sich das natürlich anders vorgestellt, doch nun will er den Umstand zur guten Presse nutzen. Sein Buch wird sich sicher richtig gut verkaufen!

    Der Clash-of-Culture funktioniert in Folge gar nicht. Die Komik ist lächerlich an den Haaren herbeigezogen, die Charaktere erhalten (bis auf Ehefrau Elsa) kaum Facetten und wenn, dann werden sie innerhalb von Sekunden von einem Extrem zum Anderen sichtbar.
    Die Komik mit der Keule funktioniert also nicht, der unterschwellige, warmherzige Humor, der mir in anderen Produktionen des Landes so sehr gefällt, ist hier nur kaum wahrnehmbar. Hier und da blitzt ein Funke durch, der mir im Kino ein Lachen entlocken konnte, aber insgesamt ist die Darstellung der Roma mehr zum fremdschämen als zum Schmunzeln.
    Viele Szenen, etwa das Anbandeln des Sohnemanns mit der Romatochter („Fässt du meine Tochter an, muss ich Dir mit dem Hammer die Zähne rausholen“) sind nicht nur vorhersehbar sondern in ihrer Art dermaßen außerhalb der eigentlichen Erzähstruktur des Films plaziert, dass man vor Zorn am Kinosessel rüttelt.

    Schade um das Ensemble, denn Christian Clavier, Elsa Zylberstein, Cyril Lecomte und Ary Abittan können so viel mehr!

    Nachdem ich zuletzt das französische Kino so sehr lobte, hier der Beweis, dass sie es auch absolut schlecht können. „Willkommen bei den Hartmanns“ lässt als Referenz grüßen :(

    Ein Punkt für den Cast, ein Punkt für die Nagelpistole…
    3/10

    #126897
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    @derschweiger

    Barry Seal

    Eine Sneak mit einem Film, den ich dort nicht zwingend erwartet hatte.
    Bin absolut kein Tom Cruise Hater (soll er doch „glauben“, woran er will), allerdings haben mir seine Mission Impossible xyz nicht mehr packen können, die Mumie habe ich mir aufgrund befürchteter Sinnlosigkeit gespart… schön, ihn dann mal wieder als „Hans-Guck-in-die-Luft“ Sonnyboy sehen zu können (auch wenn ich das Gefühl nicht los wurde, dass er für diese Rolle ca. 15 Jahre zu alt war).

    Anders als @the-knower fand ich den Beginn sehr stark, genau mein Tempo und eine schöne Einführung der relevanten Personen (so viele sind es dann ja doch nicht). Hinten raus nimmt der Film an Fahrt auf, gefällt mir aber nicht mehr so sehr und hätte für mein Gefühl auch gerne 10 Minuten kürzer sein können.
    Es gibt keine Aneinanderreihung von dramatischen Stuntszenen, will heißen: Hier wird tatsächlich eine Geschichte erzählt!

    Basierend auf einer wahren Begebenheit? Echt jetzt? Na ja, man hat ja schon allerhand erlebt und wie man weiß, schreibt das Leben die besten Geschichten.
    Einzig der Vorführer im Kino wusste sich der Klasse des Films nicht anzupassen. In vielen Szenen wurden die Darsteller ohne Köpfe gezeigt, oftmals nur mit Halbem… hat wohl versehentlich den Zoom-Knopf gedrückt.
    Anfangs hielt ich das noch für ein Stilmittel, später erkannte ich die Panne und war dann auch etwas angesäuert… dennoch ein guter Film mit einer schönen Portion Humor, einen Hauch von Crime und einer Winzigkeit Thrill.
    Dazu ein Ende, wie man es sich wünscht… fein, fein, Herr Cruise!

    7,5/10

    #126562
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    The Circle

    „The Circle ist langes Vorspiel, dass dem Zuschauer die Belohnung am Ende verweigert“ (The Guardian)

    Eine Sneak mit beinahe hochkarätigem Cast Emma (Hermine) Watson und Tom Hanks sollen ein beinahe dystopisches Kammerspiel um ein Social-Media-Unternehmen tragen, was ihnen leider zu Teilen des Films nicht ganz gelingen mag.
    Tom Hanks als Guru bzw. Firmenchef des „Circle“ spielt dezent, unauffällig und unaufdringlich. Die „Bedrohung“ seines Vorhabens existiert in seinen Worten und Visionen.

    Emma Watson, als Mae Holland, freut sich wie tierisch, durch Mithilfe einer Freundin, ein Vorstellungsgespräch beim Circle erhalten zu haben. Noch größer die Freude, als sie in das Unternehmen aufgenommen wird.
    Ziel des Unternehmens ist es, mit Hilfe der User-Profile die Gesellschaft gläsener, offener und ehrlicher werden zu lassen. Wer keine Geheimnisse hat, der kann nicht lügen (z.B.) und andere abstruse Ideen geistern durch die futuristisch und von der Außenwelt abgekapselten Unternehmenswelt des Circle. Schnell wir Mae klar gemacht, dass sie doch bitte die „freiwilligen“ Angebote vor Ort zu nutzen und sich intensiver ihrem Account zu widmen habe – schließlich verlangen ihre „Freunde“ nach Kommunikation.
    Da wird auch mal eben Beck zu einem Feierabendkonzert eingeflogen, klar, dass Mae voller Euphorie ist.
    Vor Ort lernt sie einen weiteren Firmengründer kennen. Ty möchte dort aber lieber unerkannt und gelöst von ständigem Überwachungszwang des Circle leben (warum er dann nicht „auszieht“… hüstel….).
    Nach einem kurzen Kennenlerngespräch „Hi“ – „Hi zurück“ zeigt er Mae geheime Vorhaben des Circle, die er mit großer Sorge betrachtet. Den gläsernen Menschen habe er nie haben wollen… vielleicht weiß Mae ihm zu helfen.

    Der Guardian bringt das Schauspiel leider auf den Punkt. Der Film an sich ist nicht schlecht (auch wenn man – wie ich – das Gefühl hat, dass Emma Watson mit stark angezogener Handbremse agiert und Tom Hanks keinerlei Möglichkeit erhält, sein Können aufblitzen zu lassen), das Thema ist „brandheiß“ und es lässt vortrefflich darüber diskutieren.
    Leider spricht der Film die enthaltene Kritik am zunehmenden Social-Media Wahn / Zwang in allzuflacher Optik und Handlung an. Möglicherweise hat man aber vor den Dreharbeiten die Sehgewohnheiten der Zielgruppe analysiert und kam eben zu dem Fazit, dass man besser nicht zu tiefgründig und stattdessen lieber mit dem Holzhammer eine stille Kritik anzubringen habe.
    So weit, so gut… Es gibt in diesen Geschichten ja immer diese Kritikressistenden Figuren, die trotz aller tragischer Folgen nicht von ihrer Vision ablassen. Die Figur, die am Ende die Augen öffnet, hat mich dann doch ein wenig überrascht.
    Hier hat der Film tatsächlich ein kleines Bonbon bereitgehalten, aber leider lässt er mich als Zuschauer mit dem Gefühl zurück, eine Familienpizza bestellt und stattdessen ein Piccolini bekommen zu haben.

    Unter dem Strich jedoch die klar bessere Gesellschaftskritik im Vergleich zum oftmals peinlichen „Jugend ohne Gott“, zum Thema totale Überwachung und Reduktion der eigenen Meinung empfehle ich weiterhin sowohl Buch als auch Film „1984“.

    The Circle ist ok, nicht so rasant wie der Trailer versprechen mag, zeitweise ein wenig spannend und wer Emma Watson noch weniger eindringlich spielen sehen möchte als in „Colonia Dignidad“, der mag hier auch (sehr) gut unterhalten werden.
    Für mich ein guter Kandidat fürs Streaming bei Amazon-Prime, die 12 EURO fürs Kinoticket würde ich an der Stelle aber nicht aufbringen wollen.

    5,5/10

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